Diagnostik bei Aufgasungen beim Meerschweinchen
- Tasten
Aufgasungen (mit Ausnahme von Magenaufgasungen) kann man beim Meerschweinchen gut tasten, in dem man das Tier auf den Schoss nimmt und mit beiden Händen gleichzeitig ein wenig, vorsichtig und gefühlvoll seitlich in den Bauch tastet. Nimmt man nur eine Hand dafür, kann es sein, man kann den Umfang der Aufgasung nicht komplett tasten, da die Gase der einen Hand entweichen, weil keine andere Hand auf der anderen Seite begrenzt.
Häufig ist einfach der ganze Bauch und somit der ganze Darm gegast. Dies führt dazu, dass sich beim Tasten der Bauch des Meerschweinchens dann wie ein Ballon anfühlt und nicht mehr butterweich. Meerschweinchen können bei Stress aber auch anspannen und dann kann der Bauch gespannter sein, als er eigentlich ist. Wenn man die Meerschweinchen mit den Vorderpfoten auf die Hand einer weiteren Person setzt, können sie nicht mehr so gut anspannen und man erhält einen reelleren Eindruck.
Manchmal hört man, es sei zur Bestimmung einer Aufgasung sinnvoll, am Bauch des Meerschweinchens zu klopfen. Wenn es sich dabei hohl anhören würde, dann wäre das Meerschweinchen gegast. Dieser Test ist nicht zuverlässig aussagekräftig und kann dem Meerschweinchen auch Schmerzen verursachen, deswegen raten wir davon ab. Das Tasten ist exakt und sollte natürlich vorsichtig und gefühlvoll durchgeführt werden, so dass es nicht so schmerzhaft für das Meerschweinchen ist.
Blinddarmaufgasungen:
Ist der Blinddarm stärker aufgegast, haben Meerschweinchen links eine Beule am Bauch die man tasten und häufig auch so schon sehen kann.
Auf Röntgenbildern kann es für Laien und auch für Profis in manchen Fällen nicht immer einfach sein, Magenaufgasungen und Blinddarmaufgasungen zu unterscheiden. Dann hilft der Tastbefund oft zusätzlich weiter.
Die folgenden zwei Fotos zeigen sichtbare Beulen links am Bauch der Meerschweinchen mit Blinddarmaufgasung.
Die folgenden Röntgenbilder zeigen Blinddarmaufgasungen.
- Röntgen
Bei Aufgasungen im Darm sollten Röntgenbilder angefertigt werden, um herauszufinden, was die Ursache der Aufgasung ist und wie stark ausgeprägt die Aufgasung ist. (Ein wenig Gas im Darm kann beim Meerschweinchen normal sein, da die Darmbakterien die Nahrung des Meerschweinchens zum Teil fermentieren, wobei Gase in geringen Mengen auch bei gesunden Tieren entstehen können.)
Generell immer, auch bei Aufgasungen, sollten zwei Übersichtsröntgen (zwei Ebenen: von oben und von der Seite) angefertigt werden, um zu schauen, wie Magen und Darm aussehen. Am besten hat man den ganzen Körper von Lunge bis zum Ende der Harnröhre auf diesen Röntgenbildern abgebildet, damit man auch alle anderen Organe anschauen kann. Das Ende der Harnröhre sollte mit auf den Bildern sein, da dort oft kleine Harnsteine sitzen, die zu Schmerzen und den Problemen mit der Aufgasung führen könnten.
Die folgenden zwei Röntgenbilder zeigen das gleiche Meerschweinchen und sind in zwei Ebenen (von oben und von der Seite) aufgenommen. Der Magen ist orange und der Blinddarm blau gekennzeichnet.
Der Magen liegt beim Meerschweinchen rechts-mittig - da Röntgenbilder von oben aufgenommen oft spiegelverkehrt sind, muss man dabei auf das Zeichen für die Seitenangabe (R oder L) achten.
Der Blinddarm liegt ebenfalls links.
Die nächsten Röntgenbilder zeigen geringe Aufgasungen im Darm. Dies kann so auch bei gesunden Meerschweinchen aussehen. Ebenfalls sind geringe Magenaufgasungen durchaus auch mal normal bei gesunden Meerschweinchen auf Röntgenbildern zu finden (ggf. kommt dies durch den Stress beim Tierarztbesuch).
