Diagnostik bei Gebärmutter- und Eierstock-Erkrankungen bei weiblichen Meerschweinchen
Bei Gebärmutter-und Eierstock-Erkrankungen setzt sich für uns die Diagnostik aus diesen Elementen zusammen: Urin-Test, Röntgen, Ultraschall.
Blutwerte sagen unserer Erfahrung nach nichts zuverlässig zu solchen Erkrankungen und wir lassen sie daher nur in seltenen Sonderfällen nehmen, wenn z.B. Verdacht auf ein schweres Nierenproblem besteht und dies vor einer eventuellen Kastration geklärt werden muss.
Mehr zur allgemeinen Diagnostik steht hier. In diesem Link gibt es interessante Infos und Tipps zu Röntgen, Ultraschall, Urincheck und anderen diagnostischen Verfahren, die für alle Erkrankungen beim Meerschweinchen relevant sein können.
Die Diagnostik bei Gebärmutter- und Eierstock-Erkrankungen bei weiblichen Meerschweinchen ergibt leider nicht immer eindeutige Hinweise, daher haben wir diesem Abschnitt einen längeren Text gewidmet, um auf die Schwierigkeiten, auf Ausschlussdiagnostik und auch auf die manchmal nötige "Behandlung auf gut Glück" einzugehen.
Ultraschallbilder einer Gebärmutter mit Zubildung - leider sieht man solche Zubildungen nicht immer so gut mittels Ultraschall.
Hier im Ultraschall sieht man freie Flüssigkeit (der gekennzeichnete Bereich zwischen den kleinen Kreuzen) neben der Blase, die durch einen Eierstocktumor entstanden ist. Den Tumor an sich konnte man im Ultraschall nicht vom normalen Gewebe unterscheiden, aber freie Flüssigkeit und auffälliges Verhalten des Meerschweinchens deuteten auf ein solches Problem hin, was eine Operation nötig machte.
Diese Röntgenbilder sind von dem gleichen Not-Meerschweinchen: die ersten zwei Bilder zeigen im Bereich der Markierung eine aufgequollene Gebärmutter durch eine Entzündung nach einer Fehlgeburt. Die zwei anderen Fotos wurden ein Jahr später aus anderen Gründen aufgenommen und dienen nur zum Vergleich.
Hier eingekreist sieht man eine mittelgroße Eierstock-Zyste. Die meisten Zysten "verstecken" sich auf Röntgenbildern und man kann sie nur im Ultraschall ausreichend beurteilen. Dies sollte man auch, wenn auf dem Röntgenbild etwas auffällig, wie auf diesem Bild, um herauszufinden, ob es wirklich nur eine Zyste ist oder etwas anderes, wie z.B. ein Tumor.
Wir empfehlen generell, regelmäßig (mind. einmal im Monat) den Urin aller Meerschweinchen zu testen - sie haben oft schon Blut im Urin, noch bevor die ersten Krankheitssymptome auftreten und so kann man viel früher reagieren. Den Urin kann man einfach und vom Tier unbemerkt Zuhause selbst testen mit Combur-Teststreifen, hier gibt es eine Anleitung.
Bei einer Gebärmutter-Erkrankung kann, muss aber kein Blut im Urin sein. Hat das weibliche Meerschweinchen immer wieder kehrende Blasenentzündungen, ist entweder noch nicht das richtige Antibiotikum gefunden worden oder aber die Gebärmutter kann eine Rolle spielen. Eine kranke Gebärmutter kann die Blase durchaus reizen und Blasenentzündungen begünstigen.
Auch kann Blut im Urin direkt aus der Gebärmutter kommen - da das Blut aus der Gebärmutter aus der Vagina kommt und nur durch den Urin in der Scheide abgewaschen wird und nicht direkt im Urin enthalten ist, ist dann typischerweise oft nicht in jeder Urinprobe Blut enthalten oder aber die auf dem Teststreifen angezeigte Menge Blut schwankt stark.
Bei einer Blasenentzündung (Infos zur Blase gibt es hier) ist in der Regel die gleiche Menge Blut angezeigt, sie nimmt zu, wenn die Entzündung schlimmer wird und geht mit Einsatz eines passenden Antibiotikums dann binnen weniger Tage zurück.
