Therapien bei Atemwegserkrankungen
Therapien bei Atemwegserkrankungen
Im weiteren Text schildern wir unsere Erfahrungen mit Therapien bei Atemwegserkrankungen beim Meerschweinchen.
Infos zu möglichen Atemwegserkrankungen beim Meerschweinchen und entsprechenden Symptomen findet ihr hier.
Hier kann man viel über Diagnostik bei Atemwegserkrankungen lesen.
Hier gibt es Vergleichsvideos von Meerschweinchen mit Atemproblemen.
-> Erste Hilfe-Maßnahmen und generell bei Atemproblemen sinnvolle Medikamente:
Zuerst einmal schildern wir nun, was man als Erste Hilfe Maßnahme bei plötzlich auftretenden Atemproblemen beim Meerschweinchen tun kann, bevor man das Tier zeitnah zum Tierarzt bringt für Röntgenbilder und weitere Diagnostik. Die aufgeführten Mittel sind auch generell bei Atemproblemen sinnvoll, egal, welche Krankheit die Atemprobleme verursacht.
- Schmerzmittel: da Meerschweinchen, die Atemprobleme haben, auch in der Regel (unabhängig von der Diagnose) Schmerzen haben, kann man ihnen als erste Hilfe Maßnahme nach dem Auftreten von Atemschwierigkeiten Schmerzmittel wie Metacam oder/und Novalgin verabreichen. Diese haben auch eine leichte entzündungshemmende Wirkung, wobei sie keine bakteriellen Infektionen ausheilen können. Mehr Infos zu Schmerzmitteln und ihren richtigen Dosierungen beim Meerschweinchen gibt es hier.
- Colosan und Simeticon: Bei Atemproblemen schlucken Meerschweinchen auch oft Luft oder schlingen die Nahrung, da sie nicht gut Luft holen können. Dies begünstigt Magenaufgasungen und generell Aufgasungen des Darms mit entsprechenden Symptomen (mehr Infos zu Aufgasungen beim Meerschweinchen gibt es hier).
Mit Colosan und Simeticon kann man Aufgasungen entgegenwirken. Mehr Infos zu diesen Medikamenten gibt es hier. Auch bei Magenaufgasungen, Magenblockaden und Magendrehungen kann es zu Atemproblemen kommen, so dass diese Medikamente auch für einen solchen Fall schon eine richtige Behandlung darstellen, auch wenn man die Diagnose noch nicht kennt. Colosan und Simeticon können in keinem Fall schaden. Daher kann man sie dem Meerschweinchen immer bei Atemproblemen auch auf Verdacht geben, selbst, wenn man noch nicht weiß, ob eine Aufgasung vorliegt.
- Wärme: kranke Meerschweinchen sind oft zu kalt und haben Kreislaufprobleme. Wärme kann den Kreislauf und die Durchblutung verbessern und dem Körper helfen, Energie für die Heilung zu sparen. Zudem kann Wärme bei Infektionen die Heilung unterstützen. Dennoch kann Wärme auch bei manchen Infektionen die Entzündung fördern - daher ist es immer wichtig, dass das Meerschweinchen selbst entscheiden kann, ob es die Wärme nutzen möchte oder nicht. Wir empfehlen, die Wärme über eine Lampe wie Rotlicht oder Dunkelstrahler anzubieten, mehr Infos dazu stehen hier. Zur Not geht aber auch Wärme über eine Wärmeflasche oder Snuggle safe.
- keine Zwangsernährung: Meerschweinchen sollten generell nicht mit Zwang ernährt werden, wie immer noch oft empfohlen wird. Dies ist psychische und physische Qual und kann auch lebensgefährlich werden. Da Meerschweinchen keinen Stopfdarm haben (Infos dazu gibt es hier), ist so ein Vorgehen auch nicht nötig. Gerade bei Atemproblemen verschlucken sich Meerschweinchen auch schnell, wenn man ihnen gegen ihren Willen größere Mengen Brei in das Maul gibt. Da Atemprobleme auch bei einer Magendrehung, Magenaufgasung oder Magenblockade entstehen kann, kann es sein, durch eine Zwangsernährung mit viel Brei kann der Magen platzen. Man kann wenige ml flüssigen Brei nach den Medikamenten geben, damit diese besser im Magen des Meerschweinchens ankommen - von einer Gabe von mehr Brei gegen den Willen des Meerschweinchens können wir nur stark abraten. Mehr zum Thema Zwangsernährung von Meerschweinchen steht hier.
