Irgendwann im Zusammenhang mit meiner Haltung sagte eine Tierärztin, meine Schweinchen wären "Luxus-Schweinchen". Dieser Satz ging mir seitdem eine Weile nicht mehr aus dem Kopf und anschließend schrieb ich diesen Text hier.
Luxus.
Ist es Luxus, dass meine Tiere gesunde Nahrung haben, Platz zum Rennen, artgleiche Freunde und eine medizinische Versorgung, wenn sie krank sind?
Für mich ist das gerade mal das Minimum, was ich zu leisten haben, wenn ich diesen Tieren ein gutes Zuhause geben möchte.
Unsere Tiere haben NICHT mehr die Freiheit, zu gehen, wohin sie möchten und zu fressen, was sie möchten. Wir schränken ihren Lebensraum ein und wir legen die Nahrungsmittel fest, die ihnen zur Auswahl stehen. Und Nahrung ist gleichzeitig auch Heilmittel, wir haben also auch sehr großen Einfluss auf ihre Gesundheit.
Ich bemühe mich daher, meinen Tieren so viel Platz zum Leben wie möglich zu bieten.
Und durch eine "ad libitum"-Fütterung mit vielfältigen Pflanzen aus der Natur wie Kräutern, Blättern, Gras sowie mit Sämereien, Gemüse, Salat, Obst, Wurzeln etc. hoffe ich, meinen Tieren eine Chance zur Wahl geben zu können.
Unsere Tiere heilen sich teilweise selbst mit ihrer Nahrung! Das sollten wir ihnen nicht vorenthalten und die Natur stellt ein breites Spektrum an Heilpflanzen, was sie nutzen können. Sämereien sind z.B. wichtig, aber ich kenne kaum Meerschweinchen, denen welche zur Verfügung gestellt werden, dabei sind sie nicht mal besonders teuer... Es ist einfach nicht bekannt, dass Sämereien wichtig sind und meine Tiere hatten deshalb auch lange keine, leider.
Ich wusste es nicht besser damals.
Ich gebe mir deshalb große Mühe, mein Wissen über Meerschweinchen ständig zu erweitern. Das Internet bietet uns heute vielfältige Informationsquellen, es sind gute und schlechte, richtige und falsche Informationen dabei und wir müssen selbst entscheiden, was wir glauben oder für logisch und sinnvoll erachten.
Zu hinterfragen und nie aus zu lernen gehört ebenso wie eine gute Grundversorgung der Tiere zu den Pflichten eines jeden Tierhalters.
Ich habe viele Fehler gemacht im Laufe der Zeit mit den Meerschweinchen, Fehler unterlaufen mir sicherlich noch täglich und sie werden mir immer passieren. Dennoch versuche ich, sie zu vermeiden, in dem ich mich informiere und fortbilde.
Meine Tiere sind mir zudem nichts schuldig.
Ich erwarte nicht (und ich habe es auch nicht zu erwarten!), dass sie Tricks erlernen oder sich von mir streicheln lassen. Ich freue mich, wenn ich ein Meerschweinchen berühren darf, weil es das selbst so möchte und nicht flüchtet vor meiner Berührung, auch wenn es die Gelegenheit dazu hätte. Aber ich zwinge meine Schweinchen nicht dazu, denn ich liebe sie und weiß, dass Meerschweinchen Berührungen hassen, vor allem, wenn ich sie aus ihrem Gehege geholt habe. Es ist Stress und Panik pur für sie, dafür möchte ich nicht verantwortlich sein.
Leider werden die Signale der Meerschweinchen immer noch oft falsch gedeutet und Menschen nehmen daher an, sie lieben es, wenn man sie raus nimmt und streichelt.... Meerschweinchen sind keine Kindertiere, es sei denn, die Kinder begnügen sich hauptsächlich, sie zu beobachten. Wenn sie etwas zum Anfassen und Kuscheln möchten, gibt es Tierarten, die sich darüber freuen und das genießen. Aber Meerschweinchen gehören nicht dazu.
