Therapien bei Herzerkrankungen beim Meerschweinchen
Im Herzultraschall wird dann sichtbar, ob das Herz gesund ist oder wenn es erkrankt ist, welche Art der Krankheit vorliegt. Anhand dessen kann auch bestimmt werden, welche Arten von Herzmedikament für das Meerschweinchen passend sind.
Herzmedikamente können nie wieder abgesetzt werden. Das Meerschweinchen benötigt sie dann ein Leben lang. In Bezug auf Entwässerung kann es je nach Herzerkrankung sein, dass die Entwässerung mit der Zeit wieder reduziert werden kann. Man kann und muss, wenn nötig, auch Herzmedikamente kombinieren, z.B. ACE-Hemmer und Pimobendan. Alle Herzmedikamente können zusammen mit Entwässerungsmitteln gegeben werden.
ACE-Hemmer
ACE-Hemmer gibt es mit dem Wirkstoff Ramipril (Präparat „Vasotop“, Tabletten), Imidapril (Präparat „Prilium“, Flüssigkeit - kann eingefroren werden zum haltbar machen!), Benazepril (Präparat „Fortekor“, Tabletten) oder Enalapril (Präparat „Enacard“, Tabletten). Die beim Meerschweinchen in unserem Umfeld am häufigsten genutzten ACE-Hemmer sind Vasotop und Prilium.
Bei einer klassischen hypertrophen Kardiomyopathie (HCM) werden in der Regel ACE-Hemmer verordnet.
Dosierung von Vasotop-Tabletten (Ramipril):
Von den 0,625 mg Tabletten gibt man pro kg Körpergewicht des Meerschweinchens (+/- 200g) ¼ Tablette immer zur ungefähr gleichen Uhrzeit. In seltenen Fällen kann eine höhere Dosierung nötig sein.
Bei den Vasotop-Tabletten und auch anderen Medikamenten in Tablettenform sollte man immer die am geringsten konzentrierten Tabletten nehmen. Hat man Tabletten mit einer höheren Konzentration, muss man dem Meerschweinchen noch kleinere Stückchen davon geben. Da der Wirkstoff in den Tabletten aber nicht immer gleichmässig verteilt ist, kann es sein, das Meerschweinchen bekommt dann zu wenig Wirkstoff bei manchen Gaben. Wir hatten so den Fall, dass es einem herzkranken Meerschweinchen nicht gut ging, als wir ihm 1/8 der Vasotop-Tabletten mit 1,25mg gegeben haben. Dem Meerschweinchen ging es wieder besser, als wir dann wieder 1/4 der Vasotop-Tabletten mit 0,625mg gegeben haben. Dies muss nicht passieren, aber kann. Auch bei anderen Medikamenten sind solche Probleme bekannt. Daher sollte man besser immer die Tabletten kaufen, die die geringste Konzentration des Arzneimittels aufweisen.
Werden nur nach Röntgendiagnostik auf gut Glück nach dem Rat des Tierarztes irgendwelche Herzmedikamente eingesetzt, so handelt es sich dabei meist um ACE-Hemmer, da es in viel früheren Zeiten im Grunde sowieso nur dieses Medikament für Meerschweinchen im Falle einer Herzerkrankung gab. Nicht immer ist ein ACE-Hemmer jedoch das passende Mittel und heutzutage gibt es weitere Medikamente als Optionen. Ein ACE-Hemmer kann unter Umständen auch schaden, wenn er nicht zu der Erkrankung passt.
Wir kennen Meerschweinchen, die fälschlicherweise ACE-Hemmer bekommen haben, obwohl sie gar kein Herzproblem hatten. Dies kommt immer wieder vor, wenn das Herz auf den Röntgenbildern fälschlicherweise zu groß wirkt und die Tierärzte dann leider nicht zum Herzultraschall geraten hatten, sondern gleich einen ACE-Hemmer empfohlen haben. Nachdem die Halter dann beim Herzultraschall waren, konnten sie den ACE-Hemmer wieder absetzen, weil das Herz gesund war. Manchmal sehen Herzen auf Röntgenbildern einfach durch ungünstige Lagerung oder durch eine Lungenentzündung im unteren Bereich um das Herz fälschlicherweise zu groß aus. Der ACE-Hemmer hat in diesen Fällen augenscheinlich keinen Schaden angerichtet, aber er sollte dennoch besser nicht auf gut Glück eingesetzt werden.
ACE-Hemmer können auch bei gesunden Herzen, aber kranken Nieren eingesetzt werden unter gewissen Umständen. Mehr Infos zu Nierenerkrankungen beim Meerschweinchen gibt es hier.
Wir haben über längere Zeit keine Nebenwirkungen bei unseren Meerschweinchen feststellen können, die dauerhaft ACE-Hemmer bekommen haben.
Inotropikum Pimobendan
Neben ACE-Hemmer ist das Inotropikum Pimobendan das in unserem Umfeld am häufigsten eingesetzte Herzmittel für Meerschweinchen. Es ist bei vielen Herzerkrankungen wie z.B. einer dilatativen Kardiomyopathie (DCM) das Herzmittel der Wahl und kann auch zusätzlich durch einen ACE-Hemmer kombiniert werden bei Bedarf. Bei einer hypertrophen Kardiomypathie (HCM) sollte Pimobendan jedoch nicht eingesetzt werden - so steht es auch in der Packungsbeilage
Pimobendan gibt es als die Präparate „Vetmedin“ und „Cardisure“. Diese unterscheiden sich in der Art, dass Vetmedin Zitronensäure enthält und Cardisure nicht. Es gab Gerüchte in Foren vor einigen Jahren, dass die Zitronensäure wichtig wäre, damit Pimobendan richtig wirken könnte und Cardisure daher nicht so richtig wirken würde. Wir haben in unserem Umfeld nur sehr wenige Meerschweinchen, die Cardisure bekommen. Alle anderen, auch unsere eigenen Tiere, haben immer Vetmedin erhalten. Dennoch können wir berichten, dass es den Meerschweinchen mit dem Cardisure gut ging und das Medikament eine Wirkung hatte.
Dosierung Vetmedin/Cardisure:
Von den 1,25mg Tabletten gibt man ca. alle 12 Stunden (also 2 mal am Tag) ¼ Tablette pro kg Körpergewicht des Meerschweinchens (+/- 200g). In manchen Fällen kann eine höhere Dosierung nötig sein (z.B. morgens ½ Tablette und abends ¼ Tablette). Achtung: manche Tierärzte ordnen dieses Medikament nur für einmal am Tag an. Es sollte aber zweimal am Tag gegeben werden.
Pimobendan wurde schon fälschlicherweise 1,5 Jahre lang einem Meerschweinchen in unserem Umfeld gegeben, was am Ende gar kein Herzproblem hatte. Zudem hat ein anderes Meerschweinchen es eine kurze Zeit auf Verdacht bekommen, bei dem man nicht wusste, ob sein Herz zusätzlich krank ist oder nur eine Lungenentzündung vorliegt und als kein Herzultraschall möglich war zeitnah. Diesen Meerschweinchen hat das Pimobendan augenscheinlich nicht geschadet. Es sollte aber normal nur nach einem positiven Herzultraschallbefund eingesetzt werden.
Wir haben über längere Zeit keine Nebenwirkungen bei unseren Meerschweinchen feststellen können, die dauerhaft Pimobendan bekommen haben.
Weitere Herzmedikamente
Es gibt auch noch weitere Medikamente, wie z.B. Herzglykoside („Lanitop“) oder Betablocker, die eingesetzt werden können, um eine Herzerkrankung zu behandeln. Wir haben bisher jedoch so gut wie keine Erfahrungen damit in unserem Umfeld.
Entwässerung
Liegen Ödeme vor, muss das Meerschweinchen entwässert werden. Oft kann man die Entwässerung nach wenigen Wochen wieder auf eine Erhaltungsdosis reduzieren und manchmal sogar wieder komplett ausschleichen, manchmal ist sie aber auch - auch je nach Herzerkrankung - dauerhaft nötig.
Eine Entwässerung bewirkt oft in wenigen Stunden schon eine Besserung. Bis die Ödeme komplett verschwunden sind, dauert es aber meistens wenige Tage, an denen mehrfach entwässert werden muss.
Bei manchen Herzerkrankungen gelingt die Entwässerung auch erst oder erst so richtig, wenn dann gleichzeitig das passende Herzmittel gegeben wird. Die Herzmittel verstärken den entwässernden Effekt der Entwässerungsmittel.
Das Meerschweinchen verliert durch die Entwässerung vermehrt Flüssigkeit und auch Elektrolyte wie z.B. Kalium und sollte daher mit vielfältigem Frischfutter ernährt werden (Infos dazu hier).
Wird ein Meerschweinchen entwässert, sollte zu Beginn regelmäßig 2x am Tag das Gewicht geprüft werden. So kann man auch schon erkennen, ob die Entwässerung funktioniert. Später muss das Gewicht nicht mehr so häufig kontrolliert werden, wenn das Meerschweinchen frei von Ödemen ist und mit einer Erhaltungsdosis Entwässerungsmittel gut zurecht kommt.
- Furosemid
Am häufigsten wird zur Entwässerung von Meerschweinchen Furosemid eingesetzt. Es wirkt in der Henle-Schleife der Nieren und regt die Nieren dazu an, mehr zu arbeiten und den Körper mehr zu entwässern. Da die Nieren also viel Wasser ausscheiden, kann das Wasser aus den Ödemen dann langsam aus Lunge und Gewebe abfließen. Man merkt meistens schnell nach wenigen Stunden dann schon eine Besserung, aber bis die Ödeme tatsächlich komplett verschwunden sind, kann es Tage dauern. Wird die Ursache – wie z.B. eben ein Herzproblem – nicht behandelt, kommen die Ödeme nach Absetzen der Entwässerung zurück. Und auch wenn dauerhaft entwässert wird – es ist nur das Bekämpfen der Symptome und hilft dem Tier zwar akut, aber auf lange Sicht muss die Ursache gefunden und behandelt werden.
Furosemid gibt es in Form von Tabletten namens „Dimazon“, „Furotab“ etc. oder als Flüssigkeit für die orale Eingabe namens „Lasix“.
Furosemid kann auch gespritzt werden, was im Notfall besser wirken kann, als eine orale Gabe. Bei manchen Meerschweinchen wirkt es ganz selten nur gespritzt. Dies ist meist kein gutes Zeichen und kann vorkommen, wenn die Nieren bereits sehr insuffizient sind und versagen oder vorübergehend unter Antibiotika überbelastet sind und den Körper nicht mehr richtig entwässern (Antibiotika absetzen und weiter entwässern, unserer Erfahrung nach kann man die Entwässerung dann bald wieder ausschleichen, wenn die Nieren nicht schon generell zu krank sind oder das Herz zusätzlich erkrankt ist).
Die Dosierung von Furosemid schwankt je nach Stärke der Ödeme bzw. dem Bedarf der Meerschweinchen:
2,5 mg 1-4x tgl pro kg je nach Schwere der Ödeme (bei ausgemachten Ödemen sollte das Meerschweinchen schon 2-3x tgl 2,5 mg pro kg erhalten oder sogar noch mehr)
Entwässerungsmittel wie Furosemid wirken bei einer oralen Gabe nach 1-2 Stunden (individuell je nach Tier und seinem Gesundheitszustand verschieden) und nach 6 Stunden nimmt die Wirkung anschließend wieder ab. Daher können Entwässerungsmittel nach 6 Stunden nachgegeben werden. Oft gibt man sie 1-2 mal am Tag. Da aber kleinere Dosen Furosemid öfter gegeben noch besser, gesünder und effektiver sind als eine seltenere Gabe von größeren Mengen, kann man – wenn man es zeitlich schafft, 3-4 mal am Tag ein Entwässerungsmittel geben. Z.B. statt ¼ einer Tablette alle 12 Stunden 1/8 der Tablette alle 6 Stunden. Dazu kann euch der Tierarzt/Tierkardiologe dann auch nochmal am besten beraten.
- Torasemid
Bisher noch relativ unbekannt ist das Entwässerungsmittel Torasemid (Präparatname „Upcard“), welches in der Wirkung dem Furosemid sehr ähnlich ist. Es wird jedoch weniger oft gegeben und tatsächlich wirkt es bei manchen Herz-kranken Meerschweinchen manchmal besser als Furosemid. Unserer Erfahrung nach können Meerschweinchen mit kardial bedingten Ödemen, die mit Furosemid nicht ausreichend entwässert werden können (trotz hoher Dosen), manchmal ohne Problem und somit viel besser mit Torasemid entwässert werden. Dies natürlich nur, wenn die Ödeme und mangelhafte Entwässerung nicht durch eine Niereninsuffizienz kommen.
Dosierung: bei Torasemid kann die Dosierung je nach Bedarf sehr unterschiedlich sein. Allgemein sagt man 0,25-0,5 mg pro kg Körpergewicht 1-2x tgl.
Wir haben bisher z.B. von den 0,75 mg-Tabletten vom Upcard immer ½ Tablette morgens am Tag gegeben bei einem Meerschweinchen um 1 kg Körpergewicht.
Wir haben über längere Zeit keine Nebenwirkungen bei unseren Meerschweinchen feststellen können, die dauerhaft Entwässerungsmittel bekommen haben. Es muss nicht sein, dass die Nieren darunter krank werden.
Achtung: Bei einem Perikarderguss darf das Meerschweinchen nicht entwässert werden oder nur - im Falle von gleichzeitigen Lungenödem - mit sehr geringen Dosen und der gleichzeitigen Gabe von Herzmedikamenten. Ein Perikarderguss kann leider nicht durch eine Entwässerung reduziert werden. Wird durch die Entwässerung aber das Blut etwas „ausgetrocknet“ und verliert somit an Volumen, kann es das Herz nicht mehr wie gewohnt durch sein Volumen stützen. Der Perikarderguss kann dann nur noch mehr auf das Herz drücken und es in seiner Funktion noch mehr einschränken. Eine Entwässerung bei einem Perikarderguss kann also sehr gefährlich werden und in Extremfällen tödlich enden.
Punktion von Perikarderguss
Ein Perikarderguss (Herzbeutelerguss) ist eine Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel des Herzens und führt durch sein Volumen und den dadurch bedingten Druck auf das Herz zu einer Funktionsminderung des Herzens. Meistens tritt er durch Tumore, Leukose oder Entzündungen, aber auch durch Herzerkrankungen an sich auf.
Ein Perikarderguss kann lediglich durch den Körper selbst oder durch eine Punktion reduziert werden. Niemals aber durch eine Entwässerung des Köpers mit entsprechenden Medikamenten, dies kann sehr gefährlich sein im Falle eines Perikardergusses - siehe den Rest vom Textabschnitt oben zu den Entwässerungsmitteln.
Ist der Perikarderguss noch nicht stark ausgeprägt und kann die Ursache durch Medikamente behandelt werden, kann der Körper ihn bald selbst abbauen. Bei einem sehr großen Erguss ist dies eine lebensbedrohliche Situation und man muss abwägen, ob eine Punktion eine Chance zum Überleben des Meerschweinchens darstellen kann: eine Punktion eines Perikardergusses ist beim Meerschweinchen sehr riskant. Es kann gut gehen, das Meerschweinchen kann dabei aber auch kollabieren und sterben. Wir haben leider beide Fälle schon erlebt.
Zudem hat eine Punktion keinen Sinn, wenn man die Ursache des Ergusses nicht behandeln kann. Ist also das Meerschweinchen schwer krank durch Tumore und dies die Ursache für den Erguss, sollte man ihm diese Prozedur ersparen.
Am besten wird ein Perikarderguss nur von erfahrenen Tierärzten und nur mit gleichzeitiger Ultraschallkontrolle des Herzens punktiert. Im Optimallfall wird so etwas nur in Narkose durchgeführt, es kann jedoch, wenn das Tier gut still hält, auch ohne Narkose gelingen. Dies muss auch vom Gesundheitszustand und der Narkosefähigkeit des Meerschweinchens abhängig gemacht werden.
Das Punktat, also die Flüssigkeit, die im Perikarderguss war, kann nachher dann für eine Analyse in ein Labor geschickt werden, so dass man weitere Hinweise auf Ursachen für den Erguss erhält und das Meerschweinchen anschliessend besser behandeln kann.
Findet man keine Tumore und ist das Herz nicht krank, ist ein Perikarderguss eventuell durch eine Entzündung ausgelöst worden (dies kann natürlich auch zusätzlich zu einem Tumor oder einer Herzerkrankung passieren).
Eine Entzündung ist beim Meerschweinchen weder mit allen bildgebenden Verfahren noch mit einem Blutbild sicher zu diagnostizieren. Daher sollte im Zweifel dann zur Behandlung des Perikardergusses ein Antibiotikum (am besten Azithromycin) verabreicht werden. Auch kann Cortison eine Überlegung wert sein.
Antibiotika
Da Meerschweinchen zu Entzündungen neigen und auch gerade Ödeme durch Herzerkrankungen tolle Nährboden für Bakterien stellen, sollte im Zweifel immer ein Antibiotikum gegeben werden. Teilweise ist es zudem schwierig, eine Lungenentzündung von einer Herzerkrankung abzugrenzen.
Es kann bei manchen Herzerkrankungen generell wichtig sein, zur Sicherheit ein Antibiotikum zu verabreichen. Ob das Herz oder die Lunge zusätzlich zum Herzproblem entzündet sind, kann man nicht immer in Röntgenbildern oder Herzultraschall eindeutig erkennen. Im Zweifel macht es daher Sinn, ein Antibiotikum zu geben, auch, um auszuschließen, dass das Herz eventuell noch durch eine Infektion geschwächt wird oder dadurch erst erkrankt ist. Herzprobleme können Entzündungen der Atemwege auch überdecken, so dass man sie nicht eindeutig ausschließen kann.
Als Antibiotikum im Falle von Herzproblemen oder Atemwegsinfektionen würden wir immer zu Azithromycin (Präparatname „Zithromax“) raten. Enrofloxacin (Präparatnamen „Baytril“, „Enrobactin“ u.a.) und andere Standard-Antibiotika beim Meerschweinchen wirken leider oftmals nicht bei Entzündungen der Atemwege (Infos zu Antibiotika beim Meerschweinchen gibt es hier).
Schmerzmittel und entblähende Mittel
Geht es dem Meerschweinchen aufgrund der Herzerkrankung nicht gut, wird es in der Regel auch Schmerzen haben. Auch können weitere durch die Herzerkrankung verursachte gesundheitliche Probleme wie Aufgasungen schmerzhaft sein. Daher sollte das Meerschweinchen im Zweifel immer Schmerzmittel (Infos und richtige Dosierungen hier) und auch entblähende Mittel wie Colosan und Simeticon (Infos dazu hier) erhalten. Dies ist vor allem auch solange wichtig, wie Atemprobleme bestehen, die - wie allerdings alle Erkrankungen - oft Aufgasungen begünstigen können. Es können bei einer Herzerkrankung beim Meerschweinchen ohne Probleme die gängigen Schmerzmittel wie Meloxicam und Novalgin gegeben werden.
Cortison
Liegt ein Perikarderguss (ungeklärter Ursache oder durch Tumor) vor oder ein Tumor am Herzen oder in anderen Organen, kann eine Behandlung mit Cortison sinnvoll sein. Mehr Infos zu Tumoren beim Meerschweinchen gibt es hier.
Ebenfalls kann Cortison im Falle von Nierenerkrankungen helfen, dass es den Meerschweinchen wieder besser geht und es weniger Schmerzen hat. Infos dazu gibt es hier.
Karsivan
Karsivan ist ein in der Apotheke frei erhältliches Mittel (für Hunde), was den Wirkstoff Propentophyllin enthält, welcher die Durchblutung fördern kann. Dieses Mittel wird oft im Alter bei Durchblutungsstörungen und entsprechenden Demenz-Erscheinungen bei Hunden eingesetzt, was beim Meerschweinchen eigentlich so nicht vorkommt.
Bei manchen Herzerkrankungen beim Meerschweinchen kann dieses Mittel aber Sinn machen, um die Durchblutung zu fördern. Das sollte man dann mit dem Tierkardiologen absprechen. In der Regel reichen eigentlich die gängigen Herzmedikamente, um das Meerschweinchen gut einzustellen und zu durchbluten, aber Spezialfälle gibt es natürlich immer wieder und dann sind solche Medikamente vielleicht eine Chance.
Man gibt von den Karsivan 50 mg Tabletten 1/8 Tablette einmal am Tag pro kg Körpergewicht des Meerschweinchens (+/-200g).
Wie merke ich, dass die Herzmedikamente und Entwässerung wirken?
Herzmedikamente führen oft in wenigen Stunden bis spätestens nach wenigen Tagen bereits zu einer Besserung aller Symptome, wenn es die richtigen Mittel sind. Wenn ein Meerschweinchen z.B. sehr schlapp ist und durch ein Lungenödem eine erschwerte Atmung hat, aber die Entwässerung bereits nicht viel brachte und es dann das passende Herzmedikament bekommt, kann es sein, dass es in 3-4 Stunden oder spätestens am nächsten Tag völlig verändert und wieder aktiv und gut drauf ist. Oft können Meerschweinchen bei einer Herzerkrankung nur dann richtig entwässert werden, wenn sie neben Entwässerungsmitteln auch die passenden Herzmedikamente bekommen. Passt das Herzmedikament, kann ein Meerschweinchen dann bei zusätzlicher Entwässerung innerhalb 6-12 Stunden 80-100g an Gewicht verlieren und somit werden dann auch die Ödeme kleiner.
Der Körper an sich und auch das Herz braucht natürlich länger, um sich insgesamt zu erholen und auf die Herzmedikamente einzustellen, aber eine erste Wirkung des Herzmedikamente sollte, gerade auch in Kombination mit dem Entwässerungsmittel, relativ zügig zu bemerken sein.
Wenn keine Besserung eintritt:
Wenn ihr nach einer Woche mit Herzmedikamenten oder Entwässerung keine Besserung des Allgemeinbefindens eures Meerschweinchens bemerkt, so sprecht euren Tierarzt ruhig nochmal auf andere mögliche (und vielleicht zusätzlich nötige) Herzmedikamente an. Dies bezieht sich unserer Erfahrung nach auf die Kombination von einem ACE-Hemmer und Pimobendan, andere Herzmedikamente haben wir noch nicht in Kombination verabreicht.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es trotz Herzultraschall sein kann, dass der Tierarzt nicht 100%ig bestimmen kann, welches Medikament welchen Effekt hat bei der entsprechenden Herzerkrankung und manchmal noch ein weiteres Medikament ergänzend hinzugenommen werden musste. Anschließend ging es dem Meerschweinchen meistens dann sehr schnell viel besser.
Es kann auch sein, das Meerschweinchen braucht höhere Dosen des Herzmittels oder der Entwässerungsmedikamente.
Ebenfalls kann man - bei unzureichender Entwässerung - statt Furosemid das Entwässerungsmittel Torasemid ausprobieren, ob das Meerschweinchen darauf besser anspricht.
Tritt keine zeitnahe Besserung ein oder geht es dem Meerschweinchen trotz Herzmedikamente nach Herzultraschall dennoch schlechter, kann es eine Chance sein, das Antibiotikum Azithromycin zu geben. Dies ist nötig, falls zusätzlich zu einem Herzproblem eine Entzündung der Atemwege vorliegt, die man so nicht diagnostizieren konnte, weil sie ggf. von den Symptomen des Herzproblems überdeckt wurde.
Ist das Herz allerdings schon zu krank, um auf die Medikamente anzusprechen, so wird leider auch eine Kombination von Herzmedikamenten oder höhere Dosierungen, ein anderes Entwässerungsmittel oder ein Antibiotikum keinen Effekt mehr haben. Dennoch sollte man dies im Zweifel probieren.
Tipps zum Medikamenten-Management bei dauerhafter Medikamenten-Gabe
Herzmedikamente und auch oft Entwässerungsmedikamente müssen dauerhaft bei einer Herzerkrankung gegeben werden. Dies kann, gerade bei zweifacher Medikamenten-Gabe am Tag, im Alltag eine Herausforderung sein, wenn man zur Arbeit gehen muss etc.
Die Herzmedikamente sollten immer zur ungefähr gleichen Zeit gegeben werden, können alle aber auch durchaus mal bis zu ein paar Stunden verzögert gegeben werden. Wir haben immer aufgepasst, dass es nicht mehr als 2 Stunden Unterschied gibt. Weiss man, dass in den nächsten Tagen sich die Gabe etwas verzögern könnte um mehr als 2 Stunden Differenz, kann man diese Differenz durch eine Medikamentengabe zuvor mit schon leichten Zeitverzögerungen verringern.
Sind wir also an einem Freitag früh aufgestanden, um zur Arbeit zu gehen, haben wir z.B. Pimobendan, was ca. alle 12 Stunden gegeben werden muss, um 7 Uhr morgens gegeben. Am Abend haben wir es dann nicht um 19 Uhr gegeben, sondern um 21 Uhr. So konnten wir am Samstag dann bis 11 Uhr ausschlafen, um es erst dann zu verabreichen. Dann haben wir es Samstagabend um 23 Uhr gegeben und auch am Sonntag um 11 Uhr. Sonntagabend haben wir es dann wieder um 21 Uhr gegeben, um es Montagfrüh wieder um 7 Uhr geben zu können.
Man kann sich so den Alltag mit mehreren Medikamentengaben am Tag einfacher gestalten, so dass man dennoch am Wochenende ausschlafen kann etc.
Wir geben die Tablettenstückchen von Herzmedikamenten oder Entwässerungstabletten gerne in 1 ml-Spritzen. Dazu eignen sich keine Spritzen mit Gummi-Kolben, da diese schnell aufquellen und dann nicht mehr zu benutzen sind. Gut sind grüne Plastikkolben.
Mit der Spritze können dann 0,2-0,4 ml Wasser aufgezogen werden, um die Tablettenstücke darin zu lösen. Man kann auch die Tablettenstücken von mehreren Herzmedikamenten und dem Entwässerungsmedikament in eine einzige Spritze füllen, muss dann aber darauf achten, genug Wasser aufzuziehen, dass alle Tablettenstückchen davon bedeckt sind.
Die Spritzen mit den Tabletten kann man so, mit dem aufgezogenen Wasser, abends auch schon für morgens vorbereiten und anders herum, dass es dann bei der nächsten Medikamenten-Gabe schneller geht, da man nicht warten muss, bis sich die Tablettenstückchen gelöst haben.
Sind die Tablettenstückchen dann in dem Wasser gelöst (je nach Tablettenart dauert dies etwas länger), ziehen wir etwas leckeren Brei wie z.B. Gerstengrasbrei auf und können dem Meerschweinchen das Medikament so dann stressfreier geben, weil das Meerschweinchen den Brei mit dem Medikament so dann in der Regel freiwillig nimmt. Dies ist besser, gerade bei einer dauerhaften Medikamentengabe, als dem Meerschweinchen das Medikament unter Zwang geben zu müssen.
Die gleiche Spritze füllt man danach dann am besten nochmal mit Brei und gibt diesen dem Meerschweinchen, damit alle Reste des Medikaments aus der Spritze auch im Meerschweinchen ankommen.
Wenn die Tiere darauf trainiert sind, den Brei freiwillig im Gehege durch die Spritze zu nehmen, ist dies meist kein Problem auch mit den Tablettenstückchen darin. So muss das Meerschweinchen dann zur Tablettengabe nicht aus dem Gehege genommen werden, was stressfreier und gesünder ist und im Alltag auch schneller geht. Meistens sind die anderen Meerschweinchen allerdings auch am Brei interessiert, ihnen sollte man diesen dann mit anderen Spritzen füttern.
Man kann auch schon für eine ganze Woche oder einen längeren Zeitraum die Tablettenstückchen in 1 ml-Spritzen füllen und sie dann (ohne bereits Wasser aufzuziehen, dies erst maximal 12 Stunden vor der Gabe) lichtgeschützt und trocken lagern. So kann man die Medikamente vorbereiten, damit es im Alltag schneller geht.
Wir haben zu diesem Zweck die Spritzen immer mit Hilfe von Nagellack-Färbungen am oberen Rand und Tesafilm darum entsprechend gekennzeichnet, um nachher noch zu wissen, welches Medikament darin war. Man kann das durchaus, wenn die Spritzen mit Brei gefüllt sind oder die Medikamente ähnliche Farben haben, sonst mal vertauschen.
Die Spritzen können auch mit Breirückständen nach der Medikamentengabe erst einmal gelagert werden, wenn man keine Zeit hat, sie sofort auszuwaschen (etwas Wasser durchspülen hilft allerdings später schon bei der ausführlicheren Reinigung).
Der Brei trocknet in der Spritze an, Medikamentenreste eventuell auch und die Spritzen sollten daher, bevor man sie komplett auswäscht, in etwas Wasser ein paar Stunden eingeweicht werden. Dazu sollte man die Spritzen schon in ihre Einzelteile zerlegt in eine Schüssel mit Wasser geben. Anschließend sollten die Spritze mithilfe einer Zahnbürste gereinigt werden, denn in der kreisförmigen Rille um den Kolben sammelt sich oft Brei, der sonst nicht rausgeht.
Man kann die Spritzen anschließend nochmal in eine Schüssel mit kochendem Wasser geben zur Desinfektion und sie dann ausschütteln und auf einem Handtuch trocknen lassen. Danach sind sie bereit zum Erneuten befüllen.
Wir haben so zum Teil für 3-4 Wochen Medikamente in Spritzen vorbereitet und diese anschließend gereinigt, was zwar dann phasenweise immer etwas Zeit kostete, uns im Alltag aber viel Arbeit und Zeit erspart hat.
Herzstärkende Mittel aus der Naturheilkunde
Auch die Naturheilkunde stellt einige Dinge, die bei Herzerkrankungen unterstützend bei Meerschweinchen hilfreich sein können. Solche naturheilkundlichen Mittel ersetzen aber niemals Herzmedikamente, sondern ergänzen die medikamentöse Herztherapie.
Neben homöopathischen Medikamenten wie Crataegus, Strophantus und anderen Homöopathika gibt es auch in der Phytotherapie einige bei Herzerkrankungen hilfreiche Dinge. Man kann mit Weißdorntinktur (in Kombination mit Homöopathie ist da z.B. Cralonin ein Präparat), Weißdorn-Presslingen / Crategutt oder Mistelpressaft arbeiten. All diese Dinge kann man in leckeren Brei wie z.B. Gerstengrasbrei geben, damit die Meerschweinchen sie freiwillig nehmen. Tinkturen mit Alkohol wie Cralonin kann man auf einen Schluck heißes Wasser tropfen und nach dem Abkühlen geben, damit der Alkohol sich derweil verflüssigt. Tabletten kann man mörsern oder in Wasser einweichen, um sie dann mit Brei zu vermengen.
Vitalpilzen können ebenfalls sehr gut für das Herz sein, vor allem der Reishi. Auch für die durch die Herzerkrankung resultierenden Probleme mit anderen Organen wie z.B. den Nieren und gegen Ödeme gibt es da einige Möglichkeiten. Zu den Vitalpilzen haben wir hier bereits einiges geschrieben.
L-Carnitin kann das Herz bei einer Erkrankung unterstützen. Es gibt das Produkt Rodicare senior, welches Carnitin enthält und für Meerschweinchen geeignet ist.
Auch der Online-Shop „Naturheilkunde bei Tieren“ hat Tabletten mit Kräutern namens „Tonq Qi“ im Angebot. Diese schmecken allerdings etwas scharf, weshalb unsere Meerschweinchen sie nicht so gerne mochten, auch nicht in Brei.
Zur Kreislaufstärkung kann man im Bedarfsfall (wenn das Meerschweinchen durchzuhängen scheint) mit Präparaten mit Kampfer arbeiten: z.B. mit Korodin (enthält Alkohol, also vorher auf etwas heißes Wasser geben) oder Korovit (dies sind Kapseln, man kann den Inhalt aus den Kapseln in einer Spritze aufziehen und mit etwas Brei vermischt geben).
Gerne mögen herzkranke Schweinchen auch Wärme, die hilft, die Durchblutung des Körpers zu verbessern und die das Halten der Körpertemperatur unterstützt, weshalb der Körper dann die darauf verwendete Energie etwas einsparen kann. Dazu nutzen wir am liebsten einen Dunkelstrahler oder Rotlicht. Mehr zu diesen Lampen könnt ihr hier lesen.
Generell ist auch Stressreduktion sehr wichtig, denn Stress belastet das Herz. Infos zur Stressreduktion beim Meerschweinchen gibt es hier.
Eine gute, gesunde Ernährung (Infos dazu hier) sowie naturheilkundliche Mittel zur Immunsystemstärkung und gegen Entzündungen sind generell ebenfalls zu empfehlen. Schaut dazu gerne für weitere Infos hier.
Auch Kräuter aus der Natur können sehr gesund sein und auch die Entwässerung unterstützen. Mehr zum Thema Kräuter für Meerschweinchen ihr hier nachlesen.
Da durch Entwässerung dem Körper Elektrolyte verloren gehen können und Meerschweinchen generell auch einen Salz-Bedarf haben können, kann ein hochwertiger Salzkristall Sinn machen. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Herzerkrankungen beim Meerschweinchen kommen öfter vor als gedacht – bei einer rechtzeitigen Entdeckung, guten Diagnostik durch erfahrene Tierärzte und richtigen Medikamenten, haben aber auch „Herzschweinchen“ oftmals (je nach Diagnose) noch ein schönes Leben mit guter Lebensqualität vor sich. Es lohnt sich also, im Zweifel dran zu bleiben und ggf. zusätzlich zum Haustierarzt einen erfahrenen Kleintierkardiologen zu kontaktieren :-)