Leider kommt es immer noch vor, dass ein Meerschweinchen eine Zahnbehandlung ohne Narkose erhalten hat, wobei auch oft die Zähne einfach nur abgeknipst wurden.
Da das leider nicht nur schmerzhaft und psychische Qual, sondern auch schädlich für die Zähne der Meerschweinchen ist, soll dieser Text Infos bieten zu Zahnproblemen und richtigen Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen. Meerschweinchen-Backenzähne dürfen nur in Narkose und mit Schleifinstrumenten bearbeitet werden - nach vorheriger bildgebender Diagnostik.
Alles andere ist ein Fall für den Tierschutz und mangelhafte tierärztliche Arbeit und heutzutage auch nicht mehr zeitgemäss.
Zahnprobleme beim Meerschweinchen
Ursachen für Zahnprobleme
In den meisten Fällen entstehen Zahnprobleme beim Meerschweinchen unseren Erfahrungen nach als Folge von Entzündungen im Kiefer, einer schiefen Kiefer-Physiologie oder genetischen Prädispositionen (also durch erbliche Veranlagung).
Entzündungen kann man nicht zuverlässig in Röntgenbildern, bei CTs oder beim Untersuchen des Mauls/Kiefers finden. Daher sollte immer, wenn Zahnprobleme auftauchen oder sich kurzfristig stark verschlechtern, ein Antibiotikum gegeben werden zur Sicherheit.
Auch retrogrades Wachstum / retrograde Verlagerung kommt oft aufgrund falscher Nutzung der Zähne durch Entzündungen und kann sich – wenn im Anfangsstadium und noch nicht OP-reif, also im Bereich von Kieferdurchbruch - mit einem Entlastungsschliff der betroffenen Zähne und Antibiose wieder zurückbilden unseren Erfahrungen nach! Schmerzmittel sind natürlich auch wichtig.
Infos zu Antibiotika beim Meerschweinchen gibt es hier.
Zahnprobleme kommen auch oft als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen vor (z.B. bei einer Gebärmutterentzündung und daraus resultierenden starken Schmerzen, die das Fressverhalten beeinflussen). Daher sollte, wenn sich die Ursache nicht im Kiefer finden lässt, immer auch der restliche Körper mit Röntgenbildern in 2 Ebenen (oben und Seite), Ultraschall und Urincheck untersucht werden.
Mehr Infos zur allgemeinen Diagnostik beim Meerschweinchen gibt es hier.
Dennoch kann auch eine erbliche Veranlagung, eine fehlende Mineralisierung des Kiefers im Mutterleib durch Mangelernährung der Mutter oder eine falsche Ernährung zu Zahnproblemen führen.
Als Nager mit schnell nachwachsenden Zähnen sind Meerschweinchen auf Nahrung angewiesen, die dem Zahnabrieb dient. So sind nicht nur die für die Verdauung so wichtigen Rohfasern (z.B. Cellulose und Lignin), sondern auch Kieselsäure in der Nahrung für das richtige Abnutzen der Zähne wichtig. Vor allem Gräser, Wildkräuter, Blattlaub und Heu (Gras aber deutlich besser als Heu!) eignen sich besonders, dass die Backenzähne des Meerschweinchens abgeschliffen werden. Die Schneidezähne dienen hauptsächlich nur zum Abbeißen und Zerkleinern der Nahrung. Mehr Infos zu einer gesunden Fütterung beim Meerschweinchen gibt es hier.
Früher wurde leider oft die Fütterung von getrocknetem Brot empfohlen und als Grund dafür wurde immer der Zahnabrieb genannt. Tatsächlich hilft trockenes Brot dabei gar nicht. Meerschweinchen beißen kleine Stücke mit den Schneidezähnen vom trockenen Brot ab oder schaben sogar nur winzige Krümel ab und das braucht dann nur noch minimal mit den Backenzähnen zerkaut werden. So wird gar keinen Abrieb gefördert, Brotkrümel sind sogar im Backenzahnbereich oft schon zu einer weichen Pampe geworden und müssen nicht mehr gekaut werden. Neben den schädlichen Bestandteilen von Brot ist auch die Konsistenz, eben diese klebrige Pampe, die dann im Magen landet, sehr ungesund für Meerschweinchen. Sie brauchen kein getrocknetes Brot und dürfen auch keines, wenn sie gesund bleiben sollen.
Ebenso sind auch Pellets (zu hart) und reine Getreidekörner nicht gesund und zudem sind sie recht weich, flott durch die Zähne zerdrückt und herunter geschluckt… und haben dabei gar nichts zum Zahnabrieb beigetragen. Neben vielen weiteren Krankheiten und Fettleibigkeit fördert die Fütterung von Getreidekörnern so auch die Entstehung von Zahnproblemen. Getreidekörner führen zu einer schnellen Sättigung des Meerschweinchens und es werden dann weniger Nahrungsmittel aufgenommen, die den Zahnabrieb fördern können. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Das gilt jedoch generell für schnell sättigende Nahrungsmittel, wie beispielsweise auch für mehlhaltige Saaten, herkömmlich zu kaufende "Instant"-Päppelbreie (Infos hier) und Pellets (die sowieso, auch getreidefrei, nicht gesund sind) und auch Gemüse (vor allem Wurzelgemüse).
Deshalb sollten Meerschweinchen vor allem immer viele rohfaserreiche Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, denn davon benötigen sie sowohl in Hinblick auf Artenvielfalt und angebotene Menge mehr als von anderen Nahrungsmittelarten.
Zahnprobleme können jedoch auch durch die Physiologie des Kiefers bedingt sein - hat ein Meerschweinchen beispielsweise einen schiefen Kiefer, so nutzen sich auch die Zähne oft schief ab, was zu Zahnspitzen führen kann. Eine unverantwortliche Vermehrung von Meerschweinchen sowie schlechte Haltung der Elterntiere oder während der Jugend kann schon Grundsteine für spätere Zahnprobleme legen.
