Einen Info-Text zu Schmerzsymptomen beim Meerschweinchen findet ihr hier.
Schmerzmittel für Meerschweinchen
Für Meerschweinchen gibt es verschiedene Schmerzmittel, die ihnen bei Krankheiten und Schmerzen gegeben werden können. Hier sollen die uns bekannten Schmerzmittel vorgestellt und unsere Erfahrungen damit geschildert werden in Bezug auf eine orale Gabe dieser Schmerzmittel.
Der Text erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit, er soll lediglich unsere Erfahrungen wiedergeben, so dass andere Tierhalter diese Informationen erhalten und sie mit ihren Tierärzten in Bezug auf ihre kranken Meerschweinchen besprechen können.
Gabe von Schmerzmitteln
Schmerzmittel sind auch beim Meerschweinchen sehr wichtig, auch wenn sie sich viele Schmerzen nicht anmerken lassen. Gleichzeitig zu einer Schmerzmittelgabe ist aber Ursachenforschung unerlässlich, um herauszufinden, warum die Schmerzen entstanden sind. Schmerzmittel verringern nur die Schmerzen, heilen aber nicht die Erkrankung an sich. Nach der Ursache für die Schmerzen sollte man also auch nach dem Abklingen der Schmerzsymptome durch Schmerzmittel immer suchen.
Da viele Schmerzen beim Meerschweinchen durch bakterielle Entzündungen bedingt sind, wirken Antibiotika oft auch sehr schnell und gut gegen solch bedingte Schmerzen. Auch im Zweifel, wenn man keine Ursache gegen die Schmerzen findet oder bei Erkrankungen, die nicht-entzündlich sind z.B. bei Tumor-Erkrankungen und Organerkrankungen sollte daher bei einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes ein Antibiotikum probiert werden. Tumore und auch erkrankte Gewebe neigen beim Meerschweinchen dazu, sich zu entzünden und Schmerzen können dann durch eine solche Entzündung kommen und müssen nicht das Fortschreiten einer Erkrankung oder den nahen Tod bedeuten. Oftmals reichen Schmerzmittel nicht aus, um die Schmerzen durch eine bakterielle Infektion komplett abzumildern und den Tieren geht es dann erst mit einem passenden Antibiotikum besser. Dennoch sollte auch bei Entzündungen natürlich separat zu einem Antibiotikum immer Schmerzmittel verabreicht werden, um die Schmerzen zu lindern.
Generell gilt für den Einsatz von Schmerzmitteln für uns: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Wie viel nötig ist, ist beim Meerschweinchen aber häufig extrem schwer zu bestimmen, da sie sich Schmerzen ja meist nicht deutlich anmerken lassen...
Da Meerschweinchen Schmerzmittel jedoch anders als andere Tierarten verstoffwechseln, zum Teil die Wirkstoffe schlechter aufnehmen und schneller im Körper abbauen und sehr unanfällig scheinen, was Nebenwirkungen angeht, sollten bei ihnen die Schmerzmittel unserer Einschätzung und Erfahrung nach im Zweifel besser höher als niedriger dosiert eingesetzt werden.
Zu diesem Thema gibt es in Bezug auf Dosierungen und Nebenwirkungen nur bedingt Studien, die Erfahrungen aus der Praxis helfen uns daher am besten, die nötigen Dosierungen einzuschätzen. Wir finden, dass Meerschweinchen nicht unnötig leiden sollten, da z.B. aus Angst vor Nebenwirkungen, die bei ihnen aber jedoch sehr selten scheinen, Schmerzmittel zu niedrig dosiert eingesetzt werden. Lebensqualität steht für uns dabei generell auch vor Lebenslänge: lieber ein schönes Leben ohne Schmerzen, dafür durch die hochdosierten Schmerzmittel eventuell ein klein wenig kürzer; als ein etwas längeres Leben mit Qualen. Dennoch heißt der Einsatz von hochdosierten Schmerzmitteln beim Meerschweinchen wie erwähnt nicht, dass es zu Organschäden kommen muss.
