Wildmeerschweinchen (Gemeine Meerschweinchen, Cavia aperea) leben eigentlich in der wilden Natur von Südamerika.
Unsere Hausmeerschweinchen (Cavia porcellus) sind heutzutage nicht mehr in direkter Linie mit Wildmeerschweinchen verwandt. Schon vor vielen tausend Jahren haben sich die Wildmeerschweinchen und die Hausmeerschweinchen separat von einander von einem gemeinsamen Ur-Vorfahren (eventuell Tschudi-Meerschweinchen) entwickelt.
Die wildbraunfarbenen Wildmeerschweinchen sind im Gegensatz zu unseren Hausmeerschweinchen deutlich schmaler, agiler und zudem auch extrem scheu. Dennoch erkennt man immer noch an einigen Ähnlichkeiten die gemeinsame Abstammung.
Wildmeerschweinchen sind bei uns in Deutschland nicht in der freien Natur zu finden, sondern in Zoos. Sie werden selten noch in der Forschung eingesetzt in Unis oder Forschungsinstituten, aber ganz selten halten auch Privatpersonen Wildmeerschweinchen als Haustiere.
In der Regel werden dabei die Bedürfnisse dieser besonderen Tiere nicht gewahrt, so dass die Tiere leiden. Daher möchten wir in diesem Text ein wenig über Wildmeerschweinchen schreiben und aufklären, was diese Tiere brauchen, dass es ihnen gut geht.
Dies soll nicht anregen, die private Haltung von Wildmeerschweinchen zu fördern!
Wildmeerschweinchen sind keine Haustiere!
Wilde Tiere gehören in die Natur. Dennoch gibt es sie nun mal auch bei uns in Gefangenschaft, die Wildmeerschweinchen – und dann sollen sie es dennoch auch so schön wie möglich haben.
Wenn ihr Wildmeerschweinchen einer Notstation in NRW ein Zuhause geben möchtet und die im weiteren Text genannten Haltungsgrundlagen erfüllen könnt, meldet euch gerne bei uns unter Kontakt.
Haltungsansprüche von Wildmeerschweinchen
Wildmeerschweinchen sollten generell nur draußen wohnen und sie sollten möglichst nicht mit normalen Hausmeerschweinchen zusammengehalten werden. Die Wilden benötigen ausreichend große Gehege, da sie noch viel mehr Platzbedarf als unsere Hausmeerschweinchen haben und sie sind charakterlich etwas „wilder“.
Pro Wildmeerschweinchen sollte dabei ca. 2 qm Gehege zur Verfügung stehen. Da man mindestens 4 Meerschweinchen in Aussenhaltung halten sollte, stellt die Mindestgröße des Aussengeheges also 6-8 qm dar. Je grösser, umso besser.
Das Gehege muss von allen Seiten (auch unten im Boden) Wildtier- und Marder-sicher gestaltet sein mit entsprechendem Draht und zudem einen gut isolierten Schutzbereich beinhalten. Hierbei gelten die gleichen Voraussetzungen wie bei unseren Hausmeerschweinchen in Aussenhaltung – mehr Infos dazu findet ihr hier.
Fütterung
Die Wildmeerschweinchen sollten, ebenfalls wie die Hausmeerschweinchen, vor allem viel blättriges Frischfutter wie Gräser, Kräuter, Zweige aus der Natur und viel Blattgemüse erhalten. Mehr Infos zur Fütterung von Hausmeerschweinchen, die man ähnlich auf die Wildmeerschweinchen anwenden kann, könnt ihr hier nachlesen.
Zutraulichkeit
Generell sind auch Hausmeerschweinchen nicht zum Anfassen und Streicheln geschaffen – hier mehr Infos. Dies gilt auch für Wildmeerschweinchen. Man sollte sie nur dann Anfassen, wenn man prüft, ob sie gesund sind oder sie krank sind.
Leider werden Wildmeerschweinchen im Gegensatz zu Hausmeerschweinchen so gut wie nicht zahm und sind eher scheu. Dies sollte man im Vorfeld wissen, damit man nicht enttäuscht ist, da man zu hoher Wahrscheinlichkeit kaum Kontakt zu diesen Tieren haben wird.
Wenn man viel Geduld und Ruhe mitbringt, so hat man vielleicht das Glück, dass die Wilden sich irgendwann zeigen, wenn man sich in der Nähe des Geheges oder im Gehege aufhält. Ansonsten sind sie sehr ängstlich und verschwinden, wenn man sich dem Gehege nähert. Daher empfiehlt sich eine Überwachungskamera, um die Tiere besser im Blick behalten zu können.
Krankheiten und Tierarzt
Wildmeerschweinchen sind unseren Erfahrungen nach deutlich seltener krank als Hausmeerschweinchen. Wenn sie erkranken, ist es aber auch schwieriger, sie zu behandeln, da sie eben sehr scheu sind und auch auf Medikamente teilweise anders reagieren können, als Hausmeerschweinchen. Ebenfalls sind sie für die Medikamentengabe und auch bei den Untersuchungen beim Tierarzt nicht so leicht zu händeln und dies ist viel Stress für sie. Man benötigt einen mit Heimsäugern generell sehr erfahrenen Tierarzt.
Gruppenerhalt
Versterben Wildmeerschweinchen, hat man oft Schwierigkeiten, die Gruppe aufzustocken - generell sind sie eher schwierig zu vergesellschaften und zudem findet man häufig keine zur Vermittlung stehenden Wildmeerschweinchen. In solchen Ausnahmefällen dürfen auch unter 4 Wildmeerschweinchen draussen leben – aber unbedingt dann mit zusätzlicher Wärmequelle wie einem Dunkelstrahler.
Bleibt ein einzelnes Wildmeerschweinchen übrig, bleibt einem notgedrungen manchmal nichts anderes übrig, als das verbliebene Wildmeerschweinchen in eine größere Gruppe Hausmeerschweinchen zu vermitteln.
Weitere interessante Infos zu Wildmeerschweinchen könnt ihr in diesem tollen Artikel hier nachlesen.
Diesen Wildmeerschweinchen geht es leider sichtbar nicht gut. Man sieht dies am struppigen Fell, dem dünnen, muskelarmen Rücken, den gekniffenen, glanzlosen, müden Augen und der hockenden Körperhaltung (entspannte gesunde Meerschweinchen liegen meist eher flach und ausgestreckt zum Ruhen).
Dies ist leider ein Bild, was man häufig in Zoos und Wildparks beobachten kann.
Wenn euch so etwas auffällt, bitte äussert dies der Zooleitung und macht es, sollte diese daraufhin nichts unternehmen, auch öffentlich kund. Kein Wildmeerschweinchen sollte leiden müssen.
Dieses Foto zeigt ein glückliches und gesundes Wildmeerschweinchen, weil seine Haltung stimmt.