Diagnostik bei Herzerkrankungen beim Meerschweinchen
-> vor allem Röntgen und Herzultraschall, aber auch Ultraschall der Bauchorgane sind die wichtigsten diagnostischen Verfahren bei Verdacht auf ein Herzproblem bei Meerschweinchen und sollten dann am besten immer alle drei durchgeführt werden, um die Meerschweinchen umfassend zu untersuchen.
Meerschweinchen mit den oben genannten Symptomen (und die Liste der Symptome ist bestimmt nicht vollständig) sollten sobald wie möglich einem erfahrenen Heimsäuger-Tierarzt vorgestellt werden.
Im Notfall kann man auch sofort einen Termin bei einem Tierkardiologen ausmachen - meistens aber gibt es zeitnah dort keine Termine. Viele Kliniken, die einen Herzultraschall auch für Meerschweinchen anbieten, bieten aber eine Notfallsprechstunde an.
Man muss dann meist jedoch viel Wartezeit mitbringen und sollte sich telefonisch anmelden. Eventuell benötigt man jedoch auch dann eine Überweisung vom Haustierarzt.
An erster Stelle steht dann beim Tierarzt generell neben der allgemeinen Untersuchung vor allem auch ein Abhören des Meerschweinchens an, dies ersetzt aber niemals eine bildgebende Diagnostik wie Röntgen oder Herzultraschall. Viele Lungen- oder Herz-Probleme kann man beim Meerschweinchen nicht mit Abhören erkennen.
Es wird immer gesagt, Wasser in der Lunge würde beim Abhören ein Rasselgeräusch erzeugen – das ist aber nur sehr selten der Fall. Meistens erkennt man ein Lungenödem beim Abhören nur, wenn es bereits weiter fortgeschritten ist und das Lungenvolumen der Lunge einengt.
Das Meerschweinchen kann dann nur noch wenig Luft in die Lunge einatmen und dann hört man genau dieses verringerte Volumen der Lunge beim Abhören. Manchmal „klackt“ die Atmung eines Meerschweinchens mit etwas Wasser in der Lunge aber auch hörbar ohne Stethoskop bereits (solche Geräusche können aber manchmal auch aus der Nase kommen z.B. durch eine Erkältung oder eine Schwellung der Nasenschleimhaut durch eine Reizung aufgrund von Staub, Allergien oder Gasnarkose).
Wenn euch euer Tierarzt berichtet, dass Herz und Lunge gesund seien, weil sie sich gut anhören, so besteht bitte ausdrücklich dennoch auf Röntgenbilder, auch wenn euch nicht dazu geraten wird. Abhören bringt nämlich wirklich leider keine Gewissheit, dass Herz und Lunge wirklich gesund sind. Mehr Infos zu Lungenerkrankungen gibt es hier.
Röntgen
Meerschweinchen sollten bei Krankheitssymptomen zur Sicherheit generell immer geröntgt werden - und gerade wichtig ist dies bei plötzlich auftretenden Atembeschwerden. Die Ursachen für plötzliche Atemprobleme können nämlich auch eine Aufgasung (vor allem Magenaufgasung, Infos dazu hier), Magendrehung (Infos hier) oder Lungenentzündung (Infos hier) sein.
Wir empfehlen immer 2 Röntgenbilder: eine seitliche Aufnahme und eine Aufsicht von oben. Nur so können Herz, Lunge und weitere Organe (Magen, Darm, Leber etc.) ausreichend beurteilt werden.
Röntgen, bei dem das Tier auf dem Rücken liegen muss, ist unnötig und zu stressig und daher nicht zu empfehlen.
Für die Röntgenbilder ist es wichtig - gerade bei einer Beurteilung von Herz und Lunge -, dass das Meerschweinchen richtig gelagert wird (z.B. Vorderbeine nach vorne genommen, um Lunge und Herz nicht zu überlagern) und auch, dass die Aufnahmen nicht unscharf sind oder das Meerschweinchen gewackelt hat.
Mehr Infos zu guten Röntgenbildern könnt ihr hier nachlesen.