Zudem sind Schmerzen nicht nur psychischer, sondern auch physischer Stress und können den Körper zusätzlich zu einer Erkrankung belasten, so dass die Heilungschancen sinken. Daher gilt für uns, im Zweifel Schmerzmittel beim Meerschweinchen großzügiger zu dosieren.
Bei jedem Schmerzmittel-Einsatz sollte das Befinden des Tieres generell natürlich gut überwacht werden und bei Verdacht auf Nebenwirkungen sollte das Schmerzmittel abgesetzt und zu einem anderen Wirkstoff gewechselt werden. Individuelle Unverträglichkeiten kann es immer geben, dennoch sind unsere Erfahrungen so, dass Meerschweinchen die für diese Tierart gängigen Schmerzmittel gut und in den meisten Fällen ohne Nebenwirkungen (auch bei höheren Dosen über längere Zeit) vertragen.
Alle die hier aufgeführten Schmerzmittel dürfen mit anderen für Meerschweinchen genutzten Medikamenten, wie beispielsweise Antibiotika, zusammen und auch gleichzeitig verabreicht werden. Eine Ausnahme stellt jedoch Cortison dar, was lediglich mit den Schmerzmitteln Novalgin und Paracetamol kombiniert werden darf. Das gängigste Schmerzmittel für Meerschweinchen, Meloxicam, darf nicht gegeben werden, wenn das Meerschweinchen ebenfalls Cortison bekommt (und ebenfalls kein Carprofen).
Man kann die Schmerzmittel gut mit einem bei Meerschweinchen beliebten Brei (z.B. Bio-Gerstengraspulver in Wasser aufgelöst) verabreichen, so dass man sie auch frei im Gehege nehmen kann. Dies erspart den Tieren den Stress, herausgenommen zu werden und ein Medikament gegen ihren Willen ins Maul zu bekommen.
Dazu geben wir die Schmerzmittel-Lösung oder das Tabletten-Stückchen erst in eine 1 ml Spritze, ziehen bei Tabletten-Stückchen ca. 0,2 ml Wasser auf und warten, bis sie sich darin aufgelöst haben. Danach ziehen wir mit dieser Spritze den Brei auf und halten die Spritze dem Meerschweinchen im Gehege hin. Es empfiehlt sich, zuvor schon zu üben, dass Meerschweinchen für sie leckeren Brei aus Spritzen im Gehege nehmen. So sind sie dies gewohnt, erwarten nichts Schlechtes und nehmen einige Medikamente freiwillig mit Brei aus Spritzen im Gehege.
Verfügbare Schmerzmittel für Meerschweinchen
Häufig genutzte Schmerzmittel beim Meerschweinchen:
Meloxicam
- Namen der Präparate mit diesem Wirkstoff: Metacam, Melosus, Novacam, Rheumocam etc.; Lösungen mit 0,5mg/kg oder 1,5 mg/kg
-> Wann nutzen wir Meloxicam?
Wir nutzen Meloxicam bei jeder Art von Schmerzen beim Meerschweinchen, vor allem auch bei chronischen Schmerzen und Knochen-Erkrankungen. Auch bei Magen-Darm-Problemen oder Nieren-Erkrankungen nutzen wir es, meist dann in Kombination mit Novalgin. Unserer Erfahrung nach schadet Metacam auch in diesen Fällen in der Regel nicht. Auch, wenn Metacam die Durchblutung der Niere verringern kann, konnten wir bei höheren Dosen über einen längeren Zeitraum bei Nieren-kranken Tieren keinen verschlechternden Effekt bemerken. Dennoch ist dies auch immer schwer einzuschätzen und daher sollte überlegt werden, ob bei Erkrankungen der Harnwege und Nieren vielleicht besser Paracetamol (siehe unten) eingesetzt werden sollte, welches in diesem Bereich besser und ggf. schonender wirkt. Sehr extrem selten kann es ein, dass Meloxicam bei Meerschweinchen, die einen durch Erkrankungen wie z.B. Parasiten angegriffenen Darm haben und bereits viele Medikamente/Antibiotika bekommen haben, leicht schleimig-blutigen Kot begünstigt. Da Meloxicam (wie Carprofen auch) die Schleimhäute schwächen kann, sollte dann ein anderes Schmerzmittel gewählt werden, da dies für einen geschwächten Darm dann einfach zu viel sein kann. Solche Fälle kommen aber fast nie vor, dennoch sollte man darüber Bescheid wissen.
