Ursachen von Harngries und Harnsteinen beim Meerschweinchen
Dieser Textabschnitt überschneidet sich ein bisschen mit dem nächsten Textabschnitt, welcher Therapien bei zu viel Harngries beim Meerschweinchen beschreibt.
Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten sind in der Beschreibung nicht immer klar zu trennen und wir nennen nun bei der Beschreibung der Ursachen auch schon ein paar Möglichkeiten, diese Ursachen zu ändern. Dennoch schildert der Abschnitt zur Therapien bei Harngries beim Meerschweinchen noch mehr Möglichkeiten zur Behandlung von zu viel Harngries.
Bitte lest euch beide Abschnitte durch, wenn ihr wissen möchtet, wie ihr eurem Meerschweinchen mit Harngries-Problemen helfen könnt.
Die häufigsten Ursachen für zu viel Harngries beim Meerschweinchen sind Infektionen im Harntrakt und eine zu trockene und zu wenig vielfältige Ernährung.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Faktoren, die zur Entstehung von Gries beitragen können. In diesem Textabschnitt möchten wir genauer auf die vielfältig möglichen Ursachen von Problemen mit Harngries eingehen.
- Infektionen
Die häufigste Ursache für zu viel Harngries beim Meerschweinchen sind Infektionen des Harntrakts. Bakterien in den Harnwegen fördern die Entstehung von Gries und führen dann auch zu Blut im Urin und Schmerzen, was durch den normalen Gries der Meerschweinchen nicht ausgelöst wird.
Diese Infektionen können durch einen Urintest erkannt und durch Antibiotika behandelt werden. Mehr Infos zu Blasenentzündungen beim Meerschweinchen gibt es hier.
- zu wenig Flüssigkeit über die Nahrung durch eine zu trockene Ernährung
In der Regel ist die Ernährung von Meerschweinchen leider viel zu trocken und auch zu wenig vielfältig. Wir haben hier viel zu diesem Thema geschrieben und können nur raten, den Meerschweinchen jederzeit eine große Vielfalt an Frischfutter zur Verfügung zu stellen mit vielen Gräsern aus der Natur und jede Menge Blattgemüse. Nur so werden Meerschweinchen ausreichend mit Flüssigkeit und allen nötigen Nährstoffen versorgt. Meerschweinchen sollten Heu nicht als Hauptnahrung, sondern nur als Ergänzung zum blättrigen Frischfutter fressen. Nehmen sie zu viel Heu zu sich, wird ihre Ernährung zu trocken, auch dies kann Gries begünstigen. Auch trockene Kräuter und Leckerchen können zur Griesentstehung beitragen und sollten daher nur als seltene Leckerchen gegeben werden. Pellets, vor allem welche mit Getreidekornbestandteilen oder künstlichen Vitaminen, sind ungesund für Meerschweinchen, sie brauchen diese gar nicht, mehr Infos dazu hier.
Die Flüssigkeit durch die Nahrung sollte ausreichen, um die Harnwege gut durchzuspülen und überschüssige Mineralien wie auch Calcium über den Harn abzutransportieren. Dass Meerschweinchen etwas Calcium über den Urin ausscheiden, ist normal. Calcium alleine ist auch nicht die Ursache für Gries, mehr dazu steht im nächsten Textabschnitt zum Calciumstoffwechsel.
Durch Trinken können Meerschweinchen ihren Flüssigkeitsbedarf nicht ausgleichen, es ist nicht vergleichbar mit Flüssigkeit aus dem Frischfutter und Meerschweinchen sind das Trinken auch nicht gewohnt.
Es ist eigentlich eher unnormal, wenn Meerschweinchen trinken. Gesunde Meerschweinchen, die genügend Frischfutter bekommen und somit genug Flüssigkeit über die Nahrung zu sich nehmen, sollten das Trinken auch nicht nötig haben. Es ist aber natürlich gut, wenn sie erkennen, dass ihnen Flüssigkeit fehlt und sie das durch Trinken ausgleichen. Bei Nierenerkrankungen (aber nicht bei Diabetes) haben wir ebenfalls beobachtet, dass die Meerschweinchen mehr trinken können. Selten trinken sie auch aus Langeweile oder spielen an Flaschen herum.
Mehr Infos zum Thema Trinken und Wasser beim Meerschweinchen gibt es hier.
Im Normalfall trinken Meerschweinchen gar nicht, sie kennen die Verknüpfung Durst = Trinken oft auch gar nicht. Sie sind es gewohnt, die Flüssigkeit, die sie benötigen, mit ihrer Nahrung aufzunehmen. Diese Bettelrufe, die man oft bei vielen Meerschweinchen hört, wenn sie ein Rascheln oder die Kühlschranktür hören und auf Futter hoffen, sind meist ein Zeichen von absoluter Not. Auch Verhalten wie an Gehegewänden hochklettern zum Betteln oder Männchen machen. Dies ist nicht süss oder lustig, sondern grausam.
Diese Meerschweinchen haben extremen Durst und hoffen auf Frischfutter, um diesen auszugleichen. Wenn diese Tiere dann Frischfutter mit vor allem viel Blattgemüse und Gräsern jederzeit zur freien Verfügung haben, rufen sie meist nicht mehr so stark nach neuem Futter bei entsprechenden Reizen, nur noch ein wenig freudig, wenn etwas Futter nachgelegt wird. Ihr Leben wird somit schöner, stressfreier und gesünder durch dauerhaft mehr Angebot von vielfältigem Frischfutter.
Wir haben schon öfter Meerschweinchen aufgenommen, die mit viel Wurzelgemüse und Heu ernährt wurden ohne viel Blattgemüse und ohne Gräser. Das ist zwar schon besser als eine Ernährung mit Pellets und Getreide, aber dennoch ist so eine Ernährung ungesund und sie war auch noch zu trocken: ein solches Schweinchen hatte als es zu uns kam z.B. die Blase voll bis zum Anschlag mit festem Gries. Es hat bei uns dann 4 Wochen lang fast ausschließlich nur Gräser als Nahrung gewählt und der Gries kam dann durch die viele Flüssigkeit zum Glück raus. Viele Meerschweinchen trinken eben einfach nicht, weil es ihnen nicht so veranlagt ist, schließlich hatten sie als ursprüngliche Nahrung vor allem viele frische Gräser und brauchten so nicht trinken. Generell ist für den ganzen Organismus und vor allem auch Darm des Meerschweinchens eine Ernährung mit vielen Grasarten und viel Blattgemüse also einfach die beste Variante. Daher ist es wichtig, im Sommer Gräser jederzeit zur freien Verfügung zu füttern und im Winter, wenn möglich, Bambus, Sauergräser und viel Blattgemüse, damit die Meerschweinchen genug Flüssigkeit über die Nahrung erhalten. Welche Pflanzen man aus der Natur im Winter füttern kann, könnt ihr hier nachlesen.