- kein Inhalieren: bei Meerschweinchen mit Atemproblemen wird oft Inhalation empfohlen. Unserer Erfahrung nach bringt dies jedoch in den meisten Fällen gar keine Besserung bei Atemwegserkrankungen beim Meerschweinchen und eine Inhalation kann auch dazu führen, dass das Meerschweinchen noch weniger Luft bekommt. Dies gerade auch bei Erkrankungen anderer Organe, die Atemprobleme auslösen. Daher sollte man bei Atemproblemen beim Meerschweinchen generell nicht inhalieren, wenn keine Diagnose feststeht. Aber auch bei Atemwegsinfektionen bringt die Inhalation in der Regel keinen Erfolg. Zudem ist Inhalieren für die Meerschweinchen eigentlich immer stressig und gerade bei kranken Tieren sollte unnötiger Stress umso mehr vermieden werden. Daher raten wir von dem Inhalieren mit Meerschweinchen mit Atemproblemen ab - mit Ausnahme von Spezialfällen mit chronischen Atemproblemen. In solchen Fällen kann probiert werden, ob das Inhalieren eine Erleichterung bringt. Infos dazu stehen weiter unten in diesem Text.
Im folgenden Abschnitt gehen wir nun genauer auf die Therapien bei den häufigsten Erkrankungen der Atemwege beim Meerschweinchen ein, wobei die bisher aufgeführten Medikamente bei all diesen Erkrankungen zusätzlich sinnvoll sein können und daher nicht erneut erwähnt werden.
-> Entzündungen
Bei Entzündungen in den Atemwegen von Meerschweinchen muss immer ein Antibiotikum (am besten Azithromycin) eingesetzt werden. Eine Auflistung von Antibiotika, die man beim Meerschweinchen einsetzen kann, gibt es hier nachzulesen.
Beim Meerschweinchen ist Enrofloxacin (Präparate Baytril, Enrobactin, Orniflox) ist das am häufigsten eingesetzte Antibiotikum. Es wirkt jedoch leider nicht immer bei jeder Infektion. Gerade bei Atemwegsinfektionen beim Meerschweinchen wirkt Enrofloxacin häufig gar nicht oder es führt nur kurzzeitig zu einer leichten Besserung. Dies betrifft auch andere Antibiotika wie Marbofloxacin und Cotrimoxazol.
Hingegen wirkt das Antibiotikum Azithromycin (Präparat Zithromax) bei Atemwegsinfektionen beim Meerschweinchen in der Regel sehr zuverlässig. Nur in sehr, sehr seltenen Fällen - nahezu nie - wirkt Azithromycin nicht bei einer Entzündung der Atemwege des Meerschweinchens, sondern ein anderes Antibiotikum. Dieser Fall ist aber extrem selten und in der Regel ist Azithromycin immer sehr effektiv bei Nasen-Rachen und Lungenentzündungen beim Meerschweinchen.
Daher raten wir immer gleich zu diesem Antibiotikum und nicht dem Versuch mit Enrofloxacin oder einem anderen Antibiotikum zuvor. Wir haben fast täglich Meerschweinchen in der Beratung, die mit anderen Antibiotika als Azithromycin gegen ihre Atemwegsinfektion behandelt wurden und denen diese Antibiotika nicht geholfen haben. Meist wird dann angenommen, die Infektion wäre schon chronisch oder aber
Azithromycin wirkt auch gegen die Erreger Chlamydien und Mykoplasmen, wie ebenfalls die Antibiotikum Doxycyclin und Enrofloxacin. Doxycyclin und Azithromycin erweisen sich meist bei Atemwegsgeschichten und auch Mykoplasmen als die effektiver wirksamen Antibiotika. Doxycyclin hat ein ähnliches Wirkspektrum wie Azithromycin und wirkt meist vergleichbar gut bei Atemwegsinfektionen beim Meerschweinchen. Man dachte jedoch lange, Meerschweinchen dürften Doxycyclin nicht oral bekommen - mittlerweile ist aber bekannt, dass dies ohne Probleme möglich ist und es muss daher nicht injiziert werden. Meerschweinchen können Doxycyclin oral gegeben selbst über viele Monate ohne Probleme vertragen (dies ist z.B. bei manchen chronischen Blasenentzündungen nötig). Dennoch kann es sein, es kommt unter Doxycyclin eher zu Nebenwirkungen als bei Azithromycin und wir haben mit der Dosierung und Anwendung von Azithromycin mehr Erfahrungen, weshalb wir eher zu Azithromycin raten.