Meloxicam soll eine geringe entzündungshemmende und ggf. auch tumorhemmende Wirkung haben - jedoch konnten wir diesen Effekt beim Meerschweinchen im Falle von Infektionen oder Tumoren nie beobachten. Bei einer Infektion sollte und muss ein passendes Antibiotikum eingesetzt werden. Die Hoffnung, dass Metacam die durch die Infektion bedingte Entzündung eindämmen kann, ist unserer Ansicht nach umsonst, da es nicht die Erreger abtötet und beim Meerschweinchen leider Infektionen unserer Erfahrung nach nicht ohne ein Antibiotikum ausheilen.
Ähnlich wie Meloxicam ist Carprofen, welches der gleichen Wirkstoffklasse angehört und eine ähnliche Wirkungsweise besitzt, jedoch schwächer als Meloxicam wirken soll. Dennoch wirkt in seltenen individuellen Fällen bei manchen Meerschweinchen Carprofen deutlich besser als Meloxicam, was daher im Zweifel einfach ausprobiert werden muss.
Sowohl Meloxicam als auch Carprofen dürfen auf nicht mit Cortison kombiniert werden, da dies die Gefahr gefährlicher Nebenwirkungen von Cortison erhöhen kann. Passiert dies einmalig, muss man dennoch nicht in Panik ausbrechen - nur sollte man diese Kombination von Wirkstoffen nicht länger zusammen verabreichen.
-> Dosierung von Meloxicam beim Meerschweinchen:
(Für von uns empfohlene Dosierungsangaben in ml/kg weiter unten im Text schauen.)
Meloxicam kann und muss bei starken Schmerzen wohl deutlich höher dosiert werden, als in der Regel angegeben wird. Dies zeigen sowohl Studien, als auch unsere Erfahrungen. Göbel und Macha geben schon 2008 Dosen bis zu 1 mg/kg für kleine Nager an. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2008-1081311 (Tabelle für Analgetica/NSAIDs)
Die Studie von Moeremans et al. von 2019 zeigt, dass bis zu 1,5 mg/kg Meloxicam beim Meerschweinchen gegeben werden muss, damit es überhaupt richtig wirken kann, da Meerschweinchen diesen Wirkstoff deutlich schlechter als andere Tierarten aufnehmen. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1467298719300558
Es ist nicht so einfach, die passende Dosierung eines Medikaments bei einer Tierart einzuschätzen. Studien sind generell auch immer vorsichtig zu bewerten: Nicht immer helfen solche Untersuchungen, die in der Praxis tatsächlich wirksame Dosierung von Medikamenten herauszufinden. Für viele Studien werden beispielsweise männliche, junge Versuchstiere genutzt. Ein Medikament kann sich bei einem älteren Tier und einem weiblichen Tier gänzlich anders verhalten. Auch sind Haltungsumstände, Ernährung und untersuchte (und in der Regel künstlich zugefügten) Krankheiten und Schmerzen in den Studien unterschiedlich und entsprechen so oft auch nicht den natürlichen Bedingungen oder Bedingungen bei Haustierhaltung. Meerschweinchen mit mehreren Erkrankungen können ebenfalls durch ihre Krankheiten verändert auf Schmerzmittel anders ansprechen, was Studien nicht berücksichtigen. Zudem sind manche Auswertungsparameter fraglich. Einige Studien untersuchen die Wirksamkeit der Schmerzlinderung von Meloxicam bei Meerschweinchen z.B. auf Basis der Häufigkeit des Fressverhaltens von Meerschweinchen nach OPs. Ob die Häufigkeit des Fressens bei Meerschweinchen ein guter Indikator in Hinblick auf das Ausmaß ihrer Schmerzen ist, ist umstritten, da viele Meerschweinchen auch bei starken Schmerzen noch unauffällig fressen oder sogar eine Art aggressives/übermäßiges Fressverhalten bei Schmerzen an den Tag legen.
