In Bezug auf Magen-Darm-Erkrankungen gibt es beim Meerschweinchen eine Vielzahl an Krankheitsbildern. Die wenigsten Magen-Darm-Probleme haben mit diesen Verdauungsorganen an sich zu tun. Häufiger ist es, dass der Magen-Darm-Trakt selbst gar nicht das eigentlich erkrankte Organ ist.
In diesem Text hier wollen wir auf tatsächliche Erkrankungen von Magen und Darm eingehen.
Inappetenz, Durchfall und Aufgasungen sind beim Meerschweinchen in den meisten Fällen nicht durch ein eigentliches Magen-Darm-Problem entstanden, sondern Symptome einer Erkrankung eines anderen Organs. Oft handelt es sich dabei um eine Infektion/Entzündung irgendwo im Körper.
Durch die Erkrankung an sich, durch bakterielle Gifte, Schmerzen und Verspannungen reagiert dann der Magen-Darm-Trakt mit Problemen, so wie bei uns Menschen auch. Wenn man also die ursächliche Erkrankung nicht erkennt, wird eine Behandlung der Magen-Darm-Probleme auf Dauer keinen Erfolg zeigen.
Auch Darmparasiten wie Hefen, Würmer, Kokzidien, Einzeller etc. kommen meist nur dann vor, wenn der Körper durch eine andere Erkrankung oder Stress geschwächt ist.
Bei Magen-Darm-Problemen steht also immer weiterführende Diagnostik an erster Stelle: Urintest, Röntgen, Ultraschall und Kot-Analyse sind dabei die wichtigsten diagnostischen Methoden, um herauszufinden, welche Erkrankung an welchem Organ vorliegt und ob Magen und Darm wirklich erkrankt sind oder nur auf die Erkrankung reagieren. Hier könnt ihr mehr lesen zu den Diagnostik-Methoden und wann diese Sinn machen.
Eine Kot-Analyse auf Darmparasiten kann, gerade, wenn mit der restlichen Diagnostik keine Ursache für die Probleme gefunden wird, Sinn ergeben.
Hier könnt ihr einiges zu Darmparasiten lesen.
Die häufigsten Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt sind beim Meerschweinchen tatsächlich Aufgasungen und Durchfall. Daher haben wir diese Themen gesondert behandelt:
Zu Aufgasungen gibt es sehr ausführliche Infos hier auf dieser Seite.
Infos zu Durchfall und Verstopfung gibt es hier.
Auf weitere Erkrankungen von Magen und Darm an sich gehen wir nun im folgenden Text ein.
Probleme durch verdorbenes Futter und Infos zur gesunden Ernährung
Wenn die Meerschweinchen nur verdorbenes Futter zur Verfügung haben und dies fressen müssen, kann dies natürlich auch Probleme mit Magen und Darm verursachen. In guter Haltung sollte dies nicht passieren und in der Regel kommen Magen-Darm-Probleme beim Meerschweinchen nicht durch die Ernährung. Auch nicht, wenn man feuchtes Futter gefüttert hat - dies macht ihnen nichts. Ebenfalls nicht, wenn ungewohnte Nahrungsmittel wie Kohl oder Gras sofort im Übermaß gefressen wurden. Anfüttern muss nicht immer nötig sein und neue, ungewohnte Nahrungsmittel führen auch in der Regel nicht zu Verdauungs-Problemen - mehr zu diesem Thema und unseren Gedanken zum Anfüttern von Nahrungsmitteln steht hier.
Eine gesunde Ernährung ist grundlegend sehr wichtig für die Gesundheit von Meerschweinchen, vor allem auch für die Funktion von Magen und Darm. Dennoch haben wir die Erfahrung gemacht, dass Meerschweinchen aus schlechter Haltung mit einer ungesunden Ernährung (zu trocken, zu wenig Rohfasern) nicht unbedingt Magen-Darm-Probleme haben müssen.
Wir empfehlen generell eine Ernährung mit jederzeit einer großen Auswahl und Vielfalt an frischen Nahrungsmitteln, vor allem auch Gräsern und Grün aus der Natur und viel Blattgemüse. Dazu können auch Kräuter, Zweige von Bäumen und aromatischen Saaten angeboten werden, die die Gesundheit der Meerschweinchen unterstützen können.
Hier könnt ihr lesen, was wir für eine gesunde Ernährung von Meerschweinchen halten.
Erkrankungen und Auffälligkeiten des Darms
-> Verdauungsgeräusche
Laute Magen-Darm-Geräusche müssen nicht unbedingt ein Problem andeuten, können aber auf Aufgasungen hinweisen - mehr zu dem Thema steht hier.
