Aus Liebe zum Meerschweinchen und aus Tierschutzgründen raten wir generell immer zu einer Kastration von männlichen Meerschweinchen. Dies gilt auch, wenn sie in einer Jungsgruppe ohne weibliche Meerschweinchen leben. Kastrierte Meerschweinchen-Böcke nennt man Kastrate.
Im folgenden Text haben wir Infos und Tipps rund um den Eingriff als OP an sich zusammengestellt.
Hier, auf der Seite zuvor, sind wir bereits auf einige Hintergrundgedanken zur Kastration ein und auf die Eigenschaften von Kastraten.
Informationen rund um die Operation zur Kastration
Tierarztwahl für die Kastration
Viele Tierärzte bieten die Kastration von Meerschweinchenjungs an – nicht nur beim Preis, auch bei der Qualität gibt es dabei sehr grosse Unterschiede.
Am besten wählt man unabhängig vom Preis für die Kastration männlicher Meerschweinchen einen Tierarzt, der erfahren ist mit Meerschweinchen und mit dem entsprechenden Eingriff. Dieser Tierarzt sollte zudem ein gutes Narkose-Management haben.
Mehr Infos zu Narkosen bei Meerschweinchen gibt es hier. Kastrationen von Böckchen sind kurze Eingriffe, daher empfehlen wir dafür die Inhalationsnarkose/Gasnarkose mit zusätzlicher Schmerzausschaltung oder die Triple-Narkose in Kombination mit Gasnarkose.
Fragt daher am besten auch im Vorfeld den Tierarzt, wie häufig es bei ihm zu Komplikationen kommt oder erkundigt euch bei anderen Haltern, wo sie zufrieden waren mit der Kastration ihrer Böckchen. Bei manchen Tierärzten kommt es leider gehäuft zu Abszessen im operierten Bereich nach der Kastration.
Ebenso ist es sinnvoll, den Tierarzt zu fragen, wie die Meerschweinchen medikamentös nach der OP versorgt werden müssen. Es gibt leider immer noch Tierärzte, die meinen, Meerschweinchen und generell Tiere können keine Schmerzen empfinden oder würden dies bei diesem Eingriff nicht empfinden. Aber dies stimmt nicht. Bei so einem Tierarzt käme eine Kastration für uns nicht in Frage.
Meerschweinchen sollten nach der Kastration unbedingt ein paar Tage ausreichend Schmerzmittel erhalten.
Sehr empfehlen können wir, auch bei der Tierarzt-Wahl aufs Bauchgefühl zu hören. Das ist in der Regel ein guter Ratgeber.
Meistens gibt es beim Tierarzt erst nach 2-3 Wochen Termine für Kastrationen – daher sollte man rechtzeitig einen Termin ausmachen und dabei auch schon nach dem Preis fragen. Dieser variiert zum Teil sehr, auch je nach Narkoseart.
Vorbereitungen auf die OP und Nachsorge
Zu diesem Thema haben wir hier sehr viele allgemeine Tipps zu OPs zusammengestellt. Diese gelten auch für Kastrationen bei Böckchen. Dennoch haben wir nun nochmal ein paar wichtige Details und Infos aufgeschrieben, wie wir unsere Jungs vor und nach der Kastration versorgen, damit sie sich gut erholen.
-> Vorbereitung auf die Kastration
Diese Mittel und Dinge sollte man unbedingt zuhause haben, wenn ein Böckchen kastriert wird: 1ml-Spritzen, Küchenwaage, Breipulver; Schmerzmittel, Colosan und Simeticon, Honig, Rotlicht, Fleecedecken, ggf. Vitamin B und C.
Nun folgen Erklärungen, wozu diese Dinge gut sind im Rahmen der Kastration.
-> nötige Ausrüstung zum Verabreichen von Medikamenten
- 1 ml Spritzen:
um Medikamente oder Flüssigkeiten in das Mäulchen des Meerschweinchens zu geben, sollte man 1-ml-Spritzen aus Plastik verwenden. Hier gibt es Tipps für die Eingabe von Medikamenten.
