Haben Meerschweinchen einen zu hohen Blutzucker, so kann dies durch eine Entzündung kommen oder durch Diabetes.
Der Diabetes bei Meerschweinchen ist unserer Einschätzung nach nicht mit einem Diabetes bei Menschen vergleichbar und besitzt zum Teil andere Charakteristika - da dies aber wenig erforscht ist, weiß man noch nicht sehr viel über Diabetes beim Meerschweinchen.
Man vermutet beim Meerschweinchen beispielsweise auch, dass ein Virus den Diabetes auslösen könnte. Dies ist aber nur eine Hypothese. Es kann auch eine genetische Komponente verantwortlich sein - oft fällt auf, dass mehrere verwandte Meerschweinchen einen zu hohen Blutzucker haben. Da Meerschweinchen den Diabetes in der Regel zudem von Geburt an haben, stützt dies diese Hypothese.
Aber auch ein Schilddrüsenproblem kann Diabetes beim Meerschweinchen begünstigen.
Da über Diabetes beim Meerschweinchen noch nicht so viel bekannt ist, tauschen wir Halter uns immer rege über unsere praktischen Erfahrungen damit aus, um unsere diabetischen Meerschweinchen bestmöglich unterstützen zu können.
Vermutlich haben deutlich mehr Meerschweinchen Diabetes, als bekannt ist, da diese Erkrankung meist einfach völlig symptomlos bleibt. Heutzutage testen Meerschweinchenhalter jedoch vermehrt den Urin ihrer Meerschweinchen regelmäßig selbst mit einem Teststreifen (dies ist auch richtig und wichtig - Infos dazu gibt es hier) und meistens fällt dann ein hoher Glukosegehalt im Urin auf, der anzeigt, dass der Blutzucker des Tieres zu hoch ist.
In der Regel haben diabetische Meerschweinchen keine Probleme mit ihrem zu hohen Blutzuckerspiegel und können damit auch alt werden. Man muss sie - unseren Erfahrungen nach - nicht anders ernähren oder halten, als gesunde Meerschweinchen auch und sollte ihre Gesundheit auch einfach ganz normal im Blick behalten.
Diabetische Meerschweinchen können im Laufe ihres Lebens dann (meist nach 2-3 Lebensjahren) einen diabetischen Katarakt bekommen durch den zu hohen Blutzucker - dies muss aber nicht sein.
Vor allem geschieht dies daher auch oft nicht, weil viele diabetische Meerschweinchen ihren Diabetes häufig in den ersten ca. 3 Lebensjahren wieder „verlieren“ und dann wieder einen normalen Blutzucker haben. Bisher scheint es jedoch nicht geklärt, warum dies so ist. Dies zeigt bereits, dass der „Meerschweinchen Diabetes“ nicht vergleichbar ist mit dem „Menschen Diabetes“.
Meerschweinchen haben den Diabetes unseren Erfahrungen nach in der Regel auch entweder von Geburt an oder sie sind keine Diabetiker - und sie haben dann eigentlich eine Entzündung, die den Blutzucker hochtreibt. Ein in späteren Lebensjahren auftretender zu hoher Blutzucker war in allen Fällen in unserem Umfeld bedingt durch eine Entzündung. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass es auch zu einem späteren Zeitpunkt im Leben eines Meerschweinchens zum Auftreten eines Diabetes kommen kann - jedoch scheint dies wenn dann ein sehr seltener Fall zu sein und man sollte eher Entzündungen als Ursache für den neu aufgetretenen hohen Blutzucker dann unbedingt in Betracht ziehen.
Eine Entzündung kann auch bei jungen Meerschweinchen zu einem zu hohen Blutzuckerspiegel führen - dies ist oft nicht bekannt und führt in so einem Fall fälschlicherweise dann zu der Diagnose „Diabetes“. Dadurch erhält das Meerschweinchen dann daher nicht die auf lange Sicht gesehen lebensrettende Behandlung der Entzündung mit Antibiotika oder Operation.
Auch ein Blutbild hilft beim Meerschweinchen leider nicht, einen Diabetes von einer Entzündung zu unterscheiden, da man Entzündungen darin nicht zuverlässig erkennen kann - daher sollte man, wenn auffällt, dass ein Meerschweinchen einen hohen Blutzucker hat, sich auf die Suche nach Symptomen einer Entzündung begeben oder im Zweifel auch auf gut Glück mit einem Antibiotikum arbeiten.
Das Wohlbefinden des Meerschweinchens gibt oft den entscheidenden Hinweis: Diabetiker-Meerschweinchen sind in der Regel ganz normal fitte und fröhliche Meerschweinchen. Geht es den Meerschweinchen nicht gut und zeigen sie Anzeichen von Schmerzen (Infos zu Schmerzsymptomen gibt es hier), so liegt unserer Erfahrung nach dann eine weitere Erkrankung wie eine Entzündung vor, die behandelt werden muss. Auf diese Themen gehen wir im folgenden Text detailliert ein.
Wir haben jahrelang einiges zu Diabetes beim Meerschweinchen recherchiert, bei unseren diabetischen Meerschweinchen viel ausprobiert und auch phasenweise engmaschig Blutzuckermessungen an unseren diabetischen Meerschweinchen durchgeführt, um herauszufinden, welche Zusammenhänge es mit der Ernährung geben könnte. Unsere Schlussfolgerung war, dass man diabetische Meerschweinchen ganz normal wie gesunde Meerschweinchen halten und ernähren sollte, dies bezieht sich auf eine gesunde, flüssigkeitshaltige Ernährung mit viel Gräsern und Blattgemüse aber auch einer Vielfalt an Nahrungsmitteln einschliesslich Obst und Wurzelgemüse (Infos zu einer von uns empfohlenen Ernährung gibt es hier). Vom Spritzen von Insulin raten wir zudem ab.
Von unseren Erfahrungen zu diesen Themen möchten wir nun im weiteren Text detaillierter berichten.
Symptome eines zu hohen Blutzuckers
Diabetische Meerschweinchen zeigen in den meisten Fällen keinerlei Symptome des zu hohen Blutzuckers (ab 250 mg/dl). Sie haben auch in der Regel durch den zu hohen Blutzucker keine Beschwerden.