Es ist generell auch in der Praxis schwer, bei Tieren wie Meerschweinchen, die nur wenig Schmerzsymptome deutlich zeigen, eindeutig zu sagen, ob sie Schmerzen haben bzw. genug Schmerzmittel erhalten. Hierbei muss man gut beobachten, auf sein Bauchgefühl und Erfahrungen setzen - und im Zweifel würden wir immer raten, lieber zu hohe als zu niedrige Dosierungen zu wählen. Die Studie von 2019 untermalt ja gut, dass Meloxicam beim Meerschweinchen erst zur ausreichenden Schmerzstillung aufgenommen wird, wenn es entsprechend höher dosiert wird.
Wir haben in den letzten Jahren mit vielen Heimsäuger-erfahrenen Tierärzten zusammengearbeitet, die bereits von sich aus gemerkt hatten, dass höhere Dosen Meloxicam nötig sind, um bei Meerschweinchen zuverlässig Schmerzen abzudecken (daher empfiehlt sich zusätzlich auch die Kombination mit Novalgin). Sowohl diese Tierärzte, als auch unser Umfeld (vor allem Notstationen mit vielen kranken und alten Meerschweinchen) haben die Erfahrungen gemacht, dass Dosen von 1-1,5 mg/kg Meloxicam gut vertragen werden und selbst über einen längeren Zeitraum nicht zu augenscheinlichen Nebenwirkungen führen müssen. Selbst alte und kranke Meerschweinchen kommen zum Teil über einen Zeitraum von Jahren sehr gut mit solch hohen Dosen Meloxicam gut klar, ohne dass ihr Verhalten, bildgebende Diagnostik oder Blutbilder Auffälligkeiten hinsichtlich Nebenwirkungen oder Organschäden durch diese Dosierung von Meloxicam zeigen. Es bedarf immer noch Forschungen in diesem Bereich, aber unsere Empfehlung ist klar, dass Meloxicam beim Meerschweinchen bei Bedarf deutlich höher dosiert werden sollte und muss, damit die Tiere nicht vielleicht doch unerkannt unter Schmerzen leiden müssen.
Es ist für uns schockierend, dass dieses Schmerzmittel in der Regel immer noch erheblich zu niedrig dosiert eingesetzt wird, so dass Meerschweinchen eventuell mehr leiden, als nötig wäre. Zudem macht die Einführung von einem Metacam gezielt zugelassen für Meerschweinchen in einer eigentlich zu geringen Dosierung die Lage nicht besser. Meerschweinchen sollten am besten das Metacam für Hunde mit 1,5 mg/ml erhalten, da sie davon dann nicht so viel bekommen müssen. Dementsprechend nehmen sie weniger nicht nötige und ungesunde Zusatzstoffe wie Zucker auf und die gekaufte Metacam-Flasche reicht zudem dann auch über einen längeren Zeitraum. Das Katzen-Metacam, was nun seit ein paar Jahren auch für Meerschweinchen erhältlich ist, enthält mit 0,5 mg/ml nur einen drittel der Menge des Wirkstoffs, wie das Hunde-Metacam. Das bedeutet, es muss die dreifache Menge gegeben werden. Leider darf jedoch das Hunde-Metacam seit Einführung/Zulassung von Metacam speziell für Meerschweinchen nicht mehr für Meerschweinchen herausgegeben werden...
Erschreckend ist ebenfalls, dass Tierhaltern oftmals die Metacam-Flaschen für Katzen/Meerschweinchen mit 3ml mitgegeben werden. Damit kommt man im Falle von starken Schmerzen und somit nötiger Dosierung von 1,5 mg/ml bei einem Meerschweinchen nur einen einzigen Tag aus...