Röntgenbilder unzureichender Qualität eignen sich nicht, um wirklich die Organe zu beurteilen und sind herausgeworfenes Geld. Sind die Bilder nicht gut geworden, bittet den Tierarzt, sie erneut anzufertigen. Wenn er das Tier nicht richtig gelagert hat oder die Einstellung der Röntgenbilder nicht passend waren, so dass die Bilder zu unscharf oder überbelichtet sind, so müsst ihr das nicht zahlen und könnt um bessere Aufnahmen bitten. Dies sollte der Tierarzt aber eigentlich auch von selbst erkennen dann. Dennoch kommen solche Fälle vor und am Ende leiden die Meerschweinchen, weil ihre gesundheitlichen Probleme nicht oder nicht richtig diagnostiziert wurden, weil die Röntgenbilder ungenügender Qualität waren.
Macht am besten gleich immer Fotos von den Röntgenbildern und lasst sie euch zusätzlich per Mail zuschicken, wegen der dann besseren Qualität – gerade in Notfällen, wenn man zu anderen Tierärzten muss oder auch wegen des Einholens von weiteren Meinungen im Zweifel ist es sehr wichtig, die Bilder dann zeigen zu können.
In den Röntgenaufnahmen lassen sich Lunge und Herz gut erkennen, zudem der Verdauungstrakt, der manchmal auch durch Probleme ursächlich für Atemprobleme sein kann.
So sehen eine gesunde Lunge und ein gesundes Herz im Röntgenbild von der Seite aus:
Wenn das Herz eine normale Größe hat, umfasst es ca. den Zwischenraum zwischen 3 Rippen. Es ist weißlich im Röntgen dargestellt, da es aus Gewebe besteht. Das Herz ist auf den seitlichen Röntgenaufnahmen leicht oval und der Bereich direkt unter ihm ist leicht dunkel, so dass seine Konturen/Silhouette gut zu erkennen und klar zu anderen Strukturen abzugrenzen sind.
Auf den seitlichen Röntgenaufnahmen gibt ein dunkles Dreieck über dem Herzen – das ist der bei dieser Aufnahme sichtbare Teil der Lunge.
Da Luft im Röntgen dunkel dargestellt ist, ist das Lungendreieck nahezu komplett dunkel.
Eine Herzerkrankung oder ein Ödem verändern die Maße des Herzens, so dass es zu groß wirkt und nicht mehr so klar abzugrenzen ist.
Je nachdem, wie das Tier gelagert wurde und von der Physiologie des Tieres unterscheiden sich Röntgenbilder aber auch generell immer etwas.
Ein auf einem Röntgenbild zu groß wirkendes Herz muss aber nicht immer krank sein oder an sich zu groß. Auch durch einen Pleuraerguss, Perikarderguss, Ödeme in der Lunge, einen Tumor oder ungünstige Lagerung kann diese Region zu groß wirken, ohne, dass das Herz wirklich an sich zu groß wäre. Daher muss dann im Herzultraschall abgeklärt werden, was genau vorliegt. Dennoch ist eine auf Röntgenbildern zu groß wirkende Herzregion meist der erste Hinweis auf all diese Erkrankungen und auch oft auf eine Krankheit des Herzens.
Die folgenden Röntgenbilder zeigen kranke und daher zu groß wirkende Herzen.
Weiterhin erkennt man auf dem Röntgenbild oft eine „verschattete“ Lunge, wenn das Herz nicht in Ordnung ist.
„Verschattet“ bedeutet in dem Fall nicht dunkle Flecken, sondern helle Stellen. Luft wird im Röntgen schwarz dargestellt und Knochen, Gewebe und Flüssigkeiten hell.
Die Lunge sollte bei einem gesunden Tier dunkel dargestellt sein zwischen den Rippen (sie scheinen vor und hinter der Lunge durch in einem Röntgenbild) und oftmals sieht man dann in der seitlichen Röntgen-Ansicht noch leichte „waagerecht“ verlaufende helle Schatten – das ist das gesunde Gewebe der Lunge und die Bronchien und normal so.
Wenn die Lunge aber unten im Bereich des Herzens zu weißlich dargestellt ist oder weißliche Wölkchen sowie größere weiße Stellen im dunklen Lungendreieck enthält, ist etwas dort nicht in Ordnung. Meistens handelt es sich dabei um eine Entzündung, jedoch können auch Tumore oder Herzerkrankungen durch Ödembildung oder unzureichende Belüftung und andere Erkrankungen die Lunge verschatten. Schaut für mehr Infos und Röntgenbilder zu Lungenerkrankungen gerne auch hier und hier.