Auch ein Problem mit dem Calciumstoffwechsel kann Zahnprobleme begünstigen. Manche Meerschweinchen werden aufgrund von Gries Calcium-arm ernährt, was in unseren Augen nicht nur kontraproduktiv in Bezug auf die Gries-Entstehung sein kann, sondern auch gefährlich, da der Meerschweinchenkörper viel Calcium für die nachwachsenden Zähne benötigt. Der Calciumstoffwechsel (inkl. Oxalsäure) ist ein kompliziertes Thema. Interessant finden wir diesen Info-Link dazu (übertragbar auf Meerschweinchen): https://www.kaninchenwiese.de/ernaehrung/grundlagen/pflanzenstoffe/
Mehr Infos zum Calciumstoffwechsel haben wir hier beim Thema Harngries beim Meerschweinchen zusammengefasst.
Wir bieten den Meerschweinchen vor allem ad libitum Wiese und Zweige aus der Natur, aber auch Gemüse, etwas Obst und aromatische Saaten, damit sie sich alles nehmen können, was sie benötigen und somit keine Mängel entstehen können. Mehr zur "ad libitum" Wiesenfütterung steht hier.
Meerschweinchen in Innenhaltung können unter Umständen - wenn eben kein direktes Sonnenlicht auf sie scheinen kann - einen Vitamin D- Mangel bekommen, der sich auf den Calciumstoffwechsel, die Zahnsubstanz sowie viele weitere Krankheiten negativ auswirken kann. Wir empfehlen bei reinen Innenhaltungsschweinchen daher eine UV-Lampe. Mehr zum Thema hier.
Ebenfalls könnte die Gabe von Vitamin K2 helfen, dass sich Nagerzähne remineralisieren. Mehr Infos zu Vitamin K2 gibt es hier.
Arten von Zahnproblemen
Wenn das Meerschweinchen Entzündungen im Kiefer hat, eine Veranlagung für Zahnprobleme oder keine geeignete Nahrung für den Zahnabrieb zur Verfügung gestellt wird, kann es schnell zu Zahnproblemen kommen. Recht häufig und bekannt ist die Brückenbildung, bei der die Backenzähne so lang werden, dass sie sich mittig im Mundraum begegnen und keinen Platz mehr für die Zunge und Kieferbewegungen lassen und zudem auch nicht mehr zum Zerkauen der Nahrung dienen können.
Zudem können sich Zahnspitzen bilden, in dem Zähne ungleich abgenutzt werden oder abbrechen. Solche Spitzen können Schleimhäute und Zunge verletzen und zu schmerzhaften Wunden führen. Meist schonen Meerschweinchen die betroffene Maulseite dann und kauen nur auf der anderen, weshalb sich dann weitere Probleme auf der schonenden Seite ergeben, da die Backenzähne dort nun gar nicht mehr richtig abgeschliffen werden.
Durch Verletzungen im Maul, z.B. durch Heuhalme, entsteht oft die gleiche Problematik.
Weiterhin kann es zur Entstehung von eitrigen Abszessen im Kieferbereich kommen, die ein richtiges Kauen verhindern, so eine ungleiche Zahnabnutzung verursachen und sich meistens auch ursächlich durch einen erkrankten Zahn oder Verletzungen im Maul bilden.
Abszesse müssen IMMER vernünftig operiert werden, niemals einfach nur schnell mit einem Schnitt gespalten und ausgequetscht werden, denn dann kommen sie oft zurück. Abszesse lässt man meistens offen, damit man sie täglich spülen kann, sie sollen von innen nach außen zuheilen - heilen sie nämlich außen zuerst zu, wird sich innen wieder ein neuer Abszess bilden. Manchmal funktioniert es auch, dass man eine antibiotische Substanz hinein gibt und außen zunäht. Das ist immer individuell unterschiedlich, auch je nach Ursache und kann der behandelnde Tierarzt am besten je nach Tier und Erkrankung entscheiden. Zudem muss meistens der für den Abszess verantwortliche Zahn entfernt werden, sonst gibt es oft keine Ruhe.
Es empfiehlt sich, den Eiter im Abszess für eine Erregerbestimmung und Antibiogramm (Infos hier) einschicken zu lassen, um herauszufinden, welches Antibiotikum auch bei der vorliegenden Infektion passend ist.
(Wir haben die besten Erfahrungen gemacht, Abszesse mit Eiter mit dem Venenverweilkatheter einer Braunüle zuerst mit 3%igem Wasserstoffperoxid zu spülen, sofort danach mit steriler Kochsalzlösung und anschliessend mit in Kochsalzlösung oder abgekochtem Wasser aufgelöstem Manukahonig und danach kommt noch der dickflüssige reine Manukahonig in die Wunde. Mehr Infos zum Behandeln und Spülen von Abszessen gibt es hier.)
Bei einer angeborenen Zahnfehlstellung oder einem schiefen Kiefer kommt es auch häufig zu Zahnproblemen, da die Zähne sich nicht geeignet einander überstehen, um sich gegenseitig gleichmäßig abzunutzen. Zudem gibt es sehr grosse Zähne, Makrodonten (sogenannten Riesenzähne oder Elefantenzähne) und Zähne mit zu weicher oder zu faseriger Struktur (Faserzähne), die ebenfalls zu Problemen im Kiefer und auch zu zu viel oder zu wenig Zahnabrieb führen können.
Bei einer schlechten Zahnstruktur können Zähne abbrechen, zeitweise aus verschiedenen Gründen wackelig sein und so oft nicht mehr richtig genutzt werden. Oft sind dann auch Entzündungen im Spiel.
Auch Knochenkrebs (Osteosarkom) im Kiefer kann in seltenen Fällen dazu führen, dass es zu Problemen mit der Kiefersubstanz, den Zähnen und dem Kiefergelenk gibt.
