Darmparasiten kommen meist nur dann beim Meerschweinchen vor, wenn der Körper durch eine andere Erkrankung (noch bestehend oder bereits ausgeheilt) oder Stress (z.B. ein Umzug) geschwächt ist. Wichtig ist daher im Zweifel immer Diagnostik, um die eigentliche Erkrankung zu finden und behandeln zu können, sonst wird auch die Behandlung der Parasiten auf Dauer keinen Erfolg bringen. Auch nach der Gabe von Antibiotika vermehren sich gerne mal Parasiten wie Hefen im Darm von Meerschweinchen.
Nicht immer ist es nötig, die Parasiten mit einer „Chemiekeule“ zu behandeln - Darmaufbau, eine gesunde Ernährung mit vielen Pflanzen aus der Natur und einige Mittel aus der Naturheilkunde können den Darm in der Heilung unterstützen, so dass die Parasiten dann auch von alleine wieder verschwinden. Immer vorausgesetzt, die Krankheit, die den Körper gestresst hat, ist ebenfalls behandelt worden.
Daher sollte man bei einem Parasitenbefund immer zusätzlich zu einer Kotanalyse auf Darmparasiten noch weitere Diagnostik betreiben, um herauszufinden, ob das Meerschweinchen noch eine andere Erkrankung hat, die diese Parasiten begünstigt. Gerne gesellen sich Darmparasiten z.B. auf eine Entzündung im Darm hinzu oder wenn der Darm durch eine Entzündung im Körper geschwächt wird.
Daher ist weiterführende Diagnostik auch bei einem Parasitenbefund im Kot der Meerschweinchen wichtig. Die wichtigsten diagnostischen Methoden sind dabei: Urincheck (kann man auch zuhause, hier kann man eine Anleitung lesen), Röntgenbilder und Ultraschall (Infos zur allgemeinen Diagnostik gibt es hier).
Zusätzlich sollte man immer kritisch hinterfragen, ob das Meerschweinchen Stress hatte oder hat und man die Lebensumstände noch verbessern kann, so dass es stressfreier für das Tier wird. Infos und Tipps dazu gibt es hier.
Matschkot, Durchfall und Aufgasungen sind oft nicht durch Darmerkrankungen oder Darmparasiten ausgelöst, sondern durch eine andere Erkrankung. Mehr Infos dazu sowie zu Behandlungsmöglichkeiten, Erste-Hilfe-Maßnahmen und weiteren Magen-Darm-Erkrankungen, könnt ihr hier nachlesen:
Symptome von Darmparasiten
Symptome bei einem Darmparasitenbefall können - auch je nach Parasitenart - unterschiedlich aussehen. Meist kommt es zu Aufgasungen, Matschkot und Durchfall. Die Meerschweinchen verhalten sich oft völlig normal trotz der Symptome, können aber auch bei einem schlimmen Befall von Darmparasiten apathisch wirken und schlapp sein, nicht mehr oder nicht mehr viel fressen und an Gewicht verlieren. Dies ist aber eher selten. Ebenfalls selten ist es, dass es zu Blut oder blutigem Schleim im Kot kommt.
Auch allgemeines Unwohlsein und unspezifische Schmerzsymptome (Infos dazu hier) können selten durch Darmparasiten ausgelöst werden. Ebenfalls Anzeichen von Stress (Infos hier).
Die genannten Symptome können Anzeichen von Darmparasiten sein - sie können aber auch wegen einer anderen Erkrankung entstehen, wie z.B. eine Entzündung im Körper, auf die der Darm entsprechend mit diesen Problemen reagiert. Oft ist der Darm bei solchen Symptomen gar nicht selbst erkrankt und die Symptome kommen daher nicht durch eine Darmerkrankung oder Darmparasiten, wie man es annehmen könnte. Parasiten nutzen dann meist einfach die Schwäche des Immunsystems und können sich dann viel besser als bei einem gesunden Organismus im Darm vermehren - sie sind aber dann nicht der eigentliche Grund des Übels.
Aus diesem Grund ist weiterführende Diagnostik so wichtig. Wird die ursächliche Erkrankung nicht gefunden, kann man oft in solchen Fällen - trotz gezielter Behandlung mit Medikamenten - die Parasiten nicht oder nicht dauerhaft in den Griff bekommen oder es gesellen sich danach wieder neue Parasiten hinzu. Gerade Hefen z.B. kochen beispielsweise sehr schnell hoch und sind bei vielen Erkrankungen daher im Darm aufzufinden, ohne, dass sie für die Probleme wie Aufgasung, Durchfall etc. ursächlich verantwortlich wären - der Auslöser ist oft die zugrundeliegende Erkrankung.
Darmparasiten können auch komplett ohne Symptome vorkommen beim Meerschweinchen und sind manchmal nur ein Zufallsbefund bei einer routinemäßigen Kotuntersuchung - in diesem Fall und auch bei nur leichten Krankheitssymptomen durch die Parasiten kann man oft mit Darmaufbau und Kräutern helfen, dass die Meerschweinchen die Parasiten loswerden. Es braucht also nicht immer ein schulmedizinisches Medikament.
Ebenfalls raten wir, immer nur erkrankte Meerschweinchen zu behandeln, die auch wirklich deutliche Krankheits-Symptome zeigen. Parasiten gibt es überall, in der Natur, auf dem Gemüse, im Gehege und nicht zuletzt im Körper des Meerschweinchens an sich. Man kann sie nicht verhindern, auch nicht zuverlässig ausmerzen, wenn man alle Meerschweinchen behandelt. Die schulmedizinischen Medikamente können auch immer Nebenwirkungen haben und den Körper belasten - dies ist unnötig, wenn das Immunsystem eines Meerschweinchens ja scheinbar stark genug ist, um die Parasiten im Griff zu haben. Man würde es dann wohl nur unnötig mit den Medikamenten schwächen und so die Grundlage fördern, dass es in Zukunft selbst an Parasiten erkrankt.
Selten gibt es sehr aggressive Parasiten, die scheinbar dann irgendwie mutiert sind und starke Krankheitssymptome erzeugen und leider auch zum Tod der Meerschweinchen führen können - auch in guter Haltung. Zum Glück kommt dies nicht häufig vor und es handelt sich um seltene Spezialfälle, die auch mit Medikamenten schwer in den Griff zu bekommen sind. In solchen Fällen sollten dann zur Sicherheit auch die gesunden Meerschweinchen der Gruppe mitbehandelt werden.
Solche „Seuchen“ kommen vereinzelt vor, sind aber wirklich extrem seltene Ausnahmen. Bei einem Parasitenbefund muss man daher nicht so einen schlimmen Fall annehmen.
Diagnostik von Darmparasiten: Kotanalysen
Darmparasiten lassen sich mittels einer Kotuntersuchung finden.