Azithromycin ist in der Regel gut verträglich für Meerschweinchen. Da es jedoch sehr effektiv schon in sehr geringen Dosierungen Bakterien ziemlich schnell abtötet, kann es öfter als andere Antibiotika zu Problemen wie Aufgasungen (Infos und Tipps hier) oder zu Matschkot oder Durchfall (Infos und Tipps hier) führen in den ersten 2-3 Tagen der Gabe. Dies kommt, weil die absterbenden Bakterien Gifte freisetzen, die den Körper dann belasten. Daher macht ein Einschleichen vom Azithromycin zu Beginn der Gabe und generell eine sehr niedrige Dosierung Sinn - Infos zur empfehlenswerten Dosierung von Azithromycin stehen hier.
Man bei Problemen mit der Verdauung 1-3 Tage Pause machen mit Azithromycin und mit Mitteln wie Colosan und Simeticon (Infos hier) und auch Huminsäure, Tiermoor, Heilerde, Apfelpektin etc. zum Darmaufbau und zur Entgiftung (Infos dazu hier) abmildern. Darmaufbau mit Huminsäure oder Tiermoor etc. empfiehlt sich sowieso auch generell beim Meerschweinchen nach einem Antibiotikum oder einer Erkrankung.
Mehr Tipps für die Gabe von Antibiotika gibt es hier. Dort stehen auch Infos zu Antibiogrammen, die im Falle von Schnupfen oder auch bei Augenentzündungen zusätzlich zur Atemwegsinfektion mit einem Abstrich angefertigt werden können.
Das gegen die Infektion wirksame Antibiotikum führt oft binnen weniger Stunden bereits zu einer Besserung des Allgemeinbefindens des Meerschweinchens. Selbst bei heftigen Atemproblemen und Unwohlsein kann es sein, dass das Meerschweinchen nach wenigen Stunden nach der ersten Gabe des passenden Antibiotikums schon deutlich besser atmet und auch besser zurecht ist. Spätestens nach 2-3 Tagen sind dann meist schon alle Krankheitssymptome verschwunden. Bei hartnäckigen und bereits länger bestehenden Atemwegsinfektionen kann es aber sein, dass man in den ersten Tagen nur eine leichte Besserung sieht und es 1-2 Wochen braucht, bis man wirklich eine deutliche Besserung durch Azithromycin bemerken kann. Dann sollte dieses Antibiotikum auch entsprechend länger gegeben werden.
Ein gegen die Entzündung wirksames Antibiotikum wirkt also immer sehr schnell und man merkt dann deutlich zeitnah eine Besserung der Symptome des Meerschweinchens.
Erbringt ein Antibiotikum nach 2-3 Tagen keinerlei Besserung, so wirkt es entweder gegen diese Infektion nicht oder es liegt eine andere Erkrankung vor, gegen die das Antibiotikum nicht wirken kann. Man muss nicht wochenlang auf die Wirkung eines Antibiotikums warten, wie manchmal geraten wird. Es wirkt schnell, wenn es gegen die Erreger wirken kann. Wenn ein Antibiotikum nach einer Gabe von 1-2 Wochen zwar eine leichte Besserung der Symptome bewirkt hat, aber die Erkrankung nicht ausheilt, dann wirkt es bei der entsprechenden Infektion ebenfalls nicht gut genug und es sollte noch ein anderes Antibiotikum ausprobiert werden oder aber es besteht zusätzlich zu der Infektion ein weiteres gesundheitliches Problem.
Ein Antibiotikum sollte bei einer Atemwegsinfektion beim Meerschweinchen immer mindestens 7-10 Tage gegeben werden, bei hartnäckigen Entzündungen länger. Zum Teil sind mehrere Wochen Antibiotika-Gabe nötig - und in sehr seltenen Fällen müssen Antibiotika leider auch dauerhaft gegeben werden, um dem Meerschweinchen Lebensqualität und Schmerzfreiheit zu erhalten.
Wir empfehlen generell immer, das Antibiotikum so lange zu geben, dass es noch bis eine Woche nach dem Abklingen der Symptome gegeben wird.
Entzündungen, Tumore und Ödeme kann man manchmal nicht eindeutig auf Röntgenbildern unterscheiden - dies ist gerade dann schwer, wenn es mehrere Befunde gibt. Da Meerschweinchen generell leider zu Entzündungen neigen und auch Tumore und Ödeme in der Lunge Entzündungen begünstigen, sollte im Zweifel bei Atemproblemen immer ein Antibiotikum/Azithromycin gegeben werden. Dies macht auch auf gut Glück Sinn, wenn es keine eindeutige Diagnose gibt, was für eine Erkrankung in den Atemwegen vorliegt. Teilweise ist es zudem schwierig, eine Lungenentzündung von einer Herzerkrankung abzugrenzen. Das Herz kann zu gross wirken, weil eine Lungenentzündung den Bereich um das Herz verschattet. Ein auf Röntgenbildern zu groß wirkendes Herz muss immer anschließend durch einen Herzultraschall genauer untersucht werden - ist das Herz in so einem Fall laut Herzultraschall gesund, aber gibt es Atemprobleme, so kann es sein, es muss ein Antibiotikum gegeben werden, da es im Bereich um das Herz eine Entzündung in der Lunge gibt.