Da Flüssigkeit, Eiter, Blut, Schleim und Gewebe „weißlich“ dargestellt sind in der Lunge beim Röntgen, ist nicht immer eindeutig zu sagen, worum es sich handelt. Ein Lungenödem z.B. kann man nicht eindeutig auf Röntgenbildern sehen, sondern muss mittels Herzultraschall schauen, ob das Herz krank ist und zu einem Ödem geführt haben könnte (oder kranke Nieren).
Diagnostiziert ein Tierarzt ein Lungenödem, so ist dies vorerst meist nur eine Vermutung anhand der Röntgenbilder, die unbedingt im Herzultraschall geprüft werden sollte.
Die folgenden Röntgenbilder zeigen Beispiele, bei denen auch das dunkle Lungendreieck verschattet ist: es ist also zu hell durch Entzündungen (Bild 1), Ödeme oder Tumore.
Wichtige Hinweise auf Herzerkrankungen geben immer auch die Luft- und Speiseröhre: diese sind bei einer Vergrößerung des Herzens, bei einem Pleuraerguss, Perikarderguss etc. oft auf den Röntgenbildern sichtbar nach oben gedrückt. Nicht aber bei einer Entzündung.
Dieses Foto hier zeigt im roten Kreis die ungefähre Lage eines gesunden Herzens. Hier ist das Herz so groß, dass es die Luftröhre sichtbar nach oben drückt. Auch das dunkle Lungendreieck ist verschattet durch ein Ödem und eine Entzündung.
Je nach Lagerung des Meerschweinchens kann es auch fälschlicherweise so aussehen, als wäre das Herz zu groß oder als würden Luft- und Speiseröhre nicht mehr im normalen Einfallswinkel verlaufen. Zur Sicherheit sollte auch dann, wenn es auch entsprechende Symptome gibt beim Meerschweinchen, ein Herzultraschall durchgeführt werden.
Die folgenden Röntgenbilder stellten ein zu groß wirkendes Herz dar - durch einen Herzultraschall wurde aber bestätigt, dass das Herz dieser Meerschweinchen völlig gesund ist. Bei den Meerschweinchen der letzten zwei Fotos lagen Lungenentzündungen vor, die den Bereich um das Herz verschattet hatten, was zu einer größeren Herzsilhouette führte. Wären sie auf Verdacht mit Herzmedikamenten behandelt worden, wäre die nicht richtig gewesen und hätte ihnen schaden können.
Hier folgen nun Beispiele von Röntgenbildern mit den entsprechenden Diagnosen, die durch den Herzultraschall ermittelt wurden.
Meerschweinchen-Dame Bluebelle, 5 Jahre
Diagnose:
Systolische Dysfunktion links (linker Ventrikel dilatiert); Zusammenhang zu einem Milztumor
(Bluebelle hat mit Medikamenten noch 3 Monate eine schöne Zeit gehabt, bis sie dann vor allem aufgrund des Milztumors verstorben ist.)
Meerschweinchen-Dame Milia, 6 Jahre alt:
Hypertrophe Kardiomyopathie / Herzmuskelverdickung - diese tritt vor allem im Alter auf bei Meerschweinchen.
(Milia hatte noch 1,5 schöne Jahre mit Herzmedikamenten.)
Meerschweinchen-Dame Fritzi, 2 Jahre:
Rechtsherzinsuffizienz, dilatative Kardiomyopathie, dazu Entzündungen in der Lunge
(großer Kreis: Herzsilhouette; kleiner Kreis: verschattete Bronchien durch Entzündung)
(Fritzi hatte noch ein schönes Jahr mit Herzmedikamenten.)
Meerschweinchen-Dame Leia, 4 Jahre alt:
Dilatative Kardiomyopathie
(Leia hat leider nur noch 2 Monate gelebt trotz Herzmedikamenten.)
Meerschweinchen-Dame Mayla, 4 Jahre alt:
Rechte Herzkammer gestaut, Leberstauung
(Mayla hat leider nur noch ein paar Wochen gelebt trotz Herzmedikamenten.)
