Welche Meerschweinchen für Außenhaltung „geeignet“ sind und Gedanken zur Gruppendynamik
Es ist pauschal schwer zu sagen, welche Meerschweinchen in Außenhaltung gesund und glücklich bleiben und welche nicht. Generell gibt es dazu keine allgemeinen Angaben und es gibt immer individuelle Ausnahmen.
Unsere Erfahrung ist, dass Meerschweinchen, die von Geburt an draußen gelebt haben, oft besser mit Außenhaltung zurechtkommen (ein gutes Außengehege vorausgesetzt) und lieber draußen leben, als Meerschweinchen, die Innenhaltung gewohnt sind. Dennoch können sich Meerschweinchen auch an das Leben draußen gewöhnen - am besten, wenn sie in eine tolle, soziale Meerschweinchen-Gruppe kommen, die an das Leben draußen bereits routiniert gewohnt ist.
Kurzhaarrassen wie Glatthaar-Meerschweinchen und Rosetten, die eher energiegeladen und flink sind, scheinen unseren Beobachtungen nach oft besser mit Außenhaltung klar zu kommen, als meist eher gemütlichere Rassen wie Teddys oder Rexe und Langhaarmeerschweinchen (Sheltie, Peruaner), deren Fellstruktur auch für die Außenhaltung (gerade bei Nässe) nicht optimal ist. Dies alles ist aber auch je nach Meerschweinchen individuell verschieden und pauschal sehr schwer zu sagen.
Bei Langhaarmeerschweinchen sollte man in Außenhaltung in jedem Fall das Fell kürzen und den Genitalbereich frei schneiden.
So kann es nicht zu Filz im Fell kommen, in das sich gerne Parasiten einnisten, gerade bei feuchtem Wetter und zudem bleibt der Genitalbereich so sauberer.
Ein verdreckter, feuchter Genitalbereich umgeben von dichtem langen Fell ist für die Meerschweinchen unangenehm und begünstigt zudem Krankheiten wie Blasenentzündungen, Darmparasiten und Fliegenmadenbefall.
Für Nacktmeerschweinchen (Skinny Pigs, Baldwins) eignet sich eine Außenhaltung ausnahmslos gar nicht.
Auch alte Meerschweinchen oder kranke Meerschweinchen sollten nicht in Außenhaltung umgesiedelt werden, wenn sie sich bisher in Innenhaltung befanden. Hat man in Außenhaltung alte oder kranke Tiere, sollte man zum Wohl des Tieres entscheiden, ob es in Innenhaltung vielleicht besser aufgehoben wäre - zumindest bis zur Genesung nach einer Erkrankung. In der Regel ist Innenhaltung für kranke oder alte Tiere eindeutig die bessere Wahl. Wenn man sich entscheidet, Tiere aus Außenhaltung innen unterzubringen, muss natürlich die ganze Gruppe umziehen. Gruppen sollte man nie trennen, das bringt das Gruppengefüge durcheinander. Eine Ausnahme ist es, wenn man nur einen Teil der Meerschweinchen ins Haus holen möchte und dies für viele Monate oder gar für immer. Dennoch dürfen für die Außenhaltung nie weniger als 4 Meerschweinchen überbleiben.
Meerschweinchen haben oft komplexe Gruppendynamiken mit nicht-linearer Hierarchie und nicht immer verstehen sich alle Tiere untereinander gut. Meerschweinchen sind sowieso eher keine Tiere, die sehr eng zusammenleben und viel kuscheln - und wenn sie sich nicht so sehr mögen, dann meiden sie engeren Kontakt.
Das bedeutet für die Außenhaltung, dass es sein kann, dass ein Meerschweinchen vielleicht nicht in die Schutzhütte darf, weil ein höherrangiges es nicht leiden kann. Dieses Tier hätte in Innenhaltung kein Problem, die Situation in Außenhaltung kann so dann aber lebensgefährlich werden.
Wenn ein Meerschweinchen in Außenhaltung sich nicht gut in die Gruppe einfügt oder gemobbt wird (und dies nicht daran liegt, dass das Tier erkrankt ist), sollte man als sofortige Notlösung erst einmal weitere Schutzhäuser und Fressstellen erstellen. Danach muss man überlegen, ob die Gruppe durch ein oder mehrere weitere Meerschweinchen erweitert werden kann, was oft die Dynamik ändert und ausgeschlossene Tiere wieder integriert - oder ob das Meerschweinchen abgegeben werden muss, damit es woanders in einer anderen Gruppe glücklich werden kann.
Ein Tier abzugeben fällt in der Regel sehr schwer, aber hier sollte im Sinne des Tieres entschieden werden. Meerschweinchen brauchen den Kontakt zu anderen und den Schutz der Gruppe - in Außenhaltung umso mehr. Es ist absolut grausam für sie und Stress, der sie auf Dauer krank machen wird, wenn sie nicht in Harmonie mit ihren Artgenossen leben können.