Es kann bei manchen Herzerkrankungen generell wichtig sein, zur Sicherheit ein Antibiotikum (auch am besten Azithromycin) zu verabreichen. Ob das Herz oder die Lunge zusätzlich zum Herzproblem entzündet sind, kann man nicht immer in Röntgenbildern oder Herzultraschall eindeutig erkennen. Im Zweifel macht es daher Sinn, ein Antibiotikum zu geben, auch, um auszuschließen, dass das Herz eventuell noch durch eine Infektion geschwächt wird oder dadurch erst erkrankt ist (z.B. kann eine dilatative Kardiomyopathie durch eine Infektion verursacht werden, ohne, dass man dies im Herzultraschall zuverlässig erkennen kann). Herzprobleme können Entzündungen der Atemwege auch überdecken, so dass man sie nicht eindeutig ausschließen kann. Mehr Infos zu Herzproblemen beim Meerschweinchen gibt es hier.
Wir empfehlen, keinen Schleimlöser wie Bromhexin, Sinupret oder ACC einzusetzen bei Atemwegsinfektionen beim Meerschweinchen. Diese Schleimlöser sollen helfen, dass sich der Schleim in den Atemwegen löst und das Meerschweinchen besser atmen kann. Was eigentlich gut klingt, kann aber wenig sinnvoll sein: der Schleim schützt die Atemwege und soll helfen, sie zu reinigen. Bei einer Infektion wird er daher vermehrt gebildet. Wird er durch Schleimlöser gelöst, kann es sein, er muss umso mehr vom Körper nachproduziert werden, um die Atemwege weiterhin schützen und reinigen zu können. Schleim hat schon seinen Sinn, gerade auch, wenn sich Erreger in den Atemwegen befinden, die zu einer Entzündung führen.
Bei einer Infektion der Atemwege des Meerschweinchens hilft unserer Erfahrung nach zudem kein Schleimlöser zuverlässig - was aber hilft, ist das passende Antibiotikum. Daher nutzen wir keine Schleimlöser bei Atemwegsinfektionen beim Meerschweinchen, sondern Azithromycin, was die Atemprobleme inklusive zu viel Schleim in den Atemwegen sehr schnell reduziert.
Es kann sein, dass das Meerschweinchen während der Antibiotika-Gabe durchaus immer mal wieder etwas abschleimt und durch sich lösenden Schleim in den Atemwegen kurzzeitig knatternde Geräusche aus der Nase hat. Dies ist kein Grund zur Sorge und vergeht von alleine - entsprechende Geräusche kann man hier in den Beispiel-Videos hören.
Wir halten auch Inhalieren, wie weiter oben im Text beschrieben nicht für empfehlenswert beim Meerschweinchen im Falle einer Atemwegsentzündung. Es hilft unserer Erfahrung nach nicht, den Schleim in den Atemwegen zu lösen, wirkt nicht gegen die Infektion und ist meist viel Stress für die eh schon angeschlagenen Meerschweinchen. Zudem kann es sein, man verschlimmert die Atemnot des Meerschweinchens damit noch. Es ist nicht nötig, da bei einer Atemwegsinfektion beim Meerschweinchen das passende Antibiotikum sehr schnell hilft.
Natürliche Heilmittel reichen leider nicht, um eine Infektion beim Meerschweinchen auszuheilen. Daher müssen auch bei Atemwegsinfektionen beim Meerschweinchen - und seien die Symptome noch so gering - immer Antibiotika eingesetzt werden. Ansonsten wird sich die Krankheit mit der Zeit verschlechtern und das Tier derweil auch belasten. Man kann Mittel aus der Naturheilkunde aber unterstützend geben. Dies sind allgemeine Mittel gegen Entzündungen (Infos hier) und zur Unterstützung des Immunsystems (Infos hier), aber auch Mittel speziell für die Atemwege wie Rodicare pulmo oder die Tabletten „Respire“ von der Seite „ Naturheilkunde bei Tieren“.