Die folgenden Röntgenbilder zeigen starke Aufgasungen in Magen und verschiedenen Teilen des Darms.
Magenaufgasungen:
Magenaufgasungen (siehe Röntgenbilder unten) kann man nicht tasten und daher müssen im Zweifel immer Röntgenbilder angefertigt werden, die diese dann zeigen. Dies macht auch deswegen Sinn, da Magenaufgasungen zu Symptomen führen können, die ähnlich einer Atemwegsinfektion aussehen können.
Folgende Röntgenbilder zeigen leichtere und schwerere Magenaufgasungen als Resultat anderer Erkrankungen (Blasensteine, Tumore in Leber und Milz etc.). Zum Teil ist der Magen orange markiert, die nah an einander angefügten Bilder gehören jeweils zusammen und zeigen Aufnahmen vom selben Meerschweinchen in verschiedenen Ebenen.
Diese nächsten drei Röntgenbilder zeigen eine Magenaufgasung bei einem Meerschweinchen im Verlauf. Auf den ersten beiden Bildern sieht man eine heftige Magenaufgasung, die über Wochen bestand und daher kam, dass das Meerschweinchen schon länger eine Lungenentzündung hatte. Das Meerschweinchen hatte schon öfter die Antibiotika Enrofloxacin und Marbofloxacin dagegen bekommen, aber diese hatten nicht geholfen, was leider bei Lungenentzündungen beim Meerschweinchen öfter der Fall ist.
Dem Meerschweinchen ging es sonst gut, es hatte keinerlei gesundheitliche Auffälligkeiten (auch keine Atemprobleme) und futterte gut. Lediglich war das Tier ein wenig vermehrt inaktiv.
Nachdem das Meerschweinchen dann das Antibiotikum Zithromax erhalten hatte (mehr Infos dazu hier), sahen Lunge und Magen auf dem Röntgenbild (Bild 3 wieder besser aus und man merkte, dass das Meerschweinchen auch wieder aktiver wurde.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie Meerschweinchen Krankheiten verstecken können - dieser Fall soll auch Hoffnung zeigen, dass starke Magenaufgasungen nicht unbedingt sehr im Verhalten des Meerschweinchens auffällig sein müssen und ebenfalls, dass sie wieder zurück gehen können, wenn die ursächliche Krankheit für die Magenaufgasung behandelt wurde.
Wenn durch andere Untersuchungen keine Hinweise gefunden werden, warum es eine Aufgasung gibt, kann man den Meerschweinchen in den Stunden vor neuen Röntgenbildern das Röntgenkontrastmittel Bariumsulfat füttern.
Dieses ist im Röntgen hell dargestellt und zeigt so ganz gut, wie es durch den Darm verläuft. Gibt es an einer Stelle eine Blockade durch z.B. einen Tumor, so sammelt sich das Kontrastmittel davor und der Tumor kann erkannt werden. Auch sieht man so, wenn der Magen gerissen ist, da sich dann Kontrastmittel außerhalb des Magens befinden kann, wenn es durch den Riss in den Bauchraum gelangt. So können Ursachen für Aufgasungen erkannt werden, wenn das Problem im Magen-Darm-Bereich liegt.
Beispiele für Röntgenbilder nach der Gabe von Bariumsulfat (die blaue Kennzeichnung bei Bild 3 bitte ignorieren).
- Urinuntersuchungen
Ebenfalls macht ein Urincheck Sinn bei jeglichen Problemen mit Aufgasungen. Meerschweinchen haben häufig Blasenentzündungen ohne typische Symptome oder auch Blasensteine oder Gebärmutterprobleme. Erste Hinweise darauf bekommt man häufig schon, wenn man mit einem Urinteststeifen den Urin prüft.
Dies kann man schon zuhause tun, wenn die ersten Auffälligkeiten, dass mit dem Meerschweinchen etwas nicht stimmt, auftreten. Es empfiehlt sich generell, den Urin regelmäßig zuhause zu prüfen.
Eine Anleitung dazu findet ihr hier.
Auch beim Tierarzt kann der Urin geprüft werden mittels Urinteststreifen oder mikroskopischer Untersuchung. Ist etwas auffällig, kann der Tierarzt den Urin auch in ein Labor schicken.