Bei Hefen gibt man frische Kotproben ab für die Analyse, bei allen anderen Parasiten sollte es eine Sammelprobe von Kot (eines oder mehrere Tiere) über einen Zeitraum von drei Tagen sein. Viele Parasiten werden intermittierend ausgeschieden, das heißt, sie werden nur alle paar Tage mit Pausen dazwischen mit dem Kot ausgeschieden und sind nicht zu jedem Zeitpunkt zu finden. Daher muss man immer über mindestens drei Tage Kot für eine Analyse sammeln, um die Parasiten auch mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Probe zu finden.
Es gibt selten tatsächlich immer mal wieder den Fall, dass man die Parasiten trotz aller Mühe nicht finden konnte und auf gut Glück behandeln musste, als es dem Meerschweinchen irgendwann zu schlecht ging. Dies ist immer schwierig, da eine gezielte Behandlung nach Diagnose eines Parasiten natürlich viel zielführender ist. Zum Glück sind solche Fälle selten.
Wenn es dem Meerschweinchen bereits sehr schlecht geht, kann man zur Not auch weniger lange gesammelte Kotproben untersuchen lassen, ob da schon etwas auffällig ist. Geht es den Meerschweinchen zu schlecht, um auf die Ergebnisse der Analysen zu warten, muss man in seltenen Fällen leider auch nach Symptomen auf gut Glück behandeln (meist machen dann Antibiotika Sinn, da Meerschweinchen zu Entzündungen neigen: mit dem Antibiotikum Cotrimoxazol behandelt man nicht nur Entzündungen, sondern auch die Darmparasiten Kokzidien und es macht in solchen Fällen Sinn - mehr Infos dazu gibt es hier).
Dennoch ist es immer besser, man weiß, welche Parasiten vorliegen und kann diese mit den passenden Medikamenten gezielt behandeln. In der Regel bleibt auch Zeit für eine Kotanalyse, da es den Meerschweinchen meist nicht so schlecht geht, auch sollten sie Darmparasiten haben.
Es gibt unterschiedliche Verfahren für die Kot-Analyse, die je nach vermuteter Parasitenart Sinn machen:
Beim Tierarzt wird der Kot meist mikroskopisch und mit zwei weiteren Verfahren (Flotation und Sedimentation) untersucht. So kann man Hefen, Würmer und Kokzidien finden. Manche Tierärzte bieten dies in ihrer Praxis vor Ort an (Ergebnisse erhält man binnen weniger Stunden), andere wiederum verschicken den Kot an Labore (Ergebnisse meist innerhalb eines Tages). Grössere Praxen und Tierkliniken haben meist die Möglichkeit, die Kotuntersuchungen vor Ort durchführen zu lassen - wenn man dringend ein Ergebnis braucht, kann man sich an solche Einrichtungen wenden. Meist ist eine Kotprobe aber nicht einfach so möglich, wenn das Tier nicht zuvor wenigstens einmal vorgestellt wurde.
Möchte man detaillierte Untersuchen auf einzellige Parasiten wie Giardien oder krankhafte Bakterien im Darm durchführen lassen, so muss der Kot so oder so in ein Labor eingeschickt werden. Dort können dann noch weitere, komplexere Untersuchungen wie Auswanderverfahren, Giardien-Antigentests etc. durchgeführt werden.
Gerade bei chronischen Problemen mit zu weichem Kot, Aufgasungen, Blut oder blutigem Schleim im Kot und bei Verdacht auf eine Darmentzündung, ist eine mikrobiologische Analyse des Kots sinnvoll. Dabei wird der Kot nicht nur auf Hefen, Würmer, Kokzidien und Einzeller geprüft, sondern auch auf weitere Darmpilze und krankmachende Bakterien im Darm. Hefen sind auch Darmpilze, aber es gibt noch weitere und manche Hefen, wie Candida, lassen sich unserer Erfahrung manchmal nur mittels einer solchen mikrobiologischen Analyse feststellen.
Der über drei Tage gesammelte Kot wird dann für die mikrobiologische Analyse über den Tierarzt zu einem Labor geschickt für diese Analyse. Die Darmpilze und Bakterien werden in diesem Fall nicht nur bestimmt, sondern es werden auch Antimykogramme und Antibiogramme erstellt - das heißt, es wird geprüft, welche Medikamente gegen die Darmpilze und Bakterien am besten wirken. So kann man dann viel gezielter behandeln. Je nach Anzahl dieser weiterführenden Untersuchungen bestimmt sich auch der Preis. So kann diese Analyse (je nach Labor) von 30-200 Euro kosten, je nach Menge gefundener Erreger und weiteren Untersuchungen. Dies ist es aber in jedem Fall wert, wenn man dem geliebten Tier damit helfen kann. Wird nichts an Erregern gefunden, ist der Preis dann auch nicht so hoch.
Wir haben gute Erfahrungen mit so einer Analyse bei dem Labor Laboklin gemacht (Profil Heimtier Diarrhoe). Aber auch andere Labore bieten solche Analysen an. Euer Tierarzt wird mit einem Labor zusammenarbeiten und euch dann sagen können, wo die Kotprobe hingeschickt werden kann. Wichtig ist dabei immer, dass auch wirklich eine mikrobiologische Analyse durchgeführt wird, in der man auch Darmpilze und unerwünschte Bakterien feststellen kann. Oft wird der Kot sonst einfach nur auf die gängigen Parasiten wie Würmer und Kokzidien untersucht.
Mehr Infos zu den verschiedenen Verfahren, um Parasiten nachzuweisen, kann man auch hier nachlesen: https://laboklin.de/wp-content/uploads/2021/02/La_August_2020_DE_FINAL.pdf
Wir können bei dem Verdacht auf Würmer, Kokzidien oder Einzeller zudem empfehlen, eine über 3 Tage gesammelte Kotprobe selbst in das Institut für Parasitologie der TiHo Hannover zu schicken. Dort wird der Kot sehr genau und mit vielfältigen Verfahren untersucht und man kann ihn - im Gegensatz zu den Möglichkeiten beim Haustierarzt - auch auf Einzeller wie Giardien untersuchen lassen. Man muss diese Probe dann nicht erst zum Tierarzt bringen, sondern kann sie selbst versenden.
Dies ist aber nur ratsam, wenn das Ergebnis nicht arg eilt und so ca. 5-7 Tage Zeit hat - in Fällen von chronischen oder schon länger bestehenden Problemen zum Beispiel. Ansonsten sind über den Tierarzt eingeschickte Analysen oft schneller.
Will man den Kot ins Institut für Parasitologie der TiHo Hannover schicken, so kann man dies einfach in einer Tüte zusammen mit dem ausgefüllten Begleitschein. Hier findet man den Begleitschein und die Adresse:
https://www.tiho-hannover.de/fileadmin/19_Parasitologie/Untersuchungsauftrag_Endo-_Ektoparasiten.pdf
Für einen Check auf Würmer und Kokzidien so kann man diesen Punkt ankreuzen: Flotations-, Sedimentations- und Auswanderverfahren
Möchte man zusätzlich auch eine Prüfung auf Giardien haben, sollte man diesen Punkt ankreuzen:
Flotations-, Sedimentations-, Auswanderverfahren und Giardien-Antigentest
Bei einem Check nur auf Giardien und zusätzlich noch andere Einzeller (z.B. Kryptosporidien) machen folgende Punkte Sinn:
Flotationsverfahren und Giardien-Antigentest
Giardien- und Cryptosporidien-Antigentest
Dieses Labor bietet auch noch andere Verfahren an, um die Parasiten nachweisen zu können. Im Zweifel kann man auch anrufen oder eine Mail schreiben und sich beraten lassen, welche Untersuchungen Sinn ergeben.