Wir sind der Meinung, dass man nicht riskieren sollte, die Tiere leiden zu lassen - selbst wenn man eine zukünftige Schwächung der Organe aufgrund höherer Dosierungen in Kauf nehmen müsste. Dennoch können wir, wie erwähnt, laut unseren Erfahrungen nicht bestätigen, dass diese hohen Dosen Meloxicam von 1,5mg/kg über einen längeren Zeitraum unbedingt zu gesundheitlichen Problemen beim Meerschweinchen führen.
Unsere Dosierungsempfehlung:
Pro kg Körpergewicht geben wir den Meerschweinchen bei „mittelgradigen“ Schmerzen 2x tgl 0,5-0,7 mg Meloxicam.
Dies entspricht 2x tgl 0,3-0,5 ml vom Hunde-Metacam und 2x tgl 0,9-1,5 ml vom Katzen/Meerschweinchen-Metacam.
Bei leichteren Schmerzen kann man das Meloxicam nur 1x tgl in dieser Menge geben oder aber 2x tgl und die angegebene Menge pro Gabe halbieren. Metacam sollte alle 12-24 Stunden gegeben werden, je nach Stärke der Schmerzen.
Bei starken Schmerzen (die ersten Tage nach Operationen oder bei schweren Erkrankungen/Verletzungen) kann und sollte man ggf., damit ausreichend Meloxicam aufgenommen wird und wirken kann im Meerschweinchen-Körper, bis zu 1,5 mg/kg pro Tag verabreichen. Dies entspricht 2x tgl 0,5 ml Hunde-Metacam und 2x tgl 1,5 ml Katzen/Meerschweinchen-Metacam pro kg Körpergewicht des Meerschweinchens.
Zusätzlich zum Metacam kann man gleichzeitig auch noch Novalgin verwenden, was bei vielen Erkrankungen zu einer besseren Schmerzabdeckung führen kann.
Novalgin
- Wirkstoff: Novaminsulfon/Metamizol-Lösung mit 500mg/ml
-> Wann nutzen wir Novalgin?
Novalgin ist ein gutes Schmerzmittel für Weichteilschmerzen, aber auch für alle anderen Arten von Schmerzen, wenn andere Schmerzmittel wie Meloxicam oder Carprofen alleine nicht auszureichen scheinen.
Wir konnten selbst bei höheren Dosierungen über längere Zeit pauschal keine augenscheinlichen Nebenwirkungen beobachten. Dennoch sollte auch hier wegen individueller Unverträglichkeiten gut auf die Tiere geachtet werden, ob etwas auffällig wird.
-> Dosierung von Novalgin beim Meerschweinchen:
Früher war die Dosierungsangabe zu Novalgin-Lösung mit 500mg/ml immer 0,1 ml/kg für Meerschweinchen. Mittlerweile raten unsere Tierärzte zu 0,2-0,3 ml/kg alle 4-8 Std, je nach Stärke der Schmerzen und Kombination mit anderen Schmerzmitteln.
Da Novalgin schon nach 4-6 Stunden erneut gegeben werden muss und dementsprechend nicht so lange wirkt, geben wir es nur selten als alleiniges Schmerzmittel. Damit die Meerschweinchen dauerhaft mit einem Schmerzmittel abgedeckt sind und es nicht nach eventuell schon 4 Stunden nach der Novalgin-Gabe wieder zu Schmerzen kommt, kombinieren wir es gerne mit länger wirksamen Meloxicam oder Carprofen, um eine dauerhafte Schmerz-Abdeckung zu gewährleisten.
Novalgin darf zusammen mit Cortison verabreicht werden.