Meerschweinchen-Dame Lina, 2 Jahre alt:
diverse geringgradige Klappendefekte (Mitralklappe und Trikuspidalklappe), linkes Atrium leicht gestaut, linker Ventrikel leicht dilatiert
(Lina hatte noch ein schönes Jahr mit Herzmedikamenten und ist dann wegen zahlreichen anderen gesundheitlichen Problemen und Nierenerkrankungen verstorben.)
Meerschweinchen-Dame Schokie, 5 Jahre:
Rechte Herzkammer gestaut, Perikarderguss, Ödeme in Lunge und Bauch
(Schokie hat leider nur noch ein paar Wochen gelebt trotz Herzmedikamenten.)
Meerschweinchen-Dame Reyna, 3 Jahre alt:
Leichte Dilatation des linken Vorhofs
(Reyna hat mit den Herzmedikamenten noch einige schöne Jahre gelebt.)
Meerschweinchen-Kastrat Yoshi, 3 Jahre alt:
Dilatative Kardiomyopathie
(Yoshi hatte noch ein schönes halbes Jahr mit Herzmedikamenten.)
Meerschweinchen-Dame Syna, 4 Jahre alt:
Linkes Atrium leicht erweitert
(Syna hatte noch schöne Jahre mit Herzmedikamenten.)
Entzündungen der Lunge haben auf Röntgenbilder oft, aber nicht immer ein charakteristisches Erscheinungsbild. Meistens sehen sie wie kleine weiße Wölkchen aus im schwarzen Lungendreieck.
Nicht immer aber sind sie so eindeutig und führen sie zu einem Pleuraerguss oder selten zu einem leichten Ödem und Schleimbildung in der Lunge, so kann es auch sein, sie verschatten den Bereich um das Herz herum.
Ebenfalls kann ein Ödem, welches gar nicht durch eine Herzerkrankung entstanden ist sondern z.B. auch bei einer Erkrankung der Nieren auftreten kann (mehr Infos dazu hier) die Herzregion im Röntgenbild verschatten. Ebenso Tumore am Herzen oder in der Lunge.
In all diesen Fällen kann es so wirken, dass ein Herzproblem vorliegen könnte, weil diese Region zu groß wirkt, ohne, dass sie es wirklich ist. Entzündungen in den Atemwegen gesellen sich gerne noch zu einem Herzproblem hinzu, daher sollte im Zweifel immer auch ein Antibiotikum (am besten Azithromycin, Infos weiter unten bei Behandlung von Herzerkrankungen) gegeben werden.
Ein Pleuraerguss entsteht durch ein Herzproblem, einen Tumor oder durch eine Entzündung entstehen kann. Dann befindet sich zwischen Brustwand und Lunge - im sogenannten Pleuraspalt – Flüssigkeit. Ob so ein Erguss vorliegt eindeutig aber nur im Herzultraschall erkannt und vom Herzen abgegrenzt werden kann. Das Herz wirkt dann dadurch oft zu groß im Röntgenbild, kann an sich aber normal groß sein. Eine Behandlung mit Herzmedikamenten nur aufgrund eines Röntgenbildes kann also in diesem Fall falsch ablaufen, wenn kein Herzultraschall angefertigt wird.
Ein Perikarderguss (Herzbeutelerguss) ist eine Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel des Herzens und führt durch sein Volumen und den dadurch bedingten Druck auf das Herz zu einer Funktionsminderung des Herzens (daher darf das Meerschweinchen dann in der Regel auch nicht mit Diuretika entwässert werden - mehr Infos dazu gibt es hier).
Ein Perikarderguss entsteht häufig durch das Herzproblem an sich, durch Tumore am Herzen oder anderer Organe oder auch durch Entzündungen des Herzens. Diese können auch durch Entzündungen an anderen Stellen des Körpers entstehen, z.B. auch durch eine Entzündung oder einen Abszess im Bauch nach einer Kastration.
Unter anderem daher ist es so wichtig, den restlichen Körper im Falle einer Herzerkrankung ebenfalls durch einen Ultraschall zu untersuchen. Dies sollte immer im Zweifel oder auch bei einem durch Herzultraschall festgestellten Herzproblem erfolgen, da auch Tumore an anderen Organen wie der Milz das Herz schädigen können und dann die Behandlung entsprechend angepasst werden muss.