-> Wann sollte man Kotanalysen/Kotproben durchführen lassen?
Kotanalysen auf Parasiten machen generell immer dann Sinn, wenn es Symptome bei einem oder mehreren Meerschweinchen gibt, die vermuten lassen, dass Darmparasiten im Spiel sein könnten (dennoch: weitere Diagnostik nicht vergessen!).
Aber auch bei unspezifischen Krankheitssymptomen in der ganzen Meerschweinchen-Gruppe kann eine Sammelkotprobe (also Kot von allen Tieren über 3 Tage gesammelt) Sinn machen, um herauszufinden, was die Gruppe belasten könnte.
Bei neuen Meerschweinchen sollte man auch vor der Vergesellschaftung ein paar Tage Quarantäne einhalten und das Tier noch nicht zu der Gruppe geben, wenn nicht zuvor der Kot geprüft wurde.
Bei einem Umzug oder anderer Art von Stress und gerade, wenn die Tiere in schlechter Haltung waren zuvor, weisen viele Meerschweinchen Darmparasiten im Kot auf, wobei es in solchen Fällen meist keine Symptome gibt. Wenn wieder Ruhe einkehrt und erst Recht, wenn Darmaufbau betrieben und eine gesunde Ernährung angeboten wird, erledigt sich dieses Problem dann meist von selbst. (Es empfiehlt sich ein erneuter Kotcheck nach 1 Woche.)
Damit sich aber ggf. gesundheitlich geschwächte Meerschweinchen nicht anstecken, wenn ein neues Meerschweinchen in die Gruppe kommt und vom Stress des Umzugs eine erhöhte Anzahl Darmparasiten aufweist, sollte zur Sicherheit bei neuen Meerschweinchen vor der Vergesellschaftung eine Kotprobe angefertigt werden. Es gibt nicht umsonst den Rat zu einer Quarantänezeit für neue Meerschweinchen, bis geklärt ist, ob sie gesund sind. Verantwortungsvolle Notstationen halten dies standardmäßig so und geben Meerschweinchen gar nicht ohne vorherigen Kotcheck ab. Finden sich Parasiten im Kot, so müssen die Adoptanten dann zwar noch etwas warten, aber sie gefährden dafür nicht andere Tiere der Gruppe. Zudem kann man so die entsprechenden Tiere auch immer noch gezielter bei der Gesundung unterstützen und schneller richtig behandeln, wenn es dann doch noch zu Symptomen kommen sollte.
Wenn Meerschweinchen Parasiten hatten und mit Medikamenten dagegen behandelt wurden, kann man meist schon nach 1-2 Wochen neue Kotproben analysieren lassen, um zu prüfen, ob die Parasiten verschwunden sind. Dies kommt auch immer auf die Art der Parasiten und ihren Vermehrungszyklus an. Der Tierarzt kann euch über den empfehlenswerten Zeitabstand beraten.
Sind die Parasiten in den Kotproben nicht mehr nachzuweisen, so bleibt dies meist dann auch gut. Sind noch wenige Parasiten zu finden, kann man, sofern das Tier normal fit bleibt und keine neuen Symptome zeigt, nach einer Weile nochmal eine Kotanalyse in Auftrag geben, um zu prüfen, ob die Parasiten verschwunden sind.
Solche Kotproben sollte man auch dann zur Sicherheit anfertigen lassen, wenn die Meerschweinchen keine Symptome der Darmparasiten mehr zeigen während oder nach der Behandlung. Manchmal sind noch vereinzelt Parasiten zu finden. Man muss dann nicht neu behandeln, kann aber das Tier besser im Blick behalten und nach einer Weile den Kot nochmal analysieren lassen, um zu wissen, ob die Parasiten sich wieder stärker vermehren oder eingedämmt werden.
Behandlung von Darmparasiten
Wir gehen hier in diesem Text nur auf die konkrete Behandlung von den Darmparasiten selbst ein, nicht auf die Behandlung der eventuellen Symptome wie Aufgasungen, Durchfall etc.
Für Behandlungstipps bei diesen Symptomen und weiteren Magen-Darm-Problemen schaut bitte hier in diese Themen:
Aufgasungen - Matschkot, Durchfall und Verstopfung - Magen-Darm-Erkrankungen
Krankheiten, die die Parasiten begünstigt haben können, müssen natürlich der Krankheitsart entsprechend behandelt werden. Ihr findet über unsere Suchfunktion zu vielen anderen Krankheitsthemen mehr Infos.
Wann muss man Parasiten mit Medikamenten behandeln?
Darmparasiten kommen immer mal vereinzelt im Kot der Meerschweinchen vor. Viele Parasiten befinden sich immer im Organismus und werden vom Immunsystem in Schach gehalten. Ein Wurmei oder Kokzidienei oder wenige Hefen heißt noch nicht, dass das Meerschweinchen dagegen behandelt werden muss, sofern es gesund wirkt und keine entsprechenden Symptome zeigt.
Bei Neuankömmlingen und generell Meerschweinchen, die Stress hatten oder kürzlich krank waren und vielleicht auch Antibiotika nehmen mussten, werden oft auch mehr Parasiten im Kot gefunden, wobei es dann meist keine entsprechenden Symptome gibt. In diesen Fällen sollte man Darmaufbau betreiben, für eine Stressreduktion und gute Ernährung sorgen und nach 1-2 Wochen eine neue Kotprobe anfertigen lassen, um zu sehen, wie sich die Parasiten entwickeln. Meist sind sie dann schon wieder verschwunden.
Wenn es den Meerschweinchen aber deutlich schlecht geht oder ein starker Parasitenbefall gefunden wurde, so macht es Sinn, dann auch gezielt schulmedizinische Medikamente gegen die Parasiten zu geben.
Es folgen nun erst generelle Infos, was bei Darmparasiten an Ernährung und Mitteln aus der Naturheilkunde ratsam sein kann. Diese Tipps und Mittel reichen bei einem leichten Parasitenbefall meist zur Heilung aus, man kann sie aber auch parallel zu einer medikamentösen Behandlung der Parasiten einsetzen.
Anschließend gehen wir detaillierter auf Infos und die medikamentöse Behandlung in Bezug auf die bei Meerschweinchen gängigen Darmparasiten ein.
Was generell bei Darmparasiten empfehlenswert ist:
-> gesunde Ernährung und Mittel aus der Naturheilkunde
Eine gesunde Ernährung ist grundlegend natürlich sehr wichtig für die Gesundheit von Meerschweinchen, vor allem auch für die Funktion von Magen und Darm. Dies hilft auch, Darmparasiten loszuwerden und ihnen vorzubeugen.