Entgegen vieler Aussagen, dass diabetische Meerschweinchen viel trinken würden, können wir diese Beobachtung nicht bestätigen. Fast kein diabetisches Meerschweinchen in unserem Umfeld hat bisher überhaupt getrunken oder gar viel. Diese Meerschweinchen haben aber auch immer sehr viel Flüssigkeit durch die Nahrung erhalten. Sofern die Meerschweinchen mit ausreichend Flüssigkeit in der Nahrung versorgt sind, sollte das Trinken also auch beim diabetischen Meerschweinchen als nicht unbedingt ein Symptom des Diabetes sein (Infos zu einer gesunden Ernährung gibt es hier).
Es kann sein, dass die Augen diabetischer Meerschweinchen irgendwann trüb werden und es zu einem diabetischen Katarakt kommt. Dies geschieht aber erst im Alter von 2-3 Jahren und nicht zu Beginn des Lebens. Sehr selten erblindet auch ein Auge alleine und dies selten auch durchaus relativ „spontan“ bei einem diabetischen Meerschweinchen (Infos zu Augenkrankheiten gibt es hier). Aber auch gesunde Meerschweinchen können im Alter einen Katarakt bekommen - es empfiehlt sich aber dann in diesem Fall immer ein Urintest (Infos zum einfachen Testen des Urins gibt es hier) zur Sicherheit, um zu prüfen, ob der Blutzucker zu hoch ist.
Beispielfoto für ein Meerschweinchen mit Augen mit einem diabetischem Katarakt
Ebenfalls können Diabetiker-Meerschweinchen zu Entzündungen neigen - dies muss aber nicht sein. Es kann jedoch bei ihnen zu höherer Wahrscheinlichkeit zu Wundheilungsstörungen kommen und oft tritt bei zu hohem Blutzucker ein Lippengrind (Infos dazu hier) auf.
Man sagt auch, dass es bei diabetischen Meerschweinchen vermehrt Blasenentzündungen (Infos dazu hier) geben kann - allgemein neigen aber auch sonst gesunde Meerschweinchen schon zu Blasenentzündungen und manche Diabetiker-Schweinchen haben ihr Leben lang keine einzige. Insofern betrifft dies wohl generell alle Meerschweinchen im gleichen Maße.
Blasenentzündungen (gerade, wenn sie immer wieder auftreten) sind manchmal bei weiblichen Meerschweinchen jedoch eigentlich Symptom einer Gebärmutterentzündung (Infos dazu hier). Gerade bei weiblichen Meerschweinchen, die oft bei einer Gebärmutterentzündung oder durch hormonelle Probleme durch Eierstockzysten durch diese Erkrankungen ausgelöst einen zu hohen Blutzucker haben können, ist es dann nicht immer so einfach, zu unterscheiden, welche Krankheit eigentlich primär vorliegt. Dies ist manchmal schwer zu diagnostizieren, da viele Gebärmutterentzündungen nicht mit bildgebenden Verfahren (und auch nicht durch Blutwerte) nachgewiesen werden können und erst durch eine OP auf gut Glück bestätigt werden können. Mehr zu diesem Thema gibt es hier.
Es muss beim Meerschweinchen im Falle einer Entzündung also auch immer abgeklärt werden, ob die Entzündung den hohen Blutzucker verursacht oder ein Diabetes die Entzündungen begünstigt. Dies lässt sich unserer Erfahrung nach beim Meerschweinchen nicht anhand der Blutwerte sicher erkennen unseren Erfahrungen nach.
Meist kann man in solchen Fällen nur durch Urintests (Glukose im Urin vor, während und nach Antibiotika-Gaben), den Symptomen und dem Verlauf der Erkrankung erkennen, ob es sich um einen hohen Blutzucker durch Diabetes oder durch eine Entzündung im Körper handelt.
Geht es einem Meerschweinchen mit zu hohem Blutzucker nicht gut, so handelt es sich also meist um eine Infektion oder ein anderes gesundheitliches Problem. Ist dies ausgeschlossen (durch Diagnostik und im Zweifel mehrere Antibiotika auf gut Glück), so kann natürlich auch der hohe Blutzucker zu Unwohlsein führen. Dies kommt unserer Erfahrung nach jedoch eigentlich so gut wie nie vor.
Sollten diabetische Meerschweinchen viel futtern, hektisch wirken und dennoch abnehmen, so könnte eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegen, die sehr selten zusammen mit Diabetes auftreten und diesen beeinflussen kann. Infos zu Schilddrüsenerkrankungen gibt es hier.
Diagnostik bei zu hohem Blutzucker
-> Urintest
Die einfachste und fürs Meerschweinchen angenehmste Möglichkeit, festzustellen, ob der Blutzucker zu hoch ist, ist der Urintest. Diesen kann man beim Tierarzt durchführen lassen, aber einfacher, schneller und günstiger geht es auch selbst zuhause.
Hier gibt es eine Anleitung, wie man einfach den Urin der Meerschweinchen selbst testen kann - die Tiere merken das dann meist nicht mal :-).
Ist viel Zucker im Blut (die Glukose) vorhanden, so wird diese über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden, um den Blutzucker zu senken.
Ist das Feld für Glukose im Urin-Teststreifen verfärbt und dies wiederholt sich in mehreren Tests (zur Sicherheit, um falsch-positive Ergebnisse auszuschließen), so liegt der Blutzucker des Meerschweinchens über 200 mg/dl.
Ab dieser Schwelle beginnt die Glukose-Ausscheidung über den Urin beim Meerschweinchen, aber erst ab einem Blutzucker von 250mg/dl wird wirklich von Diabetes gesprochen.
Dennoch kann man immer davon ausgehen, dass, wenn Glukose im Urin angezeigt ist, ein Diabetes oder eine Entzündung vorliegen und sollte zur Sicherheit auch mögliche Ursachen für eine Entzündung im Körper des Meerschweinchens im Blick behalten (so kann man beim Urintest z.B. auch gleich einen Blick auf die Felder für Blutzellen im Urin werfen).
Verfärbt sich das Feld für Glukose im Urin sehr dunkelgrün, ist besonders viel Glukose im Urin vorhanden und der Blutzucker dementsprechend besonders hoch (also besonders viel Glukose im Blut). Dies kann auch immer mal wieder schwanken aufgrund verschiedener Faktoren. Manche Diabetiker-Schweinchen haben einen unregelmäßig schwankenden Blutzucker von 350-600mg/dl.