Retrogrades Wachstum bezeichnet eine Erkrankung, bei der die Zähne in die falsche Richtung des Kiefers geschoben werden und auf der anderen Seite irgendwann durchbrechen können. Sie können dann in Augen drücken und diese Versetzen oder unten durch den Kiefer brechen. Diese Prozesse kann man dann beim Abtasten des Kiefers fühlen (kann mit einem Abszess verwechselt werden). Es ist also eher eine retrograde Verlagerung als Wachstum und so etwas kann nur durch Röntgenbilder oder CTs festgestellt werden.
Die Ursache für retrograde Prozesse im Kiefer sind in der Regel eine falsche Nutzung der Zähne oder Angriff des Kiefers durch Entzündungen im Kiefer. Daher kann sich sowas wieder zurückbilden, wenn ein Antibiotikum gegeben wird und die betroffenen Zähne unter Narkose und nach der Röntgenkontrolle (sonst weiss man ja nicht, welche Zähne betroffen sind) niedriger geschliffen werden zur Entlastung. Mit so einem Entlastungsschliff der betroffenen Zähne für eine Weile (Wiederholungen am besten am Anfang alle 2 Wochen, danach längere Intervalle mit jeweils immer Röntgenkontrollen) und 2-3 Wochen Antibiose sehen die Chancen, dass die Meerschweinchen bei anfänglicher retrograder Verlagerung der Zähne wieder völlig gesund werden können und gar keine Zahnbehandlungen brauchen, oft sehr gut aus. So sind unsere langjährigen Erfahrungen – wir haben da viele Wunder erlebt! Meerschweinchen, die von Tierärzten schon aufgegeben wurden, haben sich so sehr gut erholt und noch einige Jahre ohne jegliche Zahnbehandlungen glücklich gelebt. Wichtig sind da wirklich Antibiotika und Entlastungsschliff – und natürlich ausreichend Schmerzmittel (am besten Kombination von Metacam und Novalgin), das versteht sich von selbst.
Bricht jedoch ein Zahn schon durch den Kiefer, muss dieser gezogen werden. Sind mehr als 3 Backenzähne betroffen, sollte man keine OP mehr machen lassen und über eine Euthanasie des Meerschweinchens nachdenken. So etwas verkraftet der Kiefer leider nicht und es würde nur noch große Qual bedeuten. Die Entscheidung zur Euthanasie sollte aber vom Verhalten des Tieres abhängig sein – frisst dieses (ggf. mit passendem Schliff und entsprechenden Medikamenten) noch sehr gut, dann würde ich es noch nicht erlösen lassen. Erst dann, wenn man merkt, dass das Fressen (trotz Schmerzmittel und Antibiotika) zur Qual wird.
Manchmal kann es sein, dass ein retrograder Zahn gezogen werden muss, wobei das Auge entfernt werden muss. Ob man dies machen lassen sollte, hängt von der Konstitution des Tieres ab. Hat es sonst keine weiteren Baustellen und ist noch recht fit drauf und hat man bei der ganzen Geschichte ein gutes Bauchgefühl, dann ist es sicher einen Versuch wert.
Auch nach Krankheiten, bei denen ein Meerschweinchen vielleicht wenig oder selektiert gefressen hat oder gepäppelt wurde oder aber aufgrund von Schmerzen komisch gekaut hat, können sich Probleme mit den Zähnen ergeben, da diese nicht ausreichend abgenutzt wurden.
Musste ein Meerschweinchen eine Weile gepäppelt werden mit einem wässrigen Päppelbrei so haben wir bisher aber nie eine Schwächung der Kaumuskulatur beobachten können. Ob dies wirklich vorkommt, können wir bisher nicht bestätigen.
Ohrenentzündungen können ebenfalls dazu führen, dass das Kauen schwer fällt und es zu Zahnproblemen kommt. Daher ist ein Röntgenbild vom Kopf von oben wichtig, um die Ohren (vor allem auch die Bulla tympanica als Struktur im Ohr) beurteilen zu können. Dazu gibt es hier mehr Infos.
Daher ist es wichtig, regelmäßig die Schneidezähne der Meerschweinchen anzuschauen und im Zweifel die Zähne bei einem diesbezüglich erfahrenen Tierarzt überprüfen zu lassen, wenn Auffälligkeiten vorliegen.
Symptome von Zahnproblemen beim Meerschweinchen
Zahnprobleme erkennt man an einigen Merkmalen, die nicht immer alle zutreffen müssen und bei jedem Tier verschieden sind.
Oft fallen zuerst Magen-Darm-Probleme, ein ungewöhnliches Verhalten oder Unwohlsein des Tieres, dann ungleich abgenutzte Schneidezähne oder/und eine Gewichtsabnahme auf.
Unnatürliche Kaubewegungen (zu schnell, zu langsam, stockend, einseitig, ruckelnd usw.), ein beim Kauen kurzzeitig weit aufgesperrtes Maul und Probleme, Nahrung aufzunehmen, sind ebenfalls Zeichen, dass mit den Zähnen etwas nicht in Ordnung ist.
Außerdem kann „Leerkauen“, also Kauen des Meerschweinchens im Ruhezustand ohne Nahrung im Maul, ebenfalls auf Zahnprobleme hinweisen, jedoch wird „Leerkauen“ auch genutzt, um die Zähne ein wenig gegeneinander abzuschleifen und kann daher auch bei gesunden Meerschweinchen beobachtet werden.
Tränende Augen sind ebenfalls ein häufiges Symptom von Zahnerkrankungen beim Meerschweinchen, gerade auch bei entzündeten Schneidezähnen kommt es oft auch zu Augenentzündungen auf der entsprechenden Kieferseite. Auch kann es sein, dass ein Auge mehr heraustritt oder in eine Richtung absteht, wenn sich dahinter ein Abszess bildet oder ein retrograder Zahn befindet.
Oft merkt der Halter auch erst einmal, dass das Meerschweinchen sich generell unwohl fühlt und allgemeine Schmerzsymptome zeigt. Mehr Infos zu allgemeinen Schmerzsymptomen beim Meerschweinchen gibt es hier.