Hat das Meerschweinchen Blut im Urin und bekommt ein Antibiotikum, sollte immer mittels zwei Röntgenbildern (von oben und von der Seite) der komplette Körper (bis zum Ende der Harnröhre aufgenommen werden, um Steine in den Harnwegen auszuschließen. Zudem sollte, wenn das erste Antibiotikum nicht binnen weniger Tage deutlich einen Rückgang der Symptome und des Bluts im Urin bewirkt, ein Antibiogramm (Infos dazu hier) zur Erregerbestimmung erstellt werden und bis die Ergebnisse da sind, schon ein anderes Antibiotikum gegeben werden.
Wenn Steine als Ursache für Blut im Urin ausgeschlossen sind (Gries verursacht pauschal übrigens kein Blut im Urin - entsteht aber vermehrt durch eine Entzündung, die dann auch das Blut bedingt und unbedingt mit einem Antibiotikum behandelt werden sollte; mehr Infos gibt es hier) und mehrere Antibiotika (Infos zu verschiedenen möglichen Antibiotika beim Meerschweinchen gibt es hier) ausprobiert wurden nach Antibiogramm, sollte spätestens ein Ultraschall erfolgen, wie die Gebärmutter und Eierstöcke und auch Nieren des Meerschweinchens aussehen. Bei einem Ultraschall kann man am besten auch immer gleich alle anderen Organe im Bauch prüfen lassen, da z.B. Gebärmutter-Tumore auch durch einen Milz-Tumor entstehen können bzw. man bei manchen Erkrankungen der anderen Organe die Entscheidung zur Kastration eventuell nicht mehr treffen würde.
Die Nieren sollten immer ausgemessen werden, da zu große Nieren oft das erste typische Anzeichen von Nierenerkrankungen sind - Infos dazu gibt es hier. Kranke Nieren verursachen unserer Erfahrung kein Blut im Urin, es sei denn, sie entzünden sich - dann wirken unserer Erfahrung nach aber Antibiotika zuverlässig, es sei denn, es handelt sich um Nierenversagen im Endstadium. Bis zu diesem Punkt kommt es aber in der Regel nicht von jetzt auf gleich ohne Symptome vorher.
In ganz seltenen Fällen kann auch ein zu hoher Blutdruck durch eine unbehandelte Herzerkrankung Blut im Urin verursachen - die Symptome und Röntgenbilder weisen dann aber auf ein Herzproblem hin und man sollte mittels Herzultraschall die passenden Medikamente für das Tier finden (Infos dazu hier).
Blut im Urin kann, wie beschrieben, aber muss nicht bei Gebärmutter-Erkrankungen auftreten. Bei hormonellen Auffälligkeiten oder unklaren Krankheitssymptomen ohne Blut im Urin sollte dennoch ebenfalls ein Ultraschall erfolgen, der auch die Gebärmutter und die Eierstöcke untersucht, denn leider sind Erkrankungen der Gebärmutter heutzutage sehr häufig bei Meerschweinchen-Damen.
Ein Tastbefund ist völlig unzureichende Diagnostik und gibt keinerlei Gewissheit, wie Gebärmutter und Eierstöcke wirklich aussehen. Selbst im Ultraschall können leider oftmals Gebärmutter-Erkrankungen nicht gesehen werden. Dies liegt daran, dass diese bildgebende Diagnostik Gewebe-Unterschiede einfach nicht fein genug darstellen kann. Ein CT kann im Zweifel mehr Hinweise liefern, jedoch ist dies nicht immer möglich.
Wenn die Diagnostik keine eindeutige Diagnose ergibt: Kastration auf gut Glück
Wir haben leider schon oftmals auf gut Glück die Entscheidung zur Kastration beim weiblichen Meerschweinchen (Ovariohysterektomie) treffen müssen - dies ist nicht so leicht...
Wenn die Meerschweinchen aber z.B. immer wiederkehrende Blasenentzündungen haben, die trotz aller Möglichkeiten und Diagnostik nicht verschwinden, liegt unserer Erfahrung nach eigentlich immer ein Gebärmutter-Problem vor. Die Entscheidung, bei sonst unauffälligen Befunden in Bezug auf andere Organe und bei gutem Allgemeinbefinden, zu kastrieren, ist dann völlig gerechtfertigt.
Mit Meerschweinchen erfahrene Tierärzte wissen um die Problematik und unterstützen so eine Entscheidung dann unserer Erfahrung nach.
Ein Ultraschall muss nicht, kann aber wichtige Infos zu Erkrankungen von Gebärmutter und Eierstöcken liefern und sollte daher dennoch in jedem Fall Bestandteil der Diagnostik sein. Im Zweifel sollte er wiederholt werden, wenn er keine Ergebnisse brachte und die Probleme nach 2-3 Wochen immer noch bestehen.