Meerschweinchen-Dame Ennie, 2 Jahre:
Perikarderguss durch leichte Entzündung am Herzen, ausgelöst durch einen Abzsess und Entzündungen im Bauch am Gebärmutterstumpf nach Kastration
(Ennie ist, nachdem sich das Herz unter Antibiotika und Herzmedikamenten erholt hatte, am Abszess im Bauch operiert worden. Leider ist sie nach der Operation verstorben.)
Meerschweinchen-Dame Zündschnur, 2 Jahre alt:
massiv ausgeprägter Perikarderguss
(Zündschnur hat leider trotz aller Mühen nicht mehr lange gelebt.)
Meerschweinchen-Dame Philomena, 2 Jahre alt:
Perikarderguss durch Tumor vor dem Herzen, Leberstauung
(Philomena ist nach den Bildern erlöst worden, da sie bereits im Sterbeprozess war.)
Die folgenden Röntgenbilder sind von sehr kranken Meerschweinchen, die danach eingeschläfert wurden. Sie zeigen Herzerkrankungen im Endstadium und auch zum Teil in Kombination mit anderen Erkrankungen.
Meerschweinchen-Dame Temperance, 3 Jahre alt:
Temperance hatte starke Atemnot durch akutes Herzversagen und stand kurz vor einem Kreislaufkollaps. Die Lunge hat auf dem Röntgenbild kaum noch Volumen (dunkler Bereich), der ganze Körper war voller Ödeme und der Magen stark gegast. In so einem Fall ist in der Regel keine Therapie mehr im Sinne des Tieres, es ist bereits zu schwer krank.
Meerschweinchen-Dame Tiffy, 7 Jahre alt:
Tiffy hatte nicht nur Herzversagen im Endstadium mit Ödembildungen, sondern leider auch sehr große Eierstockzysten. Man sieht daher fast nur weiße Bereiche im Bauch durch Ödeme und Zysten. Das Herz wirkt sehr groß und die Lunge ist komplett weiß verschattet durch ein Lungenödem und hat kaum noch Volumen für Luft. Tiffy verhielt sich völlig unauffällig, aber hatte massive Atemprobleme und musste daher zeitnah erlöst werden.
Meerschweinchen-Dame Heidi, 5 Jahre alt:
Heidi ging es sehr schlecht, so dass sie nach diesem Röntgenbild erlöst wurde. Anschliessend wurde ihr Körper untersucht: sie hatte neben Herzschädigungen auch noch Leberzirrhose und - laut der Autopsie - war die Ursache dafür vielfältiges Krebsgeschehen.
Oft ist es generell schwierig, anhand eines Röntgenbildes etwas zum Herzen sagen zu können. Im Zweifel ist es gut, zur Sicherheit zu einem erfahrenen Kleintierkardiologen zum Herzultraschall zu gehen.
Eine eindeutige Aussage über die Gesundheit des Herzens (und das bei Krankheit passende Herzmedikament) eines Meerschweinchens lässt sich folglich nur nach einem Herzultraschall bei einem erfahrenen Kleintierkardiologen treffen, der zudem auch in der Lage sein sollte, durch Weiterbildungen und Erfahrungen mit Meerschweinchen die Ergebnisse richtig zu interpretieren.
Vor einem Herzultraschall sollte das Meerschweinchen nur im Notfall in Rücksprache mit dem Tierarzt bereits mit Furosemid entwässert werden, wenn es dem Meerschweinchen sehr schlecht geht bzw. es starke Atemprobleme hat, damit es vorerst wieder ein wenig mehr Platz zum Atmen in der Lunge hat.
Eine Entwässerung kann bei manchen Herzerkrankungen wie z.B. einem Perikarderguss unter gewissen Umständen schaden und für das Tier tödlich sein, weshalb man eigentlich ansonsten nicht ohne vorherigen Herzultraschall Entwässerungsmittel verabreichen sollte.
Mehr dazu gibt es hier im Text zur Behandlung von Herzerkrankungen.
Herzultraschall
Bei Verdacht auf eine Herzerkrankung muss dann aber immer ein Herzultraschall angefertigt werden bei einem Tierkardiologen, der Erfahrung mit Meerschweinchen in Bezug auf Herzultraschall und auch entsprechend ausgereifte Ultraschalltechnik besitzt.