Da Zahnerkrankungen dazu führen können, dass nicht gut gekaute oder aufgrund großen Hungers zu hastig hinuntergeschlungene Nahrung Probleme bei der Verdauung verursacht, sind auch Blähungen und andere Verdauungsprobleme unter Umständen ein Hinweis auf eine notwendige Zahnkorrektur. Ebenso treten Aufgasungen auch bei Schmerzen auf. Mehr Infos zu Aufgasungen gibt es hier.
Da man eine Magenaufgasung nur auf Röntenbildern sieht und nicht tasten kann, sollte das Meerschweinchen im Zweifel immer schon Schmerzmittel und entblähende Medikamente wie Simeticon und Colosan bekommen und auch der Körper von oben und von der Seite geröntgt werden.
Ebenfalls kann ein Zwangsernähren in einem solchen Fall für das Meerschweinchen tödlich enden - wir raten generell von einer Zwangsernährung ab. Unsere Gedanken dazu kann man hier nachlesen.
Tritt ein allgemeines Unwohlsein des Meerschweinchens auf, sollten immer auch die Zähne überprüft werden. Wenn Nahrung nicht gut gekaut oder sogar nur bedingt aufgenommen wird, kann es auch zu Nährstoffmängeln kommen, die weitere Krankheiten bedingen können.
Manche Tiere zeigen unter Umständen sogar gar keine (typischen) Anzeichen, obwohl es Zahnprobleme gibt.
Meerschweinchen verstecken Schmerzen und Krankheiten oft sehr gut und gerade deshalb ist es wichtig, im Zweifel alle möglichen nötigen Untersuchungen beim Tierarzt durchführen zu lassen.
Differentialdiagnosen - Krankheiten mit ähnlichen Symptomen
Manchmal wirkt es fälschlicherweise so, als hätten die Meerschweinchen Zahnprobleme, weil sie das Maul aufsperren, den Unterkiefer hin und her bewegen und Nahrung aus dem Maul fallen lassen.
Wenn die Meerschweinchen dann aber zum Teil wieder ohne Probleme kauen können und Nahrung schnell ins Maul einziehen sowie den Kiefer gleichmässig hin und her bewegen können, liegen oft keine Zahnprobleme sondern andere Erkrankungen vor.
Neben Ohrenentzündungen (Infos hier), Rachenentzündungen (Infos hier) und Wunden im Maul, kann auch eine Magenaufgasung ursächlich für solche Symptome sein. Magenaufgasungen können tatsächlich auch zu sehr ähnlichen Symptomen wie Zahnprobleme führen. Durch den hohen Druck im Magen kann das Meerschweinchen oft nicht mehr richtig abschlucken und sperrt das Maul auf und verrenkt es vielleicht auch hin und her.
Wenn dies jedoch zusätzlich zu einer bereits anderen Erkrankung und sehr plötzlich auftritt, ist es meist kein Zahnproblem oder ein Problem mit Wunden in Maul und Rachen, sondern eine Magenaufgasung.
Diese kann man im Notfall mit Simeticon und Colosan und Schmerzmitteln behandeln und man sollte Röntgenbilder anfertigen lassen, um die Magenaufgasung zu diagnostizieren und zudem Diagnostik betreiben, um die Ursache für die Magenaufgasung zu finden. Denn Magenaufgasungen beim Meerschweinchen entstehen meist nicht durch ein Problem mit dem Magen an sich, sondern durch Schmerzen und die Erkrankung eines anderen Organs.
Mehr Infos zu Aufgasungen beim Meerschweinchen gibt es hier.
Beispielvideos von Meerschweinchen mit Problemen beim Kauen durch Zahn-/Kieferprobleme
Die folgenden Videos zeigen verschiedene Arten von Problemen beim Kauen durch verschiedene Erkrankungen an Zähnen, Kiefer und Maul.
-> Meerschweinchen Liz: ungleiche Abnutzung der Zähne
Hier könnt ihr ein Beispiel-Video von Meerschweinchen Liz sehen, die leichte Zahnprobleme im Bereich der Backenzähne hatte durch eine Zahnlücke hatte. Dadurch nutzen sich die Gegenspieler-Zähne nicht ab und wurden zu lang. Dies machte sich bemerkbar, indem Liz ab und zu ein wenig auffällig kaute oder das Maul wie hier im Video "verrenkte"/aufsperrte (dies kommt meist durch Zahnspitzen, an denen Futter hängen bleibt oder die in Wange oder Zunge stechen). Dank Zahnschleifen bei einem guten Tierarzt alle 4 Wochen unter Gasnarkose ging es Liz mit den Problemen lange gut und sie konnte uneingeschränkt kauen.
-> Meerschweinchen Fillion: Probleme durch Kieferknochenkrebs
Dieses Video hier zeigt Meerschweinchen Fillion, der zum Zeitpunkt des Videos schon massive Probleme beim Kauen hatte. Sein Kiefer war stark verändert durch vermutlich Kieferknochenkrebs. Dadurch kam es in den Monaten vor dem Video mehrfach zu Knochenschwellungen im Bereich des Kiefers durch Infektionen auf der linken Seite gekommen (das linke Auge steht daher etwas heraus). Zum Zeitpunkt des Videos hat Fillion zudem schon ein Jahr ohne einen Teils des rechten Kiefers (rechte Mandibel) gelebt, welche ihm durch Auflösung durch wohl den Krebs abgebrochen war und zu einem Abszess geführt hatte.
Dennoch ging es ihm nach der entsprechenden Operation am Kiefer gut und er benötigte danach lange noch keine Zahnkorrekturen. Das rechte Kiefergelenk nahm jedoch im Laufe der Zeit Schaden und die gesamte Kiefer-Gesundheit verschlechterte sich zunehmend. Dank Schmerzmittel, Antibiotika, Naturheilkunde und passendem Zahnschliff hat Fillion viele schöne Monate gewonnen. Er konnte jedoch im Laufe der Zeit immer weniger kauen und auch nur noch sehr weiche Dinge und musste mit Brei unterstützt werden. Am Ende mussten wir ihn leider erlösen lassen.