-> Bluttest beim Tierarzt
Mittels eines Bluttests kann man den Blutzucker bestimmen und ist dieser zu hoch (höher als 250 mg/dl), so spricht man beim Meerschweinchen von Diabetes (früher galten niedrigere Grenzwerte, mittlerweile sollten das aber alle Labore angepasst haben).
Da der Blutzucker aber durchaus auch mal nur kurzzeitig zu hoch sein kann (z.B. durch starken Stress oder eine akute Entzündung), sollte auch immer der Langzeitblutzucker Fructosamin bestimmt werden, der einen Überblick über die Höhe des Blutzuckers in den letzten Wochen angibt. Ist dieser Wert erhöht, ist der Blutzucker schon länger zu hoch.
All diese Werte sagen jedoch nicht aus, ob es sich um Diabetes oder eine (ggf. auch längerfristige und schleichende, somit bisher noch fast symptomlose) Entzündung handelt.
Auch mit weiteren Blutwerten für Entzündungen - dem Differentialblutbild - kann man beim Meerschweinchen Entzündungen nicht zuverlässig nachweisen. Daher ist immer die Frage, ob es Sinn macht, den Blutzucker überhaupt messen zu lassen, denn dies ist immer viel Stress und auch Schmerz für das Tier.
Man kann die Höhe des Blutzuckers ja auch durch den Urintest bestimmen, auch wenn dieser Test die genaue Höhe des Blutzuckers etwas ungenauer angibt. Dennoch ist der Urintest ebenfalls (zur Sicherheit mehrfach durchgeführt) ein zuverlässiger Test, um zu bestimmen, ob der Blutzucker zu hoch ist oder in welche Richtung er sich entwickelt.
Es braucht dann eigentlich keine weitere Bestimmung der Blutwerte, wenn man das Tier nicht mit Insulin oder anderen Medikamenten wie z.B. Glipizide gegen einen hohen Blutzucker behandeln möchte - und davon würden wir aus der Liebe zum Meerschweinchen in der Regel abraten, da man mit diesen Medikamenten oft mehr schadet als nützt. Dazu folgen weiter unten im Text beim Abschnitt Therapien noch Infos.
Oft wird auch gesagt, dass Diabetiker-Meerschweinchen ja auch schlechte Leberwerte haben könnten und man dies wissen sollte und daher die Leberwerte in einem Blutbild bestimmen lassen sollte.
Die Leberwerte sagen aber auch nicht unbedingt etwas über den Zustand der Leber aus (sie können auch durch Bakteriengifte bei einer Infektion oder Umwelttoxine erhöht sein und kein Problem mit der Leber andeuten), zudem braucht es eigentlich bis zu 8 Blutwerte, um den Zustand der Leber wirklich etwas detaillierter bestimmen zu können. So viele Werte werden meist gar nicht bestimmt, sondern maximal 2-3. Desweiteren kann man die Leber mit natürlichen Substanzen auch einfach so unterstützen, ohne zu wissen, ob wirklich ein Problem mit der Leber vorliegt (mehr Infos dazu hier).
Insofern raten wir in der Regel von einer Blutentnahme als Diagnostik bei Verdacht auf Diabetes beim Meerschweinchen ab, vor allem, wenn die Tiere gesund und unauffällig wirken.
Ausnahmen sind natürlich Spezialfälle, bei denen nicht klar ist, was für eine Erkrankung vorliegt, auch wenn da ein Bluttest ebenfalls oft nicht sehr hilfreich ist (mehr Infos zu allgemeiner Diagnostik und den Problemen mit zuverlässigen Aussagen von Blutwerten beim Meerschweinchen gibt es hier).
Einzig macht der Blutcheck wirklich Sinn, wenn eine Schilddrüsenerkrankung vermutet wird. Dann wird das Schilddrüsenhormon T4 (oder auch zusätzlich fT4) des Meerschweinchens bestimmt. Sehr selten beeinflussen Schilddrüsenerkrankungen auch den Blutzucker - geht es dem Meerschweinchen nicht gut, trotz Antibiotika-Gaben und Ausschluss anderer Erkrankungen und nimmt es vielleicht auch ab, sollte daran gedacht werden und der T4 im Blut bestimmt werden. Infos zu Schilddrüsenerkrankungen gibt es hier.
-> Blutzucker von Meerschweinchen selbst bestimmen
Man kann sonst auch selbst den Blutzucker beim Meerschweinchen bestimmen, was aber auch nur dann Sinn macht, wenn man diesen überwachen muss zwecks Medikamentgaben. In der Regel ist es nur unnötiger Stress für die Meerschweinchen.
Um den Blutzucker selbst zu messen eignen sich Geräte aus der Apotheke wie Contour XT oder next. Manche davon gibt es sogar kostenlos, die Blutzucker-Teststreifen allerdings kosten etwas. Einen Blutstropfen bekommt man, wenn man das Meerschweinchen mit einer Nadel zwischen den Zehen oder am Ohr piekst. Oft schütteln sich die Meerschweinchen jedoch beim Test am Ohr und dann ist der Blutstropfen verschwunden. Alternativ kann man auch, sofern man nicht oft testen möchte, eine Kralle ein ganz klein wenig zu kurz schneiden. Mit etwas Geschick gelingt dies in so geringem Maße, dass das Meerschweinchen fast nichts merkt und auch kaum blutet, aber es einen Blutstropfen ergibt, der für die Messung ausreicht (man kann dann auch die entsprechende Zehe etwas massieren). Reicht der Blutstropfen nicht aus für die Messung, kann meist auf dem Teststreifen noch etwas nachgefüllt werden. Dies muss jedoch zeitnah geschehen.
Diese ganze Prozedur ist weder für das Meerschweinchen noch den Menschen eine schöne Sache und daher ist eher davon abzuraten. Man kann den Blutzucker besser, leichter, für alle angenehmer und noch dazu sehr zuverlässig über den Urin bestimmen und im Blick behalten.
Diese beiden Schweinchen haben einen normalen Blutzucker, wie die Blutzucker-Messung mit Piecks im Ohr zeigt.