-> Darmverschluss und Tumore an anderen Organen
Ein Darmverschluss oder auch eine Verstopfung (mehr Infos dazu hier) kommen beim Meerschweinchen im Grunde nie vor - wenn, dann durch einen Tumor, der den Darm blockiert. Aber eigentlich nicht einfach durch zu festen Kot - der Darm ist beim Meerschweinchen sehr dehnbar und wir kennen eigentlich keinen Fall einer Verstopfung aus all den Jahren Arbeit mit kranken Meerschweinchen. Sieht es im Röntgenbild so aus, so ist dies meist durch eine Aufgasung aufgrund einer anderen Erkrankung so und der Nahrungsbrei im Darm wird dann durch die Aufgasung zusammengeschoben, ist aber nicht fest und verstopft also nichts. Man kann zur Sicherheit Röntgenkontrastmittel wie Bariumsulfat füttern, um zu überprüfen, wie und ob Magen und Darm den Nahrungsbrei weiterleiten können. Ist dies nicht mehr der Fall, liegen häufig innere Tumore vor und man sollte versuchen, diese mittels Ultraschall lokalisieren zu können. Häufig sind es Tumore der Milz, die auch den Magenausgang verengen können, was sogar bis zum Platzen des Magens führen kann - gerade, wenn das Meerschweinchen noch zwangsernährt wird. Eine Zwangsernährung ist aus vielen Gründen gefährlich und unsinnig und daher abzulehnen.
Milztumore können in den wenigsten Fällen beim Meerschweinchen erfolgreich operiert werden und in der Regel ist es daher das Beste, die Meerschweinchen dann einschläfern zu lassen, um ihnen weitere Qual zu ersparen. Mehr zu Erkrankungen der Milz kann man hier lesen.
-> Blinddarmdrehungen und Blinddarmentzündung
Es gibt neben den häufigeren Magen-Darm-Problemen auch seltene Erkrankungen, die ggf. mittels Diagnostik auch nur schwer zu bestimmen sind, beispielsweise Blinddarmdrehungen und Blinddarmentzündung. Wenn man diese Erkrankungen überhaupt erkennt in der Diagnostik (Röntgenbilder in 2 Ebenen, Ultraschall, ggf. CT), so ist die Behandlung meistens schwer bis nicht möglich. Bei Darmentzündungen kann man ein Antibiotikum probieren, bei einer Blinddarmentzündung kann jedoch eine OP nötig sein - ebenfalls bei einer Blinddarmdrehung.
Häufig fallen diese Probleme daher nur durch eine Autopsie auf, die nach dem Tod des Meerschweinchens durchgeführt wird, da zuvor die Erkrankung nicht richtig diagnostiziert und behandelt wurde. Daher ist auch nicht klar, wie oft diese Erkrankungen auftreten.
-> Hinweise auf Krankheiten durch Beschaffenheit des Kots
Das Aussehen des Kots (oder der „Böhnchen“, wie man beim Meerschweinchen sagt) kann Hinweise darauf geben, ob das Meerschweinchen Verdauungsprobleme hat.
Sind die Böhnchen mal mit einem Zipfel versehen, etwas heller oder dunkler als normal und etwas weicher, so muss dies keine krankhafte Ursache haben. Die Beschaffenheit des Kots wird von mehreren Faktoren beeinflusst und daher sehen die Böhnchen auch nicht immer gleich aus. Zudem kann es sich auch mal um Blinddarmkot handeln, der generell etwas weicher ist.
Befinden sich aber z.B. Gasrillen in den Böhnchen, so kann dies auf eine Aufgasung hindeuten (mehr Infos dazu hier).
Auch sehr kleine und vielleicht dazu auch noch harte Böhnchen, die manchmal fast wie Mäusekot aussehen, etwas rundlicher sind und manchmal sogar als eine zusammenhängende Kette vorkommen, deuten Probleme an: in der Regel ist dies sogenannter „Hungerkot“, der daraufhin weist, dass die Meerschweinchen nicht genug fressen. Man muss dann die Ursache herausfinden, dass es ihnen nicht gut genug geht, um genug zu fressen. Die Ursache liegt dabei in der Regel nicht im Darm an sich, sondern in einer anderen Erkrankung.
Schleim an Böhnchen kann, gerade nach einer Erkrankung und auch Antibiotika-Gabe, durchaus normal sein und Zeichen, dass sich die Darmschleimhaut regeneriert. Kommt dies öfter vor, so kann es aber auch ein Hinweis auf eine Darmentzündung oder Darmparasiten sein. Vor allem, wenn auch Blut oder blutiger Schleim am Kot oder After zu sehen ist. Auf dies geht der nächste Abschnitt ein.