-> Meerschweinchen Willow: verletzte Nerven nach Augenentfernung
Hier könnt ihr die kleine Willow sehen, wie sie übt, wieder richtig fressen zu können. Willow hatte eine Entzündung im rechten Ohr, die sich durch den Kiefer zum Auge durchgezogen hat. Das Auge musste daher leider entfernt werden. Wir haben Willow in relativ schlechtem Zustand übernommen kurz nach der Augenentfernung. Bei der OP sind leider Nerven verletzt worden. Willows rechter Nasenflügel blieb seitdem bewegungslos und auch konnte sie anfangs nach der OP (auch durch die Schwellungen durch die OP) wohl die Zunge nicht richtig bewegen und das Futter in ihrem Maul vorübergehend nicht richtig koordinieren. Das Futter wanderte immer in die rechte Wange und verklumpte dort, so dass es Schmerzen verursachte und in den ersten Wochen wöchentlich unter Gasnarkose entfernt werden musste. Willow bekam einige Medikamente, unter anderem Vitamin B und MSM zur Regeneration der Nerven und wir haben mit ihr mit Gemüsestreifen/Gemüsespiralen geübt, wieder richtig fressen zu lernen und die Zunge wieder unter Kontrolle zu bekommen. Nach ca. 3-4 Wochen nach der Augenentfernung konnte Willow dann wieder normal fressen.
Hier sieht man, wie Willow Probleme beim Fressen hat durch den Futterball in ihrer Wange.
Dieses Video hier zeigt, wie wir mit Gemüsestreifen/Gemüsespiralen mit Willow trainiert haben, wieder normal fressen zu lernen. Manchmal mussten wir ihr die Gemüsespiralen noch im Maul positionieren anfangs (im Video zu sehen), als sie sie mit der Zunge noch nicht richtig koordinieren konnte.
Nach bereits 1 Woche mit Gemüsespiralen konnte Willow schon wieder alleine besser fressen, hier und hier sind zwei Videos davon zu sehen.
-> Meerschweinchen Marzipan - retrograde Verlagerung der Zähne
Dieses (bereits sehr alte) Video hier zeigt Marzipan, die starke Schmerzen und Probleme beim Kauen hatte durch retrograde Verlagerung der Zähne. Leider haben wir damals noch keine Unterstützung durch kundige Heimsäuger-Zahntierärzte gehabt, so dass Marzipan nicht geholfen werden konnte. Wir haben sie dann erlösen lassen müssen.
Zahnkorrekturen beim Meerschweinchen
Tierarztwahl
Ist eine Zahnbehandlung bei einem Meerschweinchen notwendig, ist oft guter Rat teuer: nur wenige Tierärzte kennen sich wirklich gut mit Nagerzähnen aus.
Häufig erlebt man es in Tierarztpraxen nämlich leider immer noch, dass ein Meerschweinchen mit Zahnproblemen mal eben flott den Maulspreizer im Maul hat und schon knipst der Tierarzt an den Zähnen herum.
Nicht nur, dass diese Prozedur gefährlich für den gesamten Körper des Tieres ist, weil es durchaus heftige Abwehrreaktionen zeigen kann, sie ist auch extrem schmerzhaft und stressig.
Vor allem, wenn die Zähne nicht ganz gesund sind.
Weiterhin ist das Abknipsen auch sehr schädlich für die Zähne selbst, sie können dann splittern, Splitter können danach abstehen und dem Meerschweinchen beim Kauen Schmerzen bereiten. Ebenfalls ist so dann keine glatte, geschlossene Zahnoberfläche mehr gegeben und deshalb ist danach auch die Gefahr groß, dass Keime in den Zahn eindringen können, was eine Reihe an Zahnerkrankungen begünstigt.
Ein Meerschweinchen, dessen Zähne abgeknipst werden, hat gute Chancen, zu einem dauerhaften Zahn-Patienten beim Tierarzt zu werden…
Ungleiche Schneidezähne sollten zudem nie einfach korrigiert werden, ohne die Backenzähne zu kontrollieren: denn Schneidezähne nutzen sich oft nur dann mit glatter Kante schief ab, ein Problem im Backenzahnbereich besteht (ist ein Schneidezahn abgebrochen und kürzer, ist dies kein schiefes Abnutzen und kein Hinweis auf Backenzahnprobleme).
Manche Tierärzte kürzen die Schneidezähne der Nager leider auch viel zu sehr, sodass die Tiere tagelang gar nicht mehr richtig abbeißen und Nahrung aufnehmen können. Das ist bei einem durch die Zahnprobleme schon geschwächten oder gar kranken Tier natürlich alles andere als optimal.
Leider ist vielen Haltern nicht bewusst, was ihrem Meerschweinchen durch derartig stümperhafte Zahnbehandlungen angetan wird.
Nicht zwingend muss es Probleme geben, aber dennoch ist es eine sehr schmerzhafte und stressige Erfahrung für das Tier, die verhindert werden kann und sollte.
Ein guter Zahntierarzt für Nager besitzt neben geeigneten Instrumenten und Diagnostik-Möglichkeiten zudem oft einen speziellen Zahn-Behandlungsstand für Nager, in dem sich die Meerschweinchen während der Zahnbehandlung in einer sicheren und geeigneten Position befinden.
Mittlerweile nimmt zum Glück die Zahl der zahnkundigen Nager/Heimsäuger-Tierärzte zu. Eine Auswahl an solch entsprechend fortgebildeten Tierärzten könnt ihr hier in dieser Liste finden.
Um einen geeigneten Tierarzt bei Zahnproblemen beim Meerschweinchen zu finden, erkundigt euch also am besten vor der Behandlung nach dem Vorgehen und den diagnostischen Möglichkeiten und welche Narkoseart angewendet wird. Auch andere, kritisch hinterfragende und mitdenkende erfahrene Meerschweinchen-Halter können euch vielleicht einen Tipp geben für eine gute Tierarzt-Adresse für Meerschweinchen mit Zahnproblemen.
Es gibt Unterschiede bei Tierärzten, was ihre Fähigkeiten des Schleifens angeht. Wenn ihr den Eindruck habt, die Intervalle werden immer kürzer oder dass euer Meerschweinchen nach dem Schliff nicht gut fressen kann, könnte es sich lohnen, sich eine weitere Meinung bei einem anderen Tierarzt einzuholen und dort einmal den Schliff zu probieren. Zähne schleifen bei Nagern ist ein schwieriges Kunstwerk!
Und jeder Tierarzt schleift ein wenig anders oder hat andere Erfahrungen.
Diagnostik und Ablauf einer Zahnkorrektur beim Meerschweinchen
Eine gute Zahnkorrektur wird beim Meerschweinchen durch Schleifinstrumente bewerkstelligt, wodurch die Zähne schonend und gleichmäßig gekürzt werden können.
Da der Einsatz von Schleifinstrumenten im engen Nagermaul nicht ganz einfach und ungefährlich ist, sollten Meerschweinchen dazu immer in Narkose gelegt werden. Das erspart auch dem Tier erheblichen Stress und der Tierarzt kann sorgfältig in Ruhe nachsehen, welches Zahnproblem überhaupt besteht. Denn nicht immer kann er per Otoskop oder Endoskop zuvor im Nagermaul gleich alles überblicken - oft ist allein zur Ursachenfindung die Narkose notwendig.
Die Veterinärmedizinische Uni Leipzig gibt in einem Artikel an, dass mit Otoskop 50% der Probleme im Nagermaul übersehen werden, unter Narkose sind es immer noch 25% (Quelle: http://www.vetmed.uni-leipzig.de/blaue-hefte/archiv/0001_LTK4/free-online/Heimtiere-ECAMS.pdf).
Ein Endoskop kann helfen, einen Überblick zu erhalten, die die Zähne der Meerschweinchen aussehen oder ob Wunden im Maul bestehen - dennoch ist eine Diagnostik damit auch nicht 100% genau.
Das Endoskop ist ein dünner Edelstahl-Stab, der eine Kamera am Ende besitzt. Den Stab kann man in das Maul des Meerschweinchens ohne Narkose vorsichtig einführen und so auf einem Bildschirm sehen, wie es im Inneren des Mauls aussieht.
Allerdings kann man manche Stellen im Maul so auch nur bedingt beurteilen und es können Zahnprobleme übersehen werden. Dennoch ist dies eine Möglichkeit zusätzlich zum Otoskop, Nagerzähne oberflächlich ohne Narkose zu beurteilen.
Bei Zahnproblemen sollte man daher immer auf Nummer sicher gehen und die Meerschweinchen in Narkose untersuchen lassen - und zusätzlich dazu unbedingt bildgebende Diagnostik durchführen lassen, um herauszufinden, welche Zahnprobleme und Ursachen dafür genau vorliegen. Nur so können die Zähne auch entsprechend passend geschliffen und das Meerschweinchen mit den richtigen Medikamenten behandelt werden.
Neben Dentalröntgenbildern gibt es heute auch die Möglichkeit bei manchen Tierärzten, ein CT oder eine 3D Röntgenaufnahme (DVT) anfertigen zu lassen.
Wenn Probleme im Nagermaul bestehen könnten, empfiehlt es sich also im Zweifel immer, die Zähne unter Gasnarkose überprüfen zu lassen.
Ein Einblick mit dem Otoskop genügt nicht und andere Methoden wie "mal eben" mit dem Maulspreizer einen Blick reingeworfen haben, sagen so gut wie gar nichts über den Zustand der Zähne aus.
An einem solchen Vorgehen erkennt man auch gleich, ob ein Tierarzt sich mit Nagerzähnen und deren Behandlung auskennt oder sich überhaupt mit dem Thema befasst hat.
Zahnprobleme bzw. vor allem klassische Backenzahnbrücken können auch durch Erkrankungen anderer Organe wie Entzündungen der Gebärmutter, Herzprobleme etc. entstehen. Daher sollte, wenn die Ursache nicht an den Zähnen zu finden ist, auch weitere Diagnostik betrieben werden, um den restlichen Körper zu untersuchen.
Ebenfalls können Entzündungen im Kiefer auch andere Organe schwächen und zum Beispiel das Herz befallen - Zahnprobleme und Herzerkrankungen beim Meerschweinchen kommen interessanterweise auch immer mal wieder gepaart vor.
Mehr Infos zur allgemeinen Diagnostik beim Meerschweinchen gibt es hier.
Das Foto hier ist im Jahr 2015 mit freundlicher Genehmigung unserer damaligen Tierärzte entstanden. Es zeigt Meerschweinchendame Pari, wie sie unter Gasnarkose in einem Zahnbehandlungsstand die Zähne mit Schleifinstrumenten korrigiert bekommt.
Da Paris Kiefer schief war und die Zähne sich nicht richtig abgenutzt haben, sind ihre Zähne jahrelang ca. alle 2 Monate so geschliffen worden.
Narkose für Zahnbehandlungen
Um ein Meerschweinchen zu narkotisieren, gibt es verschiedene Narkose-Arten. Wenn man einen guten Zahntierarzt hat, der mit einer Narkoseart die besten Erfahrungen gemacht hat, dann ist es angeraten, ihm die Wahl der Narkose zu überlassen.
Wir haben die besten Erfahrungen mit der Inhalationsnarkose/Gasnarkose mit dem Gas Isofluran (und zusätzlichen Schmerzmitteln zur Schmerzausschaltung) gemacht und würden diese Art der Narkose bei regelmäßigen Zahnbehandlungen, bei denen die Zähne nur geschliffen werden und bei der Behandlung vor allem bei angeschlagenen oder alten Tieren empfehlen. Bei längeren und größeren Zahnoperationen kann die Gasnarkose mit der "Triple-Injektionsnarkose" kombiniert werden oder die Triple-Narkose alleine angewandt werden. Dies ermöglicht mehr Schmerzausschaltung und die Tierärzte können ohne Maske (die zur Gasnarkose wichtig ist) im Maul der Tiere arbeiten.
Mehr Infos zu Narkosen beim Meerschweinchen gibt es hier.
Während der Zahnbehandlung
Bei geübten Tierärzten dauert so eine Zahnbehandlung mit einfachem Zähneschleifen meist nicht mehr 15-20 Minuten. Danach ist das Meerschweinchen wieder wach aus der Narkose und futtert im Optimalfall sofort wieder weiter. Muss weitere Diagnostik betrieben werden oder ist die Zahnsituation komplexer, so dauert dies natürlich länger.
Während der Zahnbehandlung sollte der Tierarzt auch nach Wunden und Verletzungen im Maul Ausschau halten. Gibt es sowas, empfiehlt es sich, einen Abstrich davon einzuschicken, um herauszufinden, ob Bakterien oder Pilze die Wunde verursachen und welches Medikament am besten dagegen wirken kann.
Auch kann es sein, dass Essensreste oder Fell in den Zahnlücken hängt und dies kann zu Schmerzen und Infektionen im Maul führen und das Zahnfleisch angreifen. Daher wird der Tierarzt so etwas während der Behandlung entfernen.
Für eine Zahnbehandlung beim Tierarzt gelten die allgemeinen Tipps für Tierarztbesuche: eine geeignet gestaltete Transportbox, genug Frischfutter zur Verpflegung und am besten ein freundliches und entspanntes Begleit-Meerschweinchen zusätzlich zum erkrankten Meerschweinchen.
Schaut hier für mehr Tipps, wie man Tierarztebesuche möglichst stressfrei für Meerschweinchen gestalten kann.
Nach der Zahnbehandlung
Wenn die Zahnbehandlung richtig geschehen und der Schliff der Zähne gelungen ist und keine großen Verletzungen oder Erkrankungen vorliegen, dann kann das Meerschweinchen unmittelbar nach der Zahnbehandlung oft sofort wieder flott und gut futtern.
Liegen Wunden im Maul vor oder eine komplizierte Zahnsituation, so dauert es oft ein paar Tage, bis das Meerschweinchen wieder besser fressen kann. Bei sehr komplexen Zahnproblemen braucht es sogar manchmal mehrere Korrekturen im Abstand von meist ca. 2 Wochen, bis das Meerschweinchen wieder normal kauen kann.
Nur sehr selten gibt es den Fall, dass ein Meerschweinchen trotz guter regelmässiger Korrekturen aufgrund massiver Zahnfehlstellungen im Kiefer gar nicht mehr richtig kauen kann. In so einem Fall sollte man prüfen, ob ggf. Zähne gezogen werden müssen, um dem Tier zu helfen. Ist dies nicht möglich bzw. sind mehrere Zähne betroffen, so sollte man gut im Blick haben, ob die Situation für das Meerschweinchen weiterhin lebenswert ist. Hat das Meerschweinchen keine Schmerzen und kommt mit einer Hilfestellung mit Brei oder in Streifen geschnittenem Gemüse gut zurecht, so kann es oft noch Jahre trotz der Einschränkungen mit ggf. Schmerzmitteln und regelmässigen Zahnkorrekturen ein schönes Leben führen.
Meerschweinchen, die aufgrund von Zahnproblemen nicht richtig fressen können, sollten übergangsweise mit Brei unterstützt werden. Man kann dazu Breiarten kaufen, aber auch selbst herstellen, um den Brei gesünder zu gestalten. Mehr Infos zu diesem Thema gibt es hier.
Diesen Brei sollten die Meerschweinchen freiwillig nehmen. Wir sind kritisch gegenüber dem Zwangsernähren und raten davon ab, da es sehr schädlich für das Meerschweinchen sein kann und es bei schweren Erkrankungen auch nicht heilt, sondern ihm eher schadet.
Mehr Infos gibt es zu dem Thema hier.
Man kann Meerschweinchen auch Gemüse in Streifen schneiden oder rapseln, so dass sie es bei Zahnproblemen nicht abbeissen und besser kauen können.
Sofern Wunden im Maul vorliegen oder das Tier aus anderen Gründen Schmerzen haben könnte oder noch nicht richtig kauen kann (was immer auch mit Schmerzen zu tun haben kann), sollten nach einer Zahnbehandlung ausreichend Schmerzmittel (Infos und richtige Dosierungen von Schmerzmitteln gibt es hier) gegeben werden.
Zudem gibt es viele natürliche und naturheilkundliche Möglichkeiten, die Wundheilung zu fördern und Wunden im Maul zu desinfizieren (Salbeitee, Manukahonig, Propolis etc.).
Zudem machen eigentlich immer bei Zahnproblemen Antibiotika (Infos hier) Sinn. Zahnprobleme gehen meist mit einer Entzündung in Zähnen oder Kiefer einher - diese ist entweder die Ursache für die Probleme oder aber bildet sich durch Fehlbelastung der Zähne durch eine nicht-entzündliche Ursache. Da man Entzündungen im Anfangsstadium (wenn es z.B. noch nicht zum Aufquellen des Knochens oder Abszessen gekommen ist) im Röntgenbild, CT etc. nicht zuverlässig sehen kann, sollte immer bei neu auftretenden Zahnproblemen ein Antibiotikum verabreicht werden. Auch, wenn ein Meerschweinchen regelmässig Zahnkorrekturen erhält und damit gut zurecht kommt, es dann aber schlechter wird, sollte man ein Antibiotikum probieren, da kranke Zähne sich gerne auch ab und zu mal entzünden.
Treten Probleme weiterhin auf oder immer wieder neu, kann es auch Sinn machen, einmal ein anderes Antibiotikum als das bisher gegebene zu geben. Resistenzen kommen auch im Kiefer- und Zahnbereich vor.
Eine Chance sind Antibiotika auch bei retrograden Verlagerungen von Zähnen. Wir kennen viele Fälle, bei denen sich solche Zähne wieder erholt haben und richtig positioniert haben, wenn das Meerschweinchen Antibiotika erhalten und die Zähne regelmässig entsprechend geschliffen bekommen hat. Die retrograden Zähne sollten dabei entlastend geschliffen werden, das heisst, sie sollten etwas tiefer als die anderen Zähne geschliffen werden, damit beim Kauen kein Druck auf ihnen lastet. Da solche Prozesse, wenn nicht genetisch bedingt, oft durch Entzündungen im Kiefer- und Zahnbereich kommen (weichere Kiefersubstanz, Überbelastung von Zähnen aufgrund von Schonen entzündeter Zähne etc.), gibt es so die Chance, dass sich alles wieder reguliert, ohne, dass die entsprechenden Zähne herausoperiert werden.
Viele Meerschweinchen mit solchen Problemen erholen sich auch wieder komplett und müssen nach ein paar Monaten dann gar keine Zahnkorrekturen mehr erhalten.
Heutzutage bieten manche Zahntierärzte auch schon die Möglichkeit an, eine Zahnwurzelspitzenresektion bei chronisch entzündeten Zahnwurzeln oder retrograden Zähnen beim Meerschweinchen durchzuführen. Dies ist eine Möglichkeit, wenn man den Zahn komplett nicht entfernen lassen kann oder möchte und das Meerschweinchen aber Probleme hat mit diesem Zahn und noch nicht eingeschläfert werden soll. Dennoch muss man bedenken, dass es meist nicht nur im Wurzelbereich Probleme gibt mit dem entsprechenden Zahn und der Rest des kranken Zahnes weiterhin im Kiefer bleibt. Dies kann in Zukunft weiterhin zu Problemen führen und auch zu Entzündungen in diesem Bereich oder kann auch zu Entzündungen an anderen Organen im Körper führen (z.B. am Herzen). Ein Zusammenhang von kranken Zähnen und Erkrankungen an Organen wird auch beim Menschen diskutiert.
Dennoch stellt dies natürlich eine Chance da. Man sollte da individuell nach Gesundheitszustand, Krankheitsverlauf und Charakter des Meerschweinchens, nach dem Rat des Tierarztes und auch dem eigenen Bauchgefühl entsprechend entscheiden, ob man dies probieren möchte.
Auch bei Makrodonten (sogenannten Riesenzähnen oder Elefantenzähnen) kann es eine Hoffnung sein, sie entlastend zu schleifen und - natürlich immer neben Schmerzmitteln - Antibiotika zu geben. Makrodonten müssen nicht zwingend Problemen verursachen. Einige Meerschweinchen werden damit alt, ohne einmal Zahnprobleme entwickelt zu haben.
Leider aber können Makrodonten Schwierigkeiten verusachen und manchmal müssen sie dann auch herausoperiert werden, bevor sie den Kiefer zerstören und auch, damit die Meerschweinchen von ihren Schmerzen befreit werden. Zuvor kann es immer einen Versuch wert sein, diese Zähne entlastend zu schleifen und Antibiotika zu geben.
Im Zweifel sollte das Meerschweinchen, wenn es Schmerzen hat und gerade, wenn es noch nicht richtig fressen kann, auch Simeticon und Colosan (Infos hier) gegen Aufgasungen bekommen. Man kann eine Magenaufgasung beim Meerschweinchen nicht tasten und sie ist bei Zahnproblemen oder nach Narkosen häufig!
Zusätzlich kann man den Meerschweinchen generell einiges aus der Naturheilkunde geben, um ihr Immunsystem zu unterstützen (Infos hier) und generell, aber gerade nach Antibiotika ihren Darm wieder aufzubauen (Infos zum Darmaufbau mit Huminsäure gibt es hier).
Auch CBD-Öl kann, unterstützend zu den schulmedizinischen Schmerzmitteln, eingesetzt werden, um gegen Schmerzen und Entzündungen zu wirken. Infos dazu gibt es hier.
Regelmässige Zahnbehandlungen
Nach 2-4 Wochen (je nach Problemen) sollte bei neu aufgetretenen Zahnproblemen dann nochmal unter Narkose kontrolliert werden, ob ggf. noch eine weitere Zahnbehandlung notwendig ist.
Muss das Meerschweinchen regelmässig geschliffen werden, sollte man einen Zeitabstand zwischen den Behandlungen wählen, der ausreicht, dass es noch nicht wieder zu sichtbaren Problemen beim Kauen kommt.
Man sollte also nicht erst dann zum Schleifen gehen, wenn das Tier wieder Probleme hat, da dann auch wieder der Kiefer leidet und dies führt auf Dauer zu einer Verschlechterung des Kiefers.
Manche Meerschweinchen müssen alle 2 Wochen geschliffen werden, manche aber auch nur alle paar Monate. Dies ist individuell.
Mit der Zeit kann der Schleifabstand oft vergrössert werden, wenn sich die Zähne nach einer z.B. entzündlichen Erkrankung erholen.
Verringert sich der Abstand des Schleifens, muss kritisch hinterfragt und Ursachenforschung bzw. Diagnostik betrieben werden, warum dies so ist und was zusätzlich für das Meerschweinchen getan werden kann.
Weitere informative Links zu dem Thema gibt es hier:
Tolle Beschreibung des Vorgehens einer vernünftigen Behandlung (Gasnarkose - Röntgen - Ausrechnen - Schleifen): http://www.kleintierzentrum-walluf.de/leistungen/heimtiere/zahnheilkunde/
Empfehlung der „Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde“ (DGT) in Bezug auf die Narkose bei Zahnbehandlungen: http://www.kleintierpraxis-markdorf.de/downloads/fachpraxisnr.53dgtempfehlung.pdf
Infos zur 3D DVT bei Zahnproblemen:
https://tierarztpraxis-meyer.de/digitale-volumentomographie/
Interessante Bilder von Brückenbildung und Spitzen beim Meerschweinchen