-> Weitere Diagnostik: die Suche nach Entzündungen
Da ein zu hoher Blutzucker beim Meerschweinchen auch durch Entzündungen ausgelöst werden kann, sollte, wenn das Tier krank wirkt, mittels Diagnostik nach solchen gesucht werden. Ein Diabetes führt beim Meerschweinchen in der Regel, wie erwähnt, nicht zu Krankheitssymptomen.
Zeigt ein Meerschweinchen Anzeichen von Schmerzen (Infos zu Schmerzsymptomen gibt es hier), so ist in der Regel eine andere Erkrankung und meist eine Entzündung das Problem.
Mittels Urintest, Röntgenbildern und Ultraschall (Infos zu diesen Diagnostik-Methoden gibt es hier) sollte dann auf die Suche nach der Entzündung gegangen und diese mit den entsprechend zu der Behandlung passenden Antibiotika behandelt werden.
Findet man die Ursache für die Entzündung nicht, so sollten dennoch auf gut Glück Antibiotika gegeben werden. Meerschweinchen neigen leider stark zu Entzündungen und zeigen bei Antibiotika in der Regel gute Verträglichkeit und wenig Nebenwirkungen, so dass der Versuch eines Antibiotikums es immer wert ist, um das Tier zu retten oder ihm die Schmerzen zu lindern.
Schmerzen durch Entzündungen führen auch oft zu Verdauungsproblemen wie Aufgasungen (Infos dazu hier) und allgemeinem Unwohlsein und Schmerzmittel reichen in solchen Fällen nicht aus, dass es den Meerschweinchen besser geht. Greift dann das passende Antibiotikum, so geht es den Meerschweinchen oft binnen Stunden schon besser.
Wichtig dabei ist, dass es wirklich ein passendes Antibiotikum gegen die entsprechende Infektion ist. Wenn man die Entzündung im Körper lokalisieren kann, sollte man, wenn möglich, ein Antibiogramm erstellen lassen (Infos dazu hier), z.B. bei Blasenentzündungen. Wenn dies nicht möglich ist (z.B. bei einer Lungenentzündung), muss man leider im Zweifel ein weiteres Antibiotikum probieren, wenn das erste Antibiotikum nicht zu einer Besserung führen sollte. Oder wenn man die Entzündung im Körper nicht lokalisieren kann und das Antibiotikum auf gut Glück gegen den hohen Blutzucker gibt.
So sind Entzündungen, die einen zu hohen Blutzucker verursachen, aber die man trotz Diagnostik nirgendwo genau im Körper lokalisieren kann und daher nur durch Antibiotika-Gaben auf gut Glück behandeln kann, unserer Erfahrung nach meist gut durch das Antibiotikum Cotrimoxazol zu behandeln, aber nicht immer durch Enrofloxacin. Der Blutzucker sinkt dann erst dauerhaft, wenn die Entzündung durch das passende Antibiotikum behandelt wurde.
Oft wird, wenn der Blutzucker mit einem Antibiotikum nicht sinkt, von Diabetes ausgegangen - es kann aber sein, das Antibiotikum hat einfach gegen die bakterielle Entzündung nicht wirken können. Ob man ein weiteres Antibiotikum probiert, sollte vom Befinden des Meerschweinchens abgemacht werden.
Geht es dem Tier nach dem ersten Antibiotikum besser, aber bleibt der Blutzucker hoch, so ist davon auszugehen, dass mit dem Antibiotikum eine Entzündung bekämpft wurde, aber der Blutzucker aufgrund von Diabetes zu hoch ist. Es kann aber auch sein, dass die Entzündung eine organische Ursache hat, also z.B. durch eine kranke Gebärmutter entstanden ist. Im letzteren Fall wird die Entzündung dann nur kurzzeitig verschwinden und es wird bald zu weiteren Problemen kommen, bis die kranke Gebärmutter entfernt worden ist. Dies merkt man dem Tier dann aber an, in dem es ihm nach Absetzen des Antibiotikums wieder schlechter geht.
Leider sind solche Fälle nicht immer so eindeutig und die diagnostischen Möglichkeiten sind beim Meerschweinchen begrenzt. Daher bleiben in manchen Fällen nur Antibiotika-Gaben auf gut Glück, auch wenn man dies eigentlich gerne vermeiden würde.
Infos zu verschiedenen Antibiotika beim Meerschweinchen gibt es hier.
-> Diagnostik bei diabetischen Augenerkrankungen
Durch den durch Diabetes bedingten hohen Blutzucker können Meerschweinchen im Laufe der Zeit einen diabetischen Katarakt bekommen. Dies kann dazu führen, dass der Augeninnendruck im Auge steigt, was schmerzhaft sein kann. Dies muss man den Meerschweinchen dennoch nicht unbedingt anmerken. Daher sollte man erblindete Meerschweinchen regelmäßig (1-2x im Jahr) bei einem Augentierarzt untersuchen lassen. Dabei ist vor allem dann auch die Augeninnendruckmessung wichtig. Ist der Augeninnendruck zu hoch, gibt es Augentropfen, die ihn reduzieren können. Zudem kann das Auge durch andere Medikamente geschützt werden vor weiteren Schäden.
Therapien bei einem zu hohem Blutzucker
Wird ein zu hoher Blutzucker bei einem Meerschweinchen entdeckt stellt sich zuerst einmal wieder die Frage: Handelt es sich bei der Ursache für den zu hohen Blutzucker um Diabetes oder um eine Entzündung?
Verhält sich das Meerschweinchen unauffällig und sind so erst einmal keine Anzeichen einer Entzündung oder Erkrankung zu erkennen (Urin prüfen zur Sicherheit!) oder hatte es schon ein Antibiotikum kurz zuvor, so könnte es sich um Diabetes handeln.
Geht es dem Meerschweinchen nicht gut, ist von einer Erkrankung wie einer Infektion auszugehen, ggf. auch manchmal zusätzlich zu einem Diabetes.
-> Therapien bei einer Entzündung
Alle Arten von Entzündungen, vor allem aber Entzündungen der Harnwege und Geschlechtsorgane, können unserer Erfahrung nach beim Meerschweinchen kurzzeitig (bis zum Ausheilen der Entzündung) zu einem zu hohen Blutzucker führen. Durch Diagnostik sollte der Ort der Entzündung im Körper ausfindig gemacht werden und es sollte ein Antibiotikum verabreicht werden, welches entsprechend der Entzündung in dem erkrankten Organ ausgewählt wird (z.B. Azithromycin bei Atemwegsinfektionen, Cotrimoxazol bei Harnwegsinfekten - mehr Infos hier).