Zusätzlich zu einer gesunden Ernährung mit jederzeit viel Gras und Blattgemüse und einer großen Auswahl an Nahrungsmitteln (Infos dazu gibt es hier) können Meerschweinchen mit Atemproblemen auch noch speziell mit aromatischen Küchenkräutern (Oregano, Basilikum, Dill, Petersilie, Koriander), Zweigen von Nadelhölzern (Tanne, Kiefer, Fichte, Lärche etc.) und aromatischen Saaten (Infos hier) unterstützt werden. Auch Efeu (mehr Infos hier) kann eine tolle Heilpflanze bei Atemwegsinfektionen beim Meerschweinchen sein und im Gemisch mit anderen Pflanzen ohne Probleme gefüttert werden.
Eine Entzündung in den Atemwegen kann diese irreparabel schädigen - dies ist aber beim Meerschweinchen zum Glück extrem selten. Selbst heftige oder lang bestehende Atemwegsinfektionen heilen mit dem passenden Antibiotikum ohne Probleme aus. Manchmal wird dann noch Cortison zusätzlich gegeben, dies kann aber auch das Immunsystem mindern und ist unserer Erfahrung nach bei Atemwegsentzündungen beim Meerschweinchen nicht nötig, um bleibende Schäden zu verhindern. Dieser Fall tritt auch ohne Cortison so gut wie nie ein.
Kommt es noch zu einem Knattern oder Röcheln bei der Atmung nach der Gabe eines Antibiotikums, liegt entweder noch eine andere Erkrankung vor (z.B. ein Herzproblem oder Milztumor) und es muss weitere Diagnostik (Herzultraschall, Ultraschall) betrieben werden oder die Infektion ist noch nicht richtig ausgeheilt.
Meistens kommt es zu solchen Problemen (die dann fälschlicherweise für nun chronische Lungenprobleme oder Lungenschäden oder Allergien gehalten werden), weil nicht das Antibiotikum Azithromycin gegeben wurde, sondern andere Antibiotika, die Atemweginfektionen beim Meerschweinchen nicht zuverlässig oder nicht komplett gegen die Infektion wirken. Im Zweifel sollte bei weiter anhaltenden Problemen nach Atemwegsinfektionen dann nochmal mit Azithromycin gearbeitet werden, wenn Probleme mit der Atmung zurückbleiben.
-> Tumore in der Lunge / Lungenkrebs
Durch Tumore im Körper des Meerschweinchens kann es dazu kommen, dass sich Metastasen in der Lunge bilden. Es kann sich aber auch um Lungenkrebs an sich handeln. Meistens sind solche Tumore auf Röntgenbildern gut zu erkennen, da sie sich rundlich abgegrenzt zeigen (Vergleichsbilder gibt es hier), es kann aber auch sein, man kann sie nicht so eindeutig erkennen oder aber sie werden erst gefunden, wenn die ganze Lunge schon komplett weiß verschattet ist, weil sich überall Tumore befinden.
Bei Lungentumoren kann man leider oft nicht viel tun.
Eine Möglichkeit, dem Meerschweinchen noch etwas Erleichterung zu verschaffen, stellt Cortison dar (Wirkstoff Prednisolon, 1 mg tgl pro kg, morgens gegeben - darf nicht mit den Schmerzmitteln Metacam und Carprofen, aber mit Novalgin kombiniert werden, mehr Infos gibt es hier).
Da Tumore oft zu Entzündungen im umliegenden Gewebe führen, macht unserer Erfahrung nach bei einem Tumorfund oder auch, wenn es Meerschweinchen mit Tumoren schlechter geht, ein Antibiotikum Sinn. Am besten nutzt man das Antibiotikum Azithromycin, da andere Antibiotika weniger zuverlässig gegen Infektionen in den Atemwegen des Meerschweinchens wirken.
Manche Tumore in der Lunge können mit der Zeit auch zu einer Schädigung des Herzens führen, weshalb bei einer Verschlechterung des Zustands, die auch nicht durch Azithromycin behandelt werden kann, zur Sicherheit ein Herzultraschall durchgeführt werden sollte.
Bei Tumoren und Krebs kann man das Meerschweinchen zusätzlich zu den schulmedizinischen Medikamenten mit Mitteln aus der Naturheilkunde unterstützen. Hier gibt es mehr Infos dazu.
-> Allergien
Eine Allergie ist beim Meerschweinchen extrem selten der Auslöser für Atemprobleme und kommt unserer Erfahrung nach nahezu nicht vor. In der Regel sind Atemprobleme, die mit den standardmäßig verabreichten Antibiotika wie Enrofloxacin oder Marbofloxacin nicht behandelt werden und für die auch sonst keine Ursache zu finden ist, so dass sie als „Allergie“ bezeichnet werden, doch eine Lungenentzündung. Diese ist aber meist nur mit Azithromycin zu behandeln, was in vielen Fällen nicht ausprobiert wird, da dieses Antibiotikum im Einsatz beim Meerschweinchen noch nicht so bekannt ist.