- Breipulver:
hier gibt es Infos zu empfehlenswerten Breipulvern, die man mit Wasser oder Tee zu einem Brei anrühren kann. Am besten finden wir dafür Bio-Gerstengraspulver, ggf. gemischt mit einem gängigen Päppelbrei für Meerschweinchen wir Rodicare oder Herbicare. Die Medikamentengabe beim Meerschweinchen wird sehr erleichtert, wenn man gleichzeitig oder nach den Medikamenten einen für das Meerschweinchen schmackhaften Brei geben kann. So kann man auch naturheilkundliche Heilmittel besser verabreichen oder Honig und zusätzliche Flüssigkeit in den Brei mischen. Wir raten jedoch von einer Zwangsfütterung von Brei ab, wenn das Meerschweinchen nicht fressen mag. Dies wird fast überall empfohlen. Wir halten dies für unnötige und eventuell gefährliche Qual für das Tier und zudem ist dies in unseren Augen nicht nötig. Mehr Infos und unseren Gedanken dazu haben wir hier zusammengefasst – ebenfalls Tipps, was man tun kann, wenn das Meerschweinchen nicht fressen mag.
- Küchenwaage:
Mittels einer Küchenwaage kann das Gewicht des Meerschweinchens bestimmt werden. Nur so kann die Dosis von Medikamenten genau ausgerechnet werden für das entsprechende Meerschweinchen. Zudem kann das Gewicht des Meerschweinchens überwacht werden. Nehmen Meerschweinchen stark ab, ist dies ein Warnsignal, dass etwas nicht stimmt. Generell ist das Wiegen des Meerschweinchens daher wichtig im Rahmen des wöchentlichen Gesundheitschecks (Infos dazu stehen hier).
- Schmerzmittel:
In jedem Fall sollten die Jungs ein paar Tage nach dem Eingriff Schmerzmittel erhalten. Infos zu Schmerzmitteln und bei Meerschweinchen sinnvollen Dosierungen dieser gibt es hier. Selten halten manche Tierärzte die Schmerzmittelgabe nach der Kastration bei Schweinejungs leider heutzutage immer noch nicht für nötig – aber auch Meerschweinchen fühlen Schmerzen! Lasst euch nichts anderes erzählen! Hier haben wir Schmerzsymptome beim Meerschweinchen aufgeführt.
- Colosan und Simeticon:
Colosan und Simeticon (Infos dazu hier) können als Heilmittel gegen Aufgasungen wichtig sein. Eine Narkose kann immer zu leichten Aufgasungen fördern. Gibt man diese Mittel in den Stunden vor einem Eingriff unter Narkose, haben die Meerschweinchen diese Mittel während der OP im Darm und sie können helfen, Aufgasungen als Folge der OP entgegenzuwirken. Ebenfalls mindern sie Aufgasungen ein wenig, die durch Krankheiten anderer Organe und Schmerzen entstehen können. Allgemeine Infos zu Aufgasungen sind hier nachzulesen.
- Honig:
Direkt in den Stunden nach einer OP und Narkose kann es durchaus mal zu Kreislaufproblemen beim Meerschweinchen kommen. Dies merkt man, in dem das Tier schläfrig und etwas zittrig oder wackelig wirkt und auch daher nicht richtig fressen mag oder nicht sehr aktiv sein kann. Man kann dann vorsichtig ein paar ml flüssigen Brei mit einer Messerspitze Honig oder etwas Traubenzucker darin anbieten. Mag das Meerschweinchen diesen nicht von alleine nehmen, kann man 2-3 ml in sein Mäulchen geben – mehr sollte man ihm jedoch nicht aufzwängen.
Honig, vor allem Manukahonig, kann auch gut sein, sollte es zu Wundheilungsproblemen bei der Naht des Meerschweinchens kommen (mehr Infos dazu weiter unten beim Abschnitt zu Komplikationen).
- Rotlicht:
Für nach der OP ist es von Vorteil, Rotlicht im Haus zu haben. Die Wärme tut den Jungs bei der Erholung gut und gibt dem Körper Energie, die er in die Heilung investieren kann. Wärme kann nicht nur die Durchblutung und somit Organfunktionen fördern und schmerzbedingte Verspannungen lösen, sondern auch im Kampf gegen Infektionen helfen. Vor allem Rotlicht und Dunkelstrahler sind bei Meerschweinchen dazu am besten geeignet. Mehr Infos dazu gibt es hier. Zur Not geht aber auch eine Wärmeflasche mit einem Tuch darum oder Snuggle safe.