Wenn ein Organ einen Tumor aufweist, der nicht zu operieren ist, so sollte auch zur Sicherheit immer ein Antibiotikum verabreicht werden, da Tumore sich häufig entzünden. Handelt es sich aber um eine Gebärmutterentzündung oder Steine in den Harnwegen, so muss das Meerschweinchen - zusätzlich zu einem Antibiotikum -operiert werden.
Es gibt tatsächlich weibliche Meerschweinchen mit zu hohem Blutzucker, die kaum oder keine Anzeichen für ein Gebärmutterproblem zeigen, bei denen auch der Ultraschall unauffällig ist, die am Ende aber doch eine Gebärmutterentzündung hatten und nach einer Kastration, meist dann auf gut Glück irgendwann wegen aufgetretener Beschwerden, auch dann wieder einen normalen Blutzuckerspiegel haben. Meistens haben diese Meerschweinchen dann irgendwann Probleme mit chronischen Blasenentzündungen, die eigentlich aber kein Problem der Blase, sondern eines der Gebärmutter anzeigen. Oder aber sie haben andere hormonellen Auffälligkeiten, so dass man sie irgendwann kastrieren lässt, obwohl der Ultraschall ohne Befund ist. Hormonelle Probleme durch Eierstockzysten können eventuell auch zu einem zu hohen Blutzucker führen. Mehr Infos zu Erkrankungen von Gebärmutter und Eierstöcken gibt es hier.
Auch Kastrationsabszesse beim männlichen Meerschweinchen können zu einem zu hohen Blutzucker führen. Diese Abszesse sollten dann auch operativ entfernt werden (nicht nur spalten, sondern richtig entfernen, Infos zur Abszessbehandlung gibt es hier.)
-> Therapien bei Diabetes
Diabetische Meerschweinchen zeigen, wie erwähnt, oft keine Symptome oder Auffälligkeiten und können ganz normal wie gesunde Meerschweinchen alt werden. Ebenfalls muss es nicht sein, dass sie zu Erkrankungen neigen - dies kann aber sein.
Diabetiker-Meerschweinchen müssen unserer Erfahrung nach nicht anders gehalten werden, wie gesunde Meerschweinchen.
Es gibt zudem im Grunde keine Therapien für diabetische Meerschweinchen, die zuverlässig wirken würden und für das Tier erträglich wären - eine Erklärung dazu folgt im nächsten Abschnitt zu den blutzuckersenkenden Medikamenten.
Medikamente zum Senken des Blutzuckers:
Wir würden nur dann zu blutzuckersenkenden Medikamenten beim diabetischen Meerschweinchen raten, wenn eine Entzündung als Ursache für den hohen Blutzucker ausgeschlossen ist und das Meerschweinchen wirklich unter dem zu hohen Blutzucker leidet. In der Regel kommt dies so gut wie nie vor und krank wirkende Meerschweinchen mit einem zu hohem Blutzucker haben eher eine Entzündung oder ein anderes gesundheitliches Problem.
Es gibt selten aber den Fall, dass ein Meerschweinchen zu einer Entzündung neigt, die man mit Antibiotika aufgrund des hohen Blutzuckers nicht gut oder nicht dauerhaft in den Griff bekommt und das Tier darunter leidet (z.B. chronische Scheidenentzündungen oder sehr ausgeprägte Lippengrinde). Es empfiehlt sich in solchen Fällen natürlich erst einmal auch immer ein Abstrich und Antibiogramm, um zu bestimmen, ob die Antibiotika auch überhaupt passen (Infos dazu hier). Zudem Immunsystemstärkung (Infos hier), Darmaufbau (Infos hier) und allgemeine Stressreduktion (Infos hier).
Dennoch kann in solchen Fällen darüber nachgedacht werden, den Blutzucker zu senken. Dies kann mit Insulin oder blutzuckersenden Tabletten gelingen. Zu diesen beiden Möglichkeiten folgen es nun weitere Infos.
Insulin: Insulin muss 1-2x täglich gespritzt werden und zuvor sollte immer der Blutzucker gemessen werden. Da der Blutzucker beim Meerschweinchen sehr stark schwanken kann aufgrund des schnellen Stoffwechsels, ist die Menge an Insulin zum Teil nur schwer zu bestimmen. Zudem kann es sein, die Meerschweinchen vertragen das Katzen-Insulin, welches für sie genutzt wird, nicht oder nicht gut.
Ebenfalls ist es in unseren Augen eigentlich eine ziemliche Qual, den berührungsempfindlichen und stressanfälligen Meerschweinchen 1-2x am Tag etwas zu spritzen und sie vorher auch noch zu stechen, um einen Blutstropfen für die Blutzucker-Messung zu erhalten… Dies ist es meist nicht wert, da Meerschweinchen ja auch mit einem zu hohen Blutzucker ein schönes, langes Leben führen können - daher würden wir uns immer gegen den Stress und die Risiken des Insulins entscheiden. Für uns stellt dieser Weg mehr Qual als Nutzen dar.
Muss der Blutzucker wirklich gesenkt werden, wären blutzuckersenkende Tabletten daher eher unser Ansatz:
Diese Tabletten erhöhen die Insulin-Ausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse. Beim Meerschweinchen haben wir Erfahrungen mit zwei verschiedenen blutzuckersenkenden Medikamenten in Tablettenform zur oralen Gabe.
Tabletten mit dem Namen "Minidiab" stellen eine solche Option dar, es handelt sich hierbei um ein Glipizid. Diese Tabletten sind seit 2007 in Deutschland nicht mehr zugelassen, aber man kann sie aus Österreich erhalten. Sie müssen verschrieben werden: man kann dann mit einem Rezept von einem Tierarzt über eine beliebige Apotheke bei "Import International" (Telefonnummer: 08963892760) diese Tabletten über die Internationale Apotheke München beziehen (Aussage nach Telefonat 5/2018 mit der Internationalen Apotheke in München) - oder aber ein Tierarzt kann die Tabletten von dort direkt erhalten.