Meerschweinchen, die man im Winter neu in seine draußen lebende Gruppe integrieren möchte, müssen auch zuvor schon in Außenhaltung gelebt haben und dürfen nicht aus Innenhaltung stammen, sonst ist der Unterschied mit den Temperaturen zu groß. Erst ab ca. Mai mit konstant 15 Grad auch nachts können Innenhaltungs-Meerschweinchen in Außenhaltung übergesiedelt werden. Später als ungefähr Mitte September (dies hängt natürlich individuell vom Wetter ab, die Nächte sollten noch um die 15 Grad haben) sollte man keine Meerschweinchen aus Innenhaltung mehr in Außenhaltung integrieren.
Anzahl und Alter der Meerschweinchen und Gruppenkonstellationen bei Außenhaltung
Da Meerschweinchen in Außenhaltung in den meisten Fällen darauf angewiesen sind, ein Schutzhaus mit ihrer Körpertemperatur aufzuwärmen, wird eine Gruppengröße von 4 Tieren dazu benötigt.
Man sollte daher in der Regel nie weniger als 4 Meerschweinchen in Außenhaltung halten - die Ausnahme stellen beheizbare Gartenhütten dar, die als Außengehege genutzt werden.
Je mehr Meerschweinchen sich in einer Gruppe befinden, umso höher ist oft auch die Aktivität der Tiere.
Meerschweinchen sind halt einfach Gruppentiere und eine Gruppe beginnt erst ab 3-4 Tieren. Eine höhere Aktivität ist nicht nur gesünder - sie hält auch mehr warm, wenn es im Winter kalt ist.
Viele Menschen denken, dass sie mit möglichst jungen Meerschweinchen in die Außenhaltung starten sollten. Grundlegend ist der Gedanke nachvollziehbar, jedoch können auch Jungtiere schon schwer oder chronisch erkranken.
Zudem sollten junge Meerschweinchen bis zu einem Alter von 1-1,5 Jahren soziale Erzieher-Meerschweinchen (älter als 1,5 Jahre) in der Gruppe haben, die sie erziehen. Für Erzieher-Meerschweinchen ist der Kontakt zu erwachsenen Meerschweinchen auch wichtig und ebenfalls, dass sie sich die Erziehung aufteilen können. Daher sind mehrere Erzieher-Meerschweinchen empfehlenswert.
Daher ist eine Gruppe nur rein mit Jungtieren unter 1,5 Jahren nicht im Sinne der Meerschweinchen und auch nicht empfehlenswert. Natürlich wird die Außenhaltung für ältere Meerschweinchen immer schwieriger und alte Tiere, die zuvor in Innenhaltung lebten, sollten auch nicht mehr in Außenhaltung ziehen müssen. Deshalb ist es zu empfehlen, dass mit einer Meerschweinchengruppe um die 2-3 Jahre in Außenhaltung gestartet wird oder wenn Jungtiere dabei sind, es zumindest 1-2 Erzieher-Meerschweinchen über 1,5 Jahre gibt.
Am besten ist eine Haremsgruppe für die Außenhaltung: dies bedeutet, dass ein kastrierter Meerschweinchen-Bock mit mehreren Weibchen zusammenlebt. Reine Weibchenhaltung ist generell nicht empfehlenswert aus verschiedenen Gründen und es gibt einen Meerschweinchen-Jungsüberschuss überall.
Daher sollte bei Weibchen generell immer ein Kastrat in der Gruppe sein.
Da Gruppen von Meerschweinchenjungs - kastriert oder unkastriert, wobei eine Kastration auf jeden Fall empfohlen ist - generell sehr schwierig sind, raten wir von Meerschweinchen-Boygroups in Außenhaltung eher ab. Zu schnell wird ein Junge gemobbt oder ausgeschlossen oder leidet unter (nicht immer unbedingt auffälligem) Stress durch die anderen Jungs. Dies kann in Außenhaltung sehr schnell für das entsprechende Tier sehr gefährlich werden und unschön enden.
Kaninchen und Meerschweinchen zusammen im Außengehege
Oft gibt es Haltungen von Kaninchen und Meerschweinchen zusammen in einem Außengehege.
Dies ist aus einigen Gründen suboptimal für die Meerschweinchen, die manchmal Stress durch die stärkeren und größeren Kaninchen haben. Besser ist es, beide Tierarten getrennt unterzubringen.
Ist dies nicht möglich, dann sollten die Meerschweinchen unbedingt einen Bereich zur Verfügung haben, in den die Kaninchen nicht gelangen können (durch z.B. kleine Eingänge, durch die nur die Meerschweinchen passen). So haben die Meerschweinchen die Möglichkeit, sich Ruhe vor den Kaninchen zu verschaffen.
Hier geht es nun weiter mit
verschiedenen Arten von Außengehegen und Sicherung der Gehege.