Bei der Diagnose „Allergie“ bei Atemproblemen empfehlen wir daher immer den Versuch einer Behandlung mit Azithromycin und in fast allen Fällen verschwinden die Atemprobleme daraufhin. Bei weiterhin bestehenden chronischen Lungenproblemen (Therapiemöglichkeiten weiter unten im Text) konnten die Halter keinen allergischen Auslöser herausfinden in den Fällen, die wir kennen. Zwar ist so eine Allergie nicht auszuschließen, aber diese Meerschweinchen litten vermutlich eher unter einer anderen chronischen Lungenerkrankung.
Wenn wirklich der Verdacht einer Allergie vorliegt und Azithromycin keine Besserung bewirken kann und weitere Diagnostik wie Urincheck (Infos hier), Herzultraschall und Ultraschall (Infos hier) keine Diagnose ergaben, so sollte am besten der Auslöser der Allergie gefunden und vermieden werden. Dies ist oft nicht so einfach und gelingt dies nicht, so kann man immerhin probieren, ob Medikamente eine Linderung verschaffen können. So können dem Meerschweinchen Fenistil-Tropfen als Antihistaminikum verabreicht werden, um zu schauen, ob damit eine Besserung der Symptome bewirkt werden kann (wir kennen keinen Fall, in dem dies etwas geholfen hätte). Auch Cortison kann bei Verdacht auf Allergien versuchsweise eine Weile als Tabletten gegeben werden (Wirkstoff Prednisolon, 1 mg tgl pro kg, morgens gegeben - darf nicht mit den Schmerzmitteln Metacam und Carprofen, aber mit Novalgin kombiniert werden, mehr Infos gibt es hier). Man kann aber auch mit einem Cortison-haltigen Präparat mit den Meerschweinchen inhalieren. Eine Inhalation hat jedoch bisher in keinem der uns bekannten Fälle mit chronischen Atemproblemen eine Besserung bewirkt.
Besteht der Verdacht einer Allergie, ist es wichtig, herauszufinden, gegen was die Allergie besteht. Dies ist oft nicht einfach, weil es so viele Faktoren gibt, die in Frage kommen. Bekommt ein Meerschweinchen Atemprobleme, wenn eine bestimmte Pflanze gesammelt und angeboten wird, so sollte sie natürlich erst einmal weggelassen werden, um herauszufinden, ob dies die Allergie fördert. Sollte ein Meerschweinchen sensibel auf blühende Pflanzen reagieren, kann es sein, seine Atemprobleme sind saisonal schlimmer. Schimmel in Umgebung, Streu oder Heu? Staub?
Als alternativmedizinisches Verfahren können radionische Verfahren wie z.B. Bioresonanz helfen, die Auslöser einer Allergie zu finden und ggf. auch zu behandeln. Mehr Infos zu Bioresonanz und Fellanalysen beim Meerschweinchen findet ihr hier. Bei einfachen Unverträglichkeiten kann man auch mit einem gedachten Sinus-Zeichen (nach Heilen mit Zeichen) helfen - schreibt uns gerne an für mehr Infos dazu.
Generell kann man Meerschweinchen bei dem Verdacht auf Allergien einige unterstützende Mittel aus der Naturheilkunde geben, die gegen Entzündungen (Infos hier) wirken und zur Immunsystemstärkung (Infos hier) nützlich sein können. Nach einem Antibiotikum und generell zur Unterstützung des Immunsystems bei Krankheiten macht auch immer Darmaufbau Sinn. Wir empfehlen dazu Huminsäure, Tiermoor etc. - mehr darüber könnt ihr hier lesen.
-> Chronische Atemprobleme ohne zu findende Ursache
Manche Meerschweinchen haben trotz aller Diagnostik und Therapien chronisch Atemprobleme. Dies ist zum Glück selten der Fall und in der Regel kommen die Meerschweinchen dennoch damit gut zurecht, sofern es sich nicht um einen akuten Krankheitsprozess handelt, der zeitnah zum Tod führt.
Viele Meerschweinchen haben im Fall von chronischen Problemen einfach leichte röchelnde Atemgeräusche oder eine - oft immer wieder nur vorübergehend - angestrengte Atmung, ohne, dass man den Eindruck hätte, dies würde sie einschränken oder belasten. Manche Meerschweinchen jedoch haben chronisch immer wieder starke Atemprobleme, die ihnen auch Schwierigkeiten machen. In solchen Fällen sollte man versuchen, Medikamente zu finden, die ihnen helfen, denn Atemnot ist furchtbar.