Cortison
- Wirkstoff Prednisolon, Tabletten mit 1mg oder 5mg
Cortison wirkt nicht primär als Schmerzmittel, kann aber dennoch auch zur Schmerzlinderung beitragen. Dennoch sollte es nie rein als Schmerzmittel eingesetzt werden, sondern immer mit einem Schmerzmittel kombiniert werden. Cortison darf nicht mit Meloxicam oder Carprofen kombiniert werden, da sonst die Gefahr von massiven Nebenwirkungen steigt. Es kann aber zusammen mit Novalgin, Paracetamol oder Tramadol eingesetzt werden.
-> Wann nutzen wir Cortison?
Unseren Erfahrungen nach vertragen Meerschweinchen Cortison in der Regel gut, sehr selten können Nebenwirkungen wie ein geschwächtes Immunsystem, Heißhunger oder Magenprobleme auftreten. Wir sind dennoch lieber zurückhaltend mit Cortison-Gaben und setzen Cortison nur bei guter Verträglichkeit in Ausnahmefällen ein, z.B. bei manchen Krebs-Erkrankungen, bei Nierenerkrankungen (da macht es oftmals einen entscheidenden Unterschied in Bezug auf die Befindlichkeit der Tiere), kurzzeitig eingesetzt bei massiven bakteriellbedingten Entzündungen (dann aber immer nur zusätzlich zu einer Antibiose).
- Dosierung von Cortison:
0,5-1 mg/kg Körpergewicht Prednisolon 1x tgl (eine Gabe morgens empfiehlt sich aufgrund des natürlichen Cortison-Spiegels des Körpers, der morgens erhöht ist); von den 5mg-Tabletten kann man pro kg Körpergewicht ruhig ¼ geben, auch wenn dies 1,25mg Prednisolon sind. Es gibt auch in unserem Umfeld Erfahrungen, das Cortison bei Bedarf noch höher zu dosieren.
Seltener genutzte Schmerzmittel:
Carprofen
- Präparatenamen: Rimadyl, Rimifin, Canidryl als Tabletten mit 20 mg
Wir nutzen am liebsten Rimifin oder Canidryl, da diese Tabletten am besten zu teilen sind und unserem Eindruck nach weniger Leberwurst-Geschmacksstoff wie Rimadyl enthält.
-> Wann nutzen wir Carprofen?
Wir nutzen Carprofen im Grunde wie Meloxicam. Wenn wir den Eindruck haben, Meloxicam wirkt bei einem Meerschweinchen nicht gut und auch nicht ausreichend in Kombination mit Novalgin, wechseln wir testweise zu Carprofen. Zudem nutzen wir Carprofen-Tabletten gerne bei Tieren, die kein Zucker (in den Lösungen mit Meloxicam enthalten) erhalten sollten (bei z.B. Diabetes oder Neigung zu Hefen) oder die sich gegen die Gabe von Meloxicam-haltigen Säften wehren und denen man die Carprofen-Tabletten mit Brei frei im Gehege unterjubeln kann (dies erspart den Stress des Herausnehmens und Aufzwingens von Medikamenten).
Einige Studien zeigen, dass Meloxicam und Novalgin besser wirken könnten als Carprofen. Ggf. ist die Dosierung des Carprofen dann zu gering, dies ist schwer einzuschätzen. Carprofen bleibt daher für uns einfach meist als ein Versuch, z.B. bei Arthrose, wenn Meloxicam und Novalgin nicht ausreichend die Schmerzen abdecken können.
Carprofen kann wie Meloxicam die Durchblutung der Nieren verringern. Dennoch ist unsere Erfahrung, dass dies bei Meerschweinchen selbst schon bei erkrankten Nieren nicht unbedingt zu Problemen führen muss und Carprofen dennoch gut bei Schmerzen durch Nierenerkrankungen wirken kann.
Wie oben im Text zu Meloxicam bereits erwähnt, darf Carprofen nicht zusammen mit Cortison verabreicht werden.