- Probleme mit dem Calcium-Stoffwechsel
Harngries beim Meerschweinchen setzt sich aus kleinen Kristallen verschiedener Arten zusammen. Dies können Calciumcarbonat-, Calciumoxalat-, Calciumphosphat- und Struvit-Kristalle sein. Struvit-Kristalle entstehen im basischen Milieu und kommen beim Meerschweinchen typischerweise bei Infektionen vor, Calciumoxalatkristalle entstehen eher im sauren Milieu. Der Urin von Meerschweinchen sollte natürlicherweise leicht basisch sein, er lässt sich unserer Erfahrung nach nicht ansäuern beim Meerschweinchen. Die Griesarten, die sich aus Calciumkomponenten zusammen setzen, sind beim Meerschweinchen der normale Gries. Wenn dieser jedoch zu viel wird, kann es zu Problemen kommen.
Da Calcium beteiligt ist, wird zu viel Calcium häufig als Ursache für den Gries angeführt - dies ist nicht pauschal richtig.
Der Calcium-Stoffwechsel beim Meerschweinchen ist sehr komplex. Vielfältige Substanzen und Stoffwechselvorgänge im Meerschweinchenkörper beeinflussen die Verarbeitung von Calcium. Wird vermehrt Gries ausgeschieden, liegt dies nicht, wie oft behauptet wird, einfach am „bösen Calcium/Kalzium“. Die Thematik ist sehr komplex, dies ist vielen oft gar nicht bewusst. Eine Calcium-arme Ernährung kann daher die Probleme mit Gries nicht beheben und kann zudem sehr schädlich für Meerschweinchen sein und sogar noch die Entstehung von Blasengries begünstigen.
Für den Calcium-Stoffwechsel beim Meerschweinchen sind neben ausreichend Calcium auch Substanzen wie Oxalsäure, Phosphor und Vitamin D wichtig. Und weitere Mineralien und Faktoren, deren Bedeutung wir nicht komplett einschätzen können.
Daher ist es wichtig, dass die Meerschweinchen nicht nur viel Flüssigkeit über die Nahrung erhalten, sondern auch alle von ihnen benötigten Nährstoffe. Aus diesem Grund sollte den Meerschweinchen jederzeit eine große Vielfalt an Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen - nur so können sie sich intuitiv aussuchen, was sie fressen möchten, was gerade individuell gesund für sie ist und ihren Bedarf an benötigten Substanzen deckt.
Calcium ist eine sehr wichtige Substanz für Meerschweinchen und sie haben einen hohen Calcium-Bedarf wegen der ständig nachwachsenden Zähne. Calcium, welches zu viel über die Nahrung aufgenommen wurde und im Moment nicht vom Körper benötigt wird, wird wieder ausgeschieden. Dieses Calcium kann, aber muss nicht mit dem Urin ausgeschieden werden. Es kann auch über den Kot den Körper verlassen.
Der Calcium-Stoffwechsel von Meerschweinchen ist ein wirklich komplexes und nicht bis zum Ende erforschtes Thema. Wir möchten hier im Text einfach grob auf grundlegend für diesen Stoffwechsel wichtige Faktoren eingehen, von denen wir im Moment wissen.
Oxalsäure (z.B. enthalten in Spinat, Rote Beete und Sauerampfer und anderen Pflanzen) ist in Bezug auf den Calcium-Stoffwechsel wichtig. Oxalsäure kann Mineralien wie Calcium im Magen-Darm-Trakt binden - somit wird das Calcium dann über den Kot ausgeschieden und nicht über den Urin.
Zu viel Oxalsäure jedoch ist auch nicht gut, denn diese wird dann über die Nieren ausgeschieden und kann dort wiederum zur Griesbildung führen. Oft wird empfohlen, den Urin von Meerschweinchen mit Vitamin C anzusäuern (was nicht funktioniert unserer Erfahrung nach) oder generell künstliches Vitamin C zu geben. Dieses wird als Oxalsäure abgebaut - und könnte somit Gries verursachen, wenn es zu zu viel Oxalsäure kommen kann.
Oxalobacter-Bakterien im Darm können zu viel Oxalsäure abbauen, sind diese aber vermindert z.B. kann dies nach einer Antibiotika-Gabe sein, wird wieder mehr Oxalsäure über die Nieren und Blase ausgeschieden und kann im Harntrakt dann wieder zu Gries führen. Das passiert aber auch, wenn es zu wenig Calcium gibt, um die Oxalsäure während der Verdauung zu binden.
Dies unterstreicht auch die Bedeutung von ausreichend Calcium in der Ernährung der Meerschweinchen. Gibt man den Meerschweinchen keine Calcium-haltigen Frischfuttermittel, müssen die Meerschweinchen z.B. mehr Heu essen, um genug Calcium aufzunehmen. Und sie haben einen hohen Calcium-Bedarf wegen der nachwachsenden Zähne. Während Calcium-haltiges Frischfutter gar kein Problem ist, da es ja auch noch Flüssigkeit stellt und somit immer gefüttert werden darf und sollte, kann es problematisch werden, wenn Meerschweinchen dann Heu fressen müssen, um den Bedarf an Calcium zu decken. Denn dieses stellt nicht nur keine Flüssigkeit, sondern entzieht dem Körper bei der Verdauung Flüssigkeit. Dies führt dazu, dass die Blase nicht mehr so gut durchgespült wird, da es weniger Urin gibt, was wiederum die Entstehung von Gries begünstigen kann.
Wenn ein Meerschweinchen zudem über die Nahrung nicht genug Calcium bekommen kann, nimmt der Körper sich dies in größter Not aus dem eigenen Speicher dafür: den Knochen, inklusive später im weiteren Verlauf dann auch aus dem Kiefer. Das Auflösen von Knochen beim Meerschweinchen kommt vor, ist aber selten und meist durch die genetische Erkrankung Osteodystrophie bedingt, die nicht nur, aber häufiger bei Satin-Meerschweinchen vorkommt. Meerschweinchen finden zum Glück in ihren Nahrungsquellen genug Calcium, dennoch soll dieser Gedankengang unterstreichen, wie schädlich es sein kann, wenn man Calcium-haltige Frischfuttermittel weglässt. Dies hilft zudem weder in der Theorie noch in der Praxis gegen Probleme mit Blasengries. Wichtig ist es, die Meerschweinchen so vielfältig und gut mit blättrigem Frischfutter zu versorgen, allen voran mit Gräsern, dass sie gar nicht viel Heu fressen müssen. Denn dieses ist trocken und somit in zu hohen Mengen aufgenommen nicht gesund und fördernd in Bezug auf die Entstehung von Harngries. Dennoch sollte es immer im Angebot sein, damit die Meerschweinchen sich daran bedienen können, wenn das Frischfutter nicht ausreichend Nährstoff oder Fasern stellt.