- Fleecedecken:
Man kann die Schweinejungs ein paar Tage auf Fleecedecken halten, wenn sie Streu im Gehege haben, dies ist aber eigentlich nur unbedingt nötig, da die äusseren Nähte meist gut dicht halten und somit kein Dreck in die Wunden gelangen kann. Wenn es aber Probleme bei der Wundheilung gibt und die Nähte aufgehen, dann macht es Sinn, das Streu bis zum Wundverschluss mit Fleece abzudecken. Mehr Infos zur Fleecehaltung gibt es hier.
- Vitamin B und C:
Diese Vitamine können zusätzlich sinnvoll sein, damit die Jungs sich von der OP besser erholen. Diese Vitamine sind im Notfall bei einer guten Ernährung (Infos dazu hier) nicht nötig, wenn die Jungs nach der OP fit sind. Hängen sie etwas durch oder gibt es Probleme mit der Wundheilung, würden wir diese Vitamine zusätzlich in Brei geben. Mehr Infos dazu gibt es hier. Vitamin C kann man auch bereits schon ein paar Tage vor der OP geben, denn es kann die Verträglichkeit der Narkose beim Meerschweinchen fördern.
-> Weitere eventuell nützliche Heilmittel:
Am Morgen vor der Kastration und in den Tagen danach kann man den Meerschweinchen auch schon Traumeel (Tabletten oder Injektionslösung oral gegeben) oder homöopathische Arnica-Globuli (D6 oder D12) geben. Dies kann die Wundheilung nach der Kastration unterstützen. Man kann mehrmals am Tag ein Globuli/eine Traumeel-Tablette in das Maul des Tieres geben oder aufgelöst in Brei geben.
Hier haben wir mehr Infos zu natürlichen Heilmitteln bei Entzündungen für Meerschweinchen aufgeführt. Diese können auch im Rahmen einer OP sinnvoll sein.
Auch eine Unterstützung der Leber kann bei der Gabe von Medikamenten oder vor und nach OP immer sinnvoll sein. Mehr Infos dazu gibt es hier.
-> während der Kastration beim Tierarzt:
Am besten wird der entsprechende Junge – wenn möglich – mit einem Begleit-Meerschweinchen, mit dem er sich gut versteht zum Tierarzt gebracht. Dies mindert Angst und Stress der Tiere. Zudem ist eine geschlossene, gemütliche Transportbox und reichlich leckeres Frischfutter als Proviant wichtig. Meerschweinchen sollten nämlich so wenig Stress wie möglich haben und müssen auch vor der OP normal fressen. Mehr Infos zu all diesen Dingen, die während OPs wichtig sind, haben wir hier zusammengetragen. Dort gibt es auch weitere Tipps, was während der OP beim Tierarzt sinnvoll sein kann. Ebenfalls kann man hier Tipps zu Tierarztbesuchen nachlesen.
-> Nach der Kastration
In der Regel laufen Kastrationen beim männlichen Meerschweinchen zum Glück ohne Komplikationen ab (einen erfahrenen Tierarzt vorausgesetzt). Meist sind die Jungs Dank moderner Narkosen bei einer Kastration wenige Minuten nach Ausleitung der Narkose wieder wach. Meistens beginnen sie bereits kurz danach wieder mit dem Fressen und verhalten sich ab da normal. Wenn es ihnen länger nach der OP noch nicht gut geht, muss nach der Ursache gesucht werden. Mehr Tipps zu Komplikationen stehen im nächsten Abschnitt oder hier.
Die Jungs können zuhause dann auch gleich zu ihrer Gruppe gesetzt werden, sofern sie nicht erst eine Kastrationsfrist absitzen müssen, weil sie sich gerade nicht mehr mit Jungs verstehen und nur zu Damen könnten.
Nach einer Frühkastration können die Jungs gleich wieder zu Mädels, nach einer normalen Kastration muss 6 Wochen (und in keinem Fall kürzer!) gewartet werden, da die Zeugungsfähigkeit noch so lange besteht.
Wir können dazu raten, gleich nach der OP, Fotos von den Nähten zu machen und ebenfalls in den ersten Tagen, so kann man besser vergleichen, falls sich etwas auffällig verändert. Die ersten Tage sollte man auch mindestens 1x täglich die Nähte überprüfen, da knabbern die Jungs zwar selten dran, aber es kommt vor. Man muss aber erst zum Tierarzt, sollte sich da eine Wunde zeigen und die Naht öffnen – mehr zu diesem Thema steht im nächsten Abschnitt zu den Komplikationen.