Wir empfehlen für Meerschweinchen generell eine Ernährung mit jederzeit einer großen Auswahl und Vielfalt an frischen Nahrungsmitteln, vor allem Gras und Grün aus der Natur und viel Blattgemüse. Dazu können auch Kräuter, Zweige von Bäumen und aromatischen Saaten angeboten werden, die die Gesundheit der Meerschweinchen unterstützen können.
Hier könnt ihr lesen, was wir für eine gesunde Ernährung von Meerschweinchen halten.
Bei Darmparasiten im Speziellen sind gerade die aromatischen Saaten gesund - mehr Infos dazu stehen hier. Pellets und Getreidehaltiges Futter sind generell ungesund und unnötig für Meerschweinchen, können Darmparasiten aber auch noch fördern. Hier könnt ihr mehr dazu lesen.
Entgegen der oftmaligen Info, dass Apfel und Möhre nicht gefüttert werden sollten bei Darmparasiten (vor allem bei Hefen wird dies oft genannt), empfehlen wir, sie jederzeit im Angebot zu haben - gerade auch bei einem Parasitenbefund. Äpfel und Wurzelgemüse wie Möhren enthalten neben gesunden Vitaminen und Carotinoiden auch Pektine. Diese sind gesund für den Darm, fördern die natürliche gesunde Darmflora und können auch Gifte binden. Oft wird befürchtet, diese Nahrungsmittel fördern Hefen, weil sie viel Zucker/Kohlenhydrate enthalten. Dabei wird vergessen, dass Heu durch die Trocknung ebenso viele Kohlenhydrate enthält und gleichzeitig aber keine Flüssigkeit stellt. Heu ist also so gesehen von der Theorie her schädlicher als Äpfel oder Möhren - muss aber dennoch immer im Angebot sein für Meerschweinchen. Dementsprechend muss man sich aber um Äpfel und Möhren, die auch noch gesunde Inhaltsstoffe stellen, keine Gedanken machen.
Auch antiparasitisch wirkende Kräuter und Nahrungsmittel können helfen, die Parasiten zu beseitigen und einem Befall vorbeugen:
Aromatische Küchenkräuter (wie Basilikum, Dill, Petersilie, Koriander, Oregano etc.), Zweige von Laubbäumen (wie z.B. Eiche) und vor allem von Nadelhölzern (Tanne, Kiefer, Fichte, Lärche etc.).
Aber auch Efeu kann sehr gut für die Darmheilung angeboten werden (dieser ist für Meerschweinchen nicht giftig, wenn es genug Alternativen an Nahrungsmitteln für die Meerschweinchen gibt, mehr Infos hier) und einige andere Kräuter aus der Natur können entwurmend und gegen Darmparasiten wirken. Pflanzen wie Hahnenfuß, Wurmfarn und Rainfarn sind in größeren Mengen giftig, aber in kleinen Mengen heilsam. So kann ein wenig davon ohne Probleme immer im Gemisch von vielen Futter-Pflanzen angeboten werden. Das bedeutet, das Meerschweinchen hat genügend andere Pflanzen zum Fressen und muss diese Nahrungsmittel nicht im Übermaß fressen (was schädlich wäre), sondern kann sie dann aber fressen, wenn sie ihm helfen können.
So kann man immer ein paar Blätter dieser Pflanzen im Angebot haben - die Meerschweinchen lernen die Pflanzen dann kennen und wissen meist intuitiv, wann sie sie einsetzen können. Es gibt beispielsweise Fälle, in denen ein Meerschweinchen Würmer hatte, dann gezielt an den Hahnenfuß gegangen ist und mehr als üblich von diesem gefressen hat. Danach gab es zwar etwas Durchfall (vermutlich, weil die Würmer durch das im Hahnenfuß enthaltene Protoanemonin abgestorben sind) und kurz später konnten im Kot des entsprechenden Meerschweinchens keine Würmer mehr nachgewiesen werden. Dies klappt leider nicht immer so - wenn wir jedoch die Möglichkeiten haben, solche Kräuter den Meerschweinchen anzubieten, dass sie sich damit selbst therapieren können oder Parasiten vorbeugen können, so ist dies die bessere Variante, als mit „chemischen“ Medikamenten behandeln zu müssen, die eventuell ungesunde Nebenwirkungen haben können.
Hier auf den Fotos zu sehen:
Ein klein wenig Wurmfarn können Meerschweinchen futtern - dies kann gegen Darmparasiten wirken.
Gegen Parasiten wirken können auch Lauch, Tomaten- und Paprikagrün, daher sollte man dies immer auch an den Pflanzen belassen und den Meerschweinchen anbieten. In der Regel werden diese Pflanzen nicht angerührt, aber für den Fall der Notwendigkeit stehen sie den Meerschweinchen zur Verfügung.
Auch Kokosöl, was ebenfalls gegen Darmparasiten wirken kann, kann man den Meerschweinchen anbieten. Da es bei Raumtemperatur flüssig werden kann, am besten auf einem kleinen Tellerchen. Meerschweinchen fressen es bei Bedarf auch von alleine, man kann es sonst auch schmelzen und mit einer Spritze anbieten.
Manche Halter haben auch schon probiert, Oreganoöl verdünnt (man muss es stark verdünnen!) gegen Darmparasiten einzusetzen. Leider hat es nie zuverlässig geholfen, ist im Zweifel aber sicher einen Versuch wert.
Darmheilende Tees wie Fenchel-Anis-Kümmel, Pfefferminze oder Kamillentee kann man generell bei Magen-Darm-Problemen und auch bei Darmparasiten beim Meerschweinchen auch immer anbieten (am besten in Bio-Qualität) und auch mit z.B. Gerstengraspulver zu einem flüssigen Brei vermischen. Dies stellt auch noch zusätzliche Flüssigkeit dann, was dem Körper bei der Entgiftung helfen kann.
In solchen Brei kann man auch Methylsulfonylmethan (MSM). MSM kann auch gegen Parasiten wirken und weitere vielfältige gute Effekte auf den Körper haben, mehr Infos dazu stehen hier.
-> Darmaufbau
Darmaufbau mit Huminsäure, Tiermoor, Heilerde und/oder Apfelpektin kann immer gut sein, um den Darm in seiner Heilung zu unterstützen, die gesunden Bakterien im Darm zu fördern und den Darm zu entgiften. So werden auch die Darmparasiten oft verdrängt. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Die herkömmlichen Probiotika mit Milchsäurebakterien, die man beim Tierarzt erhalten kann, sehen wir kritisch. Infos zu unseren Gedanken dazu kann man hier lesen. Wir halten uns aus den genannten Gründen lieber an Huminsäure, Tiermoor, Pektin und Co.
-> Colosan:
Colosan ist ein dunkles Öl, welches ätherische Öle enthält, die nicht nur entschäumend wirken, sondern auch einiges zur Darmheilung beitragen und auch gegen Parasiten wirken können. Bei jeglichen Darmproblemen ist Colosan daher sinnvoll, bei Aufgasungen auch in Kombination mit Simeticon. Mehr Infos dazu gibt es hier.
