Im weiteren Text haben wir Infos zu möglichen Atemwegserkrankungen beim Meerschweinchen und entsprechenden Symptomen aufgeschrieben.
Hier gibt es Vergleichsvideos von Meerschweinchen mit Atemproblemen.
Mögliche Arten von Atemwegserkrankungen beim Meerschweinchen
Die häufigsten Erkrankungen der Atemwege beim Meerschweinchen sind unseren Erfahrungen nach Entzündungen der Lunge und Bronchien, aber auch des Nasen-Rachen-Bereichs.
Entzündungen in den Atemwegen können beim Meerschweinchen oft nicht mehr ausreichend mit den standardmäßig gegebenen Antibiotika wie Enrofloxacin oder Marbofloxacin behandelt werden. Azithromycin (Infos hier) ist häufig ein viel besser wirkendes Antibiotikum in diesem Bereich. Atemwegsinfektionen sind beim Meerschweinchen unseren Erfahrungen nach im Grunde immer bakteriell bedingt. Daher wirkt das passende Antibiotikum dann auch zuverlässig. Natürlich sind Viren oder Pilzinfektionen in der Lunge in Spezialfällen nicht auszuschließen, aber da mit dem Antibiotikum Azithromycin beim Meerschweinchen in der Regel alle Lungenentzündungen ausheilen in unserem Umfeld, muss hierbei der Erreger ein Bakterium sein. Lungenwürmer sind uns beim Meerschweinchen nicht bekannt.
(Mehr zu Therapien bei Atemwegsinfektionen beim Meerschweinchen könnt ihr dann hier nachlesen.)
Bakterien, die die Atemwege entzünden lassen, gibt es überall und gerade auch im Körper des Meerschweinchens selbst. Wenn Meerschweinchen Stress (Infos hier) haben oder generell ein angeschlagenes Immunsystem, können sich solche Erreger dann besser vermehren und zu Entzündungen führen. Natürlich kann auch eine schlechte Haltung Atemwegsinfektionen beim Meerschweinchen begünstigen, z.B. eine zu ungeschützte oder nicht gut gestaltete Außenhaltung (Tipps dazu gibt es hier) oder eine zugige oder nicht gut gestaltete Innenhaltung (Tipps dazu findet man hier). Zudem ist eine gesunde Ernährung mit jederzeit viel Gras und Blattgemüse und einer großen Auswahl an Nahrungsmitteln immer wichtig, um die Gesundheit der Meerschweinchen zu stärken. Infos zu einer empfehlenswerten Ernährung von Meerschweinchen sind hier aufgeführt.
Beim Meerschweinchen kann man im Fall einer Entzündung der Atemwege zwar mit Naturheilkunde unterstützen (Infos hier) und auch das Immunsystem stärken (Infos dazu hier), jedoch braucht es zum Ausheilen einer Infektion der Atemwege beim Meerschweinchen unserer Erfahrung nach immer ein Antibiotikum. Eine reine naturheilkundliche Behandlung reicht leider nicht aus.
Auch können beim Meerschweinchen Bakterien wie Mykoplasmen und Chlamydien zu Atemwegsinfektionen führen (bei Chlamydien kommt es auch manchmal gleichzeitig zu Augenentzündungen). In der Regel ist eine Behandlung dieser Erreger mit dem Antibiotikum Azithromycin ebenfalls sehr erfolgreich. Viele Meerschweinchen bleiben aber selbst nach einem Antibiotikum dauerhaft Träger der Mykoplasmen, weshalb viele Halter meist dann, wenn diese Tiere irgendwann alleine sind, nach Partnertieren suchen, die ebenfalls bereits positiv aus Mykoplasmen getestet wurden. Tatsächlich haben wohl viel mehr Meerschweinchen, als bekannt, Mykoplasmen in ihrem Körper, aber erkranken nie daran, weil ihr Immunsystem diese Erreger gut im Griff hat (das heißt jedoch nicht, dass sie generell immunstark und gesund sein müssen). Wir kennen einige solche Fälle und so ist es oft so, dass Meerschweinchen unerkannt Mykoplasmen tragen und man nie davon erfährt, weil es nicht getestet wurde. Daher halten wir übermäßige Panik zum Thema Mykoplasmen auch nicht für nötig, sondern empfehlen einen aufmerksamen und vorsichtigen Umgang mit diesem Thema bei entsprechend passender Behandlung (z.B. Azithromycin) – wie bei jeder infektiösen Erkrankung auch. Kommt es zu einem Mykoplasmen-bedingten und sehr aggressiven Ausbruch einer Lungenentzündung in einer Meerschweinchen-Gruppe, sollte natürlich vorerst kein Tier zu dieser Gruppe hinzugefügt werden und in Zukunft, nach Ausheilung der Erkrankung und am besten einer monatelangen Wartezeit, am besten auch keine generell immunschwachen Tiere.