Ein Antibiotikum brauchen die Böckchen präventiv bei diesem Eingriff nicht, es sei denn, es kommt zu einer Entzündung im operierten Bereich in den Tagen nach der Kastration, was selten leider vorkommt und dann an einer Schwellung und Rötung der OP-Stelle zu erkennen ist.
Die folgenden Fotos zeigen den Genitalbereich von zwei Schweinejungs vor und nach der Kastration mit Nähten und Silberspray (dies nutzt der Tierarzt zur Desinfektion).
Der weisse Junge war bereits 1 Jahr alt und wurde normal kastriert; der schwarze Junge war erst einen Monat alt und wurde frühkastriert.
Mögliche Komplikationen einer Bock-Kastration
Bei der Kastration von männlichen Meerschweinchen kommt es sehr selten zu Komplikationen – immer vorausgesetzt, dass ein guter, erfahrener Tierarzt kastriert hat. Dies hilft, Komplikationen zu reduzieren, verhindert sie aber nicht komplett, da manche Komplikationen trotz gutem tierärztlichem Vorgehen auftreten können.
Die folgend aufgezählten Komplikationen kommen alle selten bis sehr selten vor.
Öfter auftretende, harmlose Komplikationen bei der Kastration männlicher Meerschweinchen:
- Kreislaufprobleme, Schmerzen und leichte Aufgasung:
Selten kommt es nach der Kastration von Böckchen zu Kreislaufproblemen, die dazu führen, dass das Meerschweinchen „nicht ganz wach“ wirkt, schläfrig in einer Ecke herumsitzt und nicht richtig fressen mag. Diese kommen meist durch die Narkose, können aber auch durch Schmerzen ausgelöst werden. Daher ist eine ausreichende Versorgung mit Schmerzmittel wichtig. Mehr Infos über Schmerzsymptome beim Meerschweinchen könnt ihr hier nachlesen.
Durch die Narkose, aber auch durch Schmerzen, kann es vorübergehend zu leichten Aufgasungen (mehr Infos zu diesem Thema stehen hier) kommen. Diese verschwinden, wenn die Meerschweinchen ausreichend mit Schmerzmittel versorgt werden und sich von dem Eingriff erholen. Man kann mit Colosan und Simeticon (Infos zu diesen Mitteln gibt es hier) arbeiten, um das Verringern der Aufgasung zu fördern.
Seltene Komplikationen bei der Kastration männlicher Meerschweinchen:
- Entzündungen des OP-Bereichs: in den ersten Tagen nach der Kastration kann es sein, der operierte Bereich wo zuvor die Hoden waren und um die Nähte schwillt an und wird warm. Dann ist er entzündet und das Meerschweinchen sollte neben Schmerzmittel auch ein Antibiotikum (Infos hier) erhalten. Bessert sich der Zustand nicht, sollte ein anderes Antibiotikum gegeben werden, dies ist aber in der Regel nicht nötig und die Schwellung wird meist dann nicht mehr und geht in den nächsten 1-2 Wochen zunehmend zurück. Wichtig ist immer, dass das Meerschweinchen dennoch weiterhin ein gutes Allgemeinbefinden hat. Geht es ihm schlechter und helfen die Antibiotika nicht, sollte unter erneuter Öffnung der Nähte in einer weiteren OP geschaut werden, ob eine Ursache für die Probleme zu finden ist und dabei vom Gewebe auch Proben für ein Antibiogramm in ein Labor geschickt werden.
Aus so einer Entzündung können sich folgend auch Abszesse entwickeln – dazu gibt es im nächsten Punkt mehr Infos.
Auf den folgenden Fotos seht ihr den Genitalbereich eines Jungen vor und dann mit den Nähten nach der Kastration.
Bild 2 entstand sofort nach der Kastration, Bild 3 zwei Tage danach. Hierbei ist eine Schwellung aufgefallen, diese war zwar nicht besonders heiss und hätte daher normal sein können, zur Sicherheit hat der Junge aber mehr Schmerzmittel und auch Antibiotika erhalten. Bild 4 ist weitere 3 Tage später (also 5 Tage nach der Kastration) entstanden und da war alles soweit wieder abgeschwollen. Die Wunden sind gut geheilt, die Fäden waren selbstauflösend und der Junge hat auch keinen nachträglichen Abszess bekommen. Er war bei einer sehr erfahrenen und guten Tierärztin operiert worden - dennoch kommen solche Schwellungen einfach immer mal wieder vor, denn das Gewebe kann so auf den Eingriff reagieren.