Die Internationale Apotheke gibt diese Tabletten aber nur an Apotheken oder Tierärzte weiter, der Tierhalter selbst kann sie also nicht darüber beziehen.
Die Dosierung beim Meerschweinchen liegt unseren Infos nach bei 1/8 der 5mg Tablette je morgens und abends pro kg, aber diese Angabe ist ohne Sicherheit und es kann von Meerschweinchen zu Meerschweinchen je nach dem individuellen blutzuckersenkenden Effekt dieser Tabletten auch schwanken.
Man sollte mit diesen Medikamenten nicht einfach so herumprobieren, sondern sich Rat bei diesbezüglich erfahrenen Tierärzten suchen. Bei Interesse schreibt uns gerne eine Nachricht über Kontakt, dann können wir euch den Namen einer Tierärztin in Österreich nennen, die sich mit der Gabe von Minidiab beim Meerschweinchen auskennt.
In Deutschland gibt es ansonsten das Präparat Januvia mit dem Wirkstoff Sitagliptin. Man gibt von den 25mg Tabletten eine individuell passende Dosis, z.B. ¼ der Tabletten morgens und abends. Auch hier gilt: keine Experimente und die Meerschweinchen mit diesen Tabletten nur in Begleitung eines diesbezüglich erfahrenen Tierarztes anwenden.
Diese beiden Medikamente werden generell von Meerschweinchen gut vertragen und können den Blutzucker deutlich senken, aber können eventuell auf lange Sicht auch Nebenwirkungen verursachen und sollten daher nur dann eingesetzt werden, wenn ihre blutzuckersenkende Wirkung wirklich benötigt wird. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen diese Tabletten keinen Effekt zeigen, dann sollten sie natürlich wieder abgesetzt werden.
Bei Einsatz dieser Tabletten sollte der Blutzucker regelmäßig geprüft werden und am besten hat man dazu auch einen Tierarzt beratend zur Seite.
Achtung: Unterzuckerung!
Die erwähnten Medikamente, auch Insulin, können den Blutzucker unter Umständen auch zu stark senken.
Auch ein zu niedriger Blutzucker (Unterzuckerung) kann zu einem Problem werden. Da manche Antibiotika ebenfalls den Blutzucker senken können oder es auch durch Stress wie eine Narkose zu solchen Situationen bei gesunden Meerschweinchen kommen kann, ist diese Thematik immer gut im Hinterkopf zu behalten.
Die Meerschweinchen können dann richtig müde und zum Teil auch apathisch und zittrig wirken bei einer Unterzuckerung. Mit Honigwasser oder Traubenzucker aufgelöst in Wasser kann man ihnen eine Hilfe anbieten, dass der Blutzucker wieder steigt.
Was kann man sonst noch tun, um den Blutzucker zu senken?
-> Ernährung
Unseren Blutzuckermessungen bei mehreren diabetischen Meerschweinchen nach kann man den Blutzucker beim Meerschweinchen nicht durch die Ernährung beeinflussen oder wenn, dann nur kurzzeitig und gering.
Generell ist eine gesunde Ernährung sehr wichtig und hilfreich für die Gesundheit von diabetischen Meerschweinchen - so wie auch bei allen anderen Meerschweinchen :-) .
Da Cellulose den Blutzucker senken kann und zudem gerade auch bei Diabetiker-Schweinchen viel Flüssigkeit wichtig ist, sollte vor allem und wann immer möglich viel Gras angeboten werden (jedoch besser kein Weidelgras, Infos dazu hier).
Generell empfehlen wir pauschal für jedes Meerschweinchen eine Ernährung mit viel frischem Grün (vor allem Gräser und Blattgemüse) und einer großen Vielfalt an Nahrungsmitteln, die jederzeit zur freien Verfügung stehen. Mehr Infos dazu gibt es hier. Nur, wenn die Meerschweinchen vielfältiges Frischfutter jederzeit zur Verfügung haben, können sie sich das heraussuchen, was ihnen gut tut.
Oftmals hört man, dass Diabetiker-Meerschweinchen kein Knollengemüse wie z.B. Möhren und Obst wie z.B. Äpfel zu futtern bekommen sollen wegen der enthaltenen Kohlenhydrate. Möhren und Äpfel sind allerdings sogar gesund für Diabetiker wegen der enthaltenen Pektine, die den Blutzucker nur langsam ansteigen lassen und zudem auch wegen gesunden Inhaltsstoffen wie Vitaminen und Carotinen.
Alleine Heu enthält durch die Trocknung und somit Konzentration der Inhaltsstoffe meist gleich viel oder noch mehr an Kohlenhydraten und noch dazu bringt es keine Flüssigkeit mit sich wie Möhren und Äpfel. Das heißt, man müsste wenn dann eher das Heu weglassen, als diese Nahrungsmittel, da es schädlicher für diabetische Meerschweinchen ist. Da Meerschweinchen aber Heu als Raufaser immer zur Verfügung stehen haben sollten, ist dies natürlich nicht möglich und auch nicht sinnvoll.
Man muss sich dann aber auch keine Gedanken um Nahrungsmittel wie Äpfel, Möhren und Co. machen - die ja im Gegensatz zu Heu also auch noch Flüssigkeit enthalten, welche genutzt werden kann, um Glukose über den Urin zum Ausgleich des zu hohen Blutzuckers auszuscheiden.
Schön ist diese Thematik, neben weiteren Infos, auch hier dargestellt: https://www.kaninchenwiese.de/ernaehrung/fuetterungsregeln/ernaehrungs-mythen/
Daher sind unserer Erfahrung nach auch andere Obstsorten kein Problem für den Blutzucker, da sie neben gesunden Inhaltsstoffen auch Flüssigkeit stellen (Wassermelone z.B. enthält viel Zucker, aber auch viel Flüssigkeit - sollte aber generell nur als Leckerbissen gereicht werden und nicht dauerhaft im Übermaß).
Da viele Obstsorten auch gesund für den Darm sind (Äpfel wegen Pektinen, Blaubeeren etc.), können sie so auch das Immunsystem unterstützen, was gerade Diabetikern, die vielleicht zu Infektionen neigen, nützen kann.