-> Blut am Kot, Darmentzündung, Tumore im Darm
Blut am Kot kommt selten auch aus dem Darm der Meerschweinchen. Man muss gut beobachten, ob das Blut nicht aus der Gebärmutter (Infos dazu hier) kommt oder im Urin beigemengt war (Infos zum Urin testen hier) - diese Fälle sind beim Meerschweinchen häufiger als Blut aus dem Darm.
Klebt blutiger Schleim an den Böhnchen, so kommt dies in der Regel auch aus dem Darm. Meistens ist dies nur kurzfristig und kann auch selten mal unter der Gabe eines Antibiotikums auftreten. Mit Darmaufbau (Infos dazu hier) regelt sich das Problem dann oft, gerade auch dann nach dem Absetzen des Medikaments. Man kann zudem mit aromatischen Saaten (Infos dazu hier) und Colosan (Infos hier) dem Darm dann Gutes tun und auch mit dem Schleim eines Leinsamentees gemischt mit Gerstengraspulver und Wasser einen flüssigen Brei anbieten, der den Darm in der Regeneration der Schleimhäute unterstützen kann. Auch Blaubeeren, Kräuter und Mucosa comp. können diesbezüglich hilfreich sein.
Bleiben die Probleme bestehen, kann es sich um Darmparasiten (Infos hier), eine Darmentzündung oder auch Tumore im Darm handeln. Eine Entzündung oder Tumore im Darm müssen aber auch nicht unbedingt zu Blut im Kot führen, sondern können auch einfach Aufgasungen (Infos hier), Durchfall (Infos hier) oder Unwohlsein und unbestimmte Schmerzsymptome (Infos dazu hier) verursachen.
Daher macht es dann Sinn, einen Ultraschall von den Organen im Bauch und auch dem Darm anfertigen zu lassen (auch wenn der Ultraschall nicht unbedingt zuverlässig Tumore im Darm darstellen kann und nicht viel über den Magen aussagt). Zudem sollte man Röntgenbilder anfertigen lassen, ggf. mit vorheriger Gabe von Kontrastmittel Bariumsulfat, um die Darmpassage zu überprüfen und nach Tumoren Ausschau zu halten.
Desweiteren macht es Sinn, wenn Blut im Kot ist, über drei Tage Kot zu sammeln und diesen über den Tierarzt für eine mikrobiologische Analyse einzuschicken (am besten zu Laboklin, Profil Heimtier Diarrhoe). Dabei wird der Kot nicht nur auf Parasiten wie Einzeller, Würmer und Kokzidien, sondern auch auf Darmpilze und krankhafte Bakterien untersucht und nach passenden Medikamenten gesucht.
Werden z.B. krankmachende Bakterien gefunden, die nicht in den Darm gehören, können dann passende Antibiotika gegen diese Bakterien gefunden und eingesetzt werden.
Ist dies nicht möglich bzw. wartet man noch auf die Ergebnisse der Analyse und geht es dem Meerschweinchen derweil schon schlechter, kann es sein, man muss ein Antibiotikum auf gut Glück geben, um eine eventuelle Darmentzündung zu behandeln. Manchmal kann auch Cortison Sinn machen, wenn es sich um eine nicht infektiöse Darmentzündung handelt - also keine unerwünschten Bakterien im Darm zu den Problemen führen und man auch sonst keine Ursache für die Probleme findet.
Darmentzündungen kommen durchaus immer mal wieder beim Meerschweinchen vor und meist helfen (passende) Antibiotika (oft Cotrimoxazol vor allem) gut gegen die Probleme. Antibiotika verschlimmern somit nicht pauschal Darmprobleme, wie oft befürchtet wird - es kommt auf die Ursache an, ob sie helfen können, aber meist helfen sie mehr den Meerschweinchen viel mehr, als dass sie schaden.
Vermutlich können Meerschweinchen auch an so etwas wie „Leaky gut“ (eine durchlässige Darmschleimhaut), Morbus Crohn etc. erkranken - dies ist durch die geringen diagnostischen Möglichkeiten nicht festzustellen und vermutlich wenn auch eher selten.
Musste ein Meerschweinchen schon viele Medikamente bekommen, wie häufiger Antibiotika und auch Schmerzmittel und kommt es dann zu solchen Problemen mit blutigem Schleim, sollten die Medikamente, wenn möglich, durch solche ersetzt werden, die den Darm weniger belasten. Bei Antibiotika (Infos dazu hier) gibt es meist keine Alternative, wenn sie nötig sind und da sie den Darm alle relativ gleich belasten (sofern es keine individuellen Unverträglichkeiten gibt).