Unserer Erfahrung nach kommt es durch Entzündungen der Atemwege beim Meerschweinchen so gut wie nie zu bleibenden Schäden in den Atemwegen, die zu chronischen Atemproblemen führen. Dies können wir selbst dann nicht beobachten, wenn die Entzündung sehr heftig war oder länger bestand. Bleiben Atemprobleme zurück nach einer Behandlung einer Atemwegsinfektion mit einem anderen Antibiotikum als Azithromycin, so sollte dies noch ausprobiert werden - meistens heilt die Infektion nämlich nur mit diesem Antibiotikum richtig aus und weiterhin bestehende Atemproblemen sind dann Anzeichen der nach wir vor bestehenden Infektion (auch, wenn ein anderes Antibiotikum schon eine Besserung bewirken konnte).
Entzündungen in der Lunge des Meerschweinchens können selten auch zu einem Pleuraerguss führen. Dieser kommt häufiger bei Tumoren oder einer Herzerkrankung vor, kann beides aber durch einen Ultraschall ausgeschlossen werden, so lässt er sich oft durch das Antibiotikum Azithromycin behandeln.
Beim Meerschweinchen gibt es leider neben Entzündungen aber auch Tumore in der Lunge. In der Lunge können sich zudem auch Ödeme bilden, vor allem, wenn das Herz oder die Nieren erkrankt sind. Häufig gesellen sich zu Tumoren oder Ödemen in der Lunge beim Meerschweinchen dann auch noch Entzündungen hinzu, so dass im Zweifel immer Azithromycin ausprobiert werden sollte, ob es eine Besserung verschafft.
Allergien scheinen dagegen zum Glück sehr selten. Natürlich kann es auch beim Meerschweinchen zu seltenen Erkrankungen der Atemwege kommen, die sehr schwer zu diagnostizieren und kaum erfolgreich zu behandeln sind, wie z.B. Lungenkollaps, Lungenabszesse oder ein Zwerchfellriss.
Sehr selten können Meerschweinchen auch an chronischen Lungenproblemen erkranken, deren Ursache man nie findet. Es ist nicht auszuschließen, dass es Erkrankungen wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) auch beim Meerschweinchen gibt.
Ebenfalls kann es beim Meerschweinchen zu einer Reihe von Krankheiten anderer Organe kommen, die Atemprobleme auslösen, wobei die Atemwege dabei nicht selbst erkrankt sind und nur durch eine andere Erkrankung eingeschränkt werden. Infos dazu gibt es weiter unten im Text.
Symptome und Ursachen von Atemwegserkrankungen
Meistens sind es Atemprobleme, die die ersten Anzeichen von Atemwegsinfektionen beim Meerschweinchen darstellen. Die Meerschweinchen atmen dann schneller, ruckiger oder auch tiefer ein und haben oft auch Atemgeräusche, die röchelnd, schnaufend oder knatternd klingen können - oder sie klingen nach einer verstopften Nase. Manchmal machen Meerschweinchen auch laute „Würgegeräusche“, wenn sie Schleim im Hals abschlucken. Es kann sich dabei auch um normales Verschlucken gehandelt haben - kommt dies jedoch öfter vor, kann es sich um eine Entzündung im Nasen-Rachen-Bereich handeln. Dabei werden die Symptome auch oft beim Fressen schlimmer und die Atemgeräusche lauter. Manche Meerschweinchen klingen bei Atemwegsinfektionen - gerade, wenn die Entzündung den Nase-Rachen-Bereich oder Hals betrifft - auch etwas heiser, wenn sie quieken.
Bei schlimmer Atemnot, wenn die Nase komplett mit Schleim verstopft ist oder aber das Meerschweinchen in den Sterbeprozess eintritt (Infos dazu hier) kann es zur Maulatmung kommen. Das Meerschweinchen kann normalerweise nicht durch das Maul atmen und atmet immer durch die Nase, daher ist so eine Atmung ein akuter Warnhinweis und das Meerschweinchen sollte immer sofort für Diagnostik zu einem Tierarzt gebracht werden.
Bei starker Atemnot können sich auch die Schleimhäute des Meerschweinchens blass oder bläulich verfärben.
