Meerschweinchenjungs sind leider in der Regel nicht dafür gemacht, mit anderen Jungs zu leben. Am natürlichsten sind Haremsgruppen (Infos hier) aus einem Kastraten mit mehreren Weibchen.
Dennoch sind Jungsgruppen sinnvoll und toll, wenn sie harmonisch sind – sie ermöglichen eine Reduktion des Böckchen-Überschuss, der überall vorliegt. Dieser entsteht dadurch, dass die Jungs oft nur mit mehreren Damen gehalten werden können.
Wir freuen uns daher immer, wenn jemand sich dazu entschliesst, eine Jungsgruppe aufzunehmen! :-)
Tipps zum Gelingen von Jungsgruppen
Ob so eine Gruppe erfolgreich ist, kommt unserer Erfahrung nach stark auf einige Faktoren an – und es braucht auch etwas Glück. Folgende Faktoren können Einfluss auf das Gelingen von Jungsgruppen haben.
Charakter, Erziehung, Gesundheit:
Am wichtigsten ist wohl der Charakter der Schweine-Jungs. Wenn sie sehr bewegungsfreudig, energiegeladen, ein wenig draufgängerisch, frech und sehr dominant sind, sind die Voraussetzungen für eine Jungsgruppe nicht gut. Sind die Jungs aber eher gemütlich, sozial, freundlich und unterwürfig, so sind sie eventuell auch bockverträglich und somit geeignete Kandidaten für Jungsgruppen. Dies gilt auch, wenn die Jungs bereits einmal erfolgreich in einer Jungsgruppe gelebt haben.
Manche Meerschweinchen sind ohne Erzieher (Infos dazu hier) aufgewachsen und haben dann nie gelernt, sich sozial zu verhalten. Gut sozialisierte und erzogene Meerschweinchenjungs lassen sich natürlich eher mit anderen Jungs vergesellschaften, als unerzogene und schlecht sozialisierte.
Die Gesundheit der Jungs hat eventuell ebenfalls einen Einfluss, da kranke Meerschweinchen manchmal gejagt werden von den gesunden Meerschweinchen oder aber etwas zickig reagieren, weil es ihnen nicht gut geht.
Kastration:
Die Kastration (Infos hier) von männlichen Meerschweinchen verringert ihre männlichen Hormone und macht sie ausgeglichener und ruhiger und kann dazu beitragen, dass Jungsgruppen besser funktionieren. Sie ist aber keine Garantie dafür, auch keine Frühkastration (Infos dazu hier).
Gehegegröße und Gehegegestaltung:
Die Größe und Gestaltung des Geheges sind sehr wichtige Faktoren, ob Jungsgruppen harmonisch sein können. Zu kleine Gehege kann Stress für die Jungs sein und zu Streit führen, dies gilt auch generell für Meerschweinchen-Gruppen. Auch Langeweile führt zu Frustration und Unterhaltungsmöglichkeiten sind für so neugierige und schlaue Meerschweinchen sehr wichtig. Mehr Infos zum Platzbedarf gibt es hier. Hier kann man Anregungen zur Gestaltung von Innengehegen lesen und hier zu Außengehegen.
Gruppenzusammensetzung:
Die Gruppenkonstellation mit den einzelnen Charakteren sowie das Alter der Meerschweinchen haben auch Einfluss auf den Erfolg von Jungsgruppen. Manchmal bringt ein neues, soziales Meerschweinchen eine ganz andere Dynamik in die Gruppe, so dass es besser klappt.
Erfahrungen in Gruppen und Alter:
Wenn Meerschweinchen von Kindheit an in einer Jungsgruppe gelebt haben, ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass sie weiterhin bockverträglich bleiben. Baby-Jungs entscheiden beim Erwachsenwerden jedoch leider manchmal, dass sie nun doch nicht mehr rein unter Jungs leben wollen und sind diesbezüglich also dennoch keine garantierten dauerhaften Kandidaten für Jungsgruppen. Kastraten, die bereits eine Weile bis mehrere Jahre in der Gesellschaft von Mädels gelebt haben, tolerieren das Leben in einer Jungsgruppe meist nicht mehr.
All diese genannten Punkte fördern die Wahrscheinlichkeit, dass eine Jungsgruppe erfolgreich harmonisch ist – dennoch kann es sein, es klappt dennoch nicht trotz all dieser Mühen.
Die Jungsgruppen-Haltung von Meerschweinchen ist anspruchsvoll und daher eher etwas für Menschen, die bereits Erfahrung mit der Haltung von Meerschweinchen haben. Meerschweinchenhalter mit viel Erfahrung mit Jungsgruppen schaffen es manchmal auch durch gute Beobachtung der Tiere und geschicktem Umgang mit den Tieren, kleine Streitigkeiten aus der Welt zu schaffen und wieder Harmonie in die Jungsgruppe zu bringen. Dennoch bleibt es mit Jungsgruppen generell eher schwierig und man sollte nichts über den Zaun brechen aus Liebe zum Tier. Verstehen die Jungs sich nicht und kommt es immer wieder zu stressigen Situationen wie anklappern, jagen, hacken, Fell rupfen, wegscheuchen, anspringen oder gar richtigen Kämpfen und blutigen Wunden, sollte man die Jungs trennen, kastrieren lassen und in die Gesellschaft von Damen geben.
Eine Kastration ist auch für Jungs in Jungsgruppen immer sinnvoll
Eine Kastration macht die Jungs nicht nur ruhiger, weil sie dann nicht ständig von ihren Hormonen gestresst sind, sondern es ist für sie auch für später im Alter eine Absicherung auf Gesellschaft. Wenn unkastrierte Meerschweinchenjungs alt werden und krank und sich irgendwann vielleicht doch keinen anderen Bock mehr als Partner toliereren, dann wird es problematisch, für ihn noch einen Partner zu finden.
Tipps in einem solchen Fall gibt es hier.
Ein alter Meerschweinchenjunge, der nicht mehr kastriert werden kann, aber auch keine anderen Jungs mehr toleriert, läuft Gefahr, ganz alleine zu bleiben für den Rest seines Lebens. Das ist immer sehr schade, denn es sind sehr soziale Tiere und dann sind sie dauerhaft traurig und einsam.
Bis zu einem Alter von 7-8 Jahren können Meerschweinchenjungs bei einem guten, erfahrenen Tierarzt kastriert werden, wenn sie gesund sind. Mit dem Alter steigt aber das Risiko von Komplikationen und die Jungs müssen nach der Kastration auch noch 6 Wochen warten, bis sie zu Mädels dürfen, da sie solange noch zeugungsfähig sind.
Daher ist es ratsam, die Jungs immer vorsorglich kastrieren zu lassen, wenn sie noch jung und fit sind. Auch, wenn sie aktuell in Jungsgruppen zufrieden sind, ist dies für die Zukunft eine gute Absicherung und so müssen sie dann auch nicht wochenlang nach der Kastration alleine sitzen.
Erweiterung der Jungsgruppe
Wenn ihr eine Gruppe männlicher Meerschweinchen aufnehmen wollt oder eure Jungsgruppe durch Kastrate erweitern wollt, holt euch den Rat bei einer guten Notstation ein. Empfehlenswerte Notstationen kennen ihre Kastrate und Frühkastrate und wissen.