Symptome von Herzerkrankungen beim Meerschweinchen
Im frühen Stadium einer Herzerkrankung beim Meerschweinchen werden die Symptome meist oft gar nicht bemerkt bzw. nicht dem Herzen als Ursache zugeordnet.
Neben weiteren gesundheitlichen Auffälligkeiten können die ersten Anzeichen einer Erkrankung des Herzens sein: Verdauungsprobleme wie Aufgasungen oder Durchfall, Schluckbeschwerden, Atemprobleme (zu starke und zu ruckige Atmung, aber auch eine zu flache und zu schnelle Atmung), Ödembildungen, Gewichtsabnahme oder plötzliche Gewichtszunahme (durch Ödeme), häufiges Niesen oder Husten oder Röcheln, vermehrte Inaktivität, vermehrte Müdigkeit bzw. Antriebslosigkeit/Energielosigkeit, Hautprobleme, tränende Augen, Zahnprobleme.
Auch einfach ein allgemeines Unwohlsein und unspezifische Schmerzsymptome (Infos dazu hier) können auf eine Herzerkrankung hindeuten.
Ebenfalls kann es sein, dass Meerschweinchen mit einer Herzerkrankung Probleme mit dem linken Vorderbein haben, damit nicht richtig antreten oder auftreten.
Diese Symptome können, aber müssen nicht auftreten. Manchmal merkt man den „Herzschweinchen“ auch fast gar nichts an oder sie ändern einfach nur ihr Verhalten und ruhen z.B. mitten im Gehege, statt in ihrer bevorzugten Ecke.
Erkrankungen beim Meerschweinchen zu erkennen, ist gar nicht immer so leicht - man sollte unbedingt auf das eigene Bauchgefühl hören. Wenn dieses sagt, etwas stimmt nicht mit dem Tier, obwohl soweit erst einmal augenscheinlich nicht viel auffällig ist, sollte man dem Bauchgefühl trauen und zumindest immer schon mal den Urin prüfen (Infos dazu hier) und Röntgenbilder anfertigen lassen.
Bei Herzerkrankungen kommt es unter Umständen zu einer ganzen Vielzahl an Symptomen, die gar nicht so typisch für das Organ Herz sind. Herzerkrankungen betreffen aber immer auch andere Organe und daher kommt es manchmal zu unspezifischeren Symptomen.
Kann das Herz nicht richtig arbeiten, zirkuliert das Blut im Körper nicht richtig und Organe wie z.B. die Nieren und die Leber sind unter Umständen minderversorgt mit Blut und so auch mit Sauerstoff etc. und können ihre Leistung nicht bringen.
Eine Herzerkrankung belastet daher auch den ganzen Körper.
Deshalb kann es zu einer Vielzahl von Symptomen kommen , die aber natürlich auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Wenn man für diese Symptome aber trotz ausgiebiger erster Diagnostik keine Ursache findet, sollte man das Herz nicht außer Acht lassen.
Ein zu großes Herz drückt manchmal auch Luft- und Speiseröhre hoch, weshalb es auch dadurch zu Problemen beim Schlucken, Futtern und Atmen kommen kann (dies ist ähnlich zu den Symptomen einer Magenaufgasung, die dann auch oft gleichzeitig besteht - Infos dazu gibt es hier).
Oft bemerkt der Tierhalter meist zuerst einmal, dass das Meerschweinchen Atemprobleme hat. Die Atmung wird schneller und ruckiger, da das Meerschweinchen öfter und tiefer atmen muss, um genügend Sauerstoff zu erlangen. Dabei kann es auch zu Atemgeräuschen kommen. Es kann aber auch sein, dass das Meerschweinchen sehr flach und schnell atmet. Dies wird oft nicht so schnell bemerkt, da es nicht so auffällig ist, wie eine ruckige, heftige Atmung.
Bei einem gesunden Meerschweinchen sieht man meistens nur seitlich-unten am Bauch Atembewegungen.
Ist etwas mit der Lunge (und somit ggf. mit dem Herzen) nicht ok, so kann man oft auch oben am Rücken neben der Wirbelsäule Atembewegungen erkennen. Meist muss man das erst einmal gesehen haben, um zu wissen, was gemeint ist.
Bei älteren Meerschweinchen kann die Atmung allerdings durchaus auch mit gesundem Herzen und freier Lunge mal einen kleinen Ticken deutlicher und ruckiger sein, als bei jungen Meerschweinchen, gerade auch, wenn sie etwas futtern. Wenn sich ein Meerschweinchen aufregt oder anstrengt (z.B. nach rennen), ist die Atmung natürlich meist auch kurz etwas schneller, normalisiert sich nach der Aufregung/Anstrengung aber wieder. Auch eine dauerhaft zu flache Atmung mit zu schneller Atemfrequenz im Schlaf kann Hinweis auf ein Herzproblem bei Meerschweinchen sein.
Am Anfang ist es also vielleicht nicht immer so auffällig, wie sich die Atmung verändert und unerfahrene Halter bemerken eventuell deshalb noch nichts.