In Bezug auf Schmerzmittel (Infos dazu hier) wäre dann aber eher zu Novalgin statt Metacam und Carprofen zu raten, da die letzteren die Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt belasten können (nicht müssen, aber können - meist gibt es damit jedoch keine Probleme, selbst bei hohen Dosen über längere Zeit nicht).
Zudem sollte man vorsichtig sein mit Vitamin C, welches oft bei kranken Meerschweinchen zusätzlich gegeben wird und was die Schleimhäute reizen könnte. Besser ist es dann, Vitamin C haltige Nahrungsmittel anzubieten, so dass die Meerschweinchen selbst wählen können, ob sie diese nehmen möchten oder nicht.
Erkrankungen des Magens
-> Magenschleimhautentzündung und Magengeschwüre
All dies im vorherigen Abschnitt erwähnte gilt auch bei dem Verdacht auf eine Magenschleimhautentzündung oder Magengeschwüre - leider sind da keine eindeutigen Symptome zu nennen beim Meerschweinchen und sicher bleibt sowas oft unbemerkt. Sind Meerschweinchen aber gestresst und fressen vielleicht auch aggressiv und zeigen Unwohl sein, so ist, wenn keine andere Ursache für die Probleme gefunden wird, auch daran zu denken, dass es eine Magenschleimhautentzündung oder ein Magengeschwür sein könnte.
Diese kommt in der Regel aber auch durch eine andere Erkrankung, weshalb immer ausreichend Diagnostik betrieben werden sollte.
Eine Magenschleimhautentzündung oder Magengeschwüre haben immer eine Ursache, z.B. durch Medikamente, eine Infektion von Magen und Darm mit Bakterien oder Pilzen - oder aber auch einfach Stress. Man sollte daher immer hinterfragen, ob man das Leben des entsprechenden Meerschweinchens noch stressfreier gestalten könnte. Tipps dazu gibt es hier.
Man kann den Meerschweinchen jedoch vorerst mit 2-3x täglich ein wenig Natronwasser (Infos dazu hier) helfen, die Schmerzen durch die Magenschleimhautentzündung zu reduzieren. Natronwasser sollte immer im Abstand zu anderen Medikamenten gegeben werden, da es den Magen basischer macht und dies die Aufnahme von Medikamenten beeinflussen kann. Zudem kann es zur leichten Gasbildung führen, daher sollte nicht mehr als 4-5 ml davon gegeben werden.
Mit Protonenpumpeninhibitoren, die die Magensäure reduzieren soll, was bei Magenschleimhautproblemen und Magengeschwüren beim Menschen oft angewandt wird, haben wir keine Erfahrung und sind damit auch sehr vorsichtig, da dem Körper dadurch auch geschadet werden und die Verdauung negativ beeinflusst werden kann. Ein Tierarzt von uns nannte uns jedoch einmal diese Dosierung von Lansoprazon (15 mg, 1 Kapsel enthält 150 Kügelchen: 10 Kügelchen pro kg 1-2x tgl.
-> Magenaufgasung
Eine Magenaufgasung ist beim Meerschweinchen immer die Folge einer anderen Erkrankung, die folglich gefunden und behandelt werden muss. Dann verschwindet auch die Magenaufgasung. Ausführliche Infos dazu gibt es hier.
-> Magendrehung
Bei einer Magendrehung dreht der Magen sich im Körper um die eigene Achse. Dies sieht man dann auch auf Röntgenbildern wie den folgenden Beispielen - zudem befindet sich der Magen auf den Röntgenbildern dann nicht mehr links, wie normal, sondern rechts.
Magendrehungen kommen beim Meerschweinchen sehr selten vor - die genaue Ursache ist nicht bekannt und kann natürlich individuell verschieden sein. Es können auch noch sehr junge Meerschweinchen betroffen sein.
Bei anderen Tierarten, die sich wälzen und herumrollen, kann sich der Magen schneller mal drehen, aber dieses Verhalten zeigen gesunde Meerschweinchen nicht und generell ist eine Magendrehung wohl daher auch viel seltener bei ihnen. Tumore, die Magen verlagern oder blockieren, können auch zu einer Drehung des Magens führen - dies ist aber dann meist eher eine langsame Verlagerung als wirklich eine akute Drehung und zeigt daher meist nicht die akuten Symptome.
Symptome einer akuten Magendrehung sind in der Regel plötzlich aufgetretene Atemprobleme (hechelnde Atmung, Atemgeräusche), Inappetenz und Anzeichen starker Schmerzen. Manche Meerschweinchen geben sogar Schmerz- und Weinlaute von sich dann. Es ist eine sehr schmerzhafte Erkrankung, die in den meisten Fällen leider tödlich endet - Magen und Darm nehmen fast immer sofort einen Schaden durch die Drehung und können dann auch absterben.
