Tipps zur Vorbereitung und Nachsorge
bei Operationen beim Meerschweinchen
Wenn Meerschweinchen operiert werden müssen kann dies eine nervlich sehr aufreibende Situation für den Halter darstellen. Zusätzlich zu der Angst um das geliebte Tier möchte man es auch richtig versorgen vor und nach der Operation (OP). Wir haben daher in diesem Text so viele Infos wie möglich allgemein rund um Operationen (OPs) beim Meerschweinchen zusammengestellt, so dass ihr euch, sollte euer Meerschweinchen operiert werden, gut auf die OP vorbereiten könnt. Dies gibt einem meist dann ein ruhigeres Gefühl – wenngleich natürlich die Sorge um das Tier bleibt.
Wir gehen in diesem Text pauschal und allgemein auf OPs beim Meerschweinchen ein. Spezifische Tipps für OPs bei bestimmten Erkrankungen haben wir immer in den Themen für die entsprechenden Krankheiten aufgeschrieben. Hier sind z.B. viele Infos zusammengestellt zu der OP-Vorbereitung und Nachsorge bei Kastrationen von weiblichen Meerschweinchen.
Vorbereitungen auf die OP
Tierarztwahl
Sehr wichtig ist generell immer die Tierarztwahl, wenn es um Krankheiten beim Meerschweinchen geht. Aber gerade auch die Verträglichkeit und Sicherheit einer Narkose und das Gelingen einer OP hängen stark von Erfahrung und Vorgehen des Tierarztes ab. Erkundigt euch also am besten vor einem operativen Eingriff und Narkose bei eurem Meerschweinchen, wie viel Erfahrung der entsprechende Tierarzt damit hat und wie oft es bei ihm dabei zu Komplikationen kommt. Hört bei der Tierarztwahl auch unbedingt auf euer Bauchgefühl! Habt ihr ein ungutes Gefühl und berichtet der Tierarzt, dass es bei ihm bei Narkosen oder bestimmten OPs öfter zu einigen Komplikationen bei Meerschweinchen kommt, kann es Sinn machen, nach einem anderen, eventuell für den Eingriff besser ausgerüsteten oder diesbezüglich erfahreneren Tierarzt zu suchen. Dabei helfen oft Erfahrungen anderer Meerschweinchenhalter und die von Notstationen, aber auch Tierarzt-Listen im Internet.
Für uns ist auch immer die Art der Narkose ein wichtiges Kriterium bei der Tierarztwahl. Wir bevorzugen die Inhalationsnarkose mit zusätzlicher Schmerzausschaltung oder die moderne Triple-Injektionsnarkose. Die mittlerweile eher als veraltet geltende Ketamin-Xylazin-Injektionsnarkose kommt für uns in der Regel nicht mehr in Frage.
Gedanken und Infos zu dem Thema Narkose beim Meerschweinchen haben wir hier zusammengestellt.
Weitere Untersuchungen des Meerschweinchens vor der OP
Vor einem Eingriff steht in der Regel schon die Diagnose fest, warum das Meerschweinchen in Narkose gelegt werden und ggf. operiert werden muss. Es werden zuvor möglicherweise aber noch weitere Voruntersuchungen durchgeführt, um herauszufinden, ob das Meerschweinchen fit genug für eine OP ist. Eventuell werden weitere Untersuchungen wie Röntgenbilder oder Ultraschall zur Sicherheit oder bei Auffälligkeiten, für die noch keine Diagnose besteht, durchgeführt.
Besteht der Verdacht eines Herzproblems, sollte vor der Narkose noch zur Sicherheit ein Herzultraschall durchgeführt werden, wenn diese Zeit besteht und der operative Eingriff nicht eilig ist. Wird ein Herzproblem gefunden, sollte das Meerschweinchen vor der Narkose mit entsprechend passenden Herzmitteln eingestellt werden oder abgewogen werden, ob man die Narkose oder entsprechende OP riskieren möchte.
Medikamente und Heilmittel vor (und auch für nach) OPs
Im Vorfeld einer OP sollte der Tierhalter sich schon informieren, welche Medikamente und Heilmittel und weitere hilfreiche Gegenstände er für die Nachsorge nach der OP und bei möglichen Komplikationen nach der OP zuhause haben kann und sollte.
Tipps, welche Medikamente und Gegenstände man in einer Notfall-Apotheke für Meerschweinchen generell am besten immer zuhause haben sollte, haben wir hier aufgeschrieben. Wenn ihr euch an diese Tipps haltet, seid ihr schon gut gerüstet für die Nachsorge einer OP.
Schaut auch dennoch auch noch die Tipps zur Nachsorge nach der OP weiter unten im Text an, um die dort erwähnten Medikamente, Heilmittel und Gegenstände bereits vor der OP besorgen zu können.
Wenn das Meerschweinchen nicht notoperiert werden muss, sollte und kann es in den Tagen und Stunden vor der OP speziell unterstützt werden, um gut auf die OP vorbereitet zu sein.
Nun gehen wir genauer darauf ein, welche Mittel den Meerschweinchen vor einer OP verabreicht werden können und sollten, damit sie gut für den Eingriff vorbereitet sind.
-> nötige Ausrüstung zum Verabreichen von Medikamenten
- 1 ml Spritzen:
um Medikamente oder Flüssigkeiten in das Mäulchen des Meerschweinchens zu geben, sollte man 1-ml-Spritzen aus Plastik verwenden. Hier gibt es Tipps für die Eingabe von Medikamenten.
- Breipulver:
hier gibt es Infos zu empfehlenswerten Breipulvern, die man mit Wasser oder Tee zu einem Brei anrühren kann. Am besten finden wir dafür Bio-Gerstengraspulver, ggf. gemischt mit einem gängigen Päppelbrei für Meerschweinchen wir Rodicare oder Herbicare.