Auch das Calcium-Phosphor-Verhältnis kann wichtig sein in Bezug auf die Entstehung von Blasengries. Nimmt ein Meerschweinchen zu wenig Phosphor im Verhältnis zu Calcium über die Nahrung auf, kann es zum Abbau von Knochen und Zähnen zum Ausgleich kommen. Zu viel Phosphor wiederum jedoch begünstigt die Bildung von Harngries. Zu erkennen, in welchem Verhältnis Calcium und Phosphor in Nahrungsmitteln enthalten sind und in welchen Mengen diese vom Meerschweinchen aufgenommen werden und wie genau sie dann damit versorgt sind, ist praktisch unmöglich. Dieses Problem erledigt sich aber auch mit der Vielfalt an Nahrungsmitteln: Meerschweinchen nehmen die Nahrungsmittel zu sich, die sie benötigen und die gesund für sie sind, wenn sie jederzeit eine ausreichende Vielfalt an frischen Nahrungsmitteln im Angebot haben. Dementsprechend versorgen sie sich selbst mit dem, was sie gerade brauchen und leben somit viel gesünder, als wenn wir Menschen ihnen vorschreiben, was sie fressen sollen und Nahrungsmittel so immer nur in gewissen begrenzten Mengen anbieten. Dann kann es auch zu Problemen kommen im Stoffwechsel, weil manche Substanzen fehlen. Wir Menschen können nicht wissen, was die Meerschweinchen brauchen oder was in welcher Menge in Nahrungsmitteln enthalten ist und wie viel vom Meerschweinchenkörper davon aufgenommen werden kann.
Eine jederzeit große Vielfalt des Nahrungsangebots für Meerschweinchen halten wir daher für den besten Weg, Meerschweinchen gesund zu ernähren.
Den Calcium-Stoffwechsel beeinflusst ebenfalls Vitamin D. Dies ist eigentlich ein Hormon und kein Vitamin und wird im Körper durch direktes Sonnenlicht in den Monaten April bis September gebildet und es wird auch im Körper (in der Leber) gespeichert und über den Winter verbraucht. Beim Menschen kommt Vitamin D Mangel sehr oft vor heutzutage und es ist bekannt, dass ein Mangel an Vitamin D vielfältige gesundheitliche Probleme verursachen kann. Dies gilt auch für Meerschweinchen, wobei wir diesbezüglich einige Faktoren nicht genau kennen, z.B. wie hoch der Bedarf an Vitamin D im Allgemeinen wirklich ist.
Viele Meerschweinchen werden dauerhaft in der Wohnung gehalten. Da nur durch direktes Sonnenlicht Vitamin D im Körper gebildet wird, bringt Sonnenlicht durch Fensterscheiben oder einfach nur Tageslicht diesbezüglich leider nichts. Vitamin D wird so gut wie nicht über die Nahrung aufgenommen. Es ist in manchen Pellets oder anderen Ergänzungsmitteln für Tiere zugesetzt, jedoch kann zu viel Vitamin D schädlich sein und z.B. auch Blasengries begünstigen. Über die Ernährung zugeführt sollte Vitamin D immer mit Vitamin K2 und auch Magnesium ergänzt werden, da diese zwei Substanzen benötigt werden, damit Calcium, was durch Vitamin D mobilisiert wird, auch in Knochen eingebaut werden kann - und einiges andere. Dies ist auch für Menschen wichtig zu wissen, die im Winter Vitamin D einnehmen sollten, da sie in der Regel einen Mangel haben. Vitamin D ohne K2 und Magnesium kann also schädlich sein. Wir wissen beim Meerschweinchen aber nichts über den generellen Bedarf dieser Stoffe und ebenfalls nicht, wie es individuell bei dem entsprechenden Tier aussieht.
Daher empfehlen wir eine UV-Lampe bei Wohnungshaltung für Meerschweinchen. Diese regt über die UV-Strahlung dann die Vitamin D-Bildung im Körper der Meerschweinchen an. Dabei kann es nicht zu einer Überversorgung von Vitamin D kommen, die Gries begünstigen würde und dies ist somit eine sicherere Variante als die Gabe von Vitamin D über Zusatzmittel.
Zum Calcium-Stoffwechsel gehören noch mehr als die geschilderten Komponenten (z.B. Magnesium), auf die wir jetzt nicht eingegangen sind. Unser Text hier soll nur einen groben kleinen Einblick in diese komplexe Thematik bieten. Noch mehr Infos zu dem Thema Nährstoffe/Pflanzenstoffe und auch in Bezug auf die Gries-Thematik bietet diese Seite: http://www.kaninchenwiese.de/ernaehrung/grundlagen/pflanzenstoffe/
Das bezieht sich zwar auf Kaninchen, aber ist auf Meerschweinchen ganz gut übertragbar.
All diese Prozesse des Calcium-Stoffwechsels sind normale, regulatorische Prozesse im Meerschweinchen-Körper, die je nach Nahrungsangebot und aufgenommenen Inhaltsstoffen im Körper ablaufen. Sie alleine führen erst mal nicht zu unnatürlich viel Gries, eine Störung im Ablauf dieser Prozesse kann aber auf Dauer Probleme mit Gries begünstigen.
Wir haben bereits Meerschweinchen aufgenommen, die zuvor Probleme mit Blasensteinen hatten. Bei unserer Art der Fütterung gab es anschließend keine Probleme mehr. Das ist häufig so, wenn die Ursache für vermehrten Harngries Fütterungs-bedingt war.
Die von uns empfohlene Fütterung mit jederzeit viel Auswahl und vor allem viel blättrigem Frischfutter trägt somit ihren Teil dazu bei, dass Gries und Steine vermindert werden können. So können die Tiere sich zu jeder Zeit aussuchen, was sie gerne futtern möchten. Sie fressen dann Dinge, die sie brauchen, um gesund zu werden und gesund zu sein. Gibt man Ihnen diese Auswahl nicht, nehmen sie einfach das, was eben da ist, um ihren Hunger zu stillen, was aber vielleicht gar nicht gesund ist in den Mengen für sie oder gar nicht die Dinge enthält, die gerade wichtig wären, damit die Schweinchen gesund bleiben können.
- Weitere mögliche Ursachen für vermehrten Harngries beim Meerschweinchen
Bei Meerschweinchen-Weibchen gibt es oft Gebärmutter-Probleme, die sehr lange fälschlicherweise für Blasenentzündungen gehalten werden - dies vor allem, wenn Gries beteiligt ist. Dieser ist jedoch ein Symptom, keine Ursache und entsteht in solchen Fällen, weil die kranke Gebärmutter die Blase reizen kann oder das Immunsystem generell dadurch belastet und die Schmerzen auch zu Stress führen, was Blasenentzündungen begünstigen kann.
Eine schlechte Haltung (z.B. zu wenig Hygiene, ein zu lauter oder zugiger Gehege-Standort, zu kleine und ungünstig gestaltete Gehege) kann die Gesundheit von Meerschweinchen schwächen und Infektionen und somit auch Harngries fördern. Dies gilt auch für Stress allgemein, nicht nur durch schlechte Haltung, sondern auch durch weitere Faktoren wie z.B. eine unharmonische Gruppenkonstellation der Meerschweinchen oder Stress durch seelische Ursachen als Folge von traumatischen Situationen (Verlust eines Partners, Umzug, andere Erkrankung etc.).
Zu wenig Bewegung durch zu kleine Gehege ist körperlicher und psychischer Stress für Meerschweinchen und allgemein somit nicht gesund, aber auch benötigen die Verdauungsorgane Bewegung, um ihre Arbeit richtig leisten zu können. Meerschweinchen, die den ganzen Tag nur auf einer Stelle sitzen, könnten auch deswegen zu Gries neigen, da die Blase dann nicht richtig durchspült und bewegt wird durch den Bewegungsmangel. Mehr Infos zum Platzbedarf von Meerschweinchen gibt es hier.