Meine Meerschweinchen sind es mir nicht schuldig, sich berühren zu lassen oder irgendwas für mich zu tun, nur weil ich sie versorge. Ganz im Gegenteil, ich bin es ihnen schuldig, sie so gut wie möglich zu versorgen, denn sie verdanken es meiner Rasse, den Menschen, dass sie nicht in Freiheit leben können. Sicherlich kann ein jetzt ausgesetztes Meerschweinchen auch nicht mehr so einfach in der Natur überleben...
Unsere Haustiere, bzw. kann man sie auch eigentlich die Tiere in unserer Gefangenschaft nennen, sind komplett von uns abhängig und daher ist es unsere Aufgabe und Pflicht, dafür zu sorgen, dass sie ein glückliches und gesundes Leben führen können. Sie mussten den Preis der Freiheit zahlen und je nach Glück landen sie bei Menschen, die sich bemühen, dass es ihnen gut geht oder eben bei welchen, die sie nur als Spielzeug oder egoistischer Zeitvertreib sehen.
Ich habe kein Verständnis für den (mittlerweile schon oft gehört oder gelesenen) Satz "ich kann meinem Meerschweinchen keinen Partner/kein größeres Gehege/keine tierärztliche Untersuchung/etc. gönnen, weil ich das Geld/die Zeit/den Platz/etc.... nicht habe!".
Dann sollte derjenige kein Tier bei sich halten. Denn wer sein Tier liebt, der gibt es lieber ab, als ihm nicht ein gutes Zuhause gönnen zu können. Das ist purer Egoismus und keine Tierliebe. Es gibt mittlerweile genug Notstationen, in die ich meine Tiere geben würde, wenn ich nicht mehr in der Lage wäre, sie ausreichend zu versorgen, damit sie dort bleiben oder in ein gutes Zuhause vermittelt werden könnten.
(Und nein, es gibt immer noch KEINE EINZIGE Rechtfertigung ein Meerschweinchen alleine zu halten! Das ist Tierquälerei!)
Luxus?
Luxus ist für mich, dass ich meinen Tieren Magnetfeldtherapie oder Kuschelsachen gönnen kann. Beides sind tolle Dinge, die Magnetfeldtherapie hilft ihnen, gesund zu werden und zu bleiben und Kuschelsachen erfreuen sie. Zum Leben brauchen sie beides nicht. Aber ich biete es ihnen gerne, ich liebe sie und ich bin es ihnen schuldig, alles für sie zu tun, was in meiner Macht steht.
Also doch Luxus-Schweinchen... ;)
Es ist aber schade, dass es nicht mal viele Tiere gibt, deren Grundbedürfnisse überhaupt erfüllt werden.
Die Tierärztin meinte in ihrem Gespräch, dass meine Schweinchen Luxus-Schweinchen wären, weil sie artgleiche Freunde, genug Platz und jederzeit ein vielfältiges Angebot an Nahrung im Angebot haben, sowie medizinische (und naturheilkundliche) Versorgung, wenn sie krank sind...
Ist es nicht schade, dass diese Grundbedürfnisse nun schon zum Luxus geworden sind?
Und für jeden, der seine Tiere liebt, sollte das Erfüllen dieser Grundbedürfnisse doch selbstverständlich sein?!
Wie kann es also sein, dass dies so vielen, angeblich geliebten Tieren immer noch verwährt bleibt...
Ich sehe ständig Fotos hier bei Facebook, die mit "Mein Meerschweinchen - ich liebe es über alles!" betitelt sind und ein einziges Tier in einem Mini-Käfig zeigen, mit etwas Glück hat es neben schädlichen Leckereien, die die Zooläden gerne empfehlen, auch ein paar Halme Heu zur Verfügung.
Und nein, diese Fotos sind größtenteils nicht von Kindern, sondern von Erwachsenen, was es noch entsetzlicher macht...
Ich finde es nicht zu viel verlangt oder gar halte ich es für Luxus, dass man seinem Meerschweinchen mind. 1 Artgenossen, ein großes Gehege zum Rennen und Spielen und vielfältige Nahrung anbietet. Und dass man immer wieder hinterfragt, ob das, was man über Meerschweinchen weiß, wirklich richtig ist oder ob man noch etwas verbessern könnte. Fehler zugeben tut keiner gerne, aber wenn es meinen Tieren hilft, so bin ich gerne bereit dazu, alles zu überdenken und zu optimieren.