Wichtig ist in so einem Fall immer, dass alle gängigen diagnostischen Möglichkeiten wie Röntgenbilder, Urincheck, Herzultraschall und Ultraschall durchgeführt wurden, um Erkrankungen auszuschließen. Ebenfalls sollte das Antibiotikum Azithromycin ausprobiert werden, da es oft als einziges Antibiotikum bei Entzündungen in den Atemwegen von Meerschweinchen hilft. Wenn es jedoch keine Besserung bei Atemproblemen bewirkt und die gängigen diagnostischen Möglichkeiten ohne eindeutigen Befund bleiben, ist es oft schwer, den Meerschweinchen mit ihren Atemproblemen zu helfen.
Meist sieht man in solchen Fällen auf Röntgenbildern dann eine veränderte Lunge, weiß aber nicht, was die Ursache für diese Veränderungen ist. Dies kann eine degenerative Erkrankung der Lunge sein (wie z.B. COPD beim Menschen), aber auch ein Schaden, den die Lunge durch eine frühere Erkrankung zurückbehalten hat. Azithromycin bringt in solchen Fällen meist vorübergehend immer wieder eine Besserung, führt aber nicht zur Heilung. Wenn es hilft und es dem Meerschweinchen sonst nicht gut geht mit der Atmung und keine alternative Behandlung gefunden werden kann, so kann Azithromycin auch dauerhaft gegeben werden. Viele Meerschweinchen vertragen eine dauerhafte Gabe von Antibiotika ohne sichtbare Probleme (Infos zu Antibiotika beim Meerschweinchen gibt es hier und weitere Tipps hier).
Im Fall von solchen chronischen Atemproblemen kann dann auch ein CT sinnvoll sein, um vielleicht noch mehr Informationen zu erhalten, was für eine Erkrankung eigentlich vorliegt. Aber selbst ein CT kann in manchen Fällen dann leider keine hilfreichen Infos ergeben, zudem sind die therapeutischen Möglichkeiten beim Meerschweinchen bei komplexeren Lungenkrankheiten auch begrenzt. Eine Operation der Lunge ist beim Meerschweinchen unserer Erfahrung nach nicht aussichtsreich bzw. nicht möglich und es gibt nur begrenzte Therapie-Möglichkeiten durch Medikamente. Daher ist oft die Frage, ob ein CT etwas bringt, wenn man eh keine anderen Medikamente einsetzen oder etwas operieren kann beim Meerschweinchen.
Die entsprechenden Medikamente kann man im Falle einer chronischen Atemproblematik auch ohne eindeutige Diagnose ausprobieren, um herauszufinden, was dem Meerschweinchen davon vielleicht hilft.
Folgende (fast immer rezeptpflichtige) Medikamente kann man im Falle von chronischen Lungenerkrankungen ausprobieren nach Absprache mit dem Tierarzt:
Cortison
Cortison kann bei einer Vielzahl von chronischen Atemwegserkrankungen hilfreich sein. Es wird am besten in Form von Tabletten gegeben (Wirkstoff Prednisolon, 1 mg tgl pro kg, morgens gegeben - darf nicht mit den Schmerzmitteln Metacam und Carprofen, aber mit Novalgin kombiniert werden, mehr Infos dazu gibt es hier). Man kann aber auch mit einem Cortison-haltigen Präparat mit den Meerschweinchen inhalieren. Eine Inhalation mit Cortison hat jedoch bisher in keinem der uns bekannten Fälle mit chronischen Atemproblemen eine Besserung bewirkt.
Theophyllin
Theophyllin (4 mg tgl pro kg beim Meerschweinchen) kann Bronchien weiten und bei manchen chronischen Atemproblemen des Meerschweinchens sinnvoll sein.
Karsivan
Karsivan ist ein in der Apotheke frei erhältliches Mittel (für Hunde), was den Wirkstoff Propentophyllin enthält, welcher die Durchblutung fördern kann. Es wird eher bei Durchblutungsstörungen und so auch selten bei Herzerkrankungen eingesetzt, man kann es aber auch bei chronischen Atemproblemen ohne zu findende Ursache ausprobieren. Man gibt von den Karsivan 50 mg Tabletten 1/8 Tablette einmal am Tag pro kg Körpergewicht des Meerschweinchens (+/-200g).
ACE-Hemmer
Selbst, wenn das Herz nicht krank ist, kann ein ACE-Hemmer probiert werden, ob er hilft, die Atemprobleme zu reduzieren.
Terbutalin
Mit Terbutalin, was ebenfalls die Bronchien weiten kann und auch bei einem Thymom (Tumor der Thymusdrüse nahe des Herzens) gegeben werden kann, haben wir bisher keine Erfahrungen beim Meerschweinchen.