Bei solchen Symptomen mit Einstellung des Fressens und bei plötzlichen Atemproblemen generell muss daher sofort bei einem Tierarzt geröntgt werden (in zwei Ebenen: den Körper von oben und von der Seite; mehr Infos zum Röntgen gibt es hier).
Leider werden Magendrehungen immer noch oft nicht richtig diagnostiziert, weil trotz Atemprobleme keine Röntgenbilder angefertigt werden und fälschlicherweise von einem Infekt ausgegangen wird. Daher ist das Röntgen so wichtig. Aber selbst auf Röntgenbildern werden Magendrehungen unserer Erfahrung nach oft übersehen und für vermeintliche Lungenentzündungen gehalten, obwohl man auf dem Röntgenbild dann dem Magen einen „Knick“ und ggf. auch eine veränderte Position ansieht.
Man kann bei der Diagnose Magendrehung entscheiden, ob man mit Medikamenten arbeiten oder das Meerschweinchen operieren lassen möchte.
Wenn es nicht operiert werden soll, kann man mit Medikamenten wie Colosan, Simeticon, Emeprid, Schmerzmittel und zur Sicherheit Antibiotika arbeiten und dem Meerschweinchen auch zur Kreislaufstabilisierung eine Infusion geben lassen.
Auf keinen Fall darf es zwangsernährt werden! Dies kann zum Platzen des Magens führen, denn wenn er verdreht ist, wird er eventuell auch keine Nahrung weiterleiten (kritische Gedanken zur Zwangsernährung sind hier nachzulesen). Es können nach den Medikamenten 1-2 ml flüssiger Brei nachgegeben werden, damit die Medikamente besser rutschen, aber mehr sollte man nicht geben. Auch Wärme (am besten in Form von Rotlicht) kann helfen und dem Meerschweinchen gut tun, da sie bei solch schweren Erkrankungen auch oft schnell unterkühlen (Infos zu Rotlicht gibt es hier).
Meistens haben diese Behandlungen jedoch keinen Erfolg: das Meerschweinchen quält sich noch Stunden oder 1-2 Tage und selbst, wenn es kurz wieder besser wirkt, weniger Schmerzen hat und noch zu Fressen beginnt, stirbt es dann oft an den Folgen der Drehung, die meist Teile von Magen und Darm absterben lässt.
Daher ist eine Operation immer ratsamer, wenn das Meerschweinchen noch nicht zu alt oder generell zu krank dafür ist. Wenn man das Meerschweinchen operieren lassen möchte, muss dies dann sofort nach der Diagnose geschehen im Rahmen einer Notoperation. Die Operation hat leider auch keine guten Erfolgsquoten, stellt aber einen Versuch dar und immerhin leidet das Meerschweinchen dann wegen der Narkosemittel weniger, auch wenn es nach der Operation versterben sollte.
-> Magenüberladung / Magenstauung
Eine Magenüberladung gibt es beim Meerschweinchen eigentlich nicht. Das Meerschweinchen ist darauf ausgelegt ist, häufig grosse Mengen an rohfaserhaltigen Nahrungsmitteln zu fressen. Der Magen kann eine Menge Nahrung fassen und verdauen.
Er leitet bei ausreichender Verdauung der Nahrung dann unter anderem durch den in ihm entstehenden Druck die Nahrung dann weiter in den Darm. Dies gelingt nur, wenn der Magen gesund ist - somit kann er aber nicht überladen werden.
Kann er die Nahrung jedoch nicht weiterleiten, weil z.B. ein Tumor oder großes Magengeschwür den Magenausgang behindert, so kann der Magen durch zu viel darin verbleibende Nahrung und durch ggf. eine zusätzliche Aufgasung zu groß werden und irgendwann sogar platzen.
Mehr Infos zu diesem Thema steht auch hier beim Abschnitt zu den Verstopfungen, die ähnlich zu behandeln sind.
Den Meerschweinchen geht es dann dementsprechend schlecht, sie wollen nichts mehr fressen und müssen irgendwann eingeschläfert werden oder versterben. Es ist pure Tortur, diesen Meerschweinchen dann noch unter Zwang Brei zu geben und zu glauben, man würde ihnen damit helfen können. Dieser Rat ist stark veraltet, rettet keine Meerschweinchenleben und ist so gar nicht im Sinne der Tiere. Hier findet ihre unsere kritischen Gedanken zu Zwangsernährung von Meerschweinchen.