Wirbelsäulenprobleme wie Arthrose, Spondylose, Bandscheibenvorfälle etc. können, wenn sie stark ausgeprägt sind, nicht nur die Bewegung durch Schmerzen einschränken, sondern auch Nerven blockieren. Dies führt dazu, dass die Innervierung und somit die Funktion von Organen wie Darm, Nieren, Blase etc. nicht mehr ausreichend sein kann, was auch zu Problemen mit Blasengries führen kann.
Ebenfalls können Erkrankungen von Nieren und Herz Blasengries begünstigen, wenn sie zu Ödemen führen, der Körper nicht mehr richtig entwässert wird und die Nieren und somit auch die Blase nicht mehr gut durchgespült werden.
Selten gibt es beim Meerschweinchen, wohl vor allen bei Weibchen, kleine Senkungen in der Harnröhre, meist kurz vor dem Harnröhrenausgang. Dort kann sich dann vermehrt Gries sammeln und zu kleinen Steinchen zusammenbilden. Diese können beim Tierarzt unter Narkose mit einer Sonde entfernt werden oder selten auch vorsichtig ausmassiert werden.
Die folgende Bildserie zeigt, wie sich bei einem Meerschweinchen im Laufe eines Jahres immer wieder - trotz aller Mühen mit entsprechenden Therapien und viel Flüssigkeit über die Nahrung etc. - an einer ungefähr gleichen Stelle der Harnröhre eine kleine Stelle mit Blasengries bildet, die dann zu einem kleinen Stein wird. Dieser Harnröhrenstein ist auf den Fotos daneben abgebildet und wurde bis zum Ende des Lebens des Meerschweinchens alle 4-6 Monate (oder eher, wenn es zu einer Entzündung oder einem feuchten Po kam) unter Inhalationsnarkose mit einer Sonde entfernt.
Es ist unbekannt, ob es beim Meerschweinchen durch Veränderungen der Position der Blase zu Problemen kommen kann, dass sie nicht richtig durchgespült wird mit dem Urin und sich deswegen immer wieder Infektionen und Gries in der Blase bilden können. Eine Senkblase beispielsweise kann beim Menschen nach einer Entnahme der Gebärmutter geschehen. Ob es beim Meerschweinchen-Weibchen nach Kastrationen überhaupt zu einer Senkblase kommen kann aufgrund der im Vergleich zum Menschen veränderten Anatomie, ist unbekannt.
Zumindest Endometriose jedoch kann, auch nach einer Kastration, in der Blase von Meerschweinchen wachsen und dann zu dauerhaften Entzündungen führen, die dauerhaft mit Antibiotika und Schmerzmittel behandelt werden müssen, um den Tieren noch eine möglichst symptomfreie und schmerzfreie Zeit schenken zu können.
Harngries kann auch genetisch bedingt sein. Dies ist schwer zu diagnostizieren und solche Fälle sind aber bei Meerschweinchen unserer Erfahrung und Einschätzung nach sehr selten und führen dann meist zu immer wiederkehrenden Blasensteinen. Wenn alle anderen ursächlichen Faktoren, die Gries und Steine begünstigen, optimiert wurden, mehrere, laut Antibiogramm passende Antibiotika gegen Entzündungen gegeben sowie eine Beteiligung der Gebärmutter ausgeschlossen wurde (dies geht aber eigentlich mit Sicherheit nur durch eine Kastration) und die Blase nicht in Bezug auf Gewebeveränderungen (wie Endometriose oder Krebs) auffällig ist und es dennoch immer wieder zu Blasensteinen kommt, dann ist eine genetische Ursache dafür anzunehmen.
Dieses Meerschweinchen hier hatte, trotz aller Mühen der Halter, vermutlich genetisch bedingt immer wieder eine Ansammlung sehr kleiner Blasensteine am Ende der Harnröhre, die operativ entfernt werden mussten.
Therapien bei Harngries und Harnsteinen beim Meerschweinchen
Die Therapie, die für das entsprechende Meerschweinchen bei Problemen mit Blasengries richtig ist, ist individuell verschieden und richtet sich nach der Ursache für den Gries.
- Entzündungen und Schmerzen behandeln
Generell beim Auftreten von Problemen und Schmerzen durch Blasengries sollten dem Meerschweinchen sofort Schmerzmittel verabreicht werden.
Metacam und Novalgin sind die gängigsten Schmerzmittel beim Meerschweinchen, da sie etwas unterschiedlich wirken, kann man sie sehr gut, gerade im Falle von starken Schmerzen, kombinieren. Metacam wirkt als Schmerzmittel länger als Novalgin. Novalgin kann jedoch besser bei Weichteilschmerzen wirken, verliert jedoch beim Meerschweinchen schon nach wenigen Stunden wieder an Wirkung. Im Zweifel kombinieren wir daher beide Schmerzmittel am liebsten. Sowohl Metacam als auch Novalgin werden in der Regel unterdosiert gegeben beim Meerschweinchen, da nicht bekannt ist, dass sie mehr davon erhalten müssen, damit diese Schmerzmittel bei ihnen überhaupt richtig wirken. Schaut hier für mehr Infos zur richtigen Dosierung dieser Schmerzmittel. In diesem Link gibt es auch Infos zu Paracetamol, was bei Harnwegsinfektionen ebenfalls ein gutes Schmerzmittel beim Meerschweinchen sein kann - uns fehlen jedoch Erfahrungen damit bisher.
Da Meerschweinchen bei Schmerzen und auch Blasenproblemen häufig Aufgasungen bekommen (auch Magenaufgasungen, die man nicht tasten kann), schadet es nicht, ihnen gleich auch Simeticon und/oder Colosan zu verabreichen, wenn sie Schmerzen durch Gries äußern. Mehr zu diesen Mitteln steht hier und hier gibt es mehr Infos zu Aufgasungen beim Meerschweinchen.
Allgemein ist es beim Auftreten von Problemen durch Blasengries sehr wichtig, Entzündungen der Harnwege auszuschließen oder zu behandeln.
Dafür testet man am besten den Urin regelmäßig, um den Verlauf der Erkrankung im Blick zu behalten.
Entzündungen sind wirklich die mitunter häufigste Ursache für Harngries beim Meerschweinchen und müssen immer mit Antibiotika behandelt werden. Blasenentzündungen beim Meerschweinchen heilen leider nicht ohne Antibiotika, dennoch kann es gut sein, ihnen Mittel aus der Naturheilkunde und viel Flüssigkeit anzubieten, um die Heilung zu unterstützen. Flüssigkeit in Form von Tee, flüssigem Brei oder Infusionen sollten dem Meerschweinchen bei einer Blasenentzündung aber erst gegeben werden, wenn es mit Schmerzmitteln und Antibiotika versorgt ist und die Antibiotika auch zu wirken scheinen (deutlicher Rückgang von Blut im Urin und Schmerzen binnen 1-2 Tagen; gibt es nach 4-5 Tagen keinerlei Besserung, wirkt das Antibiotikum in der Regel nicht und es muss ein anderes verabreicht werden oder mehr Ursachenforschung betrieben werden).