Manche Erkrankungen der Gebärmutter zeigen sich erst bei zunehmender Erkrankung und gerade eine Hydrometra, bei der die Gebärmutter sich mit Flüssigkeit füllt, kann meist nur sicher diagnostiziert werden, weil diese Veränderung sehr schnell entsteht. Unserer Erfahrung nach bilden sich größere Eierstock-Zysten nicht binnen weniger Wochen und sehen auch etwas anders aus im Ultraschall, als eine Hydrometra. Wenn binnen kurzer Zeit "Eierstockzysten" entstehen, liegt oft eine Fehldiagnose vor und es sollte kritisch geprüft werden, ob nicht eine Hydrometra vorliegt und das Meerschweinchen dementsprechend notoperiert werden sollte (bei einer Hydrometra kann die Gebärmutter platzen und sie schwillt immer mehr an und drückt auch andere Organe ab - dies ist ein Notfall!).
Bei Interesse an Fotos von einer Hydrometra, schreibt bitte eine Mail über die Mailadresse im Kontakt.
Dieses Röntgenbild ist von einem Meerschweinchen, welches leider eine geplatzte Gebärmutter hatte (dies kommt z.B. bei einer Hydrometra vor, wenn viel Flüssigkeit in der Gebärmutter ist). Daher ist der Bereich im Bauch so kontrastarm. Das Meerschweinchen konnte nur noch erlöst werden.
Die nächsten zwei Ultraschallbilder zeigen Aufnahmen von einer Hydrometra, welche im Anschluss operiert wurde.
Diese Ultraschallbilder hier dienen zum Vergleich und zeigen Eierstockzysten.
Sind im Ultraschall, wie bei Meerschweinchen-Damen häufig, Eierstockzysten gefunden worden, kann mittels Ultraschall die Größe ausgemessen und je nach Therapie über die Dauer der Zeit überprüft werden.
Eierstockzysten führen nicht zu Blut im Urin. Dies ist immer ein Hinweis auf ein anderes Problem in der Gebärmutter oder auf eine Blasenentzündung, Steine in den Harnwegen etc..
Es muss also dann noch mehr Diagnostik erfolgen.
Wenn ein Meerschweinchen kastriert werden soll, sollten zur Sicherheit zuvor Röntgenbilder vom kompletten Körper (mit Lunge und bis zum Ende der Harnröhre!) angefertigt werden, um Steine in den Harnwegen und eine Erkrankung von Lunge und Herz auszuschließen.
Wir hören immer wieder, dass die Gebärmutter gesund sein muss, da das Häutchen vor der Gebärmutter noch da ist. Dies sagt nichts über die Gesundheit der Gebärmutter aus!
Es gibt Meerschweinchen, die nur während der Brunst Blut verlieren oder im Urin haben. Dies wird als "Peppermint"-Syndrom beschrieben und kann ein Hinz auf eine Erkrankung der Gebärmutter sein. Diese ist dann vermehrt mit Blut gefüllt, welches nur bei der Brunst austreten kann und dieser Fall sollte nicht einfach als normal abgetan sondern auch durch sorgfältige Diagnostik untersucht werden.
Manche Erkrankungen der Gebärmutter lassen sich nur durch eine Pathologie (histologische Untersuchung) des Gewebes der Gebärmutter nach der Kastration herausfinden (mehr Infos hier weiter unten auf der Seite) und sind nicht mal mit dem bloßen Auge sichtbar - daher raten wir immer, die Gebärmutter des Meerschweinchens einschicken zu lassen.
Dies ist auch wichtig, um von eventuellen Erregern in der Gebärmutter ein Antibiogramm anfertigen zu lassen, um das passende Antibiotikum geben zu können. Daher macht ein Einschicken der Gebärmutter und Eierstöcke für uns immer in jedem Fall sind, auch wenn von der Ansicht von außen her alles klar scheint (die Ursache für die Probleme z.B. ein Tumor war).
Gerade bei einer Entscheidung zur Kastration auf gut Glück und sollte das Meerschweinchen dann nicht überleben, hilft es, mit diesem Verlust umzugehen, wenn man weiß, dass die Gebärmutter erkrankt war und die Entscheidung richtig und alternativlos war.
Die folgenden pathologischen Befunde von einer eingeschickten Gebärmutter nach einer Kastration stammen von Meerschweinchen, die weder im Ultraschall, noch mit dem Auge während der Operation sichtbar eine auffällige Gebärmutter hatten. Dennoch lagen Entzündungen vor und die Entscheidung zur Kastration, gestützt rein durch eine auffällige Symptomatik (wiederkehrende Blasenentzündungen, allgemeines Unwohlsein) war richtig.