Beim Verdacht auf eine Magenstauung oder Magenüberladung bzw. Probleme mit der Futterweiterleitung (Passage) im Magen kann man den Meerschweinchen oral das Kontrastmittel Bariumsulfat geben und sie ein paar Stunden später röntgen lassen. Man sieht dann bei einer Blockade am Magenausgang durch z.B. einen Tumor auf den Röntgenbildern deutlich, wie das Kontrastmittel weisslich im Magen verbleibt und nicht in den Darm übergeht.
Dieses Meerschweinchen hatte einen Tumor am Magenausgang. Durch Futter und Brei mit Kontrastmittel, welches es bekommen hatte, staute sich der Magen, da das Futter nicht mehr in den Darm weitergeleitet werden konnte.
Dieses Meerschweinchen hatte einen Tumor an der Milz, weshalb sich Futter im Magen gestaut hat und das Tier stark aufgaste. Durch Zwangsernährung mit Brei platzte diesem Meerschweinchen der Magen, wie sich später in der Autopsie zeigte. Der Mageninhalt hatte sich durch einen Riss in der Magenwand bereits in den Bauch ergossen. Das Tier muss grosse Qualen erlitten haben. Dieses Schicksal erleiden aufgrund der unsinnigen Zwangsernährung leider wohl einige Meerschweinchen.
Magen-Darm-Virus beim Meerschweinchen?
Magen- und Darm-Erkrankungen ausgelöst durch einen Virus bei Meerschweinchen halten wir für selten bis nicht vorhanden. Bei einer großen Zahl kranker Meerschweinchen haben wir in all den Jahren eigentlich immer die Ursache für Magen-Darm-Erkrankungen in einer anderen Krankheit an sich finden können. Sehr selten gibt es chronische Darmprobleme, die mit einer starken Schädigung des Darms einher zu gehen scheint - in solchen Fällen wäre eine virale Beteiligung denkbar, wenn alle anderen Ursachen durch Diagnostik ausgeschlossen sind.
Solche Probleme müssen nicht unbedingt durch Medikamente wie Antibiotika geschehen - im Gegenteil, Antibiotika werden meist sehr gut vertragen, auch über längere Zeit. Dennoch macht es Sinn, den Körper parallel mit Abstand zu den Antibiotika oder nach Absetzen dieser durch Darmaufbau zu unterstützen und zu entgiften. Tipps zum Darmaufbau gibt es hier.
Hilfreiche Mittel bei Magen-Darm-Problemen
-> vorab ganz wichtig: Keine Zwangsernährung!
Auf keinen Fall sollte man das Meerschweinchen per Zwang ernähren oder päppeln – generell nicht und schon gar nicht bei Aufgasungen oder wenn sie nicht fressen wollen und die Ursache dafür noch nicht geklärt ist.
Dies kann sehr schädlich sein und ist nicht mehr zeitgemäß und auch nicht nötig, da Meerschweinchen keinen Stopfdarm haben, wie oft erzählt wird. Auch der Magen kann Nahrung weiterleiten, ohne, dass Nahrung nachkommt.
Eine Zwangsernährung kann qualvoll für das Meerschweinchen sein und im schlimmsten Fall sogar seinen Tod verursachen. Mehr Infos, warum Zwangsernährung beim Meerschweinchen in unseren Augen eher schadet als nützt und dass Meerschweinchen gar keinen Stopfdarm haben, der so ein Vorgehen rechtfertigen würde, könnt ihr hier lesen.
Nach Medikamenten kann man den Meerschweinchen 2-3 ml flüssigen Brei nachgeben, damit die Medikamente besser rutschen und im Magen ankommen und nicht im Hals hängen bleiben. Bei Inappetenz kann man ein wenig Honig in den Brei mischen, um dem Meerschweinchen dies für mehr Energie zu geben. Mehr sollte dem Meerschweinchen als Brei nicht gegen seinen Willen gegeben werden.
Wenn es den Brei gerne freiwillig nehmen möchte und sonst nichts anderes frisst, darf man ihm natürlich mehr davon geben. Frisst das Meerschweinchen aber normal, so sollte man ihm nicht zu viel Brei geben, denn gesünder ist die normale Ernährung mit Gräsern, Blattgemüse und Co. Hier stehen mehr Infos zu einer gesunden Ernährung für Meerschweinchen.
Bei Problemen mit Magen und Darm beim Meerschweinchen muss immer die ursächliche Erkrankung, die zu diesen Problemen führt, diagnostiziert und behandelt werden. Ansonsten werden sich die Probleme an sich trotz entsprechender Medikamente für Magen und Darm meist nicht oder nur wenig mindern lassen. Meist liegt die Ursache bei einem anderen Organ, welches erkrankt ist - oft in Form einer Entzündung beim Meerschweinchen. Sind Magen und Darm direkt erkrankt, so muss man die entsprechende Erkrankung gezielt behandeln. Diese Therapien sind bereits oben erwähnt bei den entsprechenden Magen-Darm-Erkrankungen.