Ein normaler Haustierarzt hat in der Regel nicht die Möglichkeiten, einen Herzultraschall beim Meerschweinchen durchzuführen.
Nur im Herzultraschall kann man sehen, an was das Herz erkrankt ist oder ob überhaupt – im Röntgenbild kann ein Herz, wie bereits erwähnt, zu groß wirken, ohne, dass es erkrankt ist oder durch eine Erkrankung in der Nähe des Herzens (z.B. Lungenentzündung oder Pleuraerguss).
Durch einen Herzultraschall kann das Herz sehr detailliert untersucht werden und nur so können so dann auch die richtigen Medikamente für eine Behandlung der Erkrankung gefunden werden. Eine Behandlung eines Herzproblems nur anhand von Röntgenbildern ist Dank der modernen Ultraschall-Technik heutzutage nicht mehr zeitgemäß und stellt für uns einen veterinärmedizinischen Kunstfehler dar, da man anhand von Röntgenbildern eben nur Mutmaßungen zum Herzen stellen, aber nichts sicher diagnostizieren kann.
Meerschweinchen könnten so eventuell die falschen Medikamente erhalten, die sie vielleicht gar nicht brauchen oder die ihnen massiv schaden oder sie sogar töten könnten (z.B. Entwässerung bei einem Perikarderguss).
Lediglich im Notfall, wenn die Möglichkeit zum Herzultraschall nicht zeitnah gegeben ist und es dem Meerschweinchen schlecht geht, so dass man keine Zeit verstreichen lassen kann für eine Behandlung, sollten Herzmedikamente und Entwässerung nach lediglich einer Röntgenuntersuchung verabreicht werden.
Ein Herzultraschall beim Meerschweinchen ist mittlerweile sehr genau - es kann jedoch sein, dass die Herzerkrankung noch zu gering ausgeprägt ist, so dass sie im Herzultraschall noch nicht auffällig ist, da das Herz noch nicht stark beeinträchtigt ist. Kommt es ein paar Wochen oder Monate zu Auffälligkeiten, die den Verdacht einer Herzerkrankung nahe legen, sollte man das Meerschweinchen zur Sicherheit erneut in Bezug auf das Herz schallen lassen. Es können sich auch kurzfristig Herzerkrankungen durch stille Herzinfarkte oder Entzündungen entwickeln.
Nicht immer sieht man eine Entzündung des Herzens im Herzultraschall, aber wenn es wie Fibrin am Herzen (auf diesem Bild eingekreist) aussieht, ist dies ein Hinweis auf eine Entzündung am Herzen.
Manche Haus-Tierärzte wissen noch nicht, dass es heutzutage technisch möglich ist, Meerschweinchenherzen zu schallen und raten deswegen nicht dazu. Manchmal wird dem Halter auch erzählt, das Meerschweinchen müsse für einen Herzultraschall lange auf der Seite liegen und natürlich kann und will man das einem bereits kranken Tier mit Atemproblemen dann vielleicht lieber nicht zumuten.
ABER: es geht auch anders! Ein Meerschweinchen kann bei geeigneter Technik und Können des Tierkardiologen ganz einfach auf den Händen des Menschen sitzen bleiben beim Herzultraschall und muss nicht zwingend auf die Seite gelegt werden.
Fragt vorher beim Tierkardiologen nach dieser Möglichkeit und ist dies nicht möglich, erkundigt euch bei weiteren Adressen. Es ist für das Meerschweinchen immer schöner und stressfreier, es kann im Sitzen geschallt werden. In seltenen Fällen sieht man im Sitzen auch nicht gut genug am Herzen beim Herzultraschall und das Tier muss mal eine Minute kurz auf der Seite liegen. In der Regel ist das jedoch nicht nötig und wenn auch nur sehr kurz.
Dennoch ist ein Herzultraschall auch im Liegen unumgänglich, wenn er denn nötig ist, da eventuell eine Herzerkrankung vorliegt. Dies sollte kein Ausschlussargument sein und niemals eine Begründung, ein Meerschweinchen auf gut Glück mit Medikamenten für das Herz ohne Herzultraschall zu behandeln. Auch im Liegen überstehen Meerschweinchen den Herzultraschall in der Regel ohne Probleme.