Viel Flüssigkeit ist in der Nahrung generell bei Meerschweinchen wichtig - bei Diabetiker-Schweinchen aber folglich umso mehr. Wichtig ist daher auch aus diesem Grund, dass viel Gras gefüttert wird oder alternativ Blattgemüse, damit die Meerschweinchen wenig Heu essen müssen/können.
Zweige und Kräuter aus der Natur und aromatische Saaten sind zudem sehr gesund und können blutzuckersenkende Effekte haben. Solche Saaten können immer zur Verfügung angeboten werden.
Pellets (Infos dazu hier) sind generell ungesund und sollten gar nicht angeboten werden - diabetischen Meerschweinchen erst recht nicht. Trockene Leckerchen (wie getrocknete Gemüsestückchen oder Erbsenflocken oder Gemüsekringel) sollten nur selten verfüttert werden. Getrocknete Kräuter und Ölsaaten wie Sonnenblumenkerne oder Kürbiskerne können als Leckerchen gereicht werden, solange es genug gesundes Frischfutter als Ausgleich gibt.
Man kann den diabetischen Meerschweinchen auch noch mehr Cellulose und Flüssigkeit durch flüssigen Gerstengraspulverbrei zur Verfügung stellen - dies ist bei einer gesunden Ernährung mit viel Gras und/oder Blattgemüse aber normal nicht nötig. Im Winter jedoch ist die Ernährung von Meerschweinchen oft etwas trockener oder zu trocken und dann kann dies hilfreich sein. Es eignet sich dazu Bio-Gerstengraspulver (z.B. von Azafran im Amazon oder Lebepur beim DM) vermischt mit viel Wasser.
-> Stressreduktion
Es gibt neben der Ernährung weitere Faktoren, die den Blutzucker beeinflussen können, wie z.B. Stress. Wir haben nicht feststellen können, dass eine kurzzeitige stressige Situation wie eine Vergesellschaftung, ein Umzug oder ein Tierarztbesuch den Blutzucker erhöht. Bei chronischem Stress könnte eine Blutzuckererhöhung aber vorkommen. Bisher haben wir solch einen Fall jedoch noch nicht beobachten können.
Dennoch sollte kein Meerschweinchen dauerhaft unter Stress leiden und auch diabetischen Meerschweinchen kann eine Stressreduktion helfen, gesund zu bleiben. Stress belastet auch immer das Immunsystem und ist natürlich auch für die Psyche und das Wohlbefinden des Tieres nicht gut.
Hier gibt es mehr Infos zu möglichen und oft versteckten Stressfaktoren beim Meerschweinchen, um mögliche Stressauslöser zu erkennen und zu reduzieren.
-> Naturheilkunde
Ist der Blutzucker beim Meerschweinchen zu hoch durch Entzündungen, sollte ein Antibiotikum gegeben werden. Dennoch kann man die Meerschweinchen dann mit Dingen aus der Naturheilkunde unterstützen. Mehr Infos zu diesem Thema gibt es hier. Darmaufbau (Infos hier) und zusätzliches Vitamin C (Infos hier) kann dann ebenfalls gut sein.
Bei „richtigem“ Diabetes kann man das Meerschweinchen mit einigen naturheilkundlichen Mitteln gut unterstützen - ob diese Mittel Effekte in Bezug auf die Blutzuckersenkung zeigen, bleibt dann abzuwarten. Wir haben leider bisher nie bemerkt, dass etwas aus der Naturheilkunde zuverlässig den Blutzucker bei Meerschweinchen gesenkt hätte.
Sulforaphan aus Brokkoli-Sprossen soll u.a. blutzuckersenkende Effekte haben, aber unsere Meerschweinchen mochten die Sprossen nie essen. Man kann Sulforaphan hochdosiert als Pulver aus Kapseln mit Gerstengrasbrei vermischt geben. Da Erfahrungen fehlen, wie die Meerschweinchen über längere Zeit damit zurecht kommen, ist es wichtig, diesen Mix nicht aufzuzwingen und nur zu geben, wenn die Meerschweinchen dies freiwillig nehmen.
Auf der Seite „Naturheilkunde bei Tieren“ kann man Tabletten namens „Rehmannia Typ 2“ mit Kräutern aus der Traditionellen Chinesischen Medizin kaufen, die den Blutzucker senken können sollen. Bei unseren Meerschweinchen hat dies leider nicht funktioniert.
Auch Propolis ohne Alkohol (z.B. von bedrop) kann oral gegeben werden, dies soll den Blutzucker beim Menschen senken können. Beim Meerschweinchen haben wir damit keine Erfahrungen.
Auch sollen Vitalpilze, z.B. der Coprinus, den Blutzucker senken können. Mehr Infos zum Einsatz von Vitalpilzen beim Meerschweinchen kann man hier nachlesen.
Zur Unterstützung der Leber, was bei Diabetikern auch noch einmal besonders Sinn machen kann, kann man auch Vitalpilze oder Mittel von der Seite „Naturheilkunde bei Tieren“ einsetzen. Die besten Erfahrungen haben wir aber mit Produkten mit Artischockenextrakt und Mariendistelextrakt gemacht. Man kann auch Mariendistelsamen im Napf bei den aromatischen Saaten anbieten oder Gerstengrasbrei mit Artischockenpresssaft anbieten. Infos zur Unterstützung der Leber gibt es hier.
Mit homöopathischen Mitteln wie Syzygium jambolanum, Propolis oder Datisca cannabina, aber auch mit Komplexmitteln wie Pankreas comp (Plantavet, Ampullen), Platinum chloratum/Pancreas comp. (Wala) und Schüsslersalzen kann man bei eventuellen Stoffwechselprobleme in Bezug auf die Bauchspeicheldrüse und den Insulin-Stoffwechsel unterstützen.
Ebenfalls kann Akupunktur bei einem Tierheilpraktiker helfen, die Gesundheit eines diabetischen Meerschweinchens zu unterstützen. Mehr zu solchen Therapien gibt es hier zu lesen.
Behandlung von Krankheiten, die durch Diabetes
begünstigt oder ausgelöst werden
- Schlecht heilende Wunden oder Infektionen
Bei schlecht heilenden Wunden kann man gut mit Manukahonig arbeiten oder auch mit verdünnten ätherischen Ölen, am besten werden diese passend ihrer Wirksamkeit auf die Erreger in der Wunde gezielt angewandt. Dies kann bestimmt werden durch ein Aromatogramm (Infos dazu hier).