Wenn die Meerschweinchen dann stark pumpen, eine sogenannte „Flankenatmung“ zeigen, ggf. auch Atemgeräusche haben und vielleicht sogar nicht mehr viel essen möchten oder eine Aufgasung haben (durch Schmerzen und auch Luftschlucken durch die erschwerte Atmung), fällt es meistens erstmalig auf, dass etwas nicht stimmt. Es ist dann höchste Zeit, zeitnah einen Tierarzt aufzusuchen und das Meerschweinchen röntgen zu lassen.
Bei dem Thema zu Krankheiten der Atemwege haben wir einige Videos von Meerschweinchen mit aus verschiedenen Gründen auffälliger Atmung gezeigt. Schaut einmal hier, um euch diese Videos anzusehen, damit ihr euren Blick für solche Veränderungen der Atmung schulen könnt oder die Videos mit der Atmung eurer Meerschweinchen vergleichen könnt.
Nicht immer kann man anhand der Atmung sagen, was für ein gesundheitliches Problem vorliegt, aber die Art und Weise, wie ein Meerschweinchen atmet sowie der Verlauf der Erkrankungen und der Atemprobleme können erfahrenen Meerschweinchen-Kennern bereits viele Hinweise auf die Ursache der Atemprobleme geben.
Schreitet die Herzerkrankung weiter fort, kommt es häufig dann meist zusätzlich zu deutlicheren und für Herzerkrankungen typischeren Symptomen wie sehr auffällige Atemprobleme, die durch die Erkrankung des Herzens an sich, aber auch durch Ödeme, also Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge, entstehen.
Auch kann es dann zu Unterhautödemen kommen, die sich als kleine, wassergefüllte und sich „schwammig“ anfühlende Beulen unterm Kinn und unter dem Bauch (auch unter oder an den Vorderbeinen) zeigen. Manche Tiere verlieren dann Fell durch die Reibung der Beulen an diesen Stellen am Boden.
Ebenfalls kann es durch Durchblutungsstörungen zu Hautverfärbungen wie „bläulichen Pfoten“ kommen oder zu blasseren Schleimhäuten und blasser Haut an den Pfoten.
Selten kommt es, wohl durch zu hohen Blutdruck, auch zu etwas herausstehenden Augen (Foto oben), was dann nicht am Auge an sich liegt und sich mit Blutdrucksenkenden Herzmedikamenten (z.B. ACE-Hemmer) wieder gibt (Foto unten).
Wir haben auch in sehr seltenen Fällen beobachtet, dass manche Meerschweinchen mit zu hohem Blutdruck immer wieder leichte Spuren von Blut im Urin hatten, welche nach Einsatz der richtigen Herzmedikamente verschwunden war. Dies war unserer Hypothese nach also wohl eventuell auch durch den zu hohen Blutdruck gekommen und hat die Nieren dementsprechend belastet (in der Regel zeigt Blut im Urin aber eine Erkrankung/Entzündung der Harnwege an - Infos zum selber testen vom Urin gibt es hier).
Verlauf von Herzerkrankungen:
Der Verlauf von Herzerkrankungen ist beim Meerschweinchen schwer vorherzusagen: dies kommt auf die Art der Erkrankung an und wie rechtzeitig sie entdeckt und behandelt wurde.
Wenn es dem Meerschweinchen unter Medikamenten erst einmal besser geht und es stabil so gut bleibt, so macht dies Hoffnung auf noch mehr schöne Lebenszeit für das Tier. Je nach Herzerkrankung können das ein paar Monate oder auch ein paar Jahre sein.
Wenn es dem Meerschweinchen aber trotz passender Herzmedikamente, vielleicht schon trotz mehrere Herzmedikamente, hoher Entwässerungsdosen und zusätzlich auch Antibiotika (Azithromycin in diesem Fall) als Versuch immer schlechter geht, so sind die Prognosen sehr schlecht und das Meerschweinchen wird leider nicht mehr lange leben. Man sollte in solchen Fällen den schlechten Verlauf der Erkrankung im Blick haben und das Tier nicht mehr sinnlos leiden lassen. Wenn alles versucht wurde und alle zur Verfügung stehenden Medikamente ausprobiert sind, es dem Meerschweinchen aber zunehmend schlechter geht, sollte man es lieber von seinem Leid erlösen lassen.
Ursachen und Arten von Herzerkrankungen
Während manche Herzerkrankungen angeboren sein könnten und sich im Laufe des Lebens des Meerschweinchens dann irgendwann stärker ausprägt, entstehen andere Erkrankungen des Herzens durch Infektionen bzw. Entzündungen des Herzens oder anderer Organe im Körper (z.B. durch Atemwegsinfektionen oder durch Entzündungen im Kiefer durch chronische Zahnprobleme), durch genetische Anfälligkeiten durch die Zucht oder selten auch durch schlechte Haltung und dadurch dauerhaften physischen oder psychischen Stress. Zudem kann es sein, es gibt stumme Herzinfarkte. Ob dies beim Meerschweinchen vorkommt, können wir nicht beurteilen, aber diese können ebenfalls das Herz schädigen.
Auch eine Erkrankung der Schilddrüse kann das Herz beeinträchtigen.
