Was ist Päppelbrei und wozu nutzt man ihn beim Meerschweinchen?
Unter Päppelbrei versteht man einen Brei, der mehr oder weniger flüssig aus Breipulver mit Wasser oder Tee angerührt wurde.
Päppelbrei wird bei uns vor allem genutzt, damit Medikamente besser und zum Teil so auch frei im Gehege verabreicht werden können (Infos hier). Auch mischen wir einen gesunden Brei an, um Substanzen wie Huminsäure zum Darmaufbau (Infos hier) stressfrei geben zu können.
Meerschweinchen, die Probleme mit Zähnen und Kiefer (Infos hier) haben und die daher nicht richtig kauen und Nahrung nicht richtig zerkleinern können, können (zusätzlich zu Gemüsestreifen) vorübergehend mit Päppelbrei ernährt werden. Auch alte und dünne Meerschweinchen können durch einen gesunden (!) Päppelbrei im Falle einer Erkrankung kurzzeitig zusätzlich unterstützt werden (Infos zu Untergewicht gibt es hier). Es gibt aber noch gesündere Alternativen für diesen Fall, die wir weiter unten im Text schildern.
Oft wird auch geraten, Päppelbrei zu nutzen, um Meerschweinchen mit Zwang zu ernähren, wenn sie nicht fressen „wollen“. Sie sind dann sehr krank und können einfach nichts fressen in diesem Zustand. Das hat aber seinen Sinn und die Zwangsernährung von Meerschweinchen ist in unseren Augen Qual und auch nicht sinnvoll, sondern dazu sehr gefährlich. Mehr zu unseren Gedanken dazu kann man hier nachlesen. Dort stehen auch Tipps, was man tun sollte und kann, wenn Meerschweinchen nicht fressen. (Frisst ein Meerschweinchen nicht aufgrund einer Krankheit, ist es in erster Linie wichtig, Diagnostik (Infos dazu hier) zu betreiben und die Ursache für die Probleme zu finden und zu behandeln. Wenn Meerschweinchen nicht fressen, dann sind sie krank. Und nur selten liegt das Problem im Magen-Darm-Bereich selbst - diesem tut man mit Zwangsernährung aber auch nichts Gutes und das Meerschweinchen hat auch keinen Stopfdarm, der ein Zwangspäppeln rechtfertigen würde. Mehr Infos zu diesem Thema gibt es hier.)
Ist Päppelbrei gesund für Meerschweinchen?
Viele der gängigen Brei-Pulver, die man kaufen kann, schmecken den Meerschweinchen zwar, enthalten aber oft einiges an Inhaltsstoffen, die nicht gesund sind. Es gibt jedoch auch gesündere Alternativen - weiter unten im Text schildern wir mehr Informationen zu den Sorten an Brei, die für Meerschweinchen zur Verfügung stehen.
Brei an sich ist jedoch nichts, was die Meerschweinchen generell oder gar zur Erholung während oder nach Krankheiten bräuchten. Man liest oft, dass die Meerschweinchen Päppelbrei gefüttert bekommen, um schneller wieder gesund zu sein und zuzunehmen. Das ist, in Bezug auf die meist verwendeten sehr ungesunden Brei-Sorten, in etwa vergleichbar, wie wenn man einem kranken Kind Pommes und Burger zu essen gibt und denkt, ihm damit etwas Gutes zu tun. Solche Päppelbrei-Sorten sind für Meerschweinchen weder gesund, noch benötigen sie etwas von den Inhaltsstoffen.
Für Päppelbrei gelten bei Meerschweinchen die gleichen Bedenken bezüglich der Gesundheit, wie für Pellets und Getreidekörner. Mehr Infos darüber gibt es hier zu lesen.
Daher sollte Päppelbrei am besten nur, wenn wirklich nötig und immer in kleinen Mengen genutzt werden.
Eine Ausnahme stellen Zahnprobleme dar: in so einem Fall wollen die Meerschweinchen oft fressen, aber können nicht. Dann sollte man sie natürlich mit Brei unterstützen und einen Brei finden, der ihnen schmeckt, so dass sie ihn gerne nehmen. Meerschweinchen mit Zahnproblemen sollten in der Regel nur vorübergehend nicht richtig kauen können, bis ihre Zahnprobleme behoben sind. Nur in seltenen Fällen muss man Zahnschweinchen dauerhaft mit Brei unterstützen.
Selbst, wenn die Inhaltsstoffe gesund sind: Brei an sich ist keine empfehlenswerte Nahrungsform für Meerschweinchen - er ist einfach zu fein, die Inhaltsstoffe sind zu Pulver gemahlen.
Der Meerschweinchendarm braucht jedoch lange Rohfasern, wie sie z.B. bei Gras vorkommen - und diese Rohfasern sollten auch noch komplett in ihrer Form vorliegen und nicht pulverisiert sein, wie in Breipulvern.
Dazu kommt, dass viele Päppelbrei-Sorten auch noch mit Abfällen aus der Futtermittelindustrie (Grünmehlen) oder ungesunden Soja- und Getreidebestandteilen und künstlichen Vitaminen vermischt sind, die dem Tier mehr schaden als nützen.