Die Medikamentengabe beim Meerschweinchen wird sehr erleichtert, wenn man gleichzeitig oder nach den Medikamenten einen für das Meerschweinchen schmackhaften Brei geben kann. So kann man auch naturheilkundliche Heilmittel besser verabreichen oder Honig und zusätzliche Flüssigkeit in den Brei mischen. Wir raten jedoch von einer Zwangsfütterung von Brei ab, wenn das Meerschweinchen nicht frisst. Dies wird fast überall empfohlen. Wir halten dies für unnötige und eventuell gefährliche Qual für das Tier und zudem ist dies in unseren Augen nicht nötig. Mehr Infos und unseren Gedanken dazu haben wir hier zusammengefasst – ebenfalls Tipps, was man tun kann, wenn das Meerschweinchen nicht fressen mag.
- Küchenwaage:
Mittels einer Küchenwaage kann das Gewicht des Meerschweinchens bestimmt werden. Nur so kann die Dosis von Medikamenten genau ausgerechnet werden für das entsprechende Meerschweinchen. Zudem kann das Gewicht des Meerschweinchens überwacht werden. Nehmen Meerschweinchen stark ab, ist dies ein Warnsignal, dass etwas nicht stimmt. Generell ist das Wiegen des Meerschweinchens daher wichtig im Rahmen des wöchentlichen Gesundheitschecks (Infos dazu stehen hier).
-> Medikamente und Heilmittel:
- Schmerzmittel:
Meerschweinchen sollten bereits in den Tagen und Stunden vor einer OP mit ausreichend Schmerzmittel (Infos und Dosierungen hier) versorgt werden, wenn die entsprechenden Erkrankungen ihnen Schmerzen bereiten oder der Tierarzt es angeordnet hat.
- Mittel gegen Aufgasungen:
Colosan und Simeticon (Infos dazu hier) können als Heilmittel gegen Aufgasungen wichtig sein. Eine Narkose kann immer zu leichten Aufgasungen fördern. Gibt man diese Mittel in den Stunden vor einem Eingriff unter Narkose, haben die Meerschweinchen diese Mittel während der OP im Darm und sie können helfen, Aufgasungen als Folge der OP entgegenzuwirken. Ebenfalls mindern sie Aufgasungen ein wenig, die durch Krankheiten anderer Organe und Schmerzen entstehen können. Allgemeine Infos zu Aufgasungen sind hier nachzulesen.
- Antibiotika:
Bei Krankheiten, bei denen entzündliche Prozesse beteiligt sind oder sein können (z.B. bei einem Gebärmutterproblem oder Blasenstein) sollte 2-3 Tage vor der OP schon ein Antibiotikum verabreicht werden. Dies kann dann das Allgemeinbefinden des Tieres stabilisieren, da es die Entzündung und Schmerzen reduziert. Ebenfalls kann Gewebe besser operiert werden, wenn es nicht mehr so stark entzündet ist. Die Antibiotika reduzieren zudem bakterielle Gifte, die den Körper des Meerschweinchens zusätzlich schwächen können.
Achtung: wird bei der Narkose, die das Meerschweinchen dann für die OP erhält, der Wirkstoff Medetomidin eingesetzt (dies ist z.B. bei der „Triple-Narkose“ der Fall), darf das Meerschweinchen in den Tagen zuvor kein Antibiotikum mit den Wirkstoffen Trimethoprim und Sulfonamiden erhalten („Cotrimoxazol“, Präparatnamen z.B. Cotrim, TSO-Tabletten, Borgal), da dies eventuell zu gefährlichen Nebenwirkungen führen kann. Solche Antibiotika sollten dann zur Sicherheit ein bis zwei Tage vor der OP abgesetzt werden.
Durch Antibiotika können Bakterien absterben, was in seltenen Fällen 24 Stunden nach Beginn der antibiotischen Therapie zu etwas Bauchschmerzen und Durchfall führen kann. Dem kann man mit Mitteln wie Heilerde, Huminsäure etc. dann entgegenwirken, Infos und Tipps dazu gibt es hier. Diese Reaktion kann passieren, muss aber nicht - dennoch ist es besser, die Meerschweinchen durchleben diese Phase bereits vor der OP und nicht direkt nach der OP, wenn sie sowieso schon Bauchschmerzen durch den Eingriff an sich haben.
Nicht nach jeder OP sind Antibiotika nötig. Bei Kastrationen von Böckchen zum Beispiel werden sie meist nicht präventiv, sondern nur dann gegeben, wenn sich die operierte Region nach der OP entzündet.
- Vitamine:
Vitamin B und C können helfen, dass das Meerschweinchen die Krankheit, Narkose und OP besser übersteht. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass eine Vitamin C-Gabe die Narkoseverträglichkeit von Meerschweinchen verbessern kann.
Mehr Infos zur Vitamin-Gabe beim Meerschweinchen stehen hier in diesem Text.
- naturheilkundliche Heilmittel:
auch mit einigen Dingen aus der Naturheilkunde kann man das Immunsystem der Meerschweinchen generell unterstützen, was auch vor und nach OP sinnvoll sein kann. Hier gibt es mehr Infos dazu.
Am Morgen vor der OP und in den Tagen danach kann man den Meerschweinchen bereits Traumeel (Tabletten oder Injektionslösung oral gegeben) oder homöopathische Arnica-Globuli (D6 oder D12) geben. Dies kann die Wundheilung nach der OP unterstützen. Man kann mehrmals am Tag ein Globuli/eine Traumeel-Tablette in das Maul des Tieres geben oder aufgelöst in Brei geben.
Hier haben wir mehr Infos zu natürlichen Heilmitteln bei Entzündungen für Meerschweinchen aufgeführt. Diese können auch im Rahmen einer OP sinnvoll sein.
Auch eine Unterstützung der Leber kann bei der Gabe von Medikamenten oder vor und nach OP immer sinnvoll sein. Mehr Infos dazu gibt es hier.
- Wärme:
Wärme kann nicht nur die Durchblutung und somit Organfunktionen fördern und schmerzbedingte Verspannungen lösen, sondern auch im Kampf gegen Infektionen helfen. Vor allem Rotlicht und Dunkelstrahler sind bei Meerschweinchen dazu geeignet. Mehr Infos dazu gibt es hier. Zur Not geht auch eine Wärmeflasche mit einem Tuch darum oder Snuggle safe.