-> Unterstützung von Nieren und Leber
Bei einem inneren Parasitenbefall können alle Organe belastet werden, vor allem die Ausscheidungsorgane für Gifte: Nieren und Leber. Dennoch gibt es eigentlich in der Regel keine auffälligen Probleme mit diesen Organen, wenn das Meerschweinchen sonst gesund ist. Unterstützung dieser Organe kann jedoch nicht schaden - die Nieren (mehr Infos hier) benötigen zum Entgiften viel Flüssigkeit, am besten über die Nahrung oder zusätzlich flüssigen, gesunden Brei (z.B. aus Bio-Gerstengraspulver) und die Leber (mehr Infos hier) kann man mit Mariendistelsamen, Artischockenpresssaft, Artischockenextrakt, Vitamin B oder Methylsulfonylmethan (MSM, Infos hier) unterstützen.
-> Vitamine:
Werden Meerschweinchen gesund gehalten und ernährt, so benötigen sie keinerlei Vitamine. Im Falle einer Krankheit jedoch kann es helfen, ihnen Vitamin C und Vitamin B zusätzlich zu geben. Infos dazu gibt es hier.
-> Schmerzmittel
Schmerzmittel können nötig sein, da Parasiten schmerzhafte Magen-Darm-Probleme auslösen. Da man Meerschweinchen ihre Schmerzen oft nicht anmerkt (Infos zu Schmerzsymptomen gibt es hier) sollte man im Zweifel lieber Schmerzmittel geben, auch bei unspezifischem Unwohlsein und Gewichtsabnahme.
Im Gegensatz zu dem, was man oft hört, kann Meloxicam als Schmerzmittel ohne Probleme auch bei Magen-Darm-Erkrankungen gegeben werden unserer Erfahrung nach. Dennoch sollte man bei Blut oder Schleim am Kot oder Verdacht auf Darmentzündung lieber Novalgin geben, welches manchmal bei Weichteilentzündungen auch besser wirkt. Mehr zu diesen und anderen Schmerzmitteln und den empfehlenswerten Dosierungen könnt ihr hier nachlesen.
-> Wärme
Wärme kann bei allen Erkrankungen, auch bei Magen-Darm-Problemen durch Parasiten, sehr wichtig sein, in dem sie zu einer Entspannung der Muskulatur und verbesserten Durchblutung der Organe führt. Zudem kann Wärme den Körper im Kampf gegen Entzündungen sogar unterstützen.
Da Wärme für die Meerschweinchen aber eventuell nicht immer angenehm ist und selten auch Entzündungen verstärken kann, sollte das Tier immer die Wahl haben, ob es die Wärme nutzen möchte oder nicht. Sie fühlen selbst am besten, ob die Wärme ihnen gut tut.
In den meisten Fällen tut die Wärme den Meerschweinchen aber sehr gut. Wir bevorzugen, Wärme in Form eines Rotlichts oder Dunkelstrahler anzubieten, da diese die Wärme auf den Rücken und die obere Körperhälfte der Meerschweinchen strahlt, was dort die Muskeln und Organe positiv beeinflussen kann. Mehr Infos zu diesen Lampen könnt ihr hier lesen.
Man kann aber auch eine Wärmeflasche oder einen SnuggleSafe anbieten. Dies wärmt vor allem den Bauch des Tieres, was bei einer Aufgasung Vorteile und Nachteile haben kann.
-> keine Zwangsernährung bei Inappetenz
Auf keinen Fall sollte man das Meerschweinchen per Zwang ernähren oder päppeln, wenn sie nicht fressen möchten aufgrund des Unwohlseins wegen Darmparasiten – generell sollte man dies nicht und schon gar nicht bei Magenaufgasungen, dies kann sehr gefährlich werden und zum Platzen des Magens führen. Mehr zu unseren Gedanken zur Zwangsernährung kann man hier nachlesen.
Eine Zwangsernährung kann sehr schädlich sein und dieser Rat ist auch nicht mehr zeitgemäß und auch nicht nötig, da Meerschweinchen keinen Stopfdarm haben, wie oft erzählt wird. Auch der Magen kann Nahrung weiterleiten, ohne, dass Nahrung nachkommt. Eine Zwangsernährung kann qualvoll für das Meerschweinchen sein und im schlimmsten Fall sogar seinen Tod verursachen. Mehr Infos, warum Zwangsernährung beim Meerschweinchen in unseren Augen eher schadet als nützt und dass Meerschweinchen gar keinen Stopfdarm haben, der so ein Vorgehen rechtfertigen würde, könnt ihr hier lesen.
Bei Darmparasiten möchten Meerschweinchen meist nichts fressen, da ihnen übel ist. Dem Darm geht es nicht gut und so kann er auch nicht verdauen. Wenn die Meerschweinchen in so einem Zustand unter Zwang Nahrung erhalten, so kann diese nicht richtig verdaut werden. Das wiederum schadet dem Darm und ganzen Körper noch mehr und kann auch Aufgasungen auslösen oder verstärken. Wie bei uns Menschen bei Erkrankungen, bei denen einem übel ist, macht es dann schon Sinn, dass nicht viel oder nur Schonkost (dies ist, was immer das Meerschweinchen möchte und was gesund ist) gegessen wird. Meerschweinchen fasten nicht, um zu sterben - sie versuchen damit, zu überleben und dem Körper die besten Chancen zu geben, zu heilen. Wir sollten da nicht eingreifen, nur, damit wir uns besser fühlen, weil wir wissen, dass das Meerschweinchen was „im Magen hat“. Dies ist nur zu unserer Beruhigung, aber dient nicht der Gesundung des Tieres.
Was man aber tun kann, ist, 2-3 ml gesunden, sehr flüssig angerührten Brei (z.B. Bio-Gerstengrasbrei) mit ein wenig Honig versetzt nach den Medikamenten zu geben. Dies stellt den Meerschweinchen dann ein wenig Energie und die Medikamente gelangen so besser in den Magen.
Man kann dem Meerschweinchen, wenn es länger als 1-2 Tage nichts oder nur wenig fressen sollte, auch eine Infusion spritzen. Da dies viele Halter selbst nicht können oder wollen, muss dazu ein Tierarzt aufgesucht werden. Diese zusätzliche Flüssigkeit kann unter anderem helfen, den Körper zu entgiften, so dass es den Meerschweinchen schneller wieder besser geht.
-> Gute Hygiene im Gehege
Generell sollte natürlich immer auf ein sauberes Gehege von Meerschweinchen geachtet werden: Kot und feuchte Stellen im Streu/Fleece sollten 1-2x tgl entfernt werden und regelmäßig sollte das komplette Gehege gemistet und gereinigt werden.
Dies ist gerade bei Darmparasiten auch sehr wichtig. Man muss bei einem Parasitenbefall nicht etwa alle Holzgegenstände ausbacken oder gar entsorgen - Parasiten gibt es überall und man wird sie nie komplett aus dem Gehege der Tiere verbannen können und die meisten Parasiten befinden sich generell einfach im Körper des Meerschweinchens - es kommt auf das Immunsystem des Meerschweinchens an, inwieweit die Parasiten sich auswirken können.