Dennoch ist man leider in manchen Fällen auf solche Breipulver angewiesen. Wir nutzen Päppelbrei generell nur dann, wenn es sich nicht vermeiden lässt: bei kranken Tieren, die etwas zusätzliche Energie benötigen, zur Unterstützung bei der Medikamenten-Gabe und bei Zahnschweinchen, die nicht gut kauen können.
Dabei verwenden wir bevorzugt Breipulver mit gesunden Inhaltsstoffen. Leider sind die Breipulver mit ungesunden Inhaltsstoffen aber beim Meerschweinchen sehr beliebt - im Notfall mischen wir ein bisschen von diesen Breipulvern in die gesunden Breie, wie eine Art "Gewürz", damit die Meerschweinchen den Brei freiwillig nehmen.
Welche Brei-Sorten gibt es und was empfehlen wir?
Ungesunde Breipulver: es gibt eine Vielzahl an Breipulvern, deren Inhaltsstoffe leider nicht optimal und nicht gesund sind für Meerschweinchen. Diese Breipulver sind aber oft sehr beliebt bei den Tieren. Critical Care, Herbicare und Rodicare sind als Beispiele solcher Breipulver zu nennen. Gerade Herbicare und Rodicare wurden von unseren Meerschweinchen immer sehr gerne genommen.
Gesunde Breipulver: Pulver, die aus Gräsern wie Weizengras oder Gerstengras hergestellt sind (am besten nur Bio-Qualität kaufen, z.B. von Azafran), sind generell gesund in Bezug auf die Inhaltsstoffe. Auch das Breipulver von JR Farm enthält solche natürlichen Inhaltsstoffe. Manche Internet-Shops mit Artikeln für Nager stellen auch ihre eigenen, gesunden Breipulver her, z.B. Steppenlemmings.
Die Geschmäcker sind verschieden und manchmal muss man einfach ausprobieren, was das Tier mag. Es ist besser, dem Meerschweinchen vorübergehend bei Bedarf einen eher ungesunden Brei zu geben, als dass es sonst gar nichts fressen würde.
Auch können diese ungesunden Breisorten helfen, Medikamente stressfrei im Gehege zu verabreichen.
In der Regel jedoch haben wir die Erfahrung gemacht, dass das gesunde Gerstengraspulver eine beliebte Alternative zu den ungesunden Breipulvern darstellt.
Gemüse-Brei: Am gesündesten ist selbstgemachter Brei. Dieser wird jedoch leider nicht sehr gerne von den Meerschweinchen genommen, da Konsistenz und Geruch wohl etwas befremdlich sind dann. Braucht man nicht viel Brei, so kann man alternativ einfach mit gesundem Gerstengraspulver arbeiten. Wenn ein Meerschweinchen aber Zahnprobleme hat und gar nicht viel selbst fressen kann, so stellen wir Brei selbst her aus püriertem Gras, Kräutern, Gemüse und ein bisschen Obst. (Wenn man Brei aus Baby-Gläschen anbieten möchte, sollte dieser keine Zusatzstoffe enthalten, sondern nur das reine Gemüse in pürierter Form.)
Manchmal nehmen die Meerschweinchen den pürierten Brei so von selbst. Ansonsten kann man ein klein wenig lecker schmeckendes Breipulver untermischen - entweder gesunden Brei, wie Gerstengraspulver oder zur Not auch etwas ungesundes Breipulver wie Rodicare oder Herbicare.
Wir haben so die besten Erfahrungen gemacht, wenn wir verschiedene Brei-Sorten kombiniert haben.
Im Notfall kann man auch, wenn die Meerschweinchen den Brei gar nicht anders nehmen wollen, getreidefreie Pellets wie Cavia complete oder von Grainless einweichen und mit im gesunden Gemüse-Brei untermischen.
Päppelbrei kann man mit Wasser oder Tee anrühren. Er sollte generell am besten immer relativ flüssig angerührt werden, da er manchmal im Körper auch noch Wasser binden und quellen kann und zusätzliche Flüssigkeit immer sehr wichtig und gesund sein kann für Meerschweinchen.
Wenn der Brei dem Meerschweinchen Energie bieten soll, kann man etwas Honig (normalen Honig oder auch Manuka-Honig) dazu mischen (ca. 1 Messerspitze Honig auf ca. 5 ml Brei).
In den Brei kann man auch Heilmittel aus der Naturheilkunde geben, die gegen Entzündungen (Infos hier) und für das Immunsystem wirken (Infos hier) sowie Mittel zum Darmaufbau (Infos hier).
Um etwas mehr Inhaltsstoffe oder Volumen in den Brei zu bekommen, können auch weitere Dinge hinzugemischt werden, z.B. MSM (Infos hier), Vitalpilze (Infos hier), Morgenstund-Brei, getrocknetes Blaubeerpulver oder Basenpulver von Sonnentor etc.
Wenn nötig, können auch Vitamine (Infos hier) mit dem Brei verabreicht werden.