Bereits in den Tagen vor einer OP kann solch eine Wärme gut tun und auch in den Wochen nach dem Eingriff. Auch generell bei Krankheiten oder einfach so als Wellness-Angebot ist Wärme meist sehr angenehm für Meerschweinchen.
Wichtig ist, dass das Meerschweinchen sich der Wärme auch immer entziehen kann, wenn diese ihm unangenehm sein sollte, den sie kann unter Umständen auch Entzündungen fördern. (Sterbende Meerschweinchen mögen meist keine Wärme mehr und entziehen sich dieser dann meist, solange sie noch in der Lage sind, zu laufen.)
Tipps für die Zeit beim Tierarzt
Vorbereitungen direkt vor der OP
OPs finden meistens mittags statt, sofern sie planbar sind und kein Notfall.
Man bringt dazu die Meerschweinchen morgens in die Praxis und holt sie, wenn alles gut läuft, nachmittags wieder ab.
Macht euch am besten Notizen auf einem Zettel in Bezug auf Fragen, die ihr dem Tierarzt stellen möchtet vor der OP. Meist ist man vor Ort sehr aufgeregt und vergisst dann eventuell die Hälfte. Ebenfalls ist es ratsam, alle Medikamente aufzulisten, die das Meerschweinchen vor der OP schon erhalten hat.
Man ist als Mensch meist nervös, wenn ein geliebtes Meerschweinchen operiert werden muss. Es empfehlen sich Notfall-Bachblüten, die man als Mensch einnehmen kann und die einem helfen können, trotz der Sorgen ruhig zu bleiben. Ebenfalls kann eine ruhige Atmung und Atemübungen (z.B. die 4 - 7 - 8 - Atmung) dazu beitragen, dass man nicht so stark nervös ist. Die Tiere bemerken unsere Stimmung häufig und lassen sich davon verunsichern. Je ruhiger der Halter ist, umso besser ist dies auch für die Meerschweinchen.
Wir erklären unseren Tieren alles, was beim Tierarzt geschehen wird und warum dies geschehen wird. Sie verstehen mehr, als wir meinen, und es bereitet sie unserer Einschätzung nach besser auf den Tierarztbesuch und OPs vor, wenn alles im Detail kommuniziert wird. Selbst, wenn dies nur den Menschen beruhigen sollte, so hat auch das darin dann seinen Sinn.
Für den Tierarztbesuch ist eine geeignete Box mit passender Ausstattung (Handtücher, ggf. Kuschelsack, dünnes Tuch als Schutz von oben) und ein Fresspaket (viel Frischfutter, was das Meerschweinchen gerne frisst und einige besondere Leckerbissen) wichtig. Schaut für mehr Infos dazu hier in den Text zu Tipps bei Tierarzt-Besuchen.
Generell bei Tierarzt-Besuchen, aber gerade auch bei OPs, sollte ein Begleit-Meerschweinchen dabei sein, um dem kranken Meerschweinchen beizustehen. Es ist bekannt, dass Meerschweinchen weniger Stress (und wohl auch Angst) haben in Begleitung eines befreundeten Meerschweinchens, als wenn sie alleine sind. Das Begleitschwein sollte im Optimalfall relativ entspannt und sozial sein und nicht selbst erkrankt, da es natürlich auch etwas Stress durch den Besuch beim Tierarzt hat, auch wenn es selbst nicht behandelt wird.
Meerschweinchen dürfen nicht fasten und daher müssen und dürfen sie nicht nüchtern sein für eine Narkose und OP. Für die Zeit vor und nach der OP kann man am besten das Lieblingsfutter des Meerschweinchens in einem Fresspaket mit zum Tierarzt geben.
Es macht Sinn, die Meerschweinchen schon ein paar Stunden vor der OP zum Tierarzt zu bringen. So können sie sich von der Fahrt zum Tierarzt erholen und sich an die neue Umgebung und Geräusche gewöhnen. Der anfangs hohe Stresspegel kann dann schon etwas sinken, was besser ist für die OP.
Wir fragen den Tierarzt immer vor einer OP im Bauch meist, ob es möglich ist, subkutan zu vernähen. Eine subkutane Näht mit selbstauflösenden Fäden stellt Vorteile, z.B. können die Meerschweinchen schlechter als bei anderen Nähten an ihr herumknabbern. Dennoch sind auch andere Naht-Varianten oder das Tackern mit Titanklammern nicht pauschal schlecht. Am besten ist die Variante zu wählen, mit der der Tierarzt selbst die besten Erfahrungen gemacht hat. Dennoch schadet es nicht, nach der subkutanen Variante zu fragen.
Sinn macht auch, den Tierarzt nach einer groben Einschätzung des zeitlichen Ablaufs der OP zu fragen: Auch, wenn es nicht immer gut einzuschätzen ist für die Tierärzte, können sie meist Zeiten angeben, wann das Meerschweinchen ungefähr operiert wird und wann das Tier wieder abgeholt werden kann. Gerade letzteres ist wichtig zu wissen, um den weiteren Tag zu planen, auch wenn man meist dann noch einmal angerufen wird von der Tierarztpraxis, mit dem sie den Abhol-Zeitpunkt bestätigen und ein Update über den Verlauf der OP geben.
Ebenfalls ist es für die eigenen Nerven gut, wenn man weiß, wann das Meerschweinchen ungefähr operiert wird. Kommt in diesem Zeitraum kein Anruf vom Tierarzt, kann man annehmen, dass soweit alles gut verlaufen ist. Bei Komplikationen oder wichtigen Entscheidungen (wie z.B. das Meerschweinchen in der OP zu erlösen) wird der Tierarzt nämlich sowieso anrufen, um Rücksprache mit dem Tierhalter zu halten.