Hier erwähnen wir nun noch Dinge, die bei Magen und Darm-Problemen generell hilfreich sein können, egal, ob diese Organe direkt erkrankt sind oder einfach durch eine andere Erkrankung mit Symptomen reagieren.
- Colosan und Simeticon
Diese Mittel sind bei Aufgasungen und generell Magen-Darm-Problemen sehr wichtig, ausführliche Infos dazu gibt es auch hier.
Colosan ist für uns das wichtigste Erste-Hilfe-Mittel bei einer Erkrankung von Magen oder Darm beim Meerschweinchen. Es kann wahre Wunder bewirken in solchen Fällen (wenn zeitgleich auch die Ursache der Aufgasung behandelt wird) und hat schon Meerschweinchenleben gerettet. Colosan ist eine Mischung aus ätherischen Ölen, die entschäumend wirken können und Magen und Darm in ihrer Heilung und Tätigkeit fördern können.
Wir geben 0,4 ml Colosan pro kg alle 2-4 Std (häufiger im Notfall bei starken Aufgasungen oder Durchfällen) oder als Kur 1-2x täglich.
Simeticon geben wir nur welches aus Kapseln, z.B. aus Kapseln wie Lefax intens oder Magen-Darm-Entspannung von Klosterfrau. Alle anderen Präparate wie Sab simplex oder Dimeticon vom Tierarzt enthalten ungesunde Süssstoffe oder Zucker und wenig Wirkstoff, so dass man davon viel geben muss. Damit tut man den Meerschweinchen dann keinen Gefallen.
Bei Aufgasungen geben wir den Inhalt von 1-2 Kapseln mit Simeticon alle 2-4 Stunden ggf. gleich zusammen in einer Spritze mit Colosan.
- Schmerzmittel
Schmerzmittel sind wichtig, da Magen-Darm-Probleme oft schmerzhaft sind oder durch Schmerzen ausgelöst werden. Im Gegensatz zu dem, was man oft hört, kann Meloxicam als Schmerzmittel ohne Probleme auch bei Magen-Darm-Erkrankungen gegeben werden unserer Erfahrung nach. Dennoch sollte man bei Blut oder Schleim am Kot oder Verdacht auf Darmentzündung lieber Novalgin geben, welches manchmal bei Weichteilentzündungen auch besser wirkt. Mehr zu diesen und anderen Schmerzmitteln und den empfehlenswerten Dosierungen könnt ihr hier nachlesen.
- Nystatin
Nystatin ist ein Medikament gegen Darmpilze wie Hefen/Candida. Nicht immer findet man Hefen in den normalen Kotproben, auch wenn sie im Magen-Darm-Trakt zu Problemen führen. Hefen sind immer im Körper von Meerschweinchen vorhanden und kochen sehr schnell hoch, wenn der Körper des Meerschweinchens durch Krankheit oder Stress geschwächt ist. Nicht immer muss man dann sofort mit Nystatin behandeln, aber da Nystatin nicht über die Darmschleimhaut ins Blut gelangt, kann man es durchaus geben, ohne Darmschäden dadurch zu befürchten. Man kann es auch auf gut Glück geben, wenn die Meerschweinchen heftige Magen-Darm-Probleme haben (gerade auch bei Aufgasungen und Durchfall) und man keine so richtige Ursache findet oder bisher noch nicht finden konnte.
Hier gibt es mehr Infos zu einem guten Präparat, welches keinen Zucker enthält.
- Antibiotika
Liegt eine entzündliche Ursache für die Magen-Darm-Probleme vor - an diesen Organen an sich oder an anderen - so müssen Antibiotika eingesetzt werden. Findet man keine Ursache für die Probleme, so können und müssen diese durchaus auch auf gut Glück gegeben werden, um zu schauen, ob dies dem Meerschweinchen hilft. Bei Magen-Darm-Problemen wie chronischem Durchfall oder chronischen Aufgasungen ohne zu findende Ursache hilft oft Cotrimoxazol - auch, wenn die Probleme erst unter der Gabe eines anderen Antibiotikums entstanden sind. Mehr Infos zu Antibiotika beim Meerschweinchen gibt es hier und Tipps für die Gabe von Antibiotika und die Erstellung von Antibiogrammen findet man hier.