Zudem stört mich immer der Begriff "Meerschweinchenbesitzer" oder auch "Meerschweinchenhalter". Ich besitze die Tiere nicht, die bei mir wohnen; noch halte ich sie aus egoistischen, hedonistischen Gründen.
Es gibt leider keinen anderen Begriff als Ersatz, daher schreibe ich auch, dass ich "Meerschweinchenhalter" bin. Vielleicht sage ich demnächst "Meerschweinchendiener"... "Futtersklave" sagt mir eigentlich auch immer sehr zu ;)
Ich habe die Ehre, diese Tiere versorgen und beherbergen zu dürfen; sie "mein" nennen zu dürfen, auch wenn sie nicht "mein" sind. Sie befinden sich nur in "meiner" Verantwortung, das alleine meint dieses Wörtchen "mein". Es bezeichnet nicht den Besitz, sondern das mir Anvertraute.
Und welch ein glücklicher Mensch bin ich, dass mir diese Ehre zuteilwurde, mich um diese wundervollen Schweinchen kümmern zu dürfen! Aber leider sehen das nicht alle Menschen, bei denen Tiere leben so, sonst würden sie ganz anders mit ihnen umgehen...
----------------------------------------------------------------------------------
Die Menschen, die diese Seite hier lesen, sind sicherlich in der Regel nicht die, an die sich meine Worte richten. Aber vielleicht begegnet euch mal so jemand, mit einem armen, einsamen Schweinchen in einem Mini-Käfig oder jemand, der sich nicht für das wahre Wohl seiner Tiere interessiert. Oder jemand, der es einfach nicht besser weiß.
Und dann bitte ich jeden, versucht, in so einer Situation das Leben des Tieres zu verändern! Habt den Mut, etwas zu sagen!
Man muss behutsam und höflich bei sowas vorgehen und wird Enttäuschungen erleben und beschimpft werden.
Aber das sind uns die Tiere und ihr Wohlergehen doch wert!
Die Notstationen und Tierheime wären weniger voll, wenn alleine mehr Aufklärungsarbeit betrieben würde und mehr Menschen mit offenen Augen, offenem Geist und mehr Feingefühl durch die Welt gingen... und es würde weniger leidende Meerschweinchen (und auch andere Tiere!) geben.
Hier gibt es einen Flyer von uns, den man ausdrucken und in Briefkästen werfen, aushängen oder an Interessierte Menschen aushändigen kann. Nutzt ihn gerne zum Zwecke der Beratung! Vielleicht kann man doch so jemanden mal anregen, etwas für seine Meerschweinchen oder Kaninchen zu ändern…
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es wieder mehr Menschen gibt, die für ihre Tiere umdenken und ihr Leben verbessern. Das gilt nicht nur für Meerschweinchen, sondern für alle Tiere. Und bei jeder Tierart gelten die oben genannten Punkte, was für sie Grundbedürfnisse darstellen, die wir ihnen zu erbringen in der Pflicht sind, wohingegen sie für uns überhaupt nichts dafür leisten müssen.
Daher hier an dieser Stelle auch ein Danke an all die Menschen, die sich im Tierschutz engagieren! Und wenn es nur im Kleinen ist, in dem sie nämlich keine Tiere im Zooladen kaufen, sondern aus Tierheimen oder Notstationen adoptieren. Oder einfach Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit betreiben!
Danke an alle, die sich, in welcher Form auch immer, tagtäglich für arme Seelen einsetzen, wenngleich dies ein schwieriger, harter Job ist!
Wir alle können diese Welt verändern - wir sollten niemals zögern, sie zu verbessern, wenn wir die Gelegenheit haben :)
Unser Lieblingsmotto ist immer noch aktuell und das wird es wohl auch immer sein:
"Ein Tier zu retten verändert nicht die Welt - aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier."
(Autor unbekannt)