Während der OP beim Tierarzt
Wichtig ist ein gutes Narkose-Management beim Tierarzt. Hier gibt es mehr Infos zu Narkosen beim Meerschweinchen. Beim Tierarzt sollte das Meerschweinchen in ruhiger Umgebung untergebracht werden. Es sollte bei größeren Eingriffen mindestens 1-2 Stunden vor einer Narkose beim Tierarzt sein, so dass es sich noch etwas mehr an die ungewohnte Umgebung gewöhnen kann.
Das Meerschweinchen wird beim Tierarzt gut überwacht, bis es in den Stunden nach der OP wieder stabil und komplett wach ist.
Bei Eingriffen, in denen Gewebe entnommen wird, empfehlen wir zur Sicherheit immer, dieses einschicken zu lassen in ein Labor für weitere Analysen. Zwar kostet zusätzlich Geld, kann aber sehr wichtige Hinweise liefern, die für die Behandlung des Meerschweinchens wichtig sein können. Z.B. können Bakterien so identifiziert werden und getestet werden in einem Antibiogramm, welche Antibiotika bei ihnen wirksam sind. So kann das Meerschweinchen mit einem passenden Antibiotikum behandelt werden und die Infektion verbleibt nicht im Körper und schadet dem Tier weiterhin.
Beim Abholen des Tieres beim Tierarzt kann man auch am besten gleich Termine zur Kontrolle ausmachen (z.B. zum Fädenziehen falls nötig, neuen Termin zum Zähneschleifen, bei der Kastration von Weibchen empfiehlt sich ein Ultraschall ca. 4-6 Wochen nach der OP wegen möglicher Gebärmutterstumpfentzündung, die leider oft auftritt etc.)
Wenn es Komplikationen gibt, meldet sich der Tierarzt während oder nach der OP telefonisch beim Halter. Daher macht es Sinn, das Handy auf laut zu stellen und in greifbarer und hörbarer Nähe zu haben.
Wird in der OP deutlich, dass die Erkrankung des Meerschweinchens zu schwer ist und es trotz OP nie wieder ohne Schmerzen leben können wird, sollte man es einschläfern lassen, um ihm weitere Qualen zu ersparen. Dies rät in der Regel dann auch der Tierarzt. Wenn ihr Zeit braucht, um zu überlegen, wie ihr entscheiden möchtet oder ratsuchende Rücksprache mit anderen Menschen halten möchtet, könnt ihr den Tierarzt auch in dieser Situation um ein paar Minuten Zeit bitten. Ihr müsst selbst in dieser Situation keine Entscheidung überstürzen. Der Tierarzt kann euch nach ein paar Minuten zurückrufen und hat in der Regel auch Verständnis für die Situation. Für das Meerschweinchen in Narkose machen die wenigen Minuten verlängerte Narkose keinen Unterschied in der Regel – stirbt es derweil, hätte es sowieso keine Chance gehabt und war bereits zu krank.
Sind die Chancen, dass das Tier die OP überlebt, nicht gut und stehen nachher viele Behandlungen zur Nachsorge an, so sollte man nach Charakter des Tieres und nach Bauchgefühl entscheiden, ob man die OP wagen möchte. In der Regel macht es Sinn, dem Tier diese Chance zu geben, wenn es sonst noch fit ist, noch recht jung und sich vom Charakter her auch gut händeln lässt für Medikamentengabe etc.. Erlösen lassen kann man das Meerschweinchen später jederzeit noch, sollte es ihm schlechter gehen. Bei sehr scheuen Meerschweinchen macht es aber Sinn, abzuwägen, ob man ihnen ein häufiges Händeln und Behandeln (z.B. regelmäßige Breigabe und regelmäßige Zahnkorrekturen unter Narkose bei schlimmeren Zahnproblemen) zumuten möchte oder sie nicht doch lieber erlösen lässt, um ihnen diese Qualen und Ängste zu ersparen.
Abholung beim Tierarzt
Meistens kann man die Meerschweinchen - sofern es nicht zu Komplikationen gekommen ist und die Tiere stabil sind und schon etwas Nahrung angenommen haben - ungefähr 4 Stunden nach der OP wieder abholen und nach Hause bringen. Heutzutage sollte es nicht mehr vorkommen, dass man ein Meerschweinchen noch in Narkose abholt und es zuhause langsam wach wird, wie es früher manchmal der Fall war. Ein Tierarzt sollte ein Meerschweinchen nur mit nach Hause geben, wenn es wach und stabil ist und bereits Nahrung (meistens geben sie den Meerschweinchen nach der OP etwas Brei) abgeschluckt hat.
Optimalfall frisst es dann auch schon wieder von selbst. Bei größeren Eingriffen kann es jedoch ein paar Stunden dauern, bis das Meerschweinchen wieder anfängt, zu fressen. Fängt es damit gar nicht mehr an im Verlauf der nächsten Tage nach der OP, ist dies meist kein gutes Zeichen. Meistens wird dann geraten, dass Meerschweinchen per Zwang zuzufüttern. Dies sichert nicht das Überleben des Meerschweinchens, ist physische und psychischen Qual, kann sehr gefährlich sein und ist daher kritisch zu sehen. Wir nehmen daher Abstand davon. Mehr Gedanken zu diesem Thema haben wir hier geschildert.
Im Optimalfall kann das Meerschweinchen, wenn es beim Tierarzt abgeholt wird, bereits seine Temperatur wieder von alleine halten. Ansonsten sollte es mit einer Wärmequelle (Wärmeflasche oder Handschuh gefüllt mit warmem Wasser) in der Transportbox transportiert werden. Zuhause sollte es dann am besten gleich ins Rotlicht oder einen Dunkelstrahler gesetzt werden.
Nachsorge nach einer OP
Auf dem Weg nach Hause
Auch auf der Fahrt nach Hause kann man dem Meerschweinchen Wärme anbieten mit einer Wärmeflasche oder mittels warmen Wassers in einem zugeknoteten Handschuh. Dies kann wichtig sein, wenn das Meerschweinchen noch Schwierigkeiten hat, die Temperatur zu halten. Wärme hilft dem Körper Energie zu sparen, die er dann in die Heilung investieren kann.