Liegt starke Atemnot vor und ist das Meerschweinchen dadurch sehr instabil und kann nicht im Sitzen geschallt werden, sollte man abwägen, ob man vielleicht vorerst auf gut Glück entwässert (auch wenn dies Risiken birgt und nicht die richtige Behandlung sein kann in seltenen Fällen) und ein Antibiotikum (am besten Azithromycin) verabreicht, damit das Meerschweinchen besser atmen kann und erst dann geschallt wird.
Oft muss der Tierarzt für den Herzultraschall eine kleine Stelle Fell in der Herzregion scheren, das geht aber schnell und die Tiere überstehen das ganz gut. Manchmal ist das aber auch sogar gar nicht nötig.
Grundlegend ist zu den Spezialisierungen und Erfahrungen des Tierkardiologen auch eine geeignete, moderne, sensible Technik für den Herzultraschall von Meerschweinchen wichtig. Da nicht jede Tierarztpraxis oder Tierklinik ein entsprechendes Gerät besitzt, kann auch nicht überall ein Herzultraschall angeboten werden. In größeren Tierkliniken und bei sich auf Kardiologie spezialisierten Tierärzten sollte es aber möglich sein.
In manche Haustierarzt-Praxen kommt auch regelmäßig ein Tierkardiologe in die Praxis. Dieser hat jedoch nicht immer Erfahrungen mit kleinen Heimsäugern, sondern oft nur mit Hund und Katze.
Am besten ruft man einfach immer bei entsprechenden Praxen und Tierkliniken an und erkundigt sich. Andere Meerschweinchenhalter können auch oft gute Adressen nennen - es lohnt sich, diesbezüglich zu googeln und in Foren oder sozialen Medien um Tipps zu bitten. Leider ist es so, dass heutzutage noch nicht so oft ein Herzultraschall für Meerschweinchen angeboten wird und noch nicht viele Tierkardiologen Meerschweinchenherzen schallen oder diesbezüglich erfahren sind. Aber es wird mehr und es lohnt sich, zu recherchieren, um gute Adressen zu finden.
Ein Herzultraschall unterscheidet sich in einer Tierklinik häufig finanziell nicht groß von einem normalen Ultraschall, bei privaten Kardiologen kann es aber durchaus teurer sein. Natürlich sollte das Geld keinen Ausschlag geben, ob man eine wichtige Untersuchung durchführen lässt, dennoch ist dies relevant zu wissen. Gerade auch nach der Tierarztkostenerhöhung. Daher sollte man sich im Vorfeld erkundigen, mit welchen Preisen zu rechnen ist bei den verschiedenen Tierkardiologen. Eine teure Behandlung bedeutet nicht, dass sie besser ist als eine günstige – die Qualität hängt von der Technik und dem Kardiologen und seiner Erfahrung ab.
Wir können den Herzultraschall in der Tierklinik Duisburg-Kaiserberg (vor allem bei Dr. Stosic, aber es gibt dort auch einige weitere gute Tierkardiologen) empfehlen. Hier dauert ein Herzultraschall ca. 10-15 Minuten, wobei das Meerschweinchen auf den Händen des Halters sitzen bleiben kann. Der Preis bewegt sich im Rahmen eines normalen Ultraschalls und ist unserer Erfahrung nach günstiger, als bei privaten Tierkardiologen. Es ist nicht mehr Stress als jeder andere Besuch beim Tierarzt auch. Wenn wir ein Herzproblem bei einem unserer Meerschweinchen für denkbar halten, so machen wir daher gleich einen Termin aus oder fahren, wenn es eilt, in die Notfallsprechstunde der Tierklinik.
Im Notfall sollte man anrufen, ob man vorbei kommen kann zu einem Herzultraschall und neuerdings benötigt man dafür eine Überweisung des Haustierarztes. Dennoch ist es in dieser Klinik möglich, dass ein Herzultraschall zeitnah und in der Regel schon am gleichen Tag des Anrufs durchgeführt werden kann. Man sollte aber etwas Wartezeit mitbringen. Es empfiehlt sich, dann auch gleich den restlichen Körper schallen zu lassen.