Wenn sich die Probleme nach der Kastration nicht oder nur vorübergehend beruhigen:
Manche Gebärmuttererkrankungen führen zu einer starken Reizung der Blase und zu Blasenentzündungen, was die Diagnostik des Gebärmutterproblems vertuschen und erschweren kann.
Es kann sein, selbst nach einer Kastration, die Blase beruhigt sich nicht mehr und das Meerschweinchen hat weiterhin Blut im Urin und Schmerzen, auch wenn die Gebärmutter die Ursache für die Reizung der Blase war. Manchmal braucht die Blase dann einfach mehr Zeit (und solange sollten Schmerzmitte, Antibiotika und andere Medikamente weiterhin gegeben werden), es kann aber auch sein, dass sie nun chronisch entzündet ist oder durch Endometriose aus der Gebärmutter besetzt - oder dass die Kastration eine Komplikation mit sich gebracht hat, so dass erneut operiert werden muss.
Beruhigt die Blase sich nur kurze Zeit nach der Kastration oder kommt es generell nach der Kastration erstmalig zu Problemen mit der Blase und beim Absetzen von Urin, ist immer daran zu denken, dass Verwachsungen nach einer Kastration beim Meerschweinchen leider häufig vorkommen. Sie sind meist diagnostisch nicht mit den gängigen bildgebenden Verfahren darzustellen und wenn keine Behandlung mit verschiedenen Antibiotika nach Antibiogramm wirkt, sollte im Notfall, wenn das Tier auch zu sehr leidet, eine Probe-OP durchgeführt werden. Dabei wird der Bauch noch einmal geöffnet und es wird geprüft, ob Verwachsungen vorliegen und gelöst werden können. Dies ist leider häufig der Fall, wird meistens aber nicht erkannt und führt in der Regel dann zum baldigen Tod der Tiere oder über lange Zeit gesehen zu Schmerzen und Problemen mit anderen Organen (Blase, Niere, Darm etc.).
Durch innere Verletzungen wie die Entnahme der Gebärmutter und/oder Eierstöcke wird Fibrin ausgeschüttet, was leider immer zu Verklebungen führen kann. Auch können solche Traumata innere Verwachsungen bewirken. Häufig kommt es leider auch, bei manchen Tierärzten irgendwie besonders häufig, zu Entzündungen am Gebärmutterstumpf. Dabei bilden sich meist Fettgewebsnekrosen, die man leider auch im Ultraschall nicht sehen kann - häufig sieht man aber eine, zum Teil auch nur leichte, Flüssigkeitsbildung durch die Entzündung.
Dies ist immer ein Fall, der zeitnah operiert werden muss und nicht nur mit Antibiotika ausheilen kann. Auch wenn dies oft behauptet wird, wir haben das leider noch nicht erlebt. Wartet man in so einem Fall zu lange, schreitet die Entzündung voran und die Organe verwachsen immer mehr und die Chancen, das Meerschweinchen in einer erneuten OP retten zu können, schwinden täglich.
Mehr dazu steht unter dem Abschnitt Komplikationen.
Auch kann sich eben leider Endometriose in der Blase bilden, was zu dauerhaften Blasenentzündungen führen kann. Dies kann man oft diagnostisch schlecht bestimmen. Wenn der Gebärmutterbefund (daher macht auch eine histologische Untersuchung des Gewebes der Gebärmutter Sinn) eine Endometriose ergeben hat und es eine Weile nach der Kastration zu Gewebe in der Blase kommt, was mit einem nach Antibiogramm passenden Antibiotikum nicht verschwindet (so ein Gewebe kann auch durch eine Entzündung bedingt sein), ist anzunehmen, dass es sich um Endometriose handeln könnte. Diese kann versuchsweise mit Chlormadinon (Infos hier) behandelt werden.
Da Endometriose in der Blase in der Regel zu dauerhaften Entzündungen der Blase führt, müssen die Meerschweinchen dann meist dauerhaft Antibiotika (und Schmerzmittel natürlich) erhalten, zum Teil sogar zwei Antibiotika in Kombination, um ohne Beschwerden noch eine Weile gut leben zu können. Die Endometriose kann leider, wie bei Menschen ebenfalls, auch an und in andere Organe wachsen.
Hier gibt es nun mehr Infos zu Therapien bei Gebärmutter- und Eierstock-Erkrankungen bei weiblichen Meerschweinchen.