Ist die Fahrt sehr lang, sollte ab und zu angehalten und nach dem Meerschweinchen geschaut werden. Es kann auch eine weitere Person mitgenommen werden, die die Tiere in der Transportbox während der Fahrt auf dem Schoss hat und das Tier so besser beobachten kann.
Sollte es kurz nach der OP zu Komplikationen kommen, so bringen wir die Meerschweinchen dann für Untersuchungen und Behandlungen dann wieder zum Tierarzt, vermeiden es aber, wenn möglich, sie dort auf der Station zu lassen. Die meisten lokalen Tierärzte haben keine Kapazitäten für eine stationäre Überwachung der Tiere über Nacht und in manchen Kliniken sind nicht alle Tierärzte ausgebildet, um Meerschweinchen adäquat zu betreuen und es kann zu massiven Fehlbehandlungen kommen, die den Tieren schaden können. Zudem ist es meist sehr stressig für die Meerschweinchen auf der Station beim Tierarzt, weil es eine ungewohnte und oft laute Umgebung ist. Bis auf in seltenen Ausnahmefällen kann man alle Medikamente auch zuhause verabreichen und den Meerschweinchen das grausame und gefährliche Zwangsernährung, was beim Tierarzt in der Regel standardmäßig durchgeführt wird, ersparen (unsere Gedanken dazu gibt es hier).
Zuhause angekommen
Zuhause angekommen setzt man am besten erst einmal das Begleitmeerschweinchen in das Gehege. Anschließend nimmt man das operierte Meerschweinchen aus der Transportbox und prüft, ob es weiterhin fit ist.
Es macht Sinn, sofort einen Blick auf die Nähte zu werfen, sofern es welche gibt und diese nicht von einem Pflaster verdeckt ist. Kommt es zu Blutungen in diesem Bereich, die stärker sind als eine kleine Schmierblutung von den vernähten Hautschichten, sollte das Meerschweinchen wieder zurück zum Tierarzt gebracht werden. Dies ist zum Glück selten, aber deswegen schadet eine Kontrolle der Naht nicht.
Die Naht kann auch sofort einmal fotografiert werden. So kann man ihre Heilung im Blick behalten und den Zustand der Naht im Laufe der Zeit besser vergleichen.
Meerschweinchen wirken vor Stress und wegen Narkosemitteln nach so einer OP oft erst einmal etwas eingefallen und haben dann auch nicht so eine gute Muskelspannung. Das ändert sich meist schnell wieder nach spätestens 1-2 Tagen.
Danach kann man dem Meerschweinchen ganz langsam und vorsichtig (da es ggf. noch etwas müde oder verlangsamt in den Reaktionen von der Narkose ist) Mittel gegen Aufgasungen wie Colosan und Simeticon geben und danach ein paar ml relativ flüssigen Brei. Es eignet sich gut Bio-Gerstengrasbrei oder eine Brei-Art, die das Meerschweinchen mag. Nimmt das Meerschweinchen den Brei noch nicht von alleine, so sollte man nicht mehr als 3-4 ml geben nach den Medikamenten, damit diese besser rutschen und im Körper wirken können. In den Brei kann man eine Messerspitze Honig (auf ca. 5 ml Brei) oder alternativ etwas Traubenzucker geben, was dem Kreislauf der Meerschweinchen unterstützend helfen kann.
Dass Meerschweinchen nach einer OP noch ein paar Stunden bis eventuell zum nächsten Morgen nichts fressen möchten, kann normal sein. Meistens werden sie beim Tierarzt schon unter Zwang mit Brei ernährt und haben dann erst recht erst einmal keinen Hunger. Zudem muss sich der Körper, vor allem auch das Nervensystem, noch von Narkose und der OP erholen. In so einem Zustand ist der Vagus-Nerv beeinflusst, so dass das Meerschweinchen eventuell nicht gut verdauen kann. Man hilft dem Tier nicht, in dem man per Zwang Brei in seinen Mund stopft, sondern schadet eher. Meerschweinchen sollten unserer Meinung nach, wie schon weiter oben im Text erwähnt, nicht per Zwang ernährt werden. Dies kann massiv schädlich sein und auch grausam. Mehr Infos zu unseren Gedanken in Bezug auf eine Zwangsernährung (Zwangs-Päppeln) zu Meerschweinchen gibt es hier. Dort sind ebenfalls Infos aufgeführt, was man tun kann, wenn Meerschweinchen nicht fressen wollen.
Am besten setzt man das Meerschweinchen dann sofort ins Gehege. Da es den Kontakt zu den anderen Tieren braucht, sollte es nicht von den anderen Meerschweinchen getrennt werden - dies macht man nur im absoluten Notfall, wenn das operierte Meerschweinchen stark gemobbt und dadurch gestresst wird. Sowas kommt aber normalerweise nicht vor.
Das operierte Meerschweinchen wird eventuell noch nicht viel laufen wollen, daher sollte in eine Ecke gesetzt werden, die es gerne mag, in der es geschützt ist, aber dennoch vom Menschen etwas beobachtet werden kann und in der man Rotlicht oder Dunkelstrahler anstellen kann. In dieser Ecke kann man dem Meerschweinchen dann alle möglichen Leckerbissen anbieten, so muss es nicht umherlaufen, was nun noch schmerzhaft ist, um Futter zu suchen. Ebenfalls braucht es die Energie, die zur Futtersuche verwendet würde, nun, um sich auszuruhen und zu erholen.
Diese Ecke sollte man im Vorfeld säubern und im Falle einer Naht am Bauch - auch wenn Streu liegt im Gehege – am besten erst einmal mit einer Fleece-Decke abdecken. So kann man die Naht am Bauch noch etwas vor dem Streustaub schützen und es ist auch angenehmer fürs Meerschweinchen, unter dem Bauch nun (der auch rasiert wurde für die OP) und an der Naht einen weichen Untergrund zu haben. Ansonsten kann das Einstreu aber ruhig im Gehege verbleiben, auch, sollte das Meerschweinchen kein Pflaster auf der Naht am Bauch haben. Die Wunden am Bauch ziehen sich meist schnell zusammen und sind auch gut vernäht, so dass kein Dreck eindringen kann - zudem kann man eh nicht verhindern, dass Staub, Nahrung, Kot etc. an den Bauch gerät.