- Kotuntersuchungen
Bei Aufgasungen sollte auch immer an diverse Darmparasiten gedacht werden, die diese auch auslösen können. Eine Kotuntersuchung hilft diesbezüglich in der Regel weiter, mehr Infos zu diesem Thema gibt es hier.
Darmparasiten kommen vor allem bei oder nach Stress vor, aber auch durch andere Erkrankungen. Daher muss immer Diagnostik betrieben werden, ob eine andere Erkrankung neben den Darmparasiten vorliegt, die die Parasiten begünstigt und mit zu der Aufgasung geführt hat.
- Ultraschall und CT
Ein Ultraschall ist wichtig, um innere Organe zu untersuchen, da diese vielfältig erkranken können und dann Aufgasungen verursachen können. Tumore und freie Flüssigkeit durch Entzündungen im Darm oder Bauch lassen sich häufig, aber leider nicht immer im Ultraschall finden. Im Zweifel muss dann ein CT angefertigt werden, wenn man so gar keine Ursache für die Aufgasungen finden kann.
Bei starken Aufgasungen ist leider auch kein Ultraschall möglich (dieser wäre dann auch sehr schmerzhaft für das Tier), da die Gase dann die Sicht auf die Organe blockieren. Dann muss man hoffen, dass man das Meerschweinchen mit Medikamenten etwas entgasen kann, um zu einem späteren Zeitpunkt schallen zu können. Dalls keine Diagnose vorliegt bisher, kann es Sinn machen, das Meerschweinchen im Notfall bei schlechtem Allgemeinbefinden dann auch auf gut Glück mit Antibiotika zu behandeln, in der Hoffnung, es ist irgendwo eine Entzündung. Danach kann man dann meist besser schallen, da die Antibiotika häufig so oder so die Aufgasung reduzieren, in dem sie unerwünschte, krankmachende Bakterien reduziert, die sich bei der Aufgasung auch gerne im Darm vermehren und die Aufgasung noch verschlimmern.
Auch kann man nicht schallen, wenn zum Röntgen das Kontrastmittel Bariumsulfat gegeben wurde, da dies den Ultraschall behindert.
Mehr Infos und Tipps zur Diagnostik mit Röntgen, Ultraschall und Co. findet ihr hier.
Therapien bei Aufgasungen beim Meerschweinchen
-> vorab ganz wichtig: Keine Zwangsernährung!
Auf keinen Fall sollte man das Meerschweinchen per Zwang ernähren oder päppeln – generell nicht und schon gar nicht bei Aufgasungen.
Dies ist schädlich, nicht mehr zeitgemäß, auch nicht nötig, kann qualvoll für das Meerschweinchen sein und kann im schlimmsten Fall sogar seinen Tod verursachen. Mehr Infos, warum Zwangsernährung beim Meerschweinchen eher schadet als nützt, könnt ihr hier lesen. Gerade besonders bei Magenaufgasungen ist Päppeln unter Zwang große psychische und physische Qual für das Meerschweinchen und kann tödlich enden, wenn der Magen reißt, weil er durch das Päppeln überladen wird.
Nach Medikamenten kann man den Meerschweinchen 2-3 ml flüssigen Brei nachgeben, damit die Medikamente besser rutschen und im Magen ankommen und nicht im Hals hängen bleiben. Bei Inappetenz kann man ein wenig Honig in den Brei mischen, um dem Meerschweinchen dies für mehr Energie zu geben. Mehr sollte dem Meerschweinchen als Brei nicht gegen seinen Willen gegeben werden. Wenn es den Brei gerne freiwillig nehmen möchte und sonst nichts anderes frisst, darf man ihm natürlich mehr davon geben. Frisst das Meerschweinchen aber normal, so sollte man ihm nicht zu viel Brei geben, denn gesünder ist die normale Ernährung mit Gräsern, Blattgemüse und Co. Hier stehen mehr Infos zu einer gesunden Ernährung für Meerschweinchen.
Bei Aufgasungen beim Meerschweinchen muss die ursächliche Erkrankung, die zur Aufgasung führt, diagnostiziert und behandelt werden. Ansonsten werden sich die Aufgasungen an sich trotz entsprechend entblähender Medikamente meist nicht oder nur wenig mindern lassen.