Tumore in der Lunge entzünden sich oft und führen dann zu Symptomen einer Lungenentzündung. Auch bei Ödemen kann dies vorkommen, da sie als Nährboden für Bakterien dienen. Tumore verursachen in vielen Fällen sonst keinerlei Atemeinschränkungen und werden durch Zufall gefunden, weil das Meerschweinchen eine Lungenentzündung entwickelt hat. Dies muss aber nicht immer sein und oft wachsen Tumore die ganze Lunge zu und werden erst gefunden, wenn das Meerschweinchen plötzlich starke Atemnot bekommt. Meist zeigt das Röntgenbild dann, dass die Lunge schon komplett mit Tumoren zugewachsen ist und das Meerschweinchen kann dann oft nur noch erlöst werden. In solchen Fällen sind die Halter dann in der Regel sehr schockiert, dass ihnen nichts aufgefallen ist. Da Meerschweinchen durch Tumore aber oft einfach schleichend an Lungenvolumen verlieren und immer flacher atmen, müssen die Atemprobleme nicht besonders auffällig sein. Erst, wenn die Tiere dann wirklich Atemnot bekommen, weil die Lunge durch die Tumore zu eingeschränkt wird oder wenn die Tumore auch noch andere Organe befallen oder das Herz durch die eingeschränkte Atmung Schaden nimmt, kommt es dann zu auffälligen Symptomen.
Bei Atemproblemen schlucken Meerschweinchen auch oft Luft oder schlingen die Nahrung, da sie nicht gut Luft holen können. Dies begünstigt Magenaufgasungen und generell Aufgasungen des Darms mit entsprechenden Symptomen (mehr Infos zu Aufgasungen beim Meerschweinchen gibt es hier).
Schluckauf beim Meerschweinchen (ein Beispielvideo ist hier zu sehen) gibt es auch, dann zuckt der ganze Körper des Tieres eine kurze Zeit - dies passiert extrem selten, ist nicht tragisch und vergeht bald wieder, ohne, dass das Meerschweinchen dabei Schaden nimmt.
Je nach Art der Atemgeräusche kann ein erfahrener Meerschweinchenhalter tatsächlich oft schon erahnen, ob das Meerschweinchen eine Infektion in den oberen oder unteren Atemwegen hat. Auch anhand der Atmung selbst, wie schnell oder langsam, flach oder ruckig sie ist, kann man manchmal schon Hinweise erhalten, welche Erkrankung vorliegen könnte.
Manchmal haben Meerschweinchen auch Schnupfen oder sie niesen. Dies kann auch harmlose Ursachen haben wie z.B. Staub vom Streu, der in die Nase gelangt war. Beides muss auch nicht unbedingt bei einer Atemwegsinfektion vorkommen und solche Symptome sind beim Meerschweinchen generell relativ selten.
Hier findet ihr eine Sammlung von Videos zu Atemproblemen beim Meerschweinchen. Nicht immer kann man anhand der Art der Atemprobleme sagen, welche Erkrankung vorliegt - die Atmung kann aber wichtige Hinweise liefern.
Die Videos dienen zum Vergleich, sollte euer Meerschweinchen Atemprobleme haben oder auch einfach zur Blickschulung für Halter, die noch nicht viele Meerschweinchen mit Atemproblemen gesehen haben.
Bei Atemproblemen sollte das Meerschweinchen aber generell zeitnah einem Tierarzt vorgestellt werden - die Videos dienen nicht der Selbstdiagnostik, sondern sollen nur eine zusätzliche Hilfe darstellen als Ergänzung zur Diagnostik beim Tierarzt.
Nicht immer werden Infektionen der Atemwege beim Meerschweinchen durch Atemprobleme wie eine veränderte Atmung oder Atemgeräusche auffällig. Meerschweinchen verstecken Krankheiten sehr gut und zeigen nicht immer typische Symptome.
Es kann auch sein, dass das Meerschweinchen bei einer Atemwegsinfektion ganz normal atmet, aber einfach Unwohlsein und Schmerzen zeigt (Infos zu Schmerzsymptomen beim Meerschweinchen gibt es hier).
Auch kommt es öfter vor, dass Meerschweinchen bei einer Atemwegsinfektion immer mal wieder eine Aufgasung haben oder auch Matschkot oder Durchfall. Dies dann zum Teil über viele Monate, bis die Atemwegsinfektion behandelt wird.
Aufgasungen (mehr Infos hier) und zu weicher Kot oder Durchfall (Infos hier) sind oft Anzeichen einer Infektion, die der Körper aber noch soweit im Griff hat, dass die Atmung noch nicht beeinträchtigt ist. Dennoch leidet der Körper des Meerschweinchens dann schon darunter und eine Atemwegsinfektion, die z.B. dann auf Röntgenbildern sichtbar wird, aber noch keine Atemprobleme verursacht, sollte daher dann auch behandelt werden (mit einem Antibiotikum - Tipps zur Behandlung stehen weiter unten im Text). Man sollte nicht warten, bis das Meerschweinchen Atemprobleme entwickelt, denn in manchen Fällen schwelt die Infektion dazu monatelang im Körper des Tieres und schwächt ihn und das Meerschweinchen hat Schmerzen, ohne es deutlich zu zeigen.