Ein Body ist für Meerschweinchen pauschal nicht nötig, wenn es Nähte am Bauch gibt. In der Regel gehen sie nicht an die Wunden am Bauch und der Body stresst sie sehr und schützt auch die Naht nicht unbedingt, sondern reibt dort ggf. auch. Gehen sie sich nicht oder nur wenig an die Naht, benötigen sie keinen Body oder etwas Ähnliches.
Eine Halskrause ist für Meerschweinchen purer Stress, was die Heilung behindert und auch nicht schön für die Tiere ist. Zudem kann sie verrutscht und dann gefährlich werden. Daher zieht man ihnen solch eine heutzutage in der Regel gar nicht mehr an. Gehen die Meerschweinchen an die Naht am Bauch, kann ein Body helfen.
Da den Meerschweinchen bei Operationen im Bauch oft diese Region erst einmal etwas weh tun wird, empfiehlt es sich dann, ihnen noch eine gefaltete Fleece-Decke oder ein weiches kleines Kissen als Untergrund in der entsprechenden Ecke anzubieten. Das Meerschweinchen sollte dennoch noch guten Halt in diesem Bereich haben, der Untergrund sollte also nicht zu weich sein, als dass es gut dort laufen kann.
Danach lässt man das Meerschweinchen am besten erst einmal in Ruhe und beobachtet nur.
Die ersten Stunden zuhause nach einer OP
In den Stunden und Tagen nach der OP macht es ebenfalls Sinn, den Meerschweinchen eine Wärmequelle zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist, dass das Meerschweinchen sich der Wärme auch immer entziehen kann, wenn diese ihm unangenehm sein sollte. Meistens lieben Meerschweinchen Wärme und nutzen die Wärmequellen gerne. Wir bevorzugen Rotlicht oder Dunkelstrahler, mehr Infos dazu gibt es hier. Zur Not gehen aber auch Wärmeflasche mit einem Tuch darum oder Snuggle safe.
In den ersten Stunden und Tagen zuhause ist dann auch nach schmerzhaften Eingriffen eine ausreichende Versorgung mit Schmerzmitteln wichtig (Infos zu Schmerzmitteln und bei Meerschweinchen sinnvollen Dosierungen dieser gibt es hier). Je nach Erkrankung und OP sind zudem, wie erwähnt, auch Antibiotika nötig (mehr Infos hier).
Direkt in den Stunden nach einer OP und Narkose kann es durchaus mal zu Kreislaufproblemen beim Meerschweinchen kommen. Dies merkt man, in dem das Tier schläfrig und etwas zittrig oder wackelig wirkt und auch daher nicht richtig fressen mag oder nicht sehr aktiv sein kann. Man kann dann vorsichtig ein paar ml flüssigen Brei mit einer Messerspitze Honig oder etwas Traubenzucker darin anbieten. Mag das Meerschweinchen diesen nicht von alleine nehmen, kann man 2-3 ml in sein Mäulchen geben – mehr sollte man ihm jedoch nicht aufzwängen.
Da während der OP auch die Darmmuskeln erschlaffen und die Darmaktivität stagniert, für manche OPs der Darm auch ausgelagert werden muss vorübergehend oder das Tier während der Narkose auch Luft geschluckt haben könnte, kann es nach der OP auch eventuell zu einer leichten Aufgasung kommen. Diese ist meist nur kurzfristig. Ebenfalls kann es einen Tag lang zu Matschkot kommen. Dies vergeht meist wieder schnell, man kann dem Meerschweinchen dann unterstützend mit Colosan und Simeticon (Infos zu diesen Mitteln hier) und ggf. mit Huminsäure oder Heilerde (Infos hier) etwas Gutes tun.
Halten Matschkot und Aufgasung länger an, muss nach einer Ursache gesucht werden. Weitere Symptome des Meerschweinchens können dann Hinweise auf die Ursache geben. Nach einer OP im Bauch kann dies andeuten, dass Reizungen durch innere Schwellungen bestehen (dann sollte es sich mit der Zeit bessern). Es kann jedoch auch eine Entzündung im Bauch herrschen kann (vor allem nach Kastrationen bei weiblichen Meerschweinchen) oder es wurden Darm-Parasiten gefördert durch den Stress der OP etc. Hier stehen weitere Infos und Ursachen für Aufgasungen und hier zu Matschkot.
Die Nacht nach der OP
Wenn nichts auffällig ist, sollte man das Meerschweinchen dann erst einmal ca. 4 Stunden in Ruhe lassen, bis die nächsten Medikamente gegeben werden können. Beispielsweise macht es Sinn, die ersten 1-2 Tagen alle 4 Stunden Colosan und Simeticon und danach ein paar ml flüssigen Brei (ggf. mit etwas Honig) zu geben, um Aufgasungen entgegenzuwirken. Ebenfalls können Vitamin B und C in den Tagen nach der OP als Zugabe sinnvoll sein, um die Heilung zu unterstützen.
Meistens wird beim Tierarzt gesagt, dass am Abend nach der OP noch keine Schmerzmittel gegeben werden müssen. Wir haben unsere Tiere dennoch immer mit Metacam und Novalgin versorgt ca. 10 Stunden nach der OP und bevor wir ins Bett gegangen sind, da Meerschweinchen Schmerzmittel schneller verstoffwechseln, als oft bekannt ist. Zudem müssen sie meist auch deutlich höhere Mengen davon erhalten, als angegeben wird. Mehr Infos dazu haben wir hier notiert.