Dennoch sollte man bei einem Parasitenbefall öfter und ordentlicher misten und am besten das Gehege auch zumindest einmal mit verdünntem Apfelessig/Essigessenz reinigen und Plastikgegenstände von unten, wo sie auf Streu/Fleece stehen mit Desinfektionsmittel besprühen (Essig und Desinfektionsmittel immer gut auslüften lassen, bevor man die Meerschweinchen wieder hineingibt, damit sie durch den Geruch nicht gestresst werden).
Wenn man eine sehr gute normale Hygiene hat generell, so reicht dies eigentlich auch bei Darmparasiten ohne Probleme aus und man muss keine Wissenschaft daraus machen. Hält man die Meerschweinchen in der Wohnung, so muss man nicht unbedingt die ganze Wohnung desinfizieren. Gibt es Stellen, an denen z.B. Teppich oder anderer Bodenbelag mit Kot versehen wurde, so sollten diese Bereiche aber gut gereinigt und desinfiziert werden.
Auch an Handtüchern oder der Kleidung des Menschen können Parasiten überbleiben und bei manchen Parasiten kann der Mensch sich auch anstecken - auch hierbei gilt: man bekommt Parasiten nie ganz weg aus der Umgebung eines Tieres/Menschen. Auch da kommt es stark auf das Immunsystem an, aber im Zweifel ein bisschen Acht zu geben, bei den Meerschweinchen vorübergehend bei einem starken Parasitenbefall immer die gleiche Kleidung zu tragen oder die Handtücher öfter zu waschen, schadet nicht. Dennoch muss man es mit solcher Hygiene auch nicht übertreiben unserer Erfahrung nach.
Hat das Meerschweinchen Durchfall, so sollte noch besser auf Hygiene geachtet und ggf. auch der Hintern des Tieres gesäubert werden. Tipps gibt es dazu weiter unten auf dieser Seite hier.
Weitere Infos und Medikamente in Bezug
auf die häufigsten Darmparasiten beim Meerschweinchen
Im folgenden Abschnitt stellen wir die beim Meerschweinchen häufigsten Darmparasiten vor und listen gegen sie wirksame Medikamente und Erfahrungen auf.
-> Hefen
Hefen sind Darmpilze. Vor allem die Hefe-Art Candida kommt oft vor und kann Probleme verursachen - dies gilt auch beim Menschen.
Hefen können sich sehr schnell vermehren, wenn das Immunsystem durch Stress oder eine Erkrankung nicht ganz fit ist. So kommen sie oft nach Erkrankungen im Kot von Meerschweinchen vor, gerade dann, wenn auch Antibiotika eingesetzt werden mussten. Kommt es später während der Antibiotika-Therapie oder kurz nach einem Antibiotikum zu Matschkot oder Durchfall, so kann es sein, es haben sich Hefen (oder andere Parasiten) auf den angeschlagenen Darm gesetzt. Viele Halter denken, dass man dann einfach den Darm aufbauen muss, in dem die guten Darmbakterien unterstützt werden, aber unserer Erfahrung nach kommt es in der Regel nur zu Matschkot oder Durchfall nach Antibiotika, wenn Parasiten den Darm befallen. Jedes Antibiotikum verändert die gesunde Darmflora und meistens gibt es aber beim Meerschweinchen durch Antibiotika keinerlei Probleme mit der Verdauung. Dennoch ist Darmaufbau wichtig, da man auch die Langzeitfolgen einer geschwächten Darmflora nicht ganz einschätzen kann.
Bei einem Befund mit Hefen kann man, wenn er nicht arg ausgeprägt ist und es dem Meerschweinchen gut geht, erst einmal mit Apfelpektin, aber auch Huminsäure oder Tiermoor arbeiten, um den Darm bei der Heilung zu unterstützen. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Eine gesunde Ernährung (Infos hier) mit vielen Gräsern, Blattgemüse, Zweigen (vor allem auch von Nadelhölzern) und Kräutern, aromatischen Saaten ist wichtig bei Hefen. Man kann und sollte auch Äpfel und Möhren anbieten, die Pektine stellen, welche bei Hefen heilsam wirken können. Ebenfalls kann zusätzlich Efeu (Infos hier) eine gute Heilpflanze gegen Hefen sein. Auf stark stärke- und zuckerhaltige Leckerchen wie Getreide-pellets, Gemüsekringel, trockene Gemüsestückchen oder Erbsenflocken sollte bei Hefen jedoch verzichtet werden. Getreidekörner oder Getreideprodukte, gehört generell niemals in ein Meerschweinchen, wenn es sich nicht um die Gräser von Getreiden handelt.
Oft verschwinden Hefen auch von ganz alleine wieder, wenn das Immunsystem des Meerschweinchens wieder fitter ist.
Helfen die natürlichen Mittel nicht, was bei Hefen leider durchaus vorkommen kann, so ist Nystatin ist ein sehr wirksames Medikament gegen Darmpilze wie Hefen/Candida. Fast alle Präparate mit Nystatin enthalten aber leider Zucker, was nicht nur ungesund für das Meerschweinchen ist, sondern Hefen auch noch fördert und dem Darm schaden kann. Oft helfen diese Präparate daher nicht auf Dauer oder nicht gut gegen Hefen.
Wir nutzen ein Präparat, welches eine Apotheke in Nürnberg selbst herstellt. Es enthält daher Nystatin ohne Zucker und mit keinen schädlichen Zusatzstoffen. Infos dazu gibt es hier.
Dieses Nystatin kann man den Meerschweinchen ohne Probleme mit Wasser oder leckerem Brei gemischt geben. Sie mögen es oft sogar sehr gerne und nehmen es freiwillig.
Da Nystatin in der Regel nicht über die Darmschleimhaut ins Blut gelangt, kann man es durchaus auch im Zweifel auf gut Glück geben, wenn Meerschweinchen heftige Magen-Darm-Probleme haben (gerade auch bei Aufgasungen und Durchfall) und man keine so richtige Ursache findet oder bisher noch nicht finden konnte. Gerade auch bei starken Aufgasungen durch eine andere Krankheit vermehren sich dann noch zusätzlich gerne Hefen. Auch wenn sie dann nicht die eigentliche Ursache für die Probleme sind, kann das Nystatin dennoch helfen, die Aufgasung etwas geringer zu halten.
Nicht immer findet man Hefen im Mikroskop - manchmal muss man dazu eine mikrobiologische Analyse in Auftrag geben (Infos dazu siehe oben im Text). Dennoch kann es sein, die Meerschweinchen haben Hefen, aber die Tests sind unauffällig. Wir kennen Meerschweinchen, die immer ein wenig aufgegast wirkten, deren Kotproben aber immer unauffällig waren und die keine Symptome zeigten. Diese Meerschweinchen haben dann irgendwann mal, meist wegen eines anderen Meerschweinchens, was Hefen hatte und entsprechend behandelt wurde, Nystatin bekommen - und auf einmal war ihr Bauch weich. Dies sollte man einfach im Hinterkopf behalten.