Lasst euch die Ergebnisse (einen Bericht und die Ultraschallbilder) am besten immer per Mail zukommen. Sie können später zum Vergleich bei anderen Erkrankungen und auch für das Einholen weiterer Meinungen oder für Notfall-Besuche bei anderen Tierärzten wichtig sein.
Geeignete Referenzwerte zu gesunden Herzen von Meerschweinchen lassen sich hier in der Arbeit von Klawitter nachlesen.
Die folgenden Fotos sind Beispiele für Herzultraschallbilder: die ersten beiden Bilder sind mit Farbdoppler angefertigt (diese Technik stellt die Geschwindigkeit und Flussrichtung des Blutes in Gefäßen dar) und auf den unteren beiden Bildern werden wichtige Messpunkte des Herzens ausgemessen und dargestellt.
Dieses Herzultraschall-Bild zeigt einen Tumor am Herzen (der ausgemessene Bereich.
Dies sind Videos von Herzultraschall-Aufnahmen bei Meerschweinchen:
Meerschweinchendame Bluebelle, 5 Jahre, krankes Herz:
https://youtu.be/cl9TjoRPzg8
Kastrat Cary, 7 Jahre, gesundes Herz:
https://youtu.be/44giMfUq85I
Ultraschall
Da Herzprobleme immer mal wieder durch Tumore der Milz oder anderer Organe bedingt werden können, es auch zu Leberstauungen bei Herzproblemen und zu Nierenproblemen kommen kann oder generell zusätzlich zu Herzerkrankungen noch ein Nierenproblem vorliegen kann, sollten auch die Organe im Bauchraum geschallt werden mit einem normalen Ultraschall. Dies kann weitere Erkrankungen aufdecken, so dass die Behandlung besser angepasst und die Prognosen für das Tier besser eingeschätzt werden können. Nieren sollten beim Ultraschall immer ausgemessen werden, da die Nierengröße oft der einzige und auch früheste Hinweis auf ein Nierenproblem sein kann. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Ein Perikarderguss entsteht zwar häufig durch das Herzproblem an sich oder durch Tumore am Herzen, kann aber auch durch Tumore anderer Organe oder auch durch Entzündungen am Herzen entstehen. Diese Entzündungen am Herzen können auch durch Entzündungen an anderen Stellen des Körpers entstehen, z.B. auch durch eine Entzündung durch einen Abszess im Bauch nach einer Kastration oder durch chronische Kieferentzündungen durch Zahnprobleme.
Unter anderem daher ist es so wichtig, den restlichen Körper im Falle einer Herzerkrankung ebenfalls durch einen Ultraschall zu untersuchen. Dies sollte immer im Zweifel oder auch bei einem durch Herzultraschall festgestellten Herzproblem zur Sicherheit erfolgen.
Lasst euch die Ergebnisse (einen Bericht und die Ultraschallbilder) am besten immer per Mail zukommen. Sie können später zum Vergleich bei anderen Erkrankungen und auch für das Einholen weiterer Meinungen oder für Notfall-Besuche bei anderen Tierärzten wichtig sein.
Mehr Infos zum Ultraschall gibt es auch hier.
Dieses Foto zeigt eine Leberstauung aufgrund eines Herzproblems.
Blutabnahme
Herzprobleme können manchmal auch im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenerkrankung stehen – wie beim Menschen auch. Dann genügt es nicht nur, das Herz zu behandeln, sondern es muss auch die Schilddrüsenerkrankung an sich behandelt werden. Wenn ein Meerschweinchen „Schilddrüsen-typische“ Symptome wie eine Gewichtsabnahme bei gleichzeitig aktivem, fast hyperaktiv zu bezeichnendem Futtern zeigt, so sollte neben einer Untersuchung des Herzens mittels Blutwerten der Schilddrüsenparameter geprüft werden. Mehr Infos zu Schilddrüsenerkrankungen gibt es hier.
Ansonsten helfen Blutwerte allerdings nicht, eine Herzerkrankung zu erkennen und auch zeigen sie beim Meerschweinchen leider nicht zuverlässig Entzündungen an, weshalb man sich eine Blutabnahme beim Meerschweinchen diesbezüglich oft sparen kann.
Hier gibt es nun Infos zu Therapien bei Herzerkrankungen.