In der Nacht nach der OP sollte darauf geachtet werden, dass das Meerschweinchen Urin und Kot absetzen kann. Der Kot kann etwas verformt sein, Gasrillen beinhalten oder als Ketten abgesetzt werden in den ersten Tagen nach der Operation, vor allem, wenn die OP im Bauch geschah. Daher ist es gut, den Meerschweinchen entblähende Mittel wie Colosan und Simeticon zu geben vor und in den Tagen nach der OP. Stockt die Verdauung immer noch nach 1-2 Tagen nach einer OP im Bauch, sollte der Tierarzt aufgesucht werden, um zu prüfen, ob der Darm normal arbeitet (ein Röntgenbild mit Bariumsulfat kann im Notfall darüber Auskunft geben, ob an einer Stelle im Darm Nahrung nicht weitergeleitet wird).
In den ersten Nächten nach einer größeren OP ist es ratsam, ca. alle 4 Stunden nach dem Tier zu sehen. Wenn man 4 Stunden schläft und sich den Wecker stellt, um nach dem Meerschweinchen zu schauen und Medikamente zu geben, kann man anschließend, wenn es dem Tier gut geht, weitere 4 Stunden schlafen. Gibt es mehrere Familienmitglieder, kann man sich auch aufteilen, wer wann nach dem Meerschweinchen sieht und Medikamente gibt.
Was man in der Nacht und in den Tagen nach einem grösseren Eingriff immer im Blick haben sollte:
Ist die Atmung normal? Kommt Urin? Kommen Böhnchen? Gibt es eine fühlbare Aufgasung? Was macht die Körperspannung? Fühlt sich das Meerschweinchen kalt oder warm an? Ist es aktiv im Gehege unterwegs? Frisst es?
Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn die Meerschweinchen schon wenige Stunden oder am Abend nach der OP fressen. Dennoch kann es leider sein, dass sie in den folgenden Tagen versterben - man sollte also immer weiterhin ein gutes Auge auf sie haben, auch wenn sie bereits kurz nach der Operation fressen.
Es kann aber auch sein, dass sie erst in der Nacht nach der OP oder am nächsten Morgen wieder mit dem Fressen beginnen. Derweil sollten sie mit Medikamenten versorgt, aber nicht zwangsernährt werden und nur ein paar ml flüssigen Brei nach den Medikamenten erhalten. Es sei denn, sie mögen von alleine gerne Brei nehmen - davon dürfen sie dann haben, so viel sie möchten. Nach Zahnoperationen muss das Meerschweinchen in vielen Fällen eine Weile mit Brei unterstützt werden. Infos dazu gibt es hier beim Text zum Thema Zahnprobleme und hier sind Tipps aufgeführt, wie man einen dafür geeigneten Brei zusammenstellen kann.
Der erste Tag nach der OP
Möchte das operierte Meerschweinchen noch nicht oder nicht viel fressen am Tag nach der OP, kann man probieren, ob es kurz ein paar Minuten in kaltem Wasser eingeweichtes Heu möchte. Dieses riecht aromatisch und lockt sie meist. Man sollte das Heu dazu ca. 15 Minuten in kaltem Wasser einweichen und danach mit einem Tuch trocken drücken.
Auch kann man probieren, ob das Meerschweinchen Natronwasser nehmen möchte. Dies sind 1-2 Messerspitzen Natron auf ca. 5 ml Wasser. Natronwasser kann gegen Magenschmerzen helfen und den Körper entsäuern. Da es zu einer leichten Gasbildung im Magen führt, sollte aber nicht mehr als 5 ml davon gegeben werden. Mehr Infos dazu gibt es hier.
In den meisten Fällen verhalten sich Meerschweinchen bereits wenige Tage nach der OP schon wieder völlig normal und sind auch normal aktiv. Selten kann es sein, sie haben starke Schmerzen und sind weniger aktiv und können auch nicht so gut laufen. Dies kann aber normal sein nach so einem Eingriff. Wärme und Schmerzmittel sowie Futter in der Nähe der Tiere (damit sie nicht so viel laufen müssen) und auch Antibiotika und entblähende Mittel können ihnen helfen, diese Zeit besser zu überstehen. Auch kann man Traumeel Tabletten oder Arnica Globuli geben.
Die Woche nach der OP
Zeigen die Meerschweinchen in den Tagen nach der OP starke Schmerzsymptome, so sollte man die Schmerzmittel erhöhen oder noch neue Schmerzmittel hinzunehmen (mehr Infos, welche Schmerzmittel kombiniert werden können sowie ausreichende Dosierungen von Schmerzmitteln beim Meerschweinchen sind hier aufgeführt).
Es kann sein, dass das Meerschweinchen am Abend nach einer grösseren OP besser zurecht ist, als am Tag nach der OP. Dies kann daran liegen, dass die starken Schmerzmittel, die die Meerschweinchen während der OP erhalten haben, nun vom Körper abgebaut sind und nicht mehr wirken. Dennoch sollte das Meerschweinchen nicht stark abbauen, was kein gutes Zeichen ist.
Wichtig ist generell in den Tagen nach einer OP eine gute Beobachtung des Verhaltens der Meerschweinchen, um zu erkennen, ob sie an der Naht herumwerkeln. Es hilft, Fotos von der Naht zu machen, um den Heilungsverlauf besser dokumentieren zu können. Bis zum Ziehen der Fäden/Klammern der Nähte (sofern keine selbstauflösenden Fäden verwandt wurden) sollte in jedem Fall zur Sicherheit noch ein Schmerzmittel wie Metacam gegeben werden. Viele Tierärzte sagen, nach wenigen Tagen nach der OP ist dies nicht mehr nötig. Es ist aber eine heftige OP und auch innerlich bestehen große Wunden, zudem zeigen Meerschweinchen Schmerzen oft nicht.
10-14 Tage Schmerzmittelgabe nach so einem großen Eingriff ist zur Sicherheit völlig gerechtfertigt. Dies gilt auch, wenn die Meerschweinchen schmerzfrei wirken – sie lassen sich Schmerzen (Infos zu Symptomen hier) ggf. einfach nicht anmerken und haben dennoch welche. Da Meerschweinchen die Schmerzmittel (Infos dazu hier) gut vertragen, besteht kein Grund, darauf zu verzichten, so dass sie eventuell still leiden würden.