- Emeprid / MCP (Wirkstoff Metoclopramid)
Dies ist ein Medikament, was die Aktivität der Darmmuskeln anregen soll und bei Problemen wie Inappetenz, Aufgasungen und verringerter Darmaktivität oft gegeben wird. Das Meerschweinchen hat keinen Stopfdarm - wenngleich dies oft behauptet wird - und daher hat es auch Darmmuskeln, die man anregen kann. Allerdings sind die Darmmuskeln sehr gering ausgebildet und der Magen hat so gut wie keine Muskulatur. Daher bringt Emeprid auch in vielen Fällen nicht viel Veränderung. Zudem kann Emeprid massive Nebenwirkungen haben und bei einer Gabe länger als 3 Tage oder auch bei Überdosierung zu Darmlähmungen und anderen starken Nebenwirkungen kommen (Lähmung der Hinterbeine durch Überdosierung ist bei manchen Meerschweinchen beobachtet worden). Daher setzen wir Emeprid nur im Notfall bei lebensbedrohlichen Aufgasungen ein. Ansonsten ist das bereits weiter oben erwähnte Colosan eine bessere Alternative, was durch die enthaltenen ätherischen Öle ebenfalls die Tätigkeit von Magen und Darm anregt, dazu noch weitere Heilwirkungen besitzt und keine Nebenwirkungen verursacht.
- Wärme
Wärme kann bei allen Erkrankungen, auch bei Magen-Darm-Problemen, sehr wichtig sein, in dem sie zu einer Entspannung der Muskulatur und verbesserten Durchblutung der Organe führt. Zudem kann Wärme den Körper im Kampf gegen Entzündungen sogar unterstützen. Da Wärme für die Meerschweinchen aber eventuell nicht immer angenehm ist und selten auch Entzündungen und Aufgasungen verstärken kann, sollte das Tier immer die Wahl haben, ob es die Wärme nutzen möchte oder nicht. Sie fühlen selbst am besten, ob die Wärme ihnen gut tut.
In den meisten Fällen tut die Wärme den Meerschweinchen aber gut. Wir bevorzugen, Wärme in Form eines Rotlichts oder Dunkelstrahler anzubieten, da diese die Wärme auf den Rücken die obere Körperhälfte der Meerschweinchen strahlt, was dort die Muskeln und Organe positiv beeinflussen kann. Mehr Infos zu diesen Lampen könnt ihr hier lesen.
Man kann aber auch eine Wärmeflasche oder einen SnuggleSafe anbieten. Dies wärmt vor allem den Bauch des Tieres, was bei einer Aufgasung Vorteile und Nachteile haben kann.
- Darmaufbau
Darmaufbau mit Huminsäure, Tiermoor, Heilerde und/oder Apfelpektin kann immer gut sein, um den Darm in seiner Heilung zu unterstützen, die gesunden Bakterien im Darm zu fördern und den Darm zu entgiften. Mehr Infos dazu gibt es hier.
- Dinge aus der Natur und Naturheilkunde
Aromatische Saaten (Infos hier), Küchenkräuter (wie Basilikum, Dill, Petersilie, Koriander, Oregano etc.) und Zweige von Laubbäumen und Nadelhölzern, aber auch Efeu (dieser ist für Meerschweinchen nicht giftig, wenn es genug Alternativen an Nahrungsmitteln für die Meerschweinchen gibt) und andere Kräuter aus der Natur können bei Magen-Darm-Problemen gut helfen. Sie können im Rahmen einer gesunden Meerschweinchen-Ernährung, die jederzeit viel Gras und Blattgemüse stellt, angeboten werden. Mehr Infos zur Ernährung gibt es hier.
Kurz in kaltem Wasser eingeweichtes und dann etwas abgetrocknetes Heu scheint vielen Meerschweinchen bei Magen-Darm-Problemen gut zu schmecken, vor allem, wenn sie sonst nicht viel fressen wollen.
Tees wie Fenchel-Anis-Kümmel, Pfefferminze oder Kamillentee kann man bei Magen-Darm-Problemen beim Meerschweinchen auch immer anbieten (am besten in Bio-Qualität) und auch mit z.B. Gerstengraspulver zu einem flüssigen Brei vermischen.
Homöopathische Mittel wie Nux vomica oder Okoubaka in niedrigen Potenzen wie D6, D12 oder C30 können bei Magen-Darm-Problemen hilfreich sein. Es ist jedoch schwer, homöopathische Mittel pauschal zu empfehlen, da je nach Tier und Erkrankung ein anderes Mittel passend ist.
-> Vitamine:
Werden Meerschweinchen gesund gehalten und ernährt, so benötigen sie keinerlei Vitamine. Im Falle einer Krankheit jedoch kann es helfen, ihnen Vitamin C und Vitamin B zusätzlich zu geben. Infos dazu gibt es hier.