Durch die Schwellung im Bereich, wo die Hoden waren, kann es vorübergehend zu einem Penisvorfall kommen. Dabei steht der Penis heraus und lässt sich nicht wieder zurückschieben in seine ihn normal umgebende Haut. Der Penis sollte täglich 1-2x mit Babyöl oder Olivenöl feucht gehalten und gut angeschaut werden. Wickelt sich Heu darum, könnte er Schaden nehmen. Wenn die Schwellung nachlässt, so lässt sich der Penis dann meist auch wieder gut einschieben. Tipps zum Herausschieben des Penis beim männlichen Meerschweinchen sind ganz unten in diesem Text in Form eines Videos aufgeführt.
Die folgenden Fotos zeigen Penisvorfälle bei Schweinejungs. Manchmal kommt dies durch Dreck um den Penis (erste zwei Fotos, das Meerschweinchen kam aus ganz schlechter Haltung in einem dreckigen Käfig) und erledigt sich dann zunehmend mit täglicher Reinigung des Penis mit Öl. Manchmal entsteht so etwas durch Schwellungen oder heilende Wunden am Bauch (dabei zieht sich dann die Haut vorübergehend zusammen und zieht die Schutzhaut um den Penis nach oben) nach der Kastration wie auf dem dritten Bild. Der Penisvorfall geht dann zurück, wenn das Gewebe zunehmend heilt und wieder weicher und flexibler wird.
- Abszesse
In den Tagen, aber auch noch bis zu Jahre nach einer Kastration können dort, wo die Hoden waren, Abszesse entstehen. Gerade, wenn es zu Entzündungen, Schwellungen und Wundheilungsstörungen kam in diesem Bereich, begünstigt dies auch solche tieferliegenden Abszesse. Solche Abszesse wirken dann oft wie „neue Hoden“ und müssen unbedingt immer noch einmal ordentlich unter Narkose operiert werden. Die Meerschweinchen müssen dann auch ein Antibiotikum erhalten und besten sollte das operierte Gewebe dann auch für ein Antibiogramm eingeschickt werden.
Es kann aber auch nur zu oberflächlichen Abszessen im Bereich der Nähte in den oberen Hautschichten kommen. Diese müssen nicht immer noch mal erneut operiert werden, aber meistens müssen sie durch den Tierhalter gespült werden. Tipps dazu und weitere Infos zu Abszessen haben wir hier zusammengestellt.
Auch durch Abszesse kann ein vorübergehender Penisvorfall dadurch.
Sehr seltene Komplikationen bei der Kastration männlicher Meerschweinchen:
- Absterben von Fettgewebe am Bauch: Hierbei kommt es erst zu einer Entzündungsreaktion im operierten Bereich und anschließend wird Gewebe am Bauch des Tieres gelblich als Zeichen, dass es abstirbt. Danach wird dieses Gewebe dunkel und trocken und blättert ab, wobei sich von unten her neues Gewebe bildet. Das Meerschweinchen sollte auf jeden Fall gut mit Antibiotika und Schmerzmittel versorgt werden. Man kann auch einiges aus der Naturheilkunde geben zur Unterstützung (Infos dazu hier). Einen solchen Fall haben wir hier unten auf der Seite geschildert. Mittels Ultraschall kann beim Tierarzt geprüft werden, wie tief das Gewebe abgestorben ist. Die Ursache kann ein fälschlicherweise bei der OP im Bauch des Tieres abgebundener Fettstrang oder eine Infektion sein. Lässt sich die Infektion durch die Antibiotika nicht stoppen und kommt es zu aschfahlem oder schwarzem Gewebe, so ist dies oft kein gutes Zeichen und diese Meerschweinchen schaffen es dann manchmal nicht, zu überleben. Bleibt es bei gelblichem, sich dann ablösendem und neu bildenden Gewebe, können die Meerschweinchen dies überleben, solange es sich nicht um größere Flächen handelt.