Wenn das Meerschweinchen wieder gesund ist und die Medikamente abgesetzt oder reduziert werden konnten, macht es Sinn, dem Tier Huminsäure, Heilerde oder Tiermoor etc. zum Darmaufbau und zur Entgiftung zu geben. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Mögliche Komplikationen nach einer OP
Je nach OP sind individuelle Komplikationen möglich. Auf diese gehen wir in diesem Text nicht genauer ein, wie haben sie aber bei den entsprechenden Themen immer detailliert aufgeführt. Hier sind z.B. viele Infos zusammengestellt zu den möglichen Komplikationen von Kastrationen von weiblichen Meerschweinchen.
Leichte Komplikationen
- Öffnung der Nähte durch das Meerschweinchen selbst:
Es kommt selten zu dem Fall, dass die Meerschweinchen sich selbst an den Nähten herumknabbern. Solange sie nur vielleicht einen Faden oder eine Klammer ziehen, ein wenig die Haut anrauen dabei und sonst alles gut aussieht, ist es kein Grund zur Sorge und kann durch ein wenig Manukahonig desinfiziert werden. Ansonsten muss dies dann nur beobachtet werden. Wahrscheinlich hat in einem solchen Fall einfach der Faden etwas irritiert oder die Wunde geschmerzt. Kommt es zur kompletten Öffnung der Naht, muss dies oft schnellstmöglich wieder – in der Regel unter Narkose – beim Tierarzt zugenäht werden.
- Entzündungen des OP-Bereichs: in den ersten Tagen nach der OP kann es sein, der operierte Bereich wird warm und schwillt an. Dies kann normal sein – wird es aber zu stark und zeigt das Meerschweinchen zudem auch noch ein gestörtes Allgemeinbefinden, sollte es – sofern dies noch nicht der Fall ist – ein Antibiotikum erhalten und höhere Schmerzmitteldosen. Bessert sich der Zustand nicht, sollte ein anderes Antibiotikum gegeben werden, dies ist aber in der Regel nicht nötig und die Schwellung geht in den nächsten 1-2 Wochen zunehmend zurück. Wichtig ist immer, dass das Meerschweinchen dennoch weiterhin ein gutes Allgemeinbefinden hat. Geht es ihm schlechter und helfen die Antibiotika nicht, sollte unter erneuter Öffnung der Nähte in einer weiteren OP geschaut werden, ob eine Ursache für die Probleme zu finden ist und dabei vom Gewebe auch Proben für ein Antibiogramm in ein Labor geschickt werden. Aus so einer Entzündung können sich folgend auch Abszesse unter der Naht entwickeln. Diese sollten am besten unter Narkose gereinigt werden – dies muss aber je nach Größe und Art des Abszesses nicht immer sein. Hier haben wir mehr Infos zur Behandlung von Abszessen zusammengestellt.
Schwere Komplikationen
Wenn die Meerschweinchendamen in den ersten 2-3 Tagen nach einer OP immer schwächer werden und nicht zu fressen beginnen, ist unsere Erfahrung, dass sie es dann leider nicht schaffen. Wichtig ist in solchen Fällen zu klären, ob sie vielleicht lediglich extrem starke Schmerzen und eine zusätzliche Entzündung haben, die sie belasten und das Schmerzmittel erhöht werden oder ein Antibiotikum verabreicht werden muss. Wenn die Tiere aber gar nicht mehr aktiv werden und nur noch schlapp herum liegen oder sich vor Schmerzen krümmen und auch keinerlei Nahrung mehr annehmen möchten, dann ist leider meist mehr im Argen. Meistens versagen dann auch bereits Organe. Ab einem gewissen Punkt ist es dann klar, dass man sie nun gehen lassen sollte.
Selten passiert es auch leider, dass Meerschweinchen direkt nach der OP erst einmal noch gut wirken und ein wenig fressen und aktiv sind - und es dann aber doch nicht schaffen. Der Zustand verschlechtert sich anschließend, sie gasen auf, werden immer schwächer und schaffen es dann am Ende leider nicht. Die Hypothese ist, dass ihre Organe durch die Folgen der Erkrankung dann schon so in Mitleidenschaft gezogen waren, dass die OP zu viel für ihren Körper war und sie danach beginnen zu versagen.
Leider möglicher Abschied vom Meerschweinchen
Beginnen die Meerschweinchen in den ersten Tagen nach einer OP nicht wieder von alleine mit dem Fressen und bauen vom Gesundheitszustand ab, so ist dies kein gutes Zeichen und endet meistens damit, dass man die Meerschweinchen einschläfern lassen muss oder sie versterben.
Wenn die Meerschweinchen es nicht schaffen und nach der OP versterben oder eingeschläfert werden müssen, da sie zu stark abbauen und in einen Sterbeprozess geraten, so haben wir uns immer versucht zu trösten, dass wir den Tieren mit der OP eine Chance gegeben haben und sie - aufgrund der vielen Schmerzmittel und Narkosemittel bei der OP - hoffentlich nicht mehr viel mitbekommen und keine Schmerzen gespürt haben. Es ist immer ein schwacher Trost, aber wir können nichts für solche Erkrankungen und haben immer nur die Möglichkeit, den Weg mit den höchsten Chancen auf noch schöne Lebenszeit für unsere Meerschweinchen zu wählen.
Und diese Chance stellt die OP - in der Regel ist sie ohne Alternative und die Entscheidung zur OP soll das Leid des Meerschweinchens beenden und ihm eine Chance auf ein weiteres schönes Leben bieten. Man fällt diese Entscheidung ja aus Liebe zum Tier. Schafft es das Tier am Ende nicht, so hat man es wenigstens versucht und ihm durch die OP alle möglichen Chancen gegeben.
Hier haben wir mehr Infos zu Sterbeprozessen aufgeschrieben. Diese Infos können helfen, den Zustand eines Meerschweinchens einzuschätzen.
Hier gibt es Details zu Euthanasie/Einschläfern beim Tierarzt.