Es gibt selten auch Entzündungen direkt am Herzen, manchmal entstehen diese durch chronische Entzündungen oder akute schwere Entzündungen an anderen Organen im Körper.
Ebenfalls gibt es immer mal wieder auch Tumore am Herzen, die das Herz in seiner Funktion einschränken können. Auch Leukose oder Tumore anderer Organe können das Herz schwächen (vor allem Thymome - Tumore der Thymusdrüse, die sehr nah dem Herzen liegt - und Hämangiosarkome in der Milz, die auch Gefäße befallen und in andere Organe streuen können).
Durch Herzerkrankungen und auch Entzündungen oder Tumore kann es zu Ödemen, Pleuraergüssen und Perikardergüssen kommen, die das Herz wiederum zusätzlich belasten und in seiner Funktion einschränken können.
Es gibt eine Vielzahl an Herzerkrankungen beim Meerschweinchen - nicht alle haben einen Namen. Manchmal liegen einfach Stauungen in den Herzkammern (Ventrikel) und den Vorhöfen (Artium) vor, Defekte von Klappen (z.B. Mitralklappendefekt) oder Septum (Ventrikelseptumdefekt), Aorteninsuffizienzen und weiteres.
Eine leichte Aorteninsuffizienz haben unsere Meerschweinchen ohne Herzkrankheiten öfter als Befund nach einem Herzultraschall erhalten und dies kann bei Meerschweinchen durchaus normal sein.
Die beim Meerschweinchen unserer Erfahrung nach häufigsten Erkrankungen des Herzens sind die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) und die dilatative Kardiomyopathie (DCM).
Bei der HCM liegt eine Verdickung des Herzmuskels vor. Dies kommt typischerweise oft bei älteren Meerschweinchen vor. Mit den richtigen Herzmedikamenten (in der Regel ACE-Hemmer und ggf. Entwässerung, Vetmedin ist hier kontraindiziert) kann das Herz sich, wenn es noch nicht zu krank ist, durchaus im gewissem Rahmen erholen. Dementsprechend gibt es bei dieser Erkrankung mit den passenden Herzmedikamenten und wenn das Herz noch nicht zu krank ist und das Meerschweinchen sonst fit, durchaus gute Chancen auf noch schöne Lebensjahre.
Eine DCM ist durch eine Erweiterung des linken Ventrikels / der linken Hauptkammer des Herzens gekennzeichnet. Bei dieser Art einer Herzerkrankung sind die Prognosen meist leider nicht so positiv, wie bei einer hypertrophen Kardiomyopathie. Das Herz kann sich in so einem Fall meist so gut wie gar nicht mehr „erholen“ (im Gegensatz zur HCM). Daher ist es wichtig, diese Herzerkrankung so früh wie möglich zu erkennen, richtig zu diagnostizieren und mit den passenden Medikamenten zu behandeln (Pimobendan mit eventuell einem ACE-Hemmer zusätzlich und eventuell auch Entwässerungsmitteln).
Man kann mit den passenden Medikamenten dann lediglich die Schnelligkeit, mit der diese Krankheit voranschreitet, verlangsamen und die Symptome behandeln (wie z.B. Ödeme).
Chancen auf eine etwas bessere Prognose gibt es, sollte die DCM durch eine Entzündung entstanden sein und diese durch ein Antibiotikum gestoppt werden, bevor das Herz schon zu krank war. Auch dann müssen die Meerschweinchen ihr Leben lang Herzmedikamente erhalten, aber das Herz verschlechtert sich nach dem Behandeln der Entzündung nicht mehr oder nicht mehr so schnell, wie bei einer DCM ohne entzündliche Ursache.
Ob das Herz oder die Lunge zusätzlich zum Herzproblem entzündet sind oder eine Entzündung das Herzproblem verursacht hat, kann man jedoch nicht immer in Röntgenbildern oder Herzultraschall eindeutig erkennen. Im Zweifel macht es daher Sinn, ein Antibiotikum zu geben, auch, um auszuschließen, dass das Herz eventuell noch durch eine zusätzliche Infektion geschwächt wird. oder dadurch erst erkrankt ist. Herzprobleme können Entzündungen der Atemwege auch überdecken, so dass man sie nicht eindeutig ausschließen kann.
Als Antibiotikum im Falle von Herzproblemen oder Atemwegsinfektionen würden wir am besten immer zu Azithromycin (Präparatname „Zithromax“) raten. Enrofloxacin (Präparatnamen „Baytril“, „Enrobactin“ u.a.) und andere Standard-Antibiotika beim Meerschweinchen wirken leider oftmals nicht bei Entzündungen der Atemwege (Infos zu Antibiotika beim Meerschweinchen gibt es hier).
Röntgenbilder können erste Hinweise darauf geben, ob das Herz erkrankt ist, jedoch wird erst im Herzultraschall sichtbar, ob das Herz krank ist und welche Erkrankung vorliegt und wie man sie behandeln kann. Der Kardiologe schlägt dann nach dem Herzultraschall ein Herzmedikament vor, was für ihn aufgrund des Befundes als am passendsten erscheint, um das Herz in seiner durch die Erkrankung eingeschränkten Funktion zu unterstützen.