- Darmvorfall: Manchmal halten die inneren Nähte nicht und die Bauchdecke öffnet sich dann in den Tagen nach der Kastration oder aber viel später. Dabei rutscht der Darm durch diese Öffnung unter die obere Hautschicht. Man bemerkt dies danndurch eine Beule im Bereich etwas unterhalb des Bereichs, wo vor der Kastration waren. Ein solcher Bauchfellbruch sollte zeitnah neu operiert werden, da der Darm sonst unter Umständen absterben kann (mehr Infos darüber kann man auf dieser Seite nachlesen am Beispiel von Meerschweinchen-Weibchen, bei denen sowas ebenfalls nach einer Kastration auftreten kann – jedoch an anderer Stelle.)
Rechts auf dem Pfeil kann man die folgenden Fotos ausklappen. Die Fotos zeigen keine Wunden, aber sind nicht so schön anzusehen, weshalb wir sie hier verberben und nur daran Interessierte sie sehen können.
Die Fotos zeigen einen inneren Darmvorfall kurz nach der Kastration. Eine innere Naht hatte nicht gehalten und der Darm war durch die Bauchdecke gedrungen und hatte den Bereich über einer Naht einseitig verdicken lassen. Es handelte sich nicht um eine Wundschwellung. Das Meerschweinchen war nach der Kastration erst nicht ganz okay und erholte sich vom Eingriff langsamer als normal, was eventuell ein Hinweis war, dass etwas nicht stimmte.
Das Schweinchen wurde dann zeitnah bei einem sehr guten Tierarzt operiert, der den Darmvorfall erfolgreich beheben konnte. Das Tier war nach der OP sofort fit und gut drauf. Anschliessend hielten die Nähte und alles heilte gut ab.
Der zu sehende Penisvorfall hing nicht damit zusammen, bestand schon vor der Kastration und kam durch zu dreckige Haltung.
- Öffnung der Nähte durch das Meerschweinchen selbst. Es kommt selten zu dem Fall, dass die Meerschweinchen sich selbst an den Nähten herumknabbern. Solange sie nur vielleicht einen Faden ziehen, ein wenig die Haut anrauen dabei und sonst alles gut aussieht, ist es kein Grund zur Sorge und kann durch ein wenig Manukahonig desinfiziert werden. Ansonsten muss dies dann nur beobachtet werden. Wahrscheinlich hat in einem solchen Fall einfach der Faden etwas irritiert oder die Wunde geschmerzt. Ganz selten passiert es jedoch, dass die Jungs sich die Nähte komplett öffnen. Ggf. ist dann so ungünstig vernäht worden, dass es zu starken Schmerzen durch die äußre oder innere Naht kam und die Jungs daher so reagierten. Oder aber die innere Naht hat nicht gehalten, der Darm fiel vor und dies war für die Jungs extrem unangenehm durch den entsprechend entstandenen Druck. Dies muss dann schnellstmöglich wieder unter Narkose zugenäht werden. Leider kann es dabei passieren, gerade wenn die innere Naht nicht gehalten haben oder diese mit geöffnet wurden, dass die Böckchen sich auch den Darm herausziehen. Meistens überleben sie dann leider nicht in solchen Fällen.
- Tod: Dass Böckchen bei einer Kastration versterben, ist heutzutage zum Glück Dank modernen Narkose- und OP-Management sehr sehr selten. Manchmal kommt es leider dennoch vor, dass sie aus der Narkose nicht mehr erwachen oder in den Stunden oder 1-2 Tagen danach versterben. Dann werden sie nach der Narkose auch meist nicht mehr fit und sind in schlechtem Zustand. Es kann sein, dass individuelle Unverträglichkeiten gegen die Narkose bestanden oder das Meerschweinchen eine Krankheit hatte, die nicht bekannt war und die den Organismus eventuell schon bereits vor der OP belastet hatte (z.B. ein angeborener Herzfehler).
Achtsamkeit auf die Geschlechtsorgane beim männlichen Meerschweinchen
Bei manchen männlichen Meerschweinchen (auch bei unkastrierten Jungs) sollte man generell den Penis ab und zu vom weißlichen Smegma oder Heuresten befreien. Ebenfalls kann eine Leerung der Perinealtasche nötig sein, Infos dazu könnt ihr auf dieser Website hier nachlesen: https://meerschweinchenwiese.de/pflege#Perinealtasche
Dieser junge Kastrat hier war unser Beispiel, wie man eine Peniskontrolle durch das Herausschieben des Penis durchführen kann: https://youtu.be/fKH5ddtI3YQ