Schmerzmittel können alleine die Schmerzen bei einer bakteriellen Infektion und Entzündung nicht komplett eindämmen und erst Antibiotika gegen die Infektion führen meist effektiv zum Rückgang der Schmerzen. Es ist gemein und nicht sinnvoll, den Meerschweinchen Flüssigkeit zu geben, so dass sie häufiger pieseln müssen, wenn dies starke Schmerzen verursacht. Die Antibiotika wirken an sich auch gegen den Gries, wenn dieser durch die Infektion kommt und die vermehrte Flüssigkeit zum Spülen der Harnwege kommt noch früh genug nach Beginn und Wirkung der Antibiotika-Therapie.
Je nach Erreger der Blasenentzündung kann es sein, dass das eingesetzte Antibiotikum nicht wirkt. Dann sollte ein Antibiogramm angefertigt werden und - auch schon bis die Ergebnisse da sind - ein anderes Antibiotikum gegeben werden. Mehr Infos zu Antibiotika könnt ihr hier lesen und hier zu Antibiogrammen.
Mehr zu Blasenentzündungen findet ihr auch hier in diesem Text über Erkrankungen der Blase.
Eine Beteiligung der Gebärmutter bei Blasenentzündungen muss bei Meerschweinchen-Weibchen - auch bei einem negativen Ultraschallbefund - immer im Hinterkopf behalten werden. Ist die Gebärmutter die Ursache für die Entzündung der Blase, die dann auch dauerhaft zu viel Gries führt, führt in der Regel kein Weg um eine Kastration herum, hier gibt es mehr Infos.
- Entfernung von Harngries und Harnsteinen beim Tierarzt
Bei sehr hartnäckigem Gries (der nicht durch Flüssigkeit über die Nahrung und mit Antibiotika und Schmerzmittel ausgeschieden wird) und kleinen Blasensteinen kann es Sinn machen, dass der Tierarzt dem Meerschweinchen Infusionen spritzt, damit Gries und Steinchen ausgespült werden können. Dies kann auch der erfahrene Halter vornehmen, wenn er Infusionen spritzen kann.
Die Meerschweinchen sollten zuvor immer mit Schmerzmitteln und bei Entzündungen auch mit Antibiotika versorgt werden, da das vermehrte Urin absetzen und auch das Ausscheiden von Gries sonst zu sehr schmerzt.
Bei chronischen Infektionen der Blase und somit auch chronisch vermehrtem Harngries kann man zudem eine Blasenspülung beim Tierarzt unter Narkose (am besten mit Inhalationsnarkose und Schmerzmittel zuvor) durchführen lassen. Dies empfiehlt sich bei chronischen Problemen in regelmäßigen Abständen von 3-4 Wochen. Eine Blasenspülung darf jedoch nicht bei Endometriose und Gewebezubildungen in der Blase durchgeführt werden, da die Gefahr von Verletzungen dieses Gewebes und Blutungen dann zu hoch sind.
Solche Blasenspülungen halten wir für viel besser und weniger schädlich und qualvoll für die Meerschweinchen als ein Ausmassieren der Blase. Dieses kann nicht zuverlässig allen Gries aus der Blase entfernen, ist zudem sehr schmerzhaft und es besteht die Gefahr, dass die Blase und Harnröhre dabei sehr verletzt werden.
Der Tierarzt kann zudem eine Operation von Harnsteinen vornehmen. Dies sollte sehr zeitnah in den nächsten Tagen nach dem Auffinden der Blasensteine geschehen, da diese sich unter Umständen bewegen und die Harnwege blockieren können. Passiert dies, kommt es schnell zum Urinstau und zum Nierenversagen und die Meerschweinchen haben dann keine Chance mehr. Vor der Operation können dann neben Schmerzmittel und Mitteln gegen Aufgasungen auch schon Antibiotika gegeben werden, die die Entzündung des Gewebes im Harntrakt reduzieren, was für eine Operation immer bessere Voraussetzungen sind.
Befinden sich Steine in der Blase und sind zu groß (über 1 cm ca.) um ausgeschieden zu werden oder sitzen in der Schleimhaut fest und können somit nicht ausgeschieden werden (dies sieht man durch Röntgenbilder mit kurzen zeitlichen Abständen daran, dass die Steine an der gleichen Position sitzen - passiert durchaus auch bei kleineren Steinen, die dann also nicht ausgeschieden werden können), muss der Tierarzt die Blase in der Regel öffnen, um die Steine zu entfernen. Es kann mit Glück und Geschick auch gelingen, die Steine aus der Blase in die Harnröhre zu massieren und dann weiter durch die Harnröhre, bis sie entfernt werden können. Die Gefahr, dass dabei die Schleimhäute und Blase stark verletzt werden, besteht jedoch.
Sehr große Steine kurz hinter der Blase in der Harnröhre sollten, wenn möglich, in die Blase geschoben werden zur Entfernung. Es ist besser, die Blase zu öffnen in diesem Bereich, als die Harnröhre.
Kleine Steine am Ende der Harnröhre können häufig unter Schmerzmittel mit Hilfe von Gleitgel und örtlicher Betäubung ausmassiert oder mit einer Sonde geholt werden. Am besten geschieht dies auch in Narkose (im Optimalfall Inhalationsnarkose). Größere Steine am Ende der Harnröhre müssen oft erst zerkleinert werden, bis sie entfernt werden können.
Manche Steine zerfallen schon beim Greifen mit einer Zange, ansonsten gibt es die Möglichkeit, zu versuchen, sie mit einem Zahnultraschallgerät zu zerkleinern, bevor sie entfernt werden. Die Stein Zerkleinerung und Entfernung sollte ebenfalls besser unter Narkose und mit Schmerzmittelgabe zuvor erfolgen und nur im Notfall ohne Narkose. Dennoch ist das Risiko dann gegeben, dass die Meerschweinchen am Schmerz-Schock sterben können.
Lässt sich ein großer Stein kurz vor dem Ende der Harnröhre nicht so einfach herausholen, muss die Harnröhre dazu aufgeschnitten werden. Unsere Tierärzte haben dann gute Erfahrungen gemacht, die Harnröhre offen heilen zu lassen (als eine Art Fistel).
Dieses Meerschweinchen hier hatte einen riesigen Stein am Ende der Harnröhre, der beim Tierarzt operativ entfernt wurde.
Hier auf den Röntgenbildern sieht man, wie eine Sonde durch die Harnröhre eines weiblichen Meerschweinchens in Narkose eingeführt wurde, um einen Harnröhrenstein zu entfernen.
Die Sonde zeigt auf diesen Bildern schön den Verlauf der Harnröhre durch das Becken in die Blase.
Die Prognose für Operationen von Harnsteinen sind je nach Lage des Steines, Gesundheitszustand des Meerschweinchens und Tierarzt-Geschick im Allgemeinen sehr gut.
Steine am Ende der Harnröhre bei Weibchen sind meist sehr gut zu entfernen und diese Operationen stellen nur geringe Risiken. Bei Steinen im Rest der Harnwege, bei denen über den Bauch operiert werden muss, ist das Risiko höher.