-> Dosierung von Carprofen beim Meerschweinchen:
1x tgl 5 mg/kg - das entspricht ¼ Tablette von den 20mg Tabletten Carprofen (reicht dies nicht aus, kann man bis zu 2x tgl 0,5 mg/kg geben - wir haben mit dieser hohen Dosierung jedoch über einen längeren Zeitraum keine Erfahrungen bezüglich Organbelastung oder Verträglichkeit)
Paracetamol
- Tabletten mit 500mg z.B. von Ratiopharm
-> Wann nutzen wir Paracetamol?
Paracetamol setzen wir selten bei Erkrankungen der Harnorgane ein, da es in diesem Bereich besser wirken soll als Meloxicam. Ob dies so ist, können wir jedoch anhand unserer Erfahrungen bisher nicht bewerten. Ebenfalls fehlen uns Erfahrungen mit der Gabe von Paracetamol über einen längeren Zeitraum. Bei chronischen Blasenentzündungen oder schmerzhaften Nierenproblemen könnte es aber einen Versuch wert sein, ggf. auch in Kombination mit Novalgin.
Paracetamol darf unseres Wissens nach zusammen mit Cortison verabreicht werden.
-> Dosierung von Paracetamol beim Meerschweinchen:
ca. 125mg 2x tgl/kg; 125 mg entspricht ¼ der 500mg-Tabletten
Tramadol
Mit Tramadol haben wir selbst keine Erfahrungen, jedoch setzen befreundete Notstationen dieses Opioid-Schmerzmittel in seltenen Fällen bei starken Schmerzen ein. Ihrer Erfahrung nach hilft es gut bei starken Schmerzen, erhöht aber die Gefahr von Verstopfungen.
PEA (Palmitoylethanolamid)
Wir haben bisher keine Erfahrungen mit PEA als Schmerzmittel beim Meerschweinchen.
Natürliche/Naturheilkundliche Unterstützung bei Schmerzen beim Meerschweinchen
Die folgend genannten Mittel wirken nicht primär wie Schmerzmittel, die gezielt Schmerzen ausschalten, sondern sie sollen den Körper im Laufe der Zeit unterstützen, sich selbst zu heilen und enthalten Substanzen, die leicht schmerzlindernd wirken können. Diese sekundäre Wirkung gegen Schmerzen ist aber nicht schnell und ggf. nicht ausreichend genug, um beim Meerschweinchen effektiv deutliche Schmerzen auszuschalten, wie es schulmedizinische Schmerzmittel können.
Diese natürlichen Mittel können somit Erkrankungen und Entzündungen verringern und abmildern, ersetzen aber nicht die schulmedizinischen Schmerzmittel oder Antibiotika (unserer Erfahrung nach heilen bakteriell bedingte Entzündungen beim Meerschweinchen leider in der Regel nicht ohne Antibiotika).
Die naturheilkundlichen Mittel sollten daher nur in Kombination mit Schmerzmittel und anderen Schulmedizinischen Medikamenten genutzt werden und nicht als alleinige Schmerzmittel.
Diese Liste hier ist ganz sicher nicht vollständig. Jedes natürliche Mittel, was hilft, eine Erkrankung zu heilen, was zum Rückgang von Schmerzen führen kann, kann als Schmerzmittel gelten. Hier aufgeführt sind nun nur die natürlichen Mittel, die bekannt sind dafür, dass sie vor allem bei akuten Schmerzen gute Wirkungen haben können.
- CBD-Öl: CBD-Öl kann Entzündungen eindämmen und gegen Schmerzen wirken. Wir nutzen gerne das 10%ige CBD-Öl von Eifelsan aufgrund guter Qualität und nicht so bitterem Geschmack. Man kann Meerschweinchen tgl 2-3x mal 2-3 Tropfen davon geben. Im Moment ist noch unerforscht, wie sich CBD in Kombination mit Meloxicam verhält. Es kann sein, dass das CBD die Aufnahme von Meloxicam hemmt - es kann aber auch sein, es hemmt den Abbau von Meloxicam im Körper und hält somit den Meloxicam-Spiegel länger aufrecht, was zu mehr Schmerzlinderung führen könnte. Wir wissen es aber nicht genau, da es beim Meerschweinchen keine Studien dazu gibt und nur Hinweise aus Studien bei anderen Tierarten. Bisher haben wir es zusammen mit Meloxicam eingesetzt und keinen Unterschied zu einer reinen Meloxicam-Gabe gemerkt. Im Zweifel würde ich das CBD-Öl bei gleichzeitiger Meloxicam oder Carprofen-Gabe aber weglassen.