Nystatin gelangt während der Verdauung nicht über das Blut in andere Organe, da es nicht von der Darmschleimhaut aufgenommen und in das Blut übergeben wird. Es sei denn, es liegt eine löchrige Darmschleimhaut - Leaky gut - vor. Durch diese Löcher in der Schleimhaut könnten Substanzen im Darm, so auch Nystatin, dann ins Blut gelangen. Ob diese Erkrankung der Darmschleimhaut auch beim Meerschweinchen vorkommt, ist nicht einzuschätzen. Es gab aber einmal den Fall eines Kaninchens, welches Hefen in der Blase hatte. Bei diesem Kaninchen hat oral gegebenes Nystatin gegen die Hefen in der Blase gewirkt, wobei man nicht erklären kann, wie dies genau funktioniert hat. Leaky gut wäre eine Möglichkeit, dies zu erklären.
-> Würmer
Es gibt viele verschiedene Wurm-Arten, die Meerschweinchen bekommen können. (Manche sind auch auf den Menschen übertragbar, zum Glück kennen wir bisher keinen solchen Fall, wobei Menschen öfter einen Wurmbefall haben, als bekannt ist, da dies meist ohne typische Symptome abläuft, Stuhluntersuchungen nicht immer zuverlässig sind und Menschen nicht regelmäßig entwurmt werden.)
Würmer können Matschkot, Durchfall und Aufgasungen verursachen, dies ist jedoch relativ selten. Meistens gesellen sie sich zu einer Erkrankung hinzu und verschwinden auch wieder, wenn diese ausheilt.
Bei Würmern kann man häufig viel über die Ernährung erreichen. Neben einer gesunden Ernährung (Infos dazu hier) mit viel Gras und Blattgemüse und Kräutern sind aromatischen Saaten und Nadelholzweige bei Kokzidien eine gute Sache. Auch Farn, Hahnenfuß, Lauch und Grün von Tomaten oder Paprika können tolle Heilpflanzen sein bei Würmern. Man kann daher immer ein wenig davon anbieten im Gehege, sofern die Meerschweinchen noch genug andere Nahrungsmittel zur Verfügung haben. Auch Kokosöl kann oral gegeben gut sein gegen Würmer.
Am häufigsten werden Würmer mit Panacur behandelt (Wirkstoff Fenbendazol; 10%ige Lösung, davon 0,2ml pro kg Körpergewicht; es gibt verschiedene Schemata zur Behandlung z.B. über 5 Tage, Pause von 7 Tagen, erneute Behandlung über 5 Tage). Auch Welpan (Wirkstoffe Febantel und Pyrantel) kann eingesetzt werden.
Was unbekannter ist, ist, dass auch Spot-Ons (z.B. Ivermectin, Stronghold, Advocate), die gegen Hautparasiten wie Milben wirken, gegen Würmer wirken können. Dies kommt auf die Wurmart an - lässt sich die im Kot des Meerschweinchens gefundene Wurmart jedoch mit einem Spot-On behandeln, so bevorzugen wir dies dem Panacur gegenüber. Einfach aus den Gründen, dass man das Spot-On nicht oral gibt und somit den Magen-Darm-Trakt nicht belastet und auch, weil man die Behandlung nur einmal im Abstand von einigen Wochen (je nach Präparat eine unterschiedliche Anzahl an Wochen) wiederholen muss. Dies ist für alle Beteiligten stressfreier. Mehr Infos zu den Spot-Ons kann man hier nachlesen.
Bei manchen Tierarten wie Igeln gibt es Lungenwürmer. Ob diese auch beim Meerschweinchen vorkommen, ist nicht ausreichend untersucht. Wir kennen bisher keinen Fall, allerdings werden ja auch nur wenige Meerschweinchen obduziert, so dass man dies dann sicher feststellen könnte. Die meisten Lungenprobleme beim Meerschweinchen entstehen aber durch Lungenentzündungen, gegen die meist nur das Antibiotikum Azithromyzin wirkt. Mehr Infos zu Lungenerkrankungen beim Meerschweinchen gibt es hier.
-> Kokzidien
Es gibt verschiedene Arten von Kokzidien. Ein Befall damit sind nicht immer schlimm - meist verursachen Kokzidien sogar gar keine Probleme beim Meerschweinchen. Sie kochen bei einer Schwächung des Immunsystems hoch und verschwinden bei Heilung des Körpers und mit Darmaufbau dann auch meist wieder. Dennoch können sie Durchfall, Inappetenz und Aufgasungen verursachen.
Bei Kokzidien kann man häufig viel über die Ernährung erreichen. Neben einer gesunden Ernährung (Infos dazu hier) mit viel Gras und Blattgemüse und Kräutern sind aromatischen Saaten und Nadelholzweige bei Kokzidien eine gute Sache. Auch Efeu (Infos dazu hier) kann eine tolle Heilpflanze sein bei Kokzidien. Man kann daher immer ein paar Blätter anbieten im Gehege, sofern die Meerschweinchen noch genug andere Nahrungsmittel zur Verfügung haben.
Die beim Meerschweinchen typischerweise vorkommenden Kokzidienart „Eimeria caviae“ ist wirtsspezifisch, das heißt, sie kommt nur bei Meerschweinchen vor. Diese Kokzidien bekommen Meerschweinchen daher eher nicht über Nahrungsmittel oder Grün aus der Natur, wie manchmal behauptet wird, sondern diese Kokzidienart befindet sich immer im Meerschweinchen-Körper und vermehren sich bei einer Schwächung des Immunsystems dann stärker, als gewöhnlich.
Immer noch am häufigsten wird Baycox für die Behandlung von Kokzidien genutzt (Flüssige Lösung, Wirkstoff Toltrazuril, 10-15 mg pro kg Körpergewicht; verschiedene Behandlungsschemata wie 3 Tage Behandlung - 3 Tage Pause - 3 Tage Behandlung oder 2 Tage Behandlung - 5 Tage Pause - 2 Tage Behandlung).
Leider vertragen Meerschweinchen dies jedoch manchmal gar nicht gut und wir kennen auch von sehr seltenen vereinzelten Todesfällen nach der Gabe von Baycox. Die Probleme entstehen vermutlich, weil das Baycox zu schnell alle Kokzidien abtötet, was den Meerschweinchenkörper sehr belastet, was bei eh schon sehr kranken oder auch älteren Meerschweinchen selten zu viel für den Körper sein kann. weshalb die mit uns befreundeten Notstationen es wenn nur noch geringer dosiert einsetzen. Dies soll keine Angst machen und in der Regel passiert unter Baycox auch nichts Schlimmes. Unserer Erfahrung nach wirken die nächst genannten Medikamente aber in der Regel auch gut gegen Kokzidien und sind deutlich besser verträglich, weshalb wir sie dem Baycox vorziehen.
Präparate mit Sulfonamiden können gegen Kokzidien wirken:
Cotrimoxazol (TSO-Tabletten, Cotrim/Eusaprim Saft) ist ein Kombinationspräparat der beiden Antibiotika Sulfonamid und Trimethoprim. Mehr Infos zu diesen Antibiotika und Dosierungsempfehlungen gibt es hier.