Bei Meerschweinchen-Männchen sind all diese Operationen generell riskanter, da der Penis die Harnröhre sehr einengt und Harnsteine und auch Harngries schlechter zu entfernen sind.
Bei Steinen in den Nieren und Harnleiter-Steinen sind die Prognosen deutlich schlechter, mehr Infos dazu gibt es auch hier.
Sind die Steine sehr klein und eher noch Klumpen von Gries, können sie meist durch Infusions-Therapie in die Blase ausgeschwemmt werden und danach über den Urin ausgepieselt.
Dabei erhält das Meerschweinchen mehrere Tage hintereinander Infusionen und mit Röntgenbildern wird geprüft, ob sich die Position der kleinen Steinchen verändert. Bei größeren Steinen bleibt nur die Operation. Ein erfahrener Tierarzt kann einen Harnleiter-Stein operieren und wenn das Meerschweinchen noch nicht zu geschwächt ist, kann es diese Operation gut überstehen. Liegt ein Stein in der Niere vor, so muss die Niere aufgeschnitten oder manchmal komplett entfernt werden. Diese Operation wird eher seltener beim Meerschweinchen durchgeführt und die Prognosen sind daher eher vorsichtig zu beurteilen und generell schwer einzuschätzen. Im Zweifel bei sonst gutem Gesundheitszustand des Meerschweinchens, einem erfahrenen Tierarzt und einem Bauchgefühl, was für die Operation spricht, sollten solche Operationen probiert werden können.
- vermehrte Flüssigkeit anbieten
Um die Harnwege durchzuspülen, so dass Gries besser ausgeschieden werden kann, kann man den Meerschweinchen zusätzliche Flüssigkeit in Form von Tee oder flüssigem Brei anbieten. Davon können die Meerschweinchen pro Gabe bis zu 20-30 ml haben, wenn sie dies freiwillig nehmen möchten. Dies stellt eine Alternative zu Infusionen (mit Kochsalzlösung oder Ringer Lactat) dar, die vom Tierarzt oder von erfahrenen Haltern selbst gespritzt werden können.
Als Tee kann man verschiedene Sorten nutzen. Entzündungshemmend und gut für die Harnwege sind Kamillen-, Fenchel-, Bärentraubenblätter-, Birkenblätter-Tee und einige andere. Diesen Tee kann man nicht nur pur geben, sondern auch zur Herstellung eines flüssigen Breis nutzen.
Man sollte den Meerschweinchen Tee und Brei allerdings niemals aufzwingen, wenn sie ihn nicht nehmen möchten. Dies kann schädlich sein und ist Stress für die Tiere. (Warum eine Zwangsernährung schädlich sein kann und in unseren Augen nicht empfehlenswert ist, könnt ihr hier nachlesen.)
Daher ist es wichtig, einen Brei anzurühren, den sie gerne freiwillig nehmen.
Als Grundlage für den flüssigen Brei hat sich Gerstengras- oder Weizengraspulver als sehr gut erwiesen, am besten in Bio-Qualität (z.B. von azafran). Diese Pulver stellen einige gesunde Nährstoffe und werden von den Meerschweinchen als Brei sehr gerne freiwillig genommen. So ein Brei wird dann mit sehr viel Wasser oder Tee angerührt, so dass er sehr flüssig wird.
Man kann auch Zinnkrauftsaft (Ackerschachtelhalmsaft) z.B. von der Firma Schoenenberger zur Herstellung des Breis nutzen oder nur vermischt mit Wasser anbieten. Dieser Saft spült die Harnwege nicht nur gut durch, sondern enthält auch gesunde Inhaltsstoffe für die Schleimhäute. Pur mögen die Meerschweinchen ihn oft nicht, aber wenn man ein paar ml einem flüssigen Brei hinzufügt, kann dies schon heilsame Effekte haben. Man muss immer ausprobieren, wie viel davon die Meerschweinchen im Brei tolerieren. Den Rest vom Saft, den man nicht in wenigen Tagen für die Meerschweinchen benötigt, kann man einfrieren - oder selbst trinken ;)
Vermehrte Flüssigkeit darf nur gegeben werden, wenn die Meerschweinchen Urin absetzen können und keinen Urinstau durch z.B. Steine in den Harnwegen, Tumore oder akutes Nierenversagen haben. Dies ist sonst große Qual für die Meerschweinchen.
Sollte das Meerschweinchen eine Blasenentzündung haben, sollte mit zusätzlicher Flüssigkeit gewartet werden, bis es mit Schmerzmitteln und Antibiotika versorgt ist und die Antibiotika auch zu wirken scheinen, da es sonst durch das vermehrte Urin absetzen durch die zusätzliche Flüssigkeit auch mehr Schmerzen haben kann - siehe weiter oben im Text.
Eine Entwässerung mit Furosemid oder Torasemid ist in unseren Augen bei Blasengries nicht sinnvoll, da dies die Nieren anregt, mehr Flüssigkeit auszuscheiden. Bei gesunder Nieren- und Herzfunktion wird die aufgenommene Flüssigkeit so oder so ausgeschieden und ob dies schneller geschieht, macht keinen Unterschied.
Zudem können solche Entwässerungsmittel auch negative Effekte haben und sollten lediglich dann eingesetzt werden, wenn sie auch notwendig sind: wenn also Herz- und Nierenerkrankungen vorliegen und es dadurch zu Ödemen im Körper durch mangelhafte Entwässerung kommt, was dann auch Harngries begünstigen kann.
- Ernährung optimieren und UV-Lampe anbieten
Desweiteren ist die Ernährung von Meerschweinchen meist zu trocken und zu wenig vielfältig, was beides die Gries-Entstehung begünstigt. Dies ist neben Entzündungen der Harnwege mit eine der häufigsten Ursachen für Probleme mit Blasengries beim Meerschweinchen. Zu diesem Thema steht schon viel im Abschnitt zu den Ursachen für Blasengries. Fehlt über die Nahrung aufgenommene Flüssigkeit und kommt es zu einem Ungleichgewicht im Körper von Substanzen wie Calcium, Oxalsäure, Phosphor etc., so kann es dadurch Probleme mit der Ausscheidung und dem Stoffwechsel von Calcium geben, was eine Griesbildung begünstigen kann.
Neben Gräsern und Blattgemüse als Hauptgrundlage der Meerschweinchenernährung sollten auch andere Gemüsearten und ebenfalls Zweige und Kräuter aus der Natur für die Meerschweinchen zur Verfügung gestellt werden. Es gibt einige Kräuter und auch Zweige, die entzündungshemmend und harntreibend sind und dann gerade gut bei Blasenentzündungen und Blasengries wirken. Im Grunde genommen ist aber alles, was Flüssigkeit enthält und somit die Harnwege durchspült, an Nahrung bei Blasengries von Vorteil und gesund. Auch aromatische Saaten können sehr heilsam wirken bei verschiedenen Krankheiten und dürfen den Meerschweinchen zur freien Verfügung angeboten werden.