Dennoch ist es bei einer Aufgasung erst einmal wichtig, Medikamente und Heilmittel zur Lindern der Gase im Darm zu verabreichen:
- Simeticon und Colosan:
Dies sind für uns die besten Mittel zum Entschäumen und Behandeln der direkten Aufgasung an sich. Gase im Darm können zwar auch vom Körper abgebaut werden, in dem die Gase durch die Darmwände ins Blut aufgenommen und über die Atmung abgeatmet werden, jedoch meist bei stärkeren Aufgasungen nicht in ausreichendem Maße, so dass die Aufgasung sich schnell von alleine reduzieren kann (wenn ihre Ursache behandelt ist). Daher sind Mittel wichtig, die helfen, das Gas aus dem Körper zu transportieren - wie z.B. Simeticon und Colosan.
- Simeticon: Dies ist ein öliger Wirkstoff, der entschäumend wirken kann - dieser Begriff ist etwas irreführend, da die manche Meerschweinchen-Halter deswegen annehmen, dass Simeticon das Gas aus dem Darm entfernt. Simeticon bewirkt jedoch nur, dass aus kleinen Gasblasen eine große Gasblase wird, die dann durch die Verdauung des Meerschweinchens besser als kleine Blasen hinausbefördert werden kann. Dimeticon wirkt genauso.
Simeticon und Dimeticon gibt es meist in Mischungen wie Sab simplex oder mit dem Namen Dimeticon, die zu wenig von diesem Wirkstoff enthalten und/oder leider auch noch einige ungesunde Zusatzstoffe wie Aromen Süßungsmittel und Zucker, die dem Darm wiederum schaden können.
Daher nutzen wir Simeticon nur aus Kapseln, z.B. Lefax intens oder Magen-Darm-Entspannung von Klosterfrau. Mehr Infos zum Simeticon und den von uns verwendeten Kapseln sowie der Verabreichung des Inhalts dieser Kapseln steht hier weiter unten auf der Seite.
Bei Aufgasungen geben wir den Inhalt von 1-2 Kapseln Simeticon alle 2-4 Stunden ggf. gleich zusammen in einer Spritze mit Colosan.
- Colosan: Dies ist für uns neben Simeticon das wichtigste Mittel bei einer Aufgasung beim Meerschweinchen. Es kann wahre Wunder bewirken in solchen Fällen (wenn zeitgleich auch die Ursache der Aufgasung behandelt wird) und hat schon Meerschweinchenleben gerettet. Colosan ist eine Mischung aus ätherischen Ölen, die entschäumend wirken können und Magen und Darm in ihrer Heilung und Tätigkeit fördern können. Mehr Infos und viele wichtige Tipps zum Colosan könnt ihr hier nachlesen.
Wir geben 0,4 ml Colosan pro kg alle 2-4 Std (häufiger im Notfall bei starken Aufgasungen oder Durchfällen) oder als Kur 1-2x täglich.
- Schmerzmittel:
Da Meerschweinchen Aufgasungen häufig durch andere Erkrankungen bekommen, die ihnen Schmerzen bereiten und Aufgasungen an sich auch schmerzhaft sein können, sind Schmerzmittel sehr wichtig. Man kann bei Aufgasungen Metacam verabreichen – dies hat beim Meerschweinchen unserer Erfahrung nach so gut wie nie einen negativen Einfluss auf Magen und Darm und wirkt als Schmerzmittel länger als Novalgin. Novalgin kann jedoch besser bei Weichteilschmerzen wirken, verliert jedoch beim Meerschweinchen schon nach wenigen Stunden wieder an Wirkung. Im Zweifel kombinieren wir daher beide Schmerzmittel am liebsten. Sowohl Metacam als auch Novalgin werden in der Regel unterdosiert gegeben beim Meerschweinchen, da nicht bekannt ist, dass sie mehr davon erhalten müssen, damit diese Schmerzmittel bei ihnen überhaupt richtig wirken.
Mehr zu diesen und anderen Schmerzmitteln und den empfehlenswerten Dosierungen könnt ihr hier nachlesen.