- Weidenrinde, Nadeln von Nadelhölzern, Pappelrinde, Mädesüss: diese Pflanzen enthalten Schmerzstillende-Substanzen wie z.B. ätherische Öle (Nadelhölzer) oder Salicin (Weide, Pappel, Mädesüss), eine Vorstufe von Acetylsalicylsäure, dem Wirkstoff von Aspirin. Man kann dies alles den Meerschweinchen frisch aus der Natur oder getrocknet anbieten oder Tee daraus geben oder diesen für Brei nutzen.
Aber auch viele andere Bäume und Kräuter können schmerzstillende Wirkung haben.
- Homöopathische Einzelmittel (z.B. Arnica) und Komplexmittel (z.B. Traumeel); hierbei ist aber immer wichtig, die individuell passenden homöopathischen Mittel für ein Tier zu finden. Im Zweifel hören wir auf unser Bauchgefühl, wir haben mit Homöopathie mittlerweile aber auch viele Erfahrungen. Ansonsten kann man einen Tierhomöopathen um Rat bitten.
- MSM: MSM steht für Methylsulfonylmethan und ist organischer Schwefel. Er kann viele gute Funktionen im Körper unterstützen und schmerzlindernd wirken. Wir kaufen einfach ein MSM-Pulver im Internet und geben 1 Messerspitze pro Meerschweinchen 1-3x tgl aufgelöst auf ein paar ml Wasser oder Brei. MSM schmeckt bitter, je nach Verdünnung mehr oder weniger, und wird von Meerschweinchen unserer Erfahrung nach gerne genommen. MSM ist auch im Rodicare Artrin enthalten, wenngleich in sehr geringer Dosierung.
- Weihrauch: Weihrauch kann als Pulver, ggf. aus Kapseln, in Brei gegeben werden. Es ist nicht gut wasserlöslich, daher hilft dickflüssiger Brei. Wir geben tgl 1-2x 2 Messerspitzen auf ein paar ml Brei.
- Teufelskralle: Teufelskralle kann als Pulver in Form von 1-2 Messerspitzen tgl in Brei gegeben werden. Teufelskralle ist sonst auch im Rodicare Artrin enthalten.
- Vitalpilze: Vitalpilze können u.a. auch zur Schmerzlinderung beitragen, z.B. der Reishi. Für mehr Infos zu Vitalpilzen, schaut gerne hier.
- Nelkenblüten: Nelken enthalten u.a. Eugenol, was schmerzlindernd wirken kann, gerade bei Schmerzen im Maul. Da Nelkenöl sehr scharf ist und wir es den Tiere auch nicht verdünnt aufzwingen wollten, bieten wir einfach Nelkenblüten im Saatennapf im Gehege an. Sie können sich bei Bedarf daran bedienen. Bisher konnten wir das nicht beobachten, aber sie haben immerhin die Chance dazu.
Einsatz von Wärme
- Wärme kann bei vielen Erkrankungen gute Effekte haben, die Durchblutung und somit Organfunktion verbessern und die Heilungschancen erhöhen. So kann sie auch zur Schmerzlinderung beitragen. Dennoch kann Wärme Entzündungen auch fördern. Daher ist es wichtig, dass es dem Tier überlassen wird, ob es Wärme möchte oder nicht. Es weiß am besten, ob ihm Wärme gut tut. Wir empfehlen den Einsatz einer Rotlichtlampe und zwar so, dass das Tier jederzeit aus dem Rotlicht gehen kann, wenn es diese Wärme nicht möchte. Mehr Infos zu solchen Lampen gibt es hier.