Kommt es immer wieder zu Problemen mit Blasengries sollte daher unbedingt kritisch hinterfragt werden, ob die Ernährung der Meerschweinchen noch optimiert werden kann in Hinblick auf noch mehr Flüssigkeit, die das Meerschweinchen über die Nahrung erhalten kann und noch mehr Vielfalt an frischen Nahrungsmitteln. So kann Gries besser und normal ausgespült werden und der Calcium-Stoffwechsel in gesunden Bahnen ablaufen, so dass es dadurch nicht zu vermehrt Gries kommt.
Getrocknete Kräuter und Leckerchen sollten dem Meerschweinchen am besten nur selten und in geringen Mengen gefüttert werden. Ebenfalls ist es sehr wichtig, dass die Meerschweinchen statt viel Heu eher viel Blattgemüse oder Gras fressen. Meerschweinchen trinken zwar nur selten, natürlich müssen sie aber sauberes Wasser zur Verfügung haben.
Auf keinen Fall sollte calciumarm gefüttert werden, da dies, siehe Ursachen für Gries oben, schädlich für den ganzen Körper des Tieres sein und auch die Entstehung von Gries begünstigen kann. Timothy-Heu, mit wenig Calcium, sollte den Meerschweinchen nicht als alleinige Heuquelle zur Verfügung stehen, denn auch Heu zum Decken vom Calcium-Bedarf kann für Meerschweinchen wichtig sein.
Hier nochmal der Link zu unserer Ernährungs-Empfehlung für Meerschweinchen.
Auch ein Mangel oder Überschuss an Vitamin D kann vermehrten Blasengries verursachen. Hat das Meerschweinchen keine Möglichkeit, sich dem direkten Sonnenlicht in den Monaten April bis September auszusetzen und somit Vitamin D zu bilden, sollte
Daher ist es für uns der beste Weg, den Meerschweinchen vielfältiges Frischfutter und bei Innenhaltung eine Vitamin D-Versorgung mittels Licht einer UV-Lampe anzubieten. Zudem ist eben bei Meerschweinchen in Innenhaltung eine UV-Lampe für die Vitamin D-Versorgung empfehlenswert.
- Stress reduzieren
Faktoren wie zu kleine oder ungünstig gestaltete Gehege, unzureichende Hygiene im Gehege und eine nicht harmonische Gruppensituation und anderes können Stress verursachen und zu Blasengries beitragen.
Chronischer Stress kann den ganzen Meerschweinchenkörper schwächen und ist auch nicht angenehm für die Tiere. Auch, wenn man denkt, dass das Meerschweinchen keinen Stress hat und die eigene Haltung schon gut ist, sollte man kritisch hinterfragen, ob noch etwas verbessert werden kann im Sinne der Tiere. Nicht immer ist Stress beim Meerschweinchen auffällig und manchmal bleibt er unbemerkt.
Allgemein sollte das Meerschweinchen in entspannten Bedingungen leben können. Viele Gehege sind zu klein für Meerschweinchen (Stress durch Bewegungsmangel und Langeweile) oder nicht so ausgestattet, dass das Meerschweinchen sich wohl fühlt (nicht genug Möglichkeiten zum Verstecken/Schutz von oben). Das Gehege sollte mindestens 4 qm Platz bieten bei 2-4 Meerschweinchen, am besten 1 qm pro Tier und dies ist noch zu klein für so aktive Tiere wie Meerschweinchen. Wenn mehr Platz möglich ist, umso besser! Schaut hier für mehr Infos zum Platzbedarf von Meerschweinchen.
Ebenfalls ist es ratsam, neben kleineren Unterschlupf-Möglichkeiten wie Häuschen, Brücken etc. auch größere Höhlen zu bauen, z.B. mithilfe von Decken.
Links mit Tipps zur Gestaltung von Innengehegen gibt es hier
Bei Außenhaltung kann es zusätzlich sein, dem Meerschweinchen ist zu kalt, da der Schutzbereich nicht richtig gestaltet ist. Oder es gibt Stress mit anderen Meerschweinchen, da der Schutzbereich zu klein ist und auch nicht genug Platz zur Bewegung bietet bei schlechtem Wetter, wenn der Außenbereich nicht genutzt werden kann. Auch kann eine ungünstige, nicht genug Sicherheit von den Seiten und von oben bietende Gestaltung des Außenbereichs Stress verursachen.
Mehr Infos zu guten Außengehegen für Meerschweinchen findet ihr hier.
Im Zweifel, wenn die Außenhaltung nicht optimal gestaltet werden kann und Meerschweinchen erkranken, sollten sie immer dann ins Haus geholt werden. Tipps für schnell gestaltete Innengehege für diesen Zweck gibt es hier.
Die Gehege sollten natürlich täglich so gereinigt werden, dass es zu keinem feuchten Einstreu kommt, in dem die Tiere sitzen müssen. Zudem darf der Stall auf Bodenhöhe der Tiere nicht nach Urin- oder Ammoniak riechen. Dies verursacht sonst nicht nur Stress beim Meerschweinchen, sondern kann auch Blasenentzündungen an sich begünstigen.
Ebenfalls kann die Gruppensituation der Meerschweinchen die Ursache für Stress darstellen, wenn sie nicht harmonisch ist. Mehr Infos zu Gruppenkonstellationen gibt es hier und zu Vergesellschaftungen und Rangordnung hier.
Man sollte seine Tiere gut beobachten und kritisch hinterfragen, ob sie Stressanzeichen zeigen im Umgang mit den anderen Meerschweinchen und ob etwas an der Gruppenkonstellation zu ändern ist. Gerade bei Jungsgruppen haben einige Jungs oft unterschwellig Stress durch andere, dominantere Meerschweinchen-Jungs. Dieses Konzept gelingt nur selten, da es unnatürlich ist für Meerschweinchen und viele Jungs leiden still in diesen Konstellationen. Es kann aber auch gut gelingen, wenn einige Dinge beachtet werden (vor allem muss das Gehege sehr groß sein). Schaut für mehr Infos zu dem Thema in diesen Link hier.
Hormonelle Probleme durch Eierstockzysten können auch zu dauerhaftem Stress im Meerschweinchenkörper führen und Entzündungen im ganzen Körper begünstigen. Mehr Infos dazu gibt es hier.
- Wärme
Die Haltung der Meerschweinchen sollte generell nicht zu kalt sein. In Innenhaltung sollte das Gehege der Meerschweinchen nicht an zugigen Orten untergebracht sein und in Außenhaltung muss der Schutzbereich entsprechend gestaltet sein, dass die Meerschweinchen sich dort aufwärmen können.
Generell kann Wärme aber sehr heilsam bei Entzündungen und anderen Erkrankungen sein. Ebenfalls hilft sie, die Durchblutung der Organe zu fördern und Verspannungen (durch z.B. Schmerzen) zu reduzieren. Aus der Forschung mit Wärme weiß man, dass Infektionen schneller und mit weniger Antibiotika-Einsatz ausheilen können, wenn Tieren eine Wärmequelle angeboten wird und sie diese nutzen. Wichtig ist immer, dass die Tiere selbst wählen können, ob sie die Wärme möchten, da Wärme bei manchen Entzündungen auch kontraproduktiv sein kann.