Schleimlöser
In solchen chronischen Fällen halten wir es für sinnvoll, auszuprobieren, ob Schleimlöser wie Bromhexin/Hexasolvon (1 Messerspitze 2-3x tgl), Sinupret Kindersaft (2-3x täglich 0,2 ml pro kg) oder Acetylcystein/ACC (0,5 mg pro kg, in Pulverform oder als Kindersaft gegeben) eine Besserung erbringen.
Inhalation
Auch Inhalation kann man bei den chronischen Atemproblemen ausprobieren, wobei zu beachten ist, dass sie oft beim Meerschweinchen keine Besserung erbringt und auch nur in den oberen Atemwegen effektiv wirkt. Generell sollte nicht mehr als 5 Minuten 2 bis 3 mal täglich mit dem Meerschweinchen inhaliert werden. Die Inhalation sollte abgebrochen werden, wenn das Tier zeigt, dass die Inhalation ihm nicht gefällt.
Es gibt Inhalation mit kaltem oder warmem Dampf. Am einfachsten ist es mit einem Kaltvernebler wie diesem hier, welches man im Abstand von ca. 10-20 cm vor das Meerschweinchen hält. Das kann man dann auch mal im Gehege probieren, ob das Meerschweinchen so eine Inhalation dort freiwillig mitmacht.
In so einen Kaltvernebler kann man zum Inhalieren Salzlösung (Kochsalzlösung oder Meersalzlösung) oder Mucosolvan geben, aber auch Salbutamol, ein Medikament, was die Bronchien weiten kann (es kann aber auch Nebenwirkungen haben, daher sollte man es wirklich nur bei chronischen, heftigen Atemproblemen ausprobieren).
Bei der Inhalation mit warmer Flüssigkeit muss man sich ein Set up überlegen, wie man die warmen Dämpfe gefahrlos zum Meerschweinchen bekommt. Das Meerschweinchen sollte sich dem warmen Dampf am besten auch noch entziehen kann, wenn es nicht inhalieren möchte, weil es ihm nicht gut tut. Es gibt einen Pari Boy zur Inhalation, der mit kalter auch mit warmer Flüssigkeit genutzt werden kann und so auch warmen Dampf herstellt. Dieser ist aber teuer und nur dann sinnvoll, wenn das Meerschweinchen durch die Inhalation wirklich Erleichterung erfährt.
Ansonsten kann man mit einer Schüssel mit heißem Wasser (oder mit Salzlösung oder Tee) darin arbeiten, wobei man aufpassen muss, dass das Meerschweinchen sich nicht verbrennen kann. Man kann das Tier in eine Transportbox neben die Schüssel stellen und die Dämpfe mit einem Handtuch in die Box leiten auf der einen Seite (so kann das Meerschweinchen auch auf die andere Seite der Box laufen, wenn es die Dämpfe nicht einatmen möchte). Oder aber man nimmt das Meerschweinchen auf den Schoß, wenn man auf einem Stuhl sitzt und stellt die Schüssel mit heißem Wasser auf einem Hocker unter die eigenen Beine. Diese kann man etwas öffnen und mit einem Handtuch über der Schüssel abdecken, so dass die heiße Luft zu dem Meerschweinchen auf dem Schoß hochsteigt. Diese Variante ist aber meist stressiger für die Meerschweinchen, die auf dem Schoß Angst haben und daher auch Leckerbissen zur Ablenkung erhalten sollten. Wehren sie sich sehr und wollen weg, sollte man die Inhalation abbrechen.
Mit ätherischen Ölen sollte besser nicht inhaliert werden. Man kann aber auf einem Taschentuch ein paar Tropfen Thymianöl geben und das Tuch ins Gehege der Meerschweinchen hängen, so dass sie bei Bedarf dieses ätherische Öl riechen können.
Tipps für eine gute Luftqualität
Schimmelsporen oder generell unreine oder zu feuchte Luft, aber auch zu trockene Heizungsluft im Winter, können Atemwegsinfektionen begünstigen. Es hilft dann, die Luft mittels eines Luftreinigers (mit HEPA-Filter) zu reinigen, ein Luftentfeuchter-Gerät aufzustellen (es gibt auch Geräte, die die Reinigung mit Entfeuchtung der Luft kombinieren) oder aber bei zu trockener Heizungsluft im Winter einen Luftbefeuchter (ein Gerät oder eine Keramikkugel in Schälchen oder einfach ein feuchtes Handtuch auf einem Bügel etc.) im entsprechenden Raum zu nutzen.
Generell empfiehlt es sich so oder so natürlich auch immer, den Raum regelmäßig kurzeitig gut durchzulüften.