Auch reine Sulfonamide wie Sulfadimethoyxin (Präparat Kokzidiol oder Retardon) kann über sieben Tage als Pulver gegeben werden. Dies kann ebenfalls gut gegen Kokzidien wirksam sein, Sulfonamide wirken aber bei Entzündungen weniger gut alleine als im Vergleich mit der Kombination mit Trimethoprim.
Sulfonamide sind in der Regel sehr gut verträglich. Sie wirken jedoch in manchen seltenen Fällen leider nicht gegen die Kokzidien, weshalb dann doch auf Baycox oder das nächst genannte Präparat zurückgreifen muss.
Das Medikament Vecoxan (Wirkstoff Diclazuril, Lösung mit 2,5 mg/ml) ist noch relativ unbekannt beim Einsatz gegen Kokzidien beim Meerschweinchen. Es wirkt jedoch den bisherigen Erfahrungen nach in der Regel sehr zuverlässig, ist gut verträglich und muss relativ selten verabreicht werden (2,5mg/1ml der Lösung pro kg Körpergewicht; 1 Tag Behandlung oder 2 Tage Behandlung nacheinander - 5 Tage Pause - 1 Tag Behandlung oder 2 Tage Behandlung).
-> Einzeller
Einzellige Darmparasiten wie z.B. Giardien oder Kryptosporidien werden oft nicht diagnostiziert, da sie bei den gängigen Analysen beim Tierarzt nicht gefunden werden können. Man muss den Kot über drei Tage sammeln und einschicken und gezielt auch nach Einzellern, Giardien-Antigenen etc. suchen lassen (z.B. im Institut für Parasitologie der TiHo Hannover oder bei mikrobiologischen Analysen - Infos dazu stehen weiter oben im Text).
Einzeller verursachen häufig keine Symptome und gesellen sich einfach zu einer Erkrankung dazu. Wenn die Erkrankung ausheilt und im Zuge von Darmaufbau verschwinden die Einzeller auch meist wieder ohne Probleme. So bleiben sie oft unbemerkt. Einzeller wie Giardien aber werden immer mal wieder doch diagnostiziert, da sie selten schon mal hartnäckigen Matschkot oder Durchfall und auch Aufgasungen auslösen können.
Einzeller werden meist mit Panacur behandelt (Wirkstoff Fenbendazol, 10%ige Lösung, davon 0,2ml pro kg Körpergewicht; es gibt verschiedene Schemata zur Behandlung z.B. über 5 Tage, Pause von 7 Tagen, erneute Behandlung über 5 Tage). Gelingt dies nicht, weil die Einzeller dagegen vielleicht resistent sind, kann man mit Röhnfried Gambamix/Spatrix (Tabletten mit 10mg Carnidazol, über Amazon bestellbar, 1 Tablette pro 500g Körpergewicht, dann 6 Tage Pause, erneut 1 Tabl. pro 500g Körpergewicht) behandeln. Fragt dazu dann euren Tierarzt um Rat.
Bei Einzellern kann auch Metronidazol eingesetzt werden, ein Antibiotikum, was auch bei Einzellern im Urin genutzt wird. Mehr Infos zu diesem Antibiotikum stehen hier auf der Seite. Euer Tierarzt kann euch beraten, welches Medikament bei den gefundenen Einzellern Sinn macht.
-> Krankmachende Bakterien
Mittels einer mikrobiologischen Analyse können pathogene/krankmachende Bakterien nachgewiesen werden, die zu Entzündungen im Darm führen können. Meist wird dann auch automatisch ein Antibiogramm erstellt, welches die passenden Antibiotika gegen die Bakterien offenbart. Mehr Infos zu verschiedenen Antibiotika für Meerschweinchen gibt es hier.
Bei Magen-Darm-Problemen und Darmentzündungen ist oft Cotrimoxazol (TSO-Tabletten, Cotrim/Eusaprim Saft) ein gutes und wirksames Antibiotikum. Anschließend empfiehlt sich Darmaufbau mit Huminsäure oder Tiermoor (mehr Infos dazu hier), damit die Darmflora auf Dauer wieder stabiler wird und sich keine neuen Parasiten hinzugesellen.
Häufig kann man gegen solche krankmachenden Bakterien im Darm wirklich am besten gezielt das passende Antibiotikum einsetzen und danach den Darm wieder aufbauen. Geht es dem Meerschweinchen aber trotz der unerwünschten Bakterien im Darm noch nicht sehr schlecht oder ist der Befall nur leicht, kann man versuchen, sie mit den hier und auch oben im Text genannten Tipps aus der Naturheilkunde und Darmaufbau zu behandeln.
Nebenwirkungen von den Medikamenten reduzieren
Meistens sind Nebenwirkungen, die bei Einsatz der Medikamente gegen Parasiten beim Meerschweinchen auftreten können, gar keine Reaktion auf die Medikamente an sich, sondern Symptome der Absterbenden Parasiten. Sterben Parasiten im Körper, muss der Körper sie abbauen und es können beim Tod der Parasiten auch Gifte frei werden. Dies kann zu Unwohlsein führen, aber auch heftige Symptome wie starke Aufgasung, Durchfall, Inappetenz, Apathie auslösen.
Selten sind geschwächte Meerschweinchen auch schon in solchen Situationen verstorben - dies ist wirklich selten und niemand sollte dies befürchten müssen. Meistens ist dann bei dem entsprechenden Tier schon mehr im Argen gewesen und die Gifte der sterbenden Parasiten waren zu viel für den Organismus.
Dennoch macht es daher manchmal Sinn, gerade wenn ein heftiger Parasiten-Befall vorliegt, die Medikamente einzuschleichen, also erst in niedriger Dosierung zu geben und bei guter Verträglichkeit langsam zu steigern, um solche Nebenwirkungen zu reduzieren.
Fragt euren Tierarzt nach einem entsprechenden Vorgehen und Erfahrungen, bei welchen Medikamenten gegen Darmparasiten dies Sinn machen könnte.
Man kann zum Abpuffern der beim Tod der Parasiten freiwerdenden Gifte und zur Unterstützung des Darms auch mit Huminsäure, Heilerde, Pektin etc. arbeiten - mehr Infos dazu gibt es hier. Colosan (Infos hier) kann dann ebenfalls sehr hilfreich sein und auch Wärme (Infos hier).
Zudem ist dann auch viel Flüssigkeit über die Nahrung oder flüssigen Brei/Infusionen wichtig.
Ähnliche Erfahrungen gibt es auch mit Antibiotika, die auch manchmal eingeschlichen werden sollten. Mehr Infos dazu steht hier bei dem entsprechenden Antibiotikum und mehr Tipps zu diesem Thema gibt es hier.
Natürlich kann es auch immer mal zu individuellen Unverträglichkeiten bei den antiparasitären Medikamenten beim Meerschweinchen kommen. Dann sollte die Dosis reduziert oder das Medikament abgesetzt werden und eine Alternative verabreicht werden.