Bei Meerschweinchen kann man Wärme am besten - auch dauerhaft und nicht nur bei Erkrankungen - in Form von Rotlicht oder Dunkelstrahler anbieten. Mehr Infos dazu stehen hier. Zur Not gehen auch Wärmeflasche oder SnuggleSafe, diese stellen aber weniger gesundheitliche Vorteile im Vergleich zu Rotlicht und Dunkelstrahler. Man kann auch Wärmeflaschen zusätzlich zu diesen Strahlern einsetzen, falls das Meerschweinchen sich gerne den Bauch wärmen möchte.
- Darmaufbau
Wie schon im Abschnitt über den Calciumstoffwechsel in Bezug auf die Oxalsäure-abbauenden Oxalobacter-Bakterien erwähnt, kann das Darm-Mikrobiom einen Einfluss auf die Entstehung von Blasengries haben. Generell stellt der Darm auch einen wichtigen Teil des Immunsystems dar und daher ist ein gesunder Darm immer gut als Vorsorge für Krankheiten. Den Darm aufbauen und entgiften sollte man nach einer Gabe von Antibiotika generell.
In den gängigen Probiotika sind meist nicht die passenden Bakterien für Meerschweinchen enthalten und können auch Schaden anrichten, daher empfehlen wir Darmaufbau mit Huminsäure oder Tiermoor. Hier gibt es Infos dazu.
- Heilmittel aus der Naturheilkunde
Das wichtigste Heilmittel aus der Naturheilkunde bei Harngries und Harnsteinen ist - wie öfter im Text erwähnt - eine gesunde Ernährung mit vielen flüssigkeitshaltigen Gräsern und Blattgemüse und Vielfalt an Kräutern, Zweigen, Gemüsesorten und Saaten.
Zusätzlich zu Tees und flüssigem Brei und Schoenenberger Zinnkraut, wie weiter oben erwähnt, kann man jedoch auch noch weitere naturheilkundliche Mittel anbieten, die bei Problemen mit zu viel Blasengries beim Meerschweinchen hilfreich sein können.
Alle Heilmittel, die gut gegen Blasenentzündungen sind, können auch gut gegen Blasengries sein, da Entzündungen die Griesentstehung ja begünstigen.
Generell sind naturheilkundliche Mittel gegen Entzündungen (Infos dazu hier) und zur Stärkung des Immunsystems (Infos hier) gut.
Methylsulfonylmethan (MSM) und Vitalpilze können vielfältige gesunde Effekte haben und auch bei Blasengries vorteilhaft sein.
Zur Heilung angegriffener Schleimhäute kann man unterstützend Mukosa comp. geben (dies sind Ampullen 1-2x tgl 0,5 ml pur ins Maul oder in Brei).
Auch Homöopathische Mittel können bei Blasenerkrankungen und Blasengries probiert werden - leider sprechen Meerschweinchen allgemein unserer Erfahrung nach nicht gut auf Homöopathie an und es ist auch schwer, das genau passende individuelle homöopathische Mittel zu finden. Unseren Erfahrungen nach ist es geeigneter bei Blasengries, mit Schüssler Salzen zu arbeiten, die den Calcium-Stoffwechsel regulieren können, z.B. Calcium fluoratum oder Calcium phosphoricum (1-2x tgl 1/2 -1 Tablette so ins Maul geben oder in Wasser oder Brei gelöst).
Ebenfalls haben wir gute Erfahrungen mit Akupunktur beim Meerschweinchen machen können, wobei auch dies nur unterstützend zu anderen Therapien eingesetzt werden sollte und keine Antibiotika oder Schmerzmittel beim Meerschweinchen ersetzt. Mehr Infos dazu stehen hier in dem Text.
Es gibt ein Mittel aus der Traditionellen Chinesischen Medizin namens Eurologist im Online-Shop "Naturheilkunde bei Tieren", welches gegen Blasengries und Blasenentzündungen helfen können soll. Unserer Erfahrung nach ersetzt es keine Antibiotika und wirkt auch nicht zuverlässig gegen Blasengries, aber man kann es den Meerschweinchen unterstützend geben. Eurologist sind Tabletten, die man nicht trocken geben sollte, da sie noch Flüssigkeit ziehen können. Am besten mörsert man sie und löst sie in Wasser oder Brei auf vor der Verabreichung an das Meerschweinchen.
Es gibt zudem eine Flüssigkeit für Nager namens Rodicare uro, die pflanzliche Substanzen zur Unterstützung bei Blasenproblemen stellt. Rodicare uro hat in unserem Umfeld keine zuverlässigen Erfolge gebracht und wurde oft nicht freiwillig von den Meerschweinchen genommen. Daher haben wir lieber auf frische Kräuter mit ähnlichen Wirkungen gesetzt, da wir den Meerschweinchen ungerne noch mehr Medikamente aufzwingen möchten. Nehmen sie das Rodicare uro freiwillig, kann man es gut unterstützend geben.
Womit wir keine überzeugenden Erfahrungen gemacht haben:
Cranberries und Cranberry-Saft helfen Meerschweinchen bei Blasenproblemen unserer Erfahrung nach nichts, zudem sind sie sehr sauer oder der Saft ist oft mit Zucker versetzt. Wenn die Meerschweinchen ihn nicht von alleine nehmen, sollte er ohne Zucker sein, würden wir ihn nicht aufzwingen.
Man kann dann besser D-Mannose Pulver kaufen, welches in Cranberry-Saft und auch Birkenblätter-Tee enthalten ist und dieses Pulver mit flüssigem Brei an die Meerschweinchen verfüttern (1-2x täglich eine Messerspitze in ein paar ml Brei). D-Mannose kann bei Blasenentzündungen allerdings nur helfen, wenn Darmkeime die Auslöser der Entzündung sind.
Angocin sollte man nicht beim Meerschweinchen einsetzen, da es sehr scharf ist und die Magenschleimhaut angreifen kann.
Die Wirkung von allrodin UTI kn ist für uns fraglich, da es - neben pflanzlichen Wirkstoffen und Schalentierbestandteilen, welche Glucosamin stellen sollen - den Urin durch Methionin ansäuern soll. Dies funktioniert unserer Erfahrung nach nicht und wenn es so wäre, könnte es gesundheitlich schädlich sein für das Meerschweinchen. In unserem Umfeld hat UTI kn bisher keinen Unterschied bei Blasensteinen und Blasengries bewirkt, soweit dies zu beurteilen ist.
Generell kann das Ansäuern vom Urin - was beim Meerschweinchen unserer Erfahrung nach eben gar nicht funktioniert - auch kontraproduktiv für die Entstehung von Blasengries sein, da sich z.B. Calciumoxalat-Kristalle bevorzugt im sauren Urinmilieu bilden. Daher macht für uns eine Gabe von künstlichem Vitamin C zu diesem Zweck keinen Sinn bzw. sehen wir darin auch Gefahren, wie vermehrte Bildung von Oxalsäure durch den Abbau von Vitamin C im Körper, was wiederum zu Blasengries führen kann. Künstliches Vitamin C könnte zudem den Magen der Meerschweinchen reizen.