Bei Auftreten eines Lippengrinds kann man nach den Infos auf den Seiten hier vorgehen.
Tipps zu hartnäckigen Blasenentzündungen gibt es hier - dies kann auch durch versteckte Gebärmutterprobleme sein, dazu steht hier mehr.
Gerade bei schlechtheilenden Wunden oder Infektionen kann zusätzliches Vitamin C sinnvoll sein - Infos dazu gibt es hier.
(Ohne Antibiotikum kommt man bei inneren Infektionen jedoch dennoch nicht aus beim Meerschweinchen.)
- Augenerkrankungen
Kommt es durch den zu hohen Blutzucker zu Problemen mit den Augen, in der Regel zu einem diabetischen Katarakt, sollte der Augentierarzt aufgesucht werden.
Sind die Augen einmal vom diabetischen Katarakt betroffen, wird dies nicht mehr heilen und sich nur noch verschlechtern. Die Augen sollten dann regelmäßig 1-2x im Jahr beim Augentierarzt untersucht werden - wichtig dabei ist vor allem auch, dass der Augeninnendruck geprüft wird.
Erkrankte Augen neigen zu einem zu hohen Innendruck und dieser zeigt sich nicht immer durch typische Symptome wie tränende oder/und herausstehende Augen oder rote Äderchen am Augapfel. Manchmal merkt man den Meerschweinchen nicht viel an. Da ein zu hoher Augeninnendruck sehr schmerzhaft ist, sollte dies immer im Blick behalten werden. Auch erkranken Meerschweinchen im Alter oft an „ossärer Choristie“, einer Verkalkung der Augen. Die Augen bekommen dann kleine weisse Kalkablagerungen, die man sehen kann und die auch zu einem zu hohen Augeninnendruck führen können.
Meistens sollen die Meerschweinchen mit einem diabetischen Katarakt oder ossärer Choristie dann auch Augentropfen bekommen, die das Auge vor einer chronischen Entzündung durch diese Krankheiten schützen soll (z.B. das Präparat Acular).
Der Augenarzt wird bei einem zu hohen Innendruck der Augen zudem Augentropfen verschreiben, um die Augen bestmöglich zu schützen und den Augeninnendruck zu senken (z.B. das Präparat Azopt).
Man kann bei Krankheiten der Augen mit DMSO-Augentropfen arbeiten - immer im Abstand zu Augentropfen vom Tierarzt. Dazu haben wir aber kaum Erfahrungen bisher und können nicht sagen, inwieweit dies den Innendruck senken kann oder die Augen schützen oder bei Entzündungen heilen. Wir würden daher lieber mit den Produkten vom Tierarzt arbeiten, vor allem, wenn es um die Senkung des Augeninnendrucks geht, den man als Tierhalter auch nicht selbst prüfen kann.
In Extremfällen, wenn die Augen durch den diabetischen Katarakt oder damit verbundene ossäre Choristie solchen Schaden nehmen, dass der Innendruck stark erhöht ist und auch nicht gesenkt werden kann durch Tropfen, so müssen Augen selten auch entfernt werden. Infos dazu und zu Augenerkrankungen gibt es hier.
Was ist bei allgemeinen Medikamenten
zu beachten bei diabetischen Meerschweinchen
Hier ist Vorsicht geboten:
Im folgenden sind Präparate aufgeführt, die durch den Wirkstoff an sich oder durch enthaltene Inhaltsstoffe den Blutzucker beeinflussen können und bei Diabetikern daher mit Vorsicht angewandt werden sollten.
Präparate mit Zucker wie z.B. Metacam oder Dimeticon sollten am besten durch vergleichbare Medikamente ohne Zucker ersetzt werden. Während dies bei Dimeticon (und Sab simplex) sowieso ratsam ist und durch Colosan und Simeticon aus Kapseln (Infos dazu hier) gelingt, gibt es bei dem Schmerzmittel Metacam mit dem Wirkstoff Meloxicam oft kaum Alternativen ohne Zucker.
Man kann stattdessen nach Meloxicam Tabletten beim Tierarzt fragen, meistens ist die Konzentration der Tabletten aber dann zu hoch, als dass sie gut dosiert werden könnten. Carprofen als Tabletten ist ein Schmerzmittel, was sehr ähnlich wie Meloxicam wirkt und in Tablettenform keinen Zucker enthält. Dies stellt daher eine Alternative dar (die Tabletten heissen dann Canidryl, Rimifin oder Rimadyl).
Auch kann Novalgin eine Alternative sein, dies muss aber öfter als Meloxicam verabreicht werden, da es nicht länger als ein paar Stunden wirkt.
Mehr Infos zu diesen Schmerzmitteln beim Meerschweinchen gibt es hier.
Manche Antibiotika enthalten ebenfalls Zucker - manchmal gibt es dann dafür keine Alternative wie Injektionslösungen, wie man oral geben kann. Gibt es keine solche Alternative kommen die diabetischen Meerschweinchen aber unserer Erfahrung nach auch ohne Probleme mit dem Zucker in den Medikamenten zurecht - meistens gibt man ja auch keine allzu großen Mengen davon.
Es gibt Antibiotika, die den Blutzucker senken können während der Einnahme, wie z.B. Cotrimoxazol oder Enrofloxacin. Dies stellt eigentlich kein Problem dar, die Tierhalter wundern sich vielleicht lediglich, warum der Urintest während der Antibiotika-Gabe keine oder weniger Glukose bei dem diabetischen Meerschweinchen anzeigt und die Werte sich nach der Antibiotika-Kur wieder normalisieren.
Mit Chlormadinon (Hormonpräparat zur Behandlung von z.B. Eierstockzysten, Infos dazu hier) und mit Cortison muss beim diabetischen Meerschweinchen ein wenig aufgepasst werden, da diese Präparate den Diabetes unter Umständen verschlimmern können.
Uns liegen jedoch nicht genug Erfahrungen vor, um zu beurteilen, inwieweit dies beim Meerschweinchen der Fall ist. Da es für beide Medikamente keinen Ersatz gibt, würden wir sie im Falle der Notwendigkeit bei diabetischen Meerschweinchen einsetzen.