Bei Aufgasungen und Matschkot oder Durchfall muss daher immer weiterführende Diagnostik (Infos hier) betrieben werden, was die ursächliche Erkrankung für diese Probleme darstellt. Denn meist liegt das Problem beim Meerschweinchen bei diesen Symptomen nicht am Darm selbst.
Bei jeglicher Art von Atemproblemen ist also immer bildgebende Diagnostik wie Röntgenbilder wichtig und eventuell auch Ultraschall und Herzultraschall, aber auch ein Urincheck zur Sicherheit (mehr Infos dazu hier). Atemprobleme können nämlich auch durch eine Reihe von anderen Erkrankungen ausgelöst werden, die nichts mit den Atemwegen zu tun haben - im nächsten Abschnitt stehen mehr Infos dazu.
Die Ursachen von Atemwegsinfektionen, sofern nicht durch andere Krankheiten bedingt, sind meist schwer zu bestimmen. Meistens sind die Meerschweinchen einfach generell vom Immunsystem geschwächt (mehr Gedanken dazu gibt es hier) und daher erkranken sie bei Kontakt mit Lungenentzündungserregern häufiger. Selten können auch Schimmelsporen und generell unreine oder zu feuchte Luft, aber auch zu trockene Heizungsluft im Winter, Atemwegsinfektionen begünstigen.
Differentialdiagnosen
- andere Krankheiten, die auch Atemprobleme verursachen
Manche Atemprobleme beim Meerschweinchen haben ihre Ursache nicht in einer Erkrankung in den Atemwegen selbst, sondern in Organen, die die Atemwege beeinflussen. Beim Thema Atemprobleme gelangt man daher auch schnell zu den Themen Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen, Zahnerkrankungen, Magenaufgasungen etc..
So kann es bei einem Herzproblem (Infos hier) zu einer Einschränkung der Lungenaktivität oder zu Ödemen in der Lunge und daher zu Atemproblemen kommen. Auch bei kranken Nieren (Infos hier) kann die Atmung durch Ödeme in der Lunge erschwert werden. Generell führen Sterbeprozesse und Organversagen (Infos hier) oft zu Atemproblemen am Ende des Lebens eines Meerschweinchens, ohne, dass die Atemwege selbst erkrankt sind.
Ebenfalls können Zahnprobleme (Infos hier) zu einer Beeinträchtigung der oberen Atemwege führen, was dem Meerschweinchen selten auch einmal Atemschwierigkeiten bereiten kann. Zudem können Magenaufgasungen (Infos hier) durch den Druck des gegasten Magens auf das Zwerchfell zu Atemproblemen führen. Auch bei einer Magendrehung (mehr Infos hier) hat das Meerschweinchen in kurzer Zeit zum Teil starke Atemprobleme und verweigert oft das Futter.
Weiterhin kann es sein, dass Tumore im Körper wie in der Leber (Infos hier) oder der Milz (Infos hier) die Atmung durch Druck auf das Zwerchfell beeinflussen oder auch durch Metastasen in der Lunge oder eine Schädigung des Herzens (gerade bei Hämangiosarkomen in der Milz, welche auch Gefäße befallen können).
Bei großen Eierstockzysten oder Gebärmuttertumoren (Infos zu diesen Themen gibt es hier) wird die Atmung manchmal auch beeinflusst. Auch Schmerzen (Infos zu Schmerzsymptomen beim Meerschweinchen findet man hier) können die Atmung verändern und schneller werden lassen. Durch aufgestelltes Fell bei Schmerzen wirkt die Atmung dann manchmal auch etwas ruckiger, als sie eigentlich ist.
Bei Atemproblemen beim Meerschweinchen ist es daher am Anfang immer sehr (!) wichtig, Röntgenbilder in zwei Ebene (von oben und von der Seite) anfertigen zu lassen, um herauszufinden, was für ein gesundheitliches Problem überhaupt vorliegt. Ein reines Abhören reicht beim Meerschweinchen nicht, um genaueres über die Lunge und anderen Organe sagen zu können.
Es ist im Anschluss an Röntgenbilder je nach Befund dann auch manchmal sinnvoll, durch weitere Diagnostik wie Urincheck, Ultraschall und Herzultraschall (Infos hier) zu klären, ob die Ursache für die Atemprobleme eine Erkrankung der die Atemwege selbst ist oder diese durch eine andere Erkrankung eingeschränkt werden.
Hier gibt es nun mehr Infos zur Diagnostik bei Atemwegserkrankungen beim Meerschweinchen.