Rodicare instant enthält, im Gegensatz zu den anderen Breipulvern, Vitamin K3, was für die Mineralisierung von Knochen und Zähnen wichtig sein kann. Wir haben Kontakt zu einer Halterin gehabt, deren Meerschweinchen mit massiven Zahnproblemen 1-2 Jahre lang ausschließlich Brei fressen konnte. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass bei allen herkömmlichen Päppelbrei-Sorten die Zähne ihres Tieres in der Substanz porös wurden, außer bei Rodicare instant. Dies könnte mit dem Vitamin K3 Gehalt zu tun haben, was aber nur eine Hypothese ist. Man kann aber Vitamin K2 in dem Fall, dass ein Zahn-Meerschweinchen nur Brei essen kann, separat zugeben. Infos dazu gibt es hier. Vitamin K2 kann auch bei der Prävention von Harngries und Harnsteinen und bei der Auflösung von Kalk bei verkalkten Nieren eine Rolle spielen.
Alternativen zu Päppelbrei
Päppelbrei kann im Falle von Krankheit zusätzliche Energien stellen, da er aber in seiner Form nicht optimal ist für den Meerschweinchen-Darm, der längere Fasern benötigt, sollte man den Meerschweinchen lieber gesunde und Energie-haltige Nahrungsmittel anbieten, wenn sie selbst fressen können.
Allen voran Gras und Blattgemüse: Meerschweinchen, die im Alter mit so viel Gras und Blattgemüse wie möglich ernährt werden, sehen meist - wenn sie nicht schwer krank sind - sehr wohlernährt und gesund aus. Ebenfalls ist eine Vielfalt an Kräutern und Gemüse sinnvoll. So können auch kranke und alte Meerschweinchen mit einer gesunden Ernährung (Infos dazu gibt es hier) sehr gesund aussehen und müssen nicht pauschal dünn sein.
Auch Bambus und Sauergräser (wie Seggen oder Binsen) sind bei Meerschweinchen sehr beliebt und verführen oft auch kranke Meerschweinchen zum Fressen.
Aromatische Saaten sind generell ebenfalls eine sehr gute und gesunde Ergänzung in der Meerschweinchen-Ernährung.
Braucht ein krankes oder dünnes Meerschweinchen noch etwas mehr Energie, kann man ölhaltige Saaten wie Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne oder Negersaat anbieten und auch Haferflocken sowie Mehlsaaten wie Hirse, Buchweizen und Quinoa. Mehr Infos zu Saaten gibt es hier.
Bei Meerschweinchen mit Zahnproblemen kann man statt oder zusätzlich zu Brei auch Gemüsestreifen oder geriebenes Gemüse anbieten und ganz feine Kräuter anbieten.
Wärme kann dem Körper bei der Heilung helfen - dies ist eine andere Form von Unterstützung, die generell immer sinnvoll sein kann. Am besten nutzt man dazu Rotlicht oder Dunkelstrahler, Infos dazu gibt es hier.
Tipps, um den Brei zu verabreichen
Den Brei gibt man am besten mit einer dünnen 1 ml Spritze direkt ins Maul des Meerschweinchens.
Wenn die Meerschweinchen ihn selbst nehmen, dann werden sie an der Spritze ziehen. Man gibt die Spritze am besten soweit ins Maul ein, dass nichts herausläuft und das Meerschweinchen gut schlucken kann: man merkt, dass man es richtig macht, wenn das Meerschweinchen den Brei ohne etwas zu verkleckern kaut und schluckt. Manchmal sind die Meerschweinchen aber auch gierig und kleckern dann mal, auch wenn der Brei richtig eingegeben wird.
Möchte das Meerschweinchen den Brei nicht freiwillig nehmen, so sollte es nicht gezwungen werden, größere Mengen Brei aufzunehmen - siehe den ersten Abschnitt oben und die Infos zur Zwangsernährung hier. Nutzt man aber ein paar wenige ml Brei, damit Medikamente damit besser verabreicht werden können oder nach Medikamenten, damit diese besser im Magen des Meerschweinchens ankommen, so muss man den Brei gegen den Willen des Meerschweinchens in sein Maul befördern. Dazu führt man die Spritze dann ganz weit hinten in das Maul des Meerschweinchens. Am besten gelingt dies, wenn man das Meerschweinchen dabei auf dem eigenen Schoss sitzen hat.
Um ca. 2-3 cm kann man die Spritze mindestens in das Maul des Meerschweinchens einführen, so dass man damit im Backenzahnbereich landet. In diesem Bereich kann Brei vom Meerschweinchen nicht mehr ausgespuckt werden und muss ihn schlucken, was wichtig ist, wenn er Medikamente beinhaltet.
Ist der Brei dicker angerührt, kann man ihn auch auf einem Löffel oder Teller anbieten. Da Flüssigkeit für Meerschweinchen aber sehr wichtig ist, sollte man den Brei lieber flüssiger anrühren. Eine Ausnahme stellt Brei mit Apfelpektin zum Darmaufbau dar, dieser ist dicker, weil das Pektin quillt.
Tipps, um Medikamente mit Brei zu verabreichen, so dass dies auch zum Teil frei im Gehege funktioniert, kann man hier nachlesen.