- Emeprid / MCP (Wirkstoff Metoclopramid):
Dies ist ein Medikament, was die Aktivität der Darmmuskeln anregen soll. Das Meerschweinchen hat keinen Stopfdarm - wenngleich dies oft behauptet wird - und daher hat es auch Darmmuskeln, die man anregen kann. Allerdings sind die Darmmuskeln sehr gering ausgebildet und der Magen hat so gut wie keine Muskulatur. Daher bringt Emeprid auch in vielen Fällen nicht viel Veränderung. Zudem kann Emeprid massive Nebenwirkungen haben und bei einer Gabe länger als 3 Tage oder auch bei Überdosierung zu Darmlähmungen und anderen starken Nebenwirkungen kommen (Lähmung der Hinterbeine durch Überdosierung ist bei manchen Meerschweinchen beobachtet worden). Daher setzen wir Emeprid nur im Notfall bei lebensbedrohlichen Aufgasungen ein. Ansonsten ist das bereits weiter oben erwähnte Colosan eine bessere Alternative, was durch die enthaltenen ätherischen Öle ebenfalls die Tätigkeit von Magen und Darm anregt, dazu noch weitere Heilwirkungen besitzt und keine Nebenwirkungen verursacht.
- Wärme:
Wärme kann Aufgasungen lindern, in dem sie zu einer Verspannung der Muskulatur und verbesserten Durchblutung der Organe führt. Da Wärme für die Meerschweinchen nicht immer angenehm ist und selten auch Entzündungen und Aufgasungen verstärken kann, sollte das Tier immer die Wahl haben, ob es die Wärme nutzen möchte oder nicht. In den meisten Fällen tut die Wärme den Meerschweinchen aber gut. Wir bevorzugen, Wärme in Form eines Rotlichts oder Dunkelstrahler anzubieten, da diese die Wärme auf den Rücken die obere Körperhälfte der Meerschweinchen strahlt, was dort die Muskeln und Organe positiv beeinflussen kann. Mehr Infos zu diesen Lampen könnt ihr hier lesen.
Man kann aber auch eine Wärmeflasche oder einen SnuggleSafe anbieten. Dies wärmt vor allem den Bauch des Tieres, was bei einer Aufgasung Vorteile und Nachteile haben kann.
- Bewegung:
Bewegung ist gut bei Aufgasungen, um die Gase im Darm voran zu bringen, aber kann dann auch sehr schmerzhaft sein für die Meerschweinchen. Bewegen sich die Tiere nicht von alleine, drängen wie sie nicht. Wenn wir sie aber nach der Medikamentengabe ins Gehege setzen, so setzen wir sie dorthin, wo sie etwas entfernt von ihrem bevorzugten Ruheort sind. Dann laufen sie immerhin das Stückchen dorthin und haben ein wenig Bewegung.
- Massagen: können Gase im Darm ebenfalls vorwärts bewegen - jedoch wissen wir nicht, wo genau sie dem Meerschweinchen gut tun. Da Massagen extrem schmerzhaft bei Aufgasungen sein können und Meerschweinchen Berührungen sowieso nicht mögen und dann Stress bekommen und dadurch noch mehr aufgasen können, waren wir mit Massagen immer sehr vorsichtig. Wir haben maximal leicht oben auf dem Rücken von vorne nach hinten mit einem Finger mit sanftem Druck entlang gestrichen. Massagen sind aber in der Regel auch nicht nötig, den Meerschweinchen wird es mit der richtigen Therapie besser gehen, wenn dadurch die Ursache der Aufgasung behandelt werden konnte.
- Entgasung beim Tierarzt:
Bei einer sehr starken Magenaufgasung kann der Magen mit einer Sonde entgast werden. Bei einer sehr starken Blinddarmaufgasung kann der Blinddarm per Punktion entgast werden. Beides ist für die Meerschweinchen sehr unangenehm und hat auch einige Risiken. Daher sollte dies nur bei erfahrenen Tierärzten durchgeführt werden und auch nur dann, wenn man denkt, dass das Meerschweinchen eine Chance auf eine Genesung hat. Liegt eine schwere, nicht gut behandelbare Krankheit zugrunde, die das Tier sowieso bald umbringen wird oder gibt es noch keine Diagnose für die Aufgasung und ist das Meerschweinchen generell sehr alt und krank, sollte man überlegen, ob man diese stressige und unangenehme Prozedur dem Tier wirklich noch antun möchte. Wenn die Ursache der Aufgasung nicht behandelt werden kann, wird sie zurückkehren und dann nützt eine solche Entgasung auch nichts und ist nur unnötige Qual.
SEHR WICHTIG für die Behandlung von Aufgasungen ist allerdings, wie erwähnt, die Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit an sich. Sonst wird sich die Aufgasung nur wenig oder nur vorübergehend bessern.
Je nach Erkrankung sieht die Behandlung unterschiedlich aus, z.B. Antibiotika bei Entzündungen, Zahnbehandlungen bei Zahnproblemen, Operationen und/ oder Cortison bei Tumoren, Herzmedikamente und ggf. auch Entwässerung bei Herzproblemen.
Da die meisten Erkrankungen beim Meerschweinchen durch Entzündungen entstehen und auch andere Erkrankungen wie z.B. Tumore, kranke Zähne und Blasensteine eine Entzündung des umliegenden Gewebes begünstigen, ist ein Antibiotikum bei fast allen Erkrankungen des Meerschweinchens wichtig. Auch, wenn man keine Ursache für eine Aufgasung findet, kann ein Antibiotikum auf gut Glück sehr sinnvoll sein, da beim Meerschweinchen fast immer irgendwie Entzündungen beteiligt sind an Erkrankungen und die Antibiotika auch gegen Fehlgärungen im Darm wirken und somit die Aufgasung mindern können.
In der Regel wirkt Enrofloxacin bei Darm-Entzündungen sehr gut, jedoch wirkt bei manchen Darmentzündungen und starken Aufgasungen nur Cotrimoxazol. Mehr zu diesen Antibiotika könnt ihr hier nachlesen. Ebenfalls gibt es hier wichtige Infos über Tipps bei der Antibiotika-Gabe und zu Antibiogrammen, die natürlich auch mit krankmachenden Bakterien aus dem Kot der Meerschweinchen erstellt werden können.
- Darmaufbau:
Darmaufbau kann bei jeder Erkrankung, aber gerade auch bei Magen-Darm-Problemen wie Aufgasungen sehr sinnvoll sein. Da die meisten Probiotika gar nicht die für Meerschweinchen wichtigen Bakterien enthalten und auch Schaden anrichten können, bevorzugen wir Darmaufbau mit Huminsäure, Heilerde, Apfelpektin etc. Mehr dazu steht hier.
- Mittel aus der Naturheilkunde
Naturheilkundliche Heilmittel können beim Meerschweinchen immer bei einer Erkrankung oder Aufgasung unterstützend eingesetzt werden. Allen voran eine gesunde Ernährung (Infos hier). Bei einer Aufgasung besonders wichtig: Bitterstoffe unterstützen die Funktion von Darm und Leber und somit sollten Bittersalate auch immer im Angebot sein. Auch sind Küchenkräuter sowie eine Vielzahl an Kräutern aus der Natur, Nadelhölzer und Zweige von Laubbäumen und aromatische Saaten sehr gesund. Ebenfalls kann Efeu eine gute Wirkung auf den Darm haben, lest mehr hier darüber. Magen- und Darm-beruhigende Tees wie Fenchel-Anis-Kümmeltee oder Kamille können pur gegeben oder für Brei verwenendet werden.
Man kann auch zur Unterstützung des Immunsystems allgemein und für die Funktion von Magen und Darm unterstützend einiges aus der Naturheilkunde anbieten, wie MSM, Vitalpilze, Propolis. Mehr zu diesem Thema könnt ihr auch hier nachlesen.
Bei einer Aufgasung lassen sich auch homöopathische Mitteln einsetzen wie Nux vomica, Lycopodium oder Okoubaka arbeiten, die den Darm in der Heilung unterstützen (wir bevorzugen D6, D12 oder C30 Potenzen). Homöopathische Mittel sind aber individuell nach Tier verschieden zu wählen und es gibt sehr viele, die bei allen möglichen Erkrankungen passen können. Das richtige Mittel zu finden, ist nicht so einfach, mehr dazu hier. Man kann sich im Zweifel Rat bei einem Tierhomöopathen suchen.
Leider sprechen Meerschweinchen unserer Erfahrung nach generell nicht sehr gut auf Homöopathie an, so dass diese nie eine alleinige Therapie sein kann bei dieser Tierart und auch nicht die schulmedizinischen Medikamente oder